[1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

[März '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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[1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Die Menge tobte. Schon lange hatte es keine richtige Prügelei mehr gegeben. Schon lange war nicht mehr so viel Blut geflossen wie heute Nacht. Sie mochten alle keine Kinder des Kains sein, aber die Gier der Trunkenbolde nach Blut war beinahe ebenso wie die jener Verdammten. Wobei - waren sie auf ihre Weise nicht auch verdammt ihre kleinen, jämmerlichen Leben der Boshaftigkeit zu widmen? Aus anderen Gründen zwar, aber sie hatten sich doch in einem Netz aus Sünden, Hoffnungslosigkeit und Zorn verfangen wie Fliegen im Netz einer Spinne. Und doch zappelten sie. Abende wie diese, an denen das Leben auf seine schmutzige, hässliche Weise aufbrodelte, waren der Beweis, der unbändigen Energie. Des Trotzes gegen aller Widrigkeiten, die diesen Menschen entgegen gesetzt worden waren.
In den Momenten, da die Fäuste flogen, sich Blut und sehr viele andere Säfte auf den Boden ergossen, in denen kein Schritt möglich war ohne sich mit dem Schmutz der Gassen zu besudeln, waren sie frei. Sie waren ihre eigenen Götter in ihrer eigenen, kleinen Welt.

Sousanna genoss dieses Wuseln, diesen ungezähmten Drang nach Leben. In dem Gewühl aus Hunden, Straßenkindern, Huren und Tunichtguten war auch sie frei. Hier konnte sie die Fesseln der Etikette und ewigen Höflichkeit ablegen. So fröhnte auch sie ihrem eigenen kleinen Rausch, wenn auch auf andere Weise als die meisten.
Sie hatte schon einige der Trunkenen um ein wenig ihres Lebenssaftes erleichtert und der Wein in deren Blut, hatte ihre Wangen noch etwas rosiger werden lassen. Sogar ihr Kichern über die derben Kommentare der drei Jungspunde, die sie gerade zu umwerben versuchten, war lebendiger, ja beinahe enthusiastisch. Es war eindeutig ein guter Abend. Und nachdem alle ihre Diener heute Abend frei hatten, hatte auch sie beschlossen, dass diese Nacht ganz allein ihr und ihren Sünden gehören sollte. Man konnte ja nicht ständig nur ackern.
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Die dem lieben Griechenlande rann,
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Angelique
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Warum schleppen wir noch mal die beide Bälger in die Kneipe mit, Hugh?", wollte der blauäugige vierschrötige Mann im Kettenhemd und mit dem breiten Schwert wissen.
Cristiana sah zu dem Mann auf. Blonde Bartstoppeln im kantigen Gesicht und die blauen Augen, sowie der harte Akzent des normannischen Altfranzösisch, das er nur leidlich beherrschte, wiesen ihn als Krieger aus den Ostmarken des Kaiserreichs aus.

Der als Hugh angesprochene Mann war deutlich größer, ein Normanne, da musste man nicht auf den langen Schild und den unverkennbaren Spangenhelm schauen. Ein Erbe der heidnischen Ascomannen, fürwahr. Sein normannischer Dialekt war muttersprachlich, als er antwortete:
"Weil der Hauptmann das so will, Gerhard de Gilmundi. Er mag die Gören halt und sie sind ganz passable Pagen. Neben ihren eigentlichen Qualitäten, natürlich."

"Ich weiß nicht, ich mag sie eher, hm, mit Vorwerk und gebärfreudigerem Becken. Aber die Blasse ist schon sehr süß."

"Ja, sie ist ein Engel."

Die beiden Krieger lachten dreckig. Und Hugh kniff dem neben ihm gehenden als Jungen verkleideten, blassen Mädchen mit den dunklen Locken in die Wange. Dies lächelte dümmlich, als verstünde es die Sprache nicht.

Stronzi, dachte Cristiana bei sich. Selbst ich kann inzwischen genug von der Sprache der gotischen Barbaren, um euer Gelaber zu verstehen.

Sie schaute zu dem blassen Mädchen, das sie unter der Mantelkapuze freundlich und verschwörerisch anlächelte.
Erkannten die Männer wirklich keinen Engel oder Teufel, wenn sie einen sahen? Noch dazu ihren ganz persönlichen Engel, der sein Blut ihnen gab und es in köstlichen Wein verwandelte?

Männer sind einfach nur dumme Schweine!
Cristiana pustete sich eine Strähne ihres honigblonden Haars aus dem sommersprossigen Gesicht, das so gebräunt war, wie es nur ein Landmädchen aus den Bergen haben konnte.

Aber war sie wirklich besser als die schändenden Kriegsleute? Sie hatte das Blut von der getrunken, die der heilige Ferrucio als Luxuria verdammt hatte.

Und doch: Als die Dämonen der Hölle und ihre Diener über Kreuzdorf gekommen waren, war von Ferrucio nichts mehr zu sehen gewesen, als alle seine Schäfchen zur Opferbank geführt worden waren. Nur der Todesengel war gekommen und hatte die Schänder und Plünderer gerichtet, hatte sie arme Sünderin von der Strasse gelesen, als sie am Verhungen gewesen war.

Und nun nahm sie sie zu einem anderen Engel mit. Einem Succubus mit Gewissen, wie sie ihr anvertraut hatte, und einer Freundin aus den ersten Tagen nach dem Fall, als sie dem Lichtbringer gefolgt war und nun Busse dafür tat.

Cristiana war gespannt, als sie mit ihrer Herrin und den Kriegsleuten die Kaschemme an der Mauer betrat.
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Sousanna
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Sousanna »

In besagter Kaschemme waren bereits die ersten Opfer zu Boden gegangen und ein Mann mit der Attitüde eines Kampfhundes ließ sich gerade für einige Augenblicke feiern und Wein heranschaffen. Ohrenbetäubender Lärm aus Jubel und Schmähungen würde die Neuankümmlinge umfangen. Fürs erste schien man sie noch zu ignorieren, doch die ersten Blicke verrieten bereits, dass man sich zu fragen begann, wie gut sich die beiden Kerle wohl im improvisierten Ring schlugen. Es würde sicherlich eine ganz großartige Keilerei geben, wenn man diese Fremden dazu bringen konnte, sich hier einzumischen.

Ein gewisser Succubus allerdings war gerade zu beschäftigt damit ihren Vorbau und das durchaus gebährfähige Becken bewundern zu lassen. An ihrem Platz auf der Treppe zeigte sie gerade einen winzigen Auszug aus den Tanzkünsten ihrer Heimat.
In ihrer Heiterkeit, brachte sie sogar der Versuch des Mutigsten ihres Harems für diese Nacht ihren Rock dabei etwas zu lüpfen nur zu einem übermütigen Kichern. Das Gewissen hatte sie heute wohl bereits irgendwo vergessen. Ihre Lippen fanden in einem in jeder Hinsicht verdorbenen Kuss die seinen und ganz zufällig enthüllte verrutschender Stoff einen Teil der ungewöhnlich wohlgeformten Beine.
Auch ihre Wachsamkeit war wohl im Augenblick etwas eingeschränkt, denn sie würde die beiden Mädchen und ihre Vertrauten wohl erst bemerken, wenn sie direkt ihre Aufmerksamkeit forderten. Zu sehr war sie gerade mit dem Amüsement der drei Nachwuchsverbrecher beschäftigt.
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Hier geht´s ja hoch her", rief Hugh lachend und nahm einen Holzbecher direkt vor der Nase eines vernarbten Schurken weg. In einem Zug stürzte er das Gesöff die Kehle hinunter. Als dieser aufmuckte und die Hand am Messer aufstand, schlug er der Normanne mit bösem Grinsen den inzwischen geleerten Becher ins Gesicht des Mannes. Holz und Zähne splitterten, benommen seine blutende Visage haltend, sackte der Mann wieder auf seine Bank zurück.

Das Gesindel lachte und gröhlte.

Derweil achtete niemand auf die zwei unscheinbaren Gören. "Und, Cris", fragte leise das blasse Mädchen das sommersprossige. "Weisst du schon, wer es ist?"

Cristiana schaute sich um. Nirgends war sie Blässe an jemanden zu sehen, die so typisch für die alabasterschönen Engel war, die sie gesehen hatte und die wie unnahbare Statuen wirkten.

Und doch, ihre kleine engelhafte Herrin hatte sie viel gelehrt. Cristiana folgte ihrem Instinkt, achtete auf Details und suchte nach dem Hauch des Göttlichen.

Da! Umgeben von stinkenden, dummen Putanesca war sie: der Succubus, lebendiger als das leben, draller und verführerischer als eine sterbliche Frau sein konnte.
Zu lebendig.

Versteckt und nicht hinschauend deutete Cristiana auf die Frau, die keine Frau war, sondern Lilliths Brut.

Blut schoß in ihre Wangen, als sie das stolze Nicken ihres Todesengels sah. Allein das war so belohnend!

"Komm, laß uns zu ihr gehen", raunte Angelique der Strassengöre zu und gemeinsam gingen sie zur heruntergekommenen Venus, zur traurigen Astarte in ihrem elenden Bumslokal, wo sie doch in anderen Zeiten und an anderen Orten die Göttin in einem prachtvollen Tempel gewesen wäre.

Verehren tun diese dummen Schweine sie trotzdem, dachte Cristiana zynisch, ob in suhlend in einem Stall oder auf Knien in einer Basilika.
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Sousanna
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Man johlte und lachte. Der eine war eindeutig aus gutem Holz geschnitzt. Geradezu einer von ihnen. Er würde wie ein Held gefeiert und bejubelt. Dreckige Hände drückten ihm noch mehr Wein in die Hände und bald fanden sich auch einige der Huren, die ihn bewunderten. Sogar der grimmig dreinblickende Kerl, der eben noch der Held gewesen war, kam mit einem anerkennenden Nicken zu ihnem hinüber, während er sich gelassen über eine aufgeplatzte Stelle an seinen Knöcheln leckte.
Anderen hätte er die Visage poliert, für eine soche Unverschämtheit in seinem Revier, aber ihm waren die beiden Gören nicht entgangen. Und solange der kleine Teufelsbraten, diese Spinnerin noch die Freundin seiner Liebsten war, hatten ihre Männer hier eine gewisse Narrenfreiheit. - Zumindest solange bis sie eine wirkliche Dummheit begangen. Aber Tomaso war ohnehin ein elender Schwätzer gewesen. Der hatte es verdient.

Sousanna selbst war derart gut gelaunt, dass sie der Kleinen für solche Umschreibungen einen Kuss auf die Nase gedrückt hätte.
Doch gerade war sie mit einem der drei recht engen, recht unanständigen Tanz verschlungen, während die anderen gerade ihren Kameraden für die Orte bejubelten, an die sich seine Finger verirrten.
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Angelique
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Leise lächelnd ging das verhuschte, blasse Mädchen auf die Sündengöttin zu, als der Tanz endete.

"Hallo, liebste Sousannoula", erschall das melodische Stimmchen durch das Hintergrundrauschen des Kneipenlärms.
Die Griechin würde bemerken, dass der scholastische Splitter der Seele ihrer irrsinnigen Freundin gerade die Oberhand hatte, so dezent und unauffällig wie sie gekleidet war.

Aber das mochte täuschen. Wie die Ravnos war auch die kleine Malkavianerin Meisterin der Illusion.

"Schau mal, was mir zugelaufen ist", meinte sie grinsend und deutete auf Cristiana, die abseits stand, den Knaben mimte und im aufgewühlten, schäumenden Gewirr der Menschen aufmerksam beobachtete und zuhörte.
Ein hübsches, kleines Ding, dessen Augen zuviel gesehen zu haben schienen und das leicht traumatisiert und altklug wirkte. Mit Sicherheit sehr clever für ein Mädchen, wenn Angelique ihrer Linie treu blieb.

"Ist sie nicht toll? Eine Überlebende von Kreuzdorf, zäh wie eine Strassenkatze und von bittersüßem Blut verdorbener Unschuld."
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Sousanna
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Ihre drei Bewunderer schienen recht überrascht davon zu sein, dass ihr hübsches Spielzeug sich umwandte und den beiden Kindern ein strahlendes Lächeln zuwarf, das jede Trübsal verjagen mochte. Um ehrlich zu sein, schmollten sie sogar recht eindrücksvoll und warfen den beiden eindeutige Blicke zu, dass sie sich besser trollten. Sousanna aber zeigte einen übertrieben formvollendeten und höflichen Knicks.
"Kleines Schwesterlein", grinste sie und öffnete die Arme überschwänglich zu einer Umarmung, wobei sie tatsächlich wohl etwas ins Taumeln geriet. Schurken tranken gerne viel - und sie trank gern von Schurken. Auch ihre Stimme hatte bereits den rauen Ton eines angeheiterten Abends angenommen.

Mit schiefgelegtem Kopf musterte sie schließlich die Kleine und zeigte auch ihr gegenüber ein strahlendes Grinsen. "Guten Abend, kleines Kätzchen.", schmunzelte sie und lud sie mit einer Handbewegung ein, ruhig näher zu kommen, ehe sie Angelique anerkennend zunickte. "Du hast eindeutig einen guten Geschmack. Ich finde immer nur" Seufzend blickte sie sich um und wirkte dabei recht zerknirscht. "Sowas"
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Angelique
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Cristiana trat zögernd näher. Sie senkte das Haupt vor der so lebendig wirkenden Untoten.

Angelique strich über ihre Wange. "Und? Was ist dir aufgefallen?", fragte sie neugierig.

Das Mädchen deutete versteckt mit leichtem Nicken auf einige der Blutvasallen Sousannas. "Die sind, glaub´ ich, wie ich und die anderen. Bei dem, den Hugh den Becher in die Fresse geschlagen hat, bin ich mir ziemlich sicher. Wo die blutigen Lücken im Mund sind, wachsen bereits wieder Zähne hervor wie bei einem Kind, das die Milchzähne verloren hat... oder wie bei einem Haifisch."

Das Mädchen war erschrocken und fasziniert zugleich.
"Und alle sind geil wie Unkraut und zornig wie tollwütige Köter", fügte es flüsternd hinzu.

Angelique strahlte stolz. "Gute Augen und scharfsinnig. Nur in der Wortwahl noch etwas ungeschliffen."
Cristinia errötete widerwillg.

Hugh hatte sich seiner Rüstung entledigt machte derweil fröhlich beim Kneipenprügeln mit. Gerhard schüchterte einen Streithahn ein, der mit seinem kleinen Messer rumfuchtelte, in dem er seelenruhig sein riesiges einschneidiges Messer zog, fast ein Schwert, die im Norden des Reiches üblich waren.
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Sousanna »

"Tststs", machte die Schöne und legte die Finger unter das Kinn der niedlichen Ghulin, um ihren Kopf sanft anzuheben. "Hat meine liebe Freundin dir denn nicht gesagt, dass ich nicht auf diese dummen Dinge bestehe? Du brauchst mich nicht behandeln wie eine Königin." Sie grinste leicht verschwörerisch. "Freunde nennen mich zwar immer wieder eine liebreizende Herzogin, aber ich zerfließe nicht, wenn mich jemand ansieht. Und die da" Sie blickte in der Menge umher und verzog das Gesicht zu einem halb amüsierten Grinsen. "Denken dabei sogar schmutzige Dinge."

Dann hob sie grinsend eine Augenbraue und musterte die beschriebenen Männer. Beinahe nachdenklich hatte sich ihr Gesicht etwas schief gelegt, als würde die Kleine hier etwas aufdecken, das sie bisher noch gar nicht bedacht hatte.
"Du bist ein scharfsinniges kleines Ding.", stellte Sousanna schließlich fest und arrangierte sich zu einem Bild der Verführung an die Treppe. "Aber ja, die richtigen Worte solltest du noch lernen. - Aber Angelique ist in der Hinsicht die beste Lehrerin, oder Liebes?" Vielsagend grinste sie die kindlichen Blutsaugerin an. Sie wäre einmal mehr in der Laune für eine weitere Lehrstunde.

Träge betrachtete sie die wieder aufkeimenden Prügeleien und ihr mildes Lächeln war das einer amüsierten Raubkatze.
Erst nach einer Weile lächelte die Ravnos Angelique an. "Aber was führt euch beiden Süßen zu mir?"
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Angelique
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Re: [1006] Sündige Tugend oder tugendhafte Sünden [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Genau das", antwortete Angelique. "Ich dachte mir, ich könnte meine kleine Schülerin hier ein bisschen lehren, ihr Genuas Herrin des Zwielichts zeigen und dieser dabei auch ein zwei Sachen beibringen."

Die kleine Malkavianerin lächelte leise. "Vielleicht möchtest du ihr ebenfalls das eine oder andere beibringen?", fragte sie neckisch.

Ernster meinte sie: "Natürlich stelle ich sie dir hiermit auch als meine kleine Botin vor, damit du weißt, wer sie ist, wenn ich sie schicke. Meine anderen credentes sind immer so auffällig."

SIe deutete mit dem Daumen über die Schulter zu ihren Söldnern hin. Wie zur Bestätigung von Angeliques Worten griff der eine gerade lachend einer quietschenden Schankmaid unter den Rock, während der andere seine Faust in die Magengrube eines Kontrahenten grub und diesen sich krümmen ließ wie ein Klappmesser. Am nackten, sehnigen Oberkörper des Boxers konnte der geübte Blick erkennen, was dessn Fausthieb so mörderisch machte. Rechte Schulter- und Armmuskulatur waren seit der Kindheit auf den Kampf mit der schweren Reiterlanze trainiert.

Cristiana behielt all das auch im Blick, fokusierte ihn aber hauptsächlich auf die kalten Engel vor sich.
Ja, credentes, das waren sie wohl, dachte die kleine Zynikerin. Nur nicht für einen grausamen und bösen Gott der irdischen Welt oder unnahbaren im Himmel, wie ihre Herrin glaubte, sondern nur für den kleinen, blutschlürfenden, traurigen Engel, der sich um die kleinen Leute kümmerte und den sie immer mehr zu lieben begann.

"Herzogin", echote sie schließlich Sousannas Worte. "Welchem Heer zieht Ihr voran?", wollte sie wissen. Sie biß sich auf die Zunge. Neugier würde sie noch töten - wie die sprichwörtliche Katze.
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