[1006] Bearbeitung [Sousanna]

[März '18]
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La Vedova
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Es dauerte nicht lange, da hielt die byzantinische Schönheit einen Holzbecher mit frischem Lebenssaft in der Hand, während Seinfreda offenbar nicht durstig war- doch hatte sie in dieser Nacht ja auch kaum Anstrengungen unternommen.
"Seinen Tod werden wir verhindern, das sicherlich", meinte sie leise "Gold..", wiederholte sie dann mit nachdenklichem Blick auf Sousanna. Welch eine Verschwendung...
"Wenn er also diese Nacht überlebt und er geläutert sein wird, so plane ich ihn wieder in den Thermen einzusetzen- jedoch ohne Bestimmungsgewalt, sondern als einfacher Diener, sofern Ihr nichts dagegen habt. Sollten erneut Verfehlungen seinerseits an meine Ohren dringen, so werde ich ihn beseitigen."
Die letzten Worte hatte sie in einem so beiläufigen Geschäftston ausgesprochen, als erzählte sie Sousanna davon, dass sie vorhatte, die Leitungen in den Thermen neu verlegen zu lassen.
Dann blickte sie freundlicher drein "Sagt, wie geht es Euch nun damit? Fühlt Ihr Eure Ehre wieder hergestellt?"
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Sousanna
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ruhig und wie zum Gruße hob die Sünderin den Kelch und neigte leicht vor Seinfreda das Haupt. "Ich danke euch."
Über die Pläne dann runzelten sich die Brauen der scheinbar so jungen Frau. "Ich fürchte, werte Freundin, er wird kaum mehr im Stande sein, Arbeit mit den Händen zu verrichten. Zumindest, wenn es stimmt, was man mir gesagt hat, so werden sie taub bleiben.", meinte sie schließlich nachdenklich mit gleichgültig gezuckten Schultern, als spräche sie nicht gerade darüber, dass sie einem Mann beinahe jede Möglichkeit zur Arbeit genommen hatte. "Bevor ihr ihn ... entsorgt, kaufe ich ihn euch gern ab. In meinen Gefilden gibt es sicher hin und wieder etwas für Personen seiner Talente."

Schließlich seufzte sie leicht und legte mit einem kleinen, vielleicht etwas gequälten Lächeln den Kopf schief. "Ich will nicht sagen, dass ich Dinge in diesem Ausmaß gewohnt sei, aber es ist auch nichts Neues für mich. Was meine Ehre angeht, so sagen wir: Er hat mir etwas genommen und ich ihm. Wir sind quitt. Nun kann ich vergeben und vergessen."
Sacht neigte Sousanna den Kopf zur anderen Seite und musterte die Rothaarige. "Und wie geht es euch? Mit dieser Sache und allgemein. Ihr meintet das letzte Mal, dass es noch etwas zu besprechen gäbe."
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La Vedova
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda runzelte die Stirn, als Sousanna anbot, ihr diesen Mann abzukaufen. Wie merkwürdg. Sie sagte nichts weiter dazu, sondern setzte sich hin und bot auch Sousanna einen Platz an.
"Demnach agiert Ihr also nach dem Prinzip von Auge um Auge?", fragte sie interessiert nach.
"Wie es mir geht...das hat schon lange keiner mehr gefragt.", meinte sie dann leiser "Den Umständen entsprechend...in manchen Nächten geht es mir hervorragend und ich fühle mich von der Muse geküsst. In anderen...nicht so sehr."
Ihr Blick war zur Tür gewandert, als erwarte sie noch jemanden, sah dann jedoch wieder zu Sousanna.
"Ja, richtig, das hatte ich wohl gesagt...Es ist so, dass es sich ergab, dass mir andere Blickwinkel auf Euch ermöglicht wurden. Ich spreche hierbei nicht von der kurzen Untersuchung Eurer...Dentalfunktion...sondern eher einer nonphysischen Ebene.", sie hielt inne. Offenbar war ihr nicht ganz wohl bei der Sache.
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Sousanna
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos schien es nicht zu stören, dass Seinfreda ihr Angebot seltsam fand. Es war ausgesprochen und damit hatte sie ihr Ziel erreicht.
Ihre Frage ließ sie wieder nur die Schultern zucken. "Ich handle nach dem Gesetz der Straßen.", erwiderte sie schlicht und ließ den Blick über ihre Männer schweifen. "Es ist einfach und schlicht. Für langes Nachtragen ist keine Zeit, wenn man verhungert. Eine Sache wird durch Schuld und Sühne erledigt - alles andere braucht zu viel Energie." Ein seltsam hartes Lächeln spielte über ihre so weichen Züge. "Ich für meinen Teil halte es schlicht für verantwortungslos, Energie und Zeit zu verschwenden, nur weil wir länger über die Erde wandeln."

Dann aber wurde ihr Blick mitfühlend. "Nach allem was geschehen ist, ist es natürlich, dass Ihr gute und schlechtere Nächte habt. Und es ist eine Schande, dass Euch niemand fragt, wie es euch geht." Sie klang streng wie eine Mutter, ehe ihr Lächeln sich weich an die Kappadozianerin wandte. "Wenn dem so ist, sollte ich euch öfter besuchen. Vielleicht zu angenehmeren Angelegenheiten."

"Nonphysisch?", wiederholte die Ravnos schließlich und gab sich nicht einmal Mühe, ihr Unverständnis zu verbergen. "Was ist Eure Erkenntnis über mich?"
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La Vedova
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Sie seufzte und erwiederte Sousannas Lächeln sachte.
"Seht her, es tut mir leid, was zwischen uns vorgefallen ist. Auch wenn wir beide sehr unterschiedliche Ansichten haben, wie ein Leben oder Unleben zu führen ist und sich unsere Moral stark unterscheidet, so ist es wohl so, dass wir eigentlich ähnliche Ansichten haben, wie wir uns eine Zukunft- dieser Stadt oder im Allgemeinen- wünschen. Vielleicht war ich etwas zu voreingenommen von Eurem Clan, der mir immer als unzuverlässige Herumtreiber und unehrliche Halunken beschrieben wurde. Gewisste Handlungen haben diese Vorurteile dann bestätigt und ich habe mein Bild von Euch nicht weiter hinterfragt. Das war unklug von mir und nicht weitsichtig genug,
Im Gegenzug seht Ihr mich vermutlich als verkorksten Moralapostel oder vergeistigte Stubenhockerin, die Euren Lebensentwurf nicht verstehen will. Doch das stimmt nicht...ich fürchtete nur, dass Ihr mit offenen Augen ins Unglück lauft und ich hatte gehofft, einen alternativen Weg der Tugend aufzuzeigen...doch das ist völlig fehlgegangen.
Da unsere beiden Wege zweifellos unvereinbar sind und keine von uns von ihrem abweichen wird, ist es wohl das beste, dies zu akzeptieren- auch wenn es mir schwer fällt- und stattdessen vielleicht gemeinsame Projekte zu überdenken, die unsere Interessen unterstützen? Ich dachte da an Frauenbildung und das stärken von Erbrechten für Witwen aber auch an Möglichkeiten, Frauen aus dem Gewerbe das Leben einfacher und sicherer zu gestalten...ich habe auch einige Ideen in diese Richtung und ich würde mich freuen, wenn Ihr mich in diesen Angelegenheiten, die Ihr hoffentlich auch als angenehn empfindet, öfter besuchen würdet... Was sagt Ihr dazu?"

Wäre die Witwe noch menschlich gewesen, hätte sie jetzt wohl den Atem angehalten, doch so saß sie nur ohne mit den Lidern zu zucken der Ravnos gegenüber und wartete ab, wie diese unberechenbare Dame auf ihr Friedensangebot und ihre Entschuldigung reagieren würde.
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Sousanna
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Hätte Sousanna sich nicht gerade ohnehin auf alles mögliche gewappnet, wäre vermutlich nach diesen Worten der Kelch voller Blut aus der schlanken Hand gefallen und hätte das tiefrote Lebensquell über den Boden des Saals ausgegossen. In jedem Fall aber sprang ihre Überraschung offen aus den großen Augen. Sie hatte wohl mit vielem gerechnet, doch nicht mit einer Entschuldigung. Das war offenkundig.

Für einige Augenblicke schwieg sie. Schien um Worte zu ringen, ehe sie leicht nickte. "Ich ... nehme eure Entschuldigung gerne an. Eure Ziele teile ich, wenn auch aus anderen Gründen und mir liegt und lag wenig an einer Feindschaft mit euch.", verkündete sie schließlich und legte den Kopf etwas schief, um die Witwe anzusehen. Die Aufmerksamkeit, die die Wanderer wohl auf ihre sehr eigene Weise auszeichnete. "Ich habe nur eine Frage, ehe ich einer Zusammenarbeit zustimme: Sehr ihr mich noch immer als Halunkin, die mit offenen Augen ins Unglück läuft?"
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La Vedova
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda beobachtete Sousannas reaktion aufmerksam und schmunzelte, als diese die Augen aufriss.
"Das freut mich zu hören", erwiederte sie dann leise. "Es muss ja auch keine Freundschaft sein, wenn es eine fruchtbare Zusamenarbeit ist...Um Eure Frage zu beantworten...", sie seufzte "Ich hätte wissen sollen, dass Ihr nachhakt..."
Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und schüttelte den Kopf "Nein, als Halunkin sehe ich Euch sicherlich nicht. Die Prinzessin vertraut Euch, sonst hätte sie Euch nicht das neue Amt zugeteilt. Wenn Ihr das erlauchte Vertrauen der Prinzessin genießt, könnt Ihr keine Halunkin sein und sie wird gute Gründe haben, Euch zu vertrauen. Und auch ich selbst habe keinen Grund zu einer solchen Annahme.
Was das Unglück betrifft...so habt Ihr wohl zugehört, als ich bei de Ostergebet gesprochen habe? Dann kennt Ihr auch meine Ansichten...Es ist unsere heilige Pflicht gegen das Tier in uns zu kämpfen, das sich durch die Sünden und die Verführung manifastiert. Das Tier anzunehmen oder gar zu zelebrieren halte ich für gefährlich. Ich weiß nicht, wie fromm Ihr seid - und bitte verzeiht mir, wenn ich das sage, besonders fromm erschient Ihr mir bisher nicht - denn wärd Ihr fromm, so wären es wohl offene Augen...doch so sind sie wenn nicht verschlossen, womöglich abgewandt und können oder wollen nicht sehen...Doch kann ich Euch auch nicht dazu zwingen zu sehen oder sehen zu wollen. Ein solcher Blickwechsel müsste von Euch selbst kommen, nicht von außen.
Was Eure Fortbewegung betrifft, so ist es ebenfalls so, dass ich Euch wohl zu schlecht kenne, um feszustellen, ob Ihr auf ein Unglück zusteuert. Der städige Kontakt mit der Versuchung macht es sicherlich schwieriger, einem sicheren Pfad zu folgen, doch lehrte uns der Herr auch, den Sündigern zu vergeben, er heilte die Kranken und umsorgte die Schwachen und er umgab sich mit Dirnen und Aussätzigen und wurde doch keiner von ihnen. Demnach kann ich also nicht beurteilen, welchen Status Eure Augen haben und in welche Richtung Ihr tatsächlich lauft... Doch hoffe ich, dass Ihr trotz Eurer Umgebung nicht de Tier anheim fallt und den rechten Zielen folgt, auch wenn Eure Mittel...anders sind als die meinen.Ich hoffe jedenfalls, dass Ihr Erlösung findet werdet, auch wenn ich nicht verstehe, wie das auf Eurem Weg wohl geht. Aber sollte es Euch geligen, so gibt es wohl kaum jemanden, der mehr Interesse daran hätte herauszufinden, wie das geht, als mich. Derweil werde ich jedenfalls von meiner Versuchung absehen, Euch eigen Erkenntnisse vorwegzunehmen, denn auch dies widerspricht meinen Prinzipien. Solltet Ihr allerdings einmal meinen Rat suchen, so werde ich Ihn nicht verweigern."
Sie kniff die Augen zusammen. Ja, sie wollte gerne eine Zusammenarbeit, jedoch nicht um den Preis, die Unwahrheit sagen zu müssen. Wenn Sousanna nach ihrer Meinung fragte, so bekam sie diese auch, wenn es ihr nicht ganz schmeckte.
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Sousanna
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

"Wer weiß schon, was es ergibt.", erwiderte die Ravnos mit einem halben Lächeln, das vielleicht davon erzählen mochte, dass sie inzwischen Erfahrung damit hatte, aus Feindschaften, Bündnisse und aus Bündnissen Freundschaften werden zu lassen. "Selten geht so etwas ohne Arbeit von beiden Seiten von statten, aber ich denke wir sind auf einem guten Weg. Und ich für meinen Teil bewundere sowohl eure Klugheit und Gelehrsamkeit, als auch eure Fähigkeiten und vor allem die Stärke, mit der ihr die herben Verluste der letzten Zeit tragt."
Anerkennend neigte sich das schöne Haupt vor der langsam dahinwelkenden Dame. Log sie, so tat sie es ohne große Schwierigkeiten. Und sprach sie die Wahrheit, so schien tatsächlich von tiefem Respekt bewegt.

Dann lauschte sie den Ausführungen der Kappadozianerin und ein kleines, nur schwer deutbares Lächeln umspielte die sanften Lippen. Sie würde sie ganz zum Ende sprechen lassen und dann einige Augenblicke verstreichen lassen, ehe sie erneut die Halle überblickend zu einer Antwort ansetzte: "Ich schätze eure Offenheit in dieser Angelegenheit. Wir sind über einen Punkt hinaus, an dem Heuchelei noch viel nützen mag."
Kurz blickte sie zu Seinfreda und lächelte leicht. Sie unterstellten sich ohnehin genügend Heuchelei. "Was eure Frage angeht, ja, ich glaube an Gott - auch wenn mein Glaube von dem hier praktizierten abweicht. Ihr wisst mit Sicherheit, dass in der Goldenen einiges anders ist. Eben auch einige Ansichten über die heilige Schrift. Darum schweige ich in Augenblicken wie jenem Gottesdienst und spreche in diesen Gefilden nicht gern von meinem Glauben. Es würde doch nur zu weiteren Diskussionen führen und die Gemeinschaft der Christen mehr spalten." Eine leise Verlegenheit hatte sich in ihr Gesicht geschlichen. Sicher war sie es nicht gewohnt, über solche Dinge zu sprechen. Wenn es überhaupt jemals vorgekommen war.
Dafür schien Sousanna bedeutend selbstbewusster, wenn es um ihren Pfad ging. Derartige Gespräche hatte sie in den letzten Jahrzehnten nun schon oft führen müssen. "Aber ihr habt Recht. Ich bekämpfe das Tier nicht. Viel eher versuche ich, es zu zähmen. Durch das richtige Maß im Umgang mit der Bestie, vernünftig und möglichst friedlich über die Erde zu schreiten. Ich sehe es wie mit Pferden. Ich könnte versuchen, es in jedem Fall zu unterwerfen. Es und damit mich ständig zu züchtigen, sobald es aufbegehrt. Doch am Ende würde es dadurch doch noch unbändiger, noch wilder werden. Indem ich ihm hin und wieder ... Rüben zustecke, lässt es mich in den wichtigen Situationen dem Verstand nach entscheiden, so dass ich die Thermen beispielsweise nicht in ein Blutbad verwandle. Oder den werten Toma nicht nach all den Demütigungen, die er mich erleiden ließ, angriff."
Ernst hatte ihre Stimme ergriffen und ihr Blick begegnete dem der Tochter der Nacht vor ihr mit stoischer Ruhe. Es war offensichtlich, dass sie hier von ihren tiefsten und festesten Überzeugungen sprach. - Und dass sie sich durch deren milder Kritik nicht angreifen ließ.
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La Vedova
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von La Vedova »

"Wie schade", meinte die Witwe überlegend "Dass Ihr hier keine Vertrauten im Glauben habt, wie es klingt. Weshalb seid Ihr der Annahme, er würde die Christengemeinschaft spalten? In diese Stadt tummeln sich so viele verschiedene Glaubensrichtungen, dass ich gar nicht in der Lage bin, sie aufzuzählen...es wäre wohl eine interessante Aufgabe, das einmal zu tun- nun, vielleicht hat es auch schon jemand getan, vielleicht sollte ich einmal mit Ilario sprechen...", so kam sie vom Thema ab und fing sich dann aber wieder. "Also..dann hoffe ich, dass Eure Selbstzähmung von Erfolg gekrönt sein wird und dass nicht das Pferd darüber bestimmt, wohin geritten wird"; sie schmunzete ob Sousannas Metapher.
"Verstehe ich es richtig, dass demnach eier Zusammenarbeit auch von Eurer Seite nichts mehr im Wege steht?"

Dann fügte sie noch etwas hinzu, das ihr offenbar Gedanken bereitete:
"Dürfte ich noch eine Frage stellen, zu etwas, das Ihr gerade abgesprochen habt? Was ist zwischen Euch und Toma vorgefallen? Mir gegenüber war er immer höflich und ich kan ihn mir nur schwer ausfallend vorstellen?"
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Sousanna
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Re: [1006] Bearbeitung [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

"Wisst ihr...", seufzte sie und fuhr sich durchs Haar. "Bis auf euch schienen mir die meisten Angehörigen wenig interessiert an einem Austausch - viel eher an der Bekehrung mit Feuer und Schwert. Und ich wahre lieber den Frieden, als zu versuchen, mich als Schriftgelehrte zu profilieren. Ich bin nur eine einfache Gläubige und könnte kaum mit jemandem wie euch mithalten, wenn es um geistreiche Gespräche des Glaubens ginge." Verlege zuckte sie die Schultern und einmal mehr röteten sich die Wangen leicht.
"Aber soweit ich weiß, gibt es diese Aufgabe bereits... Wenn es euch interessiert, kann ich einmal anfragen, wie weit es damit steht und welche Ergebnisse schon vorliegen.", bot Sousanna schließlich an.

Ihr leises Lachen trug den Sonnenschein in die Halle, war wie warmer Honig auf der Haut. "Bisher kann ich nicht über sonderlich große Misserfolge klagen.", zwinkerte sie und nickte dann. "Nein, von meiner Seite her, steht dem nichts mehr im Wege. Wir werden uns sicher hin und wieder etwas zusammenraufen müssen, aber das ist in meinen Augen nur natürlich und Teil eines Bündnisses."

Tomas Name ließ die Lippen fest zusammenkneifen und für einen Augenblick schien es beinahe, als wolle die Ravnos tatsächlich die Zähne blecken, dann aber schüttelte sie leicht den Kopf. "Nach einem sehr schwierigen Kennenlernen, das in einer Entführung und erzwungenen Öffnung und Verstümmelung meines Leibes gipfelte, zwang er mich zu einer demütigenden Untersuchung meiner Menschlichkeit, deren Ende beinahe meine Vernichtung oder Versklavung zur Folge gehabt hätte, hätte ich nicht beweisen können, dass ich nicht dünnblütig bin." Ein empörtes Schnauben entfuhr der Schönen, so dass ihr letzter Satz nach gehöriger Untertreibung klang. "Seither ist es etwas angespannt zwischen uns."
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