[1006] Bearbeitung [Sousanna]

[La Vedova]

Seinfreda nickte einfach. Für sie war das Thema damit erledigt.

"Exotik...", wiederholte sie dann nachdenklich "Also fremdartige Einflüsse von außerhalb...Woran habt Ihr da genauer gedacht? Dekoration, Speisen, Badebräuche, Massagen und Dampf, Düfte, Pflanzen oder Stoffe?
Ist Byzanz schon exotisch genug oder dachtet Ihr eher an Afrika?"
Sie überlegte. "Ich hätte zwar Kontakte nach Norden, doch weiß ich nicht, ob das fremdartig genug wäre...Allerdings gibt es dort den Brauch von Schwitzhütten im Winter...vielleicht wäre diese Art des Schwitzganges etwas, das wir in den Thermen einrichten könnten, was meint Ihr?"

[Sousanna]

Sousannas Haupt hatte sich zur Seite geneigt und ihr Blick verriet, wie ernsthaft sie darüber nachdachte. Handel und die Organisation solcher Feiern schienen ihr täglich Brot und zugleich die beste Leckerei zu sein.
"Alles ist hier exotisch. Seien wir doch ehrlich." Milder Spott über diese unkultivierte Stadt schwang in ihren Worten mit. "Solange es ästhetisch und angenehm ist, wird es sich hier wohl verkaufen. Wir bräuchten für die jeweiligen Angebote dazu passende Bedienstete, passendes Programm. Ein wenig fremdländischer Zauber, etwas Illusion und schon fressen uns die Leute aus der Hand. Hauptsache, sie denken es sei drei Tagesreisen weg." Sie grinste breit. "Die reißen sich ja bestimmt schon allein schon um die Außergewöhnlichkeit eures roten Haares. Ich meine, sogar ich bin neidisch darauf."

[La Vedova]

Seinfreda sah sehr überrascht zu Sousanna hinüber, als diese ihr das Kompliment machte. "Ich..", meinte sie dann verlagen "Also die Farbe ist dort, wo ich herkomme tatsöchlich ganz normal.." offenbar war sie es nicht gewohnt mit solchen Aussagen umzugehen. Sie strich sich über ihre Locken.
"Was haltet Ihr davon, wenn ich versuche, meine Kontakte nach Norden wieder aufleben zu lassen. Ich werde versuchen, Waren und vielleicht sogar Bedienstene zu bekommen. Ihr habt ja sicher schon gute Kontakte zu exotischen Gefilden. So bald ich weiteres weiß, werde ich mich melden und dann können wir uns nocheinmal zusammensetzen, um weiteres zu planen?"

[Sousanna]

Die Ravnos konnte sich ein kleines Lächeln nicht vergleichen, ehe sie die Schultern zuckte. "Bei uns färbt man sie sich so. Mit Kräutern und Erden - und bei denen mit den helleren Haaren sieht das auch gut aus.", erzählte sie und zupfte dann etwas an ihrem mahagonifarbenen Strähnen herum, ehe sie seufzte. "Aber bei mir war das immer schon hoffnungslos. Ich sehe nur aus, als hätte man mich in einen Eimer Schweineblut getunkt."

Dann nickte Sousanna leicht. "Das klänge wundervoll.", erwiderte sie mit einem Lächeln. "Das Exotische des Südens wird kein Problem sein... Aber" Hier schien sie tatsächlich etwas verlegen. "Wenn ihr zufälligerweise Söldnern aus eurer Heimat über den Weg läuft, dann würde ich mich freuen, die Gelegenheit zu bekommen, einen oder zwei anzuheuern. Ich ..."
Die Schöne nahm die Farbe einer Kirsche an. "Mein erster Leibwächter war ein nordischer Söldner und ich vermute, ich bin schrecklich nostalgisch in dieser Hinsicht." Verlegen wandte sich ihr Blick auf den Boden, während sie auf ihrer vollen Unterlippe herumbiss.

[La Vedova]

Etwas amüsiert sah Seinfreda zu Sousanna hinüber. "Oh, das verstehe ich gut..", meinte sie dann und ein seltenes Funkeln trat in ihre Augen. "Ich werde sehen, was sich machen lässt."
Natülich fragte sie sich, weshalb sich die Ravnos noch nicht an Brimir gewandt hatte. Der hatte doch einige Nordmänner unter sich? Aber ihr sollte es recht sein, es gab sicherlich einige Nordmänner, die nur zu gerne in Sousannas Diensten stehen würden...

Seinfreda erhob sich sanft. "Wie verhält es sich? Möchtet Ihr den Tag unsere Gastfreundschaft in Anspruch nehmen? Dann würde ich Euch nun den Ort zeigen, an dem Ihr tagen könnt. Wir haben hier ein paar Gästesärge, die Ihr nutzen könntet. Bewacht von den Euren, natürlich? Falls nicht, gestattet mir, Euch zum Tor zu geleiten und Euch noch den Garten vor den Toren zu zeigen, den ich die letzten Jahre anlegen ließ?"

[Sousanna]

Sousanna begann zu strahlen. Nun wirkte sie jünger, weicher, lebendiger. Dieses Strahlen vermochte die Hallen der Toten zu erleuchten. "Es würde mich mehr freuen, als ihr denkt.", erwiderte sie freudig und neigte das Haupt leicht. "Ich würde euch einiges schulden dafür."

Dann erhob auch sie sich. Ein leises Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als sie das Wort Särge vernahm. "Eure Gastfreundschaft würde ich zu gern in Anspruch nehmen, werte Freundin, aber" Sie blickte etwas verlegen drein. "Vielleicht könnte man den Sarg gegen ein Bett tauschen?"
Leicht zuckte die Ravnos die Schultern. "Ich hab mich nie sonderlich wohl gefühlt mit diesen Dingern. Vielleicht hängt ja nicht nur mein Körper etwas zu sehr am Lebendigsein."

[La Vedova]

"Ein Bett?", wiederholte Seinfreda trocken. Was für ein abwägiger Vorschlag. "Ja, natürlich sind tagsüber auch fast alle Betten hier frei..." Aber hatte Sousanna denn keine Furcht vor dem Licht?
"Das ist also kein Problem. Wir werden dann die Fenster verdunkeln lassen und Eure Männer können Wache halten."
Seinfreda fragte sich, weshalb Sousanna einem gemütlichen Sarg mit morbider Auferstehungserfahrung beim Erwachen ein schnödes Bett vorzog. Menschlichkeit, Lebendigsein...Die Kappadozianerin konnte es nicht nachvollziehen. Aber das musste sie ja auch nicht, es war Sousannas Entscheidung.

Aloisus trat hervor "Es wäre mir eine Ehre, wenn ich meine Kammer dafür zur Verfügung stellen dürfte"
Seinfreda nickte. "Bitte zeige sie unseren Gästen und sorge dafür, dass sie alles bekommen, was sie brauchen."

Sie nickte Sousanna zum Abschied zu. "Vielen Dank für das Gespräch. Ich glaube, es hat uns beiden die Augen etwas geöffnet... Ich wünsche Euch jedenfalls einen geruhsamen Tag und ich bin schon gespannt auf unser nächstes Wiedersehen."

Aloisus führte Sousanna also nach nebenan, einen Gang entlang, von dem nur wenige Türe abgingen, dahinter lagen wohl größere Räume. Die Wände waren aus Holz, man hörte Schnarchen.
Schließlich gelangten sie in einen Raum, der recht spartanisch eingerichtet war und in dem eine Holzpritsche mit einigen Fellen und Wolldecken bedeckt war. Wenigstens verbreiteten einige getrocknete Blumen einen angenehmen Duft und die Felle waren angenehm weich.
Dort hängte er ein Fell vor das Fenster und stopfte es noch mit einem Kissen aus, damit kein Licht hindurchdringen konnte.
Er verbeugte sich vor Sousanna, dann zog er sich zurück.



Sousanna erreicht die Martinsfeste, um dort den Mann, der sich an ihr vergangen hat, eine Lektion und Strafe zu erteilen. Diese entpuppt sich als flüssiges Gold, welches über seine Hände geschüttet wird. Seinfreda möchte damit wenig zu tun haben und wartet im Aufenthaltsraum auf Sousanna. Nach der furchtbaren Folter bringt der Martinsritter Aloisus sie zu Seinfreda, die noch etwas mit Sousanna besprechen möchte.
Überraschend kommt es zu einer Entschuldigung und zu einer Versöhnung mit Anklängen gemeinsamer Zukunftspläne.
Die beiden zuvor verfeindeten Kainitinnen trennen sich im Guten.