[1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

[April '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Alain le Beau
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Alain le Beau »

Der Rothaarige denkt noch eine Weile über Sousannas Geschichte nach. Dann beginnt er leise zu lachen. "Diese Welt..." Er reibt sich die Augen. "Sie enttäuscht wahrlich nie mit neuen Absurditäten. Und was hat dein Vater erwidert? Oder hat er ihn gleich mit dem Schwerte vom Hof gejagt, sozusagen?" Er springt vom Bett auf und beginnt, schwingende Bewegungen mit dem Arm zu machen, die sehr entfernt an Schwertkampfkunst erinnern. "Hebe!" Ein Schwung. "Dich!" Noch ein Schwung. "Hinfort!" Ein Stich. "Elender Heiratswilliger! Und komm ja nicht wieder!" Dann verneigt sich Alain vor Sousanna und setzt sich wieder, kein bisschen außer Atem.

Als die Ravnos von den Kräutern spricht, hellt sich Alains Gesicht auf. "Exzellent", sagt er mit freudigem Tonfall. "Nun, mir ist es verboten, irgendjemanden zu locken. Von allerhöchster Stelle darselbst." Er runzelt die Stirn, als sie weiterspricht. "So rasch gibst du deine Geheimnisse auf?" Für einen Moment schaut er sie kopfschüttelnd an. Plötzlich - ein Grinsen. "Das gefällt mir. Das gefällt mir sehr gut. Ein mysteriöses Geheimnis, das kann diese Nacht nur wundervoller machen." Er legt die Hand ans Kinn. "Solange es nicht eine Bibel ist. Das ist mir schonmal passiert. Ich glaube, sie wollte mich bekehren."
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Sousanna
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Auch die Tochter der Goldenen lachte - spätestens als er seine kleine Vorführung zum Besten gab, bebte ihr zierlicher Leib, geradezu vor Kichern und ihre funkelnden Augen sprühten voller übermütigem Sonnenschein.
Entspannt lehnte sie sich noch einmal etwas zurück. Dann blickte sie ihn unter schweren Augenlidern an. Da war ein anderer Ausdruck in den Rehaugen. Einer, wie man ihn von goldbehängten Männern mit einem gemeinem Grinsen im Gesicht erwartete, die einem allerlei verbotene Waren anbieten konnten - zu unverschämten Freundschaftspreisen.
"Wir sind vom Blut der Wanderer.", stellte sie leise und mit einem seltsam geheimnisvollen Tonfall fest. Langsam erwuchs eben jenes Ravnoslächeln auf ihren Lippen. "Er hat ihm gesagt, gegen ein vier Mann Ruderboot dürfe er mich gern heiraten - und dass er sich diesen das Weib soll dem Mann zu Diensten sein Schwachsinn schon mal aus dem Kopf schlagen soll... Leider war er dümmer als wir es für möglich gehalten hatten. Das Problem hat sich also von selbst gelöst." Gleichgültig zuckte sie die Schultern.

"Gekonnt fallende Hüllen sind erotisch", schmunzelte Sousanna und legte etwas raunendes in ihren Tonfall, ehe sie triumphierend zu Grinsen begann. "Und gekonnt gelüftete Geheimnisse sind die Würze einer Nacht."
Anmutig glitt sie aus dem Bett, um ihr Kleid wieder aufzusammeln und sich "ausgehfertig" zu machen. Dabei blickte sie ihn halb ungläubig an, ehe das sonnige Kichern wieder ausbrach. "Und was hat sie damit anzustellen gedacht? Dir die Geilheit aus dem Kopf prügeln?"
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Alain le Beau
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich vermute, sie dachte, dass unsere gemeinsame Liebesnacht mich... auf den rechten Pfad führen würde. Die Perversionen, die sich ein gläubiger Geist erträumt, kann unsereins nur schwerlich nachahmen." Alain zuckt mit den Schultern. "Aber wir können es zumindest versuchen." Er legt den Finger an die Lippe. "Ich habe es noch nie auf einem Bett aus Bibelseiten getrieben. Das ist eine Idee, die es wert ist, verwirklicht zu werden. Natürlich könnte es schwer sein, ein Exemplar aufzutreiben, ohne..." Sein Blick fällt auf Sousanna. "Oh, verzeih. Ich war in Gedanken."

Dann faltete er betont devot die Hände, so wie ein guter Christ. "Nun, werte Schwester, ich bin bereit, in die Mysterien deines Ordens eingeweiht zu werden." Die Zunge, die langsam über die Lippen gleitet, untergräbt den Effekt ebenso wie der lüsterne Blick, mit dem er Sousannas Garderobe betrachtet.
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Sousanna
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sousanna grinste weiter - da er diese Schweinerei erwähnte sogar noch schmutziger. Bei dem Gedanken biss sich auf die Lippe, als versuche sie sich für diese Vorstellung und den Gefallen, den sie daran hatte, zu schämen. Doch das funktionierte nur halb. Vor allem, da sie sich direkt im Anschluss mehr als nur lasziv über die nun geröteten Lippen leckte. "Ich glaub, ich lass mir von Tiziano gleich noch eine Bibel erbeuten.", raunte sie und die dunkle Lust irrlichterte in ihren Augen. Die Freude an dem schönen Schrecklichem.

Dann legte sich die blasierte Miene eines Priesters auf ihre hübschen Züge. "In nomini patri et filii et spiritus sancti", begann sie eine kleine Litanei mit einem Kreuzzeichen. "Buße sollst du tun und die Weisen und Witwen erfreuen. Das sündige Leben sollst du bedenken. Dann sollst du mir folgen. Pater noster, qui es in caelis..." Sie hätte tatsächlich sehr züchtig und heilig wirken können, wäre ihr Kleid nicht noch gerade offen gestanden.
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Alain le Beau
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Alain le Beau »

Alain zieht die Augenbraue hoch, nickt aber freudig, in Aussicht blasphemischer Vergnügungen. Dann lässt er den Segen über sich ergehen, wobei ein Schauder über seinen Rücken läuft. Er zieht sich rasch seine Kleidung über und folgt dann Sousanna wie ein Hündchen, dem eine Leckerei in Aussicht gestellt wurde. Leider kann Sousanna nicht länger erkennen, ob er dabei mit dem Schwanz wedelt...
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sie brauchten nicht lange oder weit zu gehen. Um ehrlich zu sein, nur ein paar Räume weiter. Vor einer weiteren, ebenso unauffälligen Tür wie der ersten, verharrte Sousanna und grinste zu dem Drachen empor. Wenn man sie so ansah, kam einem unweigerlich das Bild eines Honigkuchenpferdes in den Sinn, dass eben jene Kräuter der Sarazenen zur Genüge genossen hatte.
"Mach die Augen zu", wies sie ihn sacht an und würde, so er es denn tat, ihren Spielgefährten an den Händen in den Raum führen.

Hier roch es schwer nach den Gewürzen der Märkte und eben jenen Kräutern, die die Wanderin ihm Versprochen hatte. Sogar durch geschlossene Lider drang der seltsam warme, helle Schimmer eines Lichtes. Der Boden fühlte sich weich, gepolstert.
Ruhig lockte ihre Stimme ihn erneut die Augen zu öffnen und ein wundersames Bild bot sich hier. Mitten im dreckigsten Teil Genuas fand sich ein Palastzimmer. Eines, wie man es wohl in der Goldenen fand, doch nicht hier. Teppiche und Vorhänge bedeckten die Wände und durch die Vorhänge drang jener helle Schein. Wehten sie sogar in einem sachten Wind? Der Boden war übersäht von feinen Seidenkissen mit besten Stickereien. Auf kleinen Tischchen fanden sich allerlei Kleinodien. Schmuckstücke von weit her, Kuriositäten und in der Mitte des Raumes aufgebahrt: Eine Wasserpfeife.

"Mein kleines Reich.", war die stolze Erklärung der Schönen für diesen Schrein ihrer alten, besseren Heimat.
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Alain le Beau »

Gerade noch hat sich Alain über Ehrfurcht lustig gemacht. Aber jetzt betritt er den Raum wie auf Zehenspitzen, so, als wolle er vermeiden einen Schlafenden zu wecken. Seine Fingerspitzen gleiten über die Vorhänge, vergewissern sich, dass der gebotene Anblick real ist. Er nimmt eine fein gearbeitete Kette von einem der Tische und lässt sie durch die Hand gleiten. Legt sie vorsichtig wieder ab.

"Sousanna", sagt er dann mit erstickter Stimme. "Das ist... wunderbar." Er wendet sich ihr zu und sie hat für einen Moment das Gefühl, als würde er seine Tränen mühsam zurückhalten. "Verzeih. Für einen Moment glaubte ich, die Türme und Mauern des fernen Byzanz zu sehen."

Alain lässt sich auf eines der Seidenkissen nieder und schließt die Augen. Seine Nase in die Luft gestreckt, zieht er die Luft ein. Den Geruch der Gewürze. Scheint ganz in sich versunken, ein seliges Lächeln auf den Lippen.
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Lächeln wurde noch breiter. Beinahe so strahlend, dass es einen der ihren hätte verbrennen können, wäre es nicht so unendlich gut gewesen. Ihr Stolz schien aus ihr herauszudringen wie die Sonne aus einem grauen Wolkenmeer. Dies war ihr Werk. Ihr Refugium vor der Welt langweiliger Politik und drögem Ränkespiel. Hier war der Ort ihrer Andacht an alte, sündigere Tage.
Da sie ihn anblickte und seine Rührung sah, wurde ihr Blick beinahe schon melancholisch. "Ich versuche es hierher zu holen, aber es will sich kaum richtig locken lassen. Byzanz ist und bleibt wie eine schöne, stolze Frau..." Ein Seufzen ließ ihre Brust wogen und sacht, als liebkose sie die Haut eines Geliebten, strichen ihre zarten aber so geschickten Finger über einen reich verziehrten Stoßzahn.

Wieder gewann ihr Lächeln an Süße, beinahe schien es verliebt. "Aber die Zeiten ändern sich - und langsam kommt auch der Glanz der Goldenen in diese kalte Barbarenstadt."
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Alain le Beau »

Die Augen des Tzimisce gehen auf. "Ich spüre sie", sagt er leise. "Dieser Ort ist wie ein Traum. Ah, Heimat - ist sie nicht wundervoll?" Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, blickt er auf Sousanna. "Meine Vision - sie würde diesen Ort perfekt ergänzen. Hier die Türme der goldenen Stadt - dort die wilden Küsten Aremoricas. Natur und Zivilisation. Und an beiden Orten unzählige Genüsse, verborgene Mysterien, Freuden ohne Ende." Er nickt. "Ja, das würde perfekt passen."

Sein Blick wandert zu der Wasserpfeife. "Und nun, werte Sousanna? Mir ist die Jagd verboten - aber ich glaube nicht, dass das für Einladungen einer teuren Freundin gilt." Er faltet die Hände und beugt sich vor. "Ihr wisst sicher, wo wir geeignete... Gefäße finden."
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Sousanna
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Re: [1007] Küsst du mich, küss ich dich (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Lächeln bekam wieder jene wehmütige Spur, die man so oft an Wesen sah, die ihrer Heimat für Unendlichkeiten entrissen waren. Dann ging ihr Blick zu dem sachten Lichtschimmer hinter den Vorhängen und etwas darin trübte sich, als sähe sie jenes Zauberbild dahinter, das er gerade beschrieb. "Das würde es.", flüsterte sie und ehe sie mit ausgestreckten Armen einmal um sich selbst drehte. Vielleicht sah sie sich in diesen Augenblicken vor ihrem inneren Auge selbst als schöne Königin eines solchen Reichs.

Dann lehnte sich die Sünderin an die Tür, präsentierte ihren Leib einmal mehr in seiner ganzen Perfektion und sah Alain mit einem Schmunzeln an. "Ich gehe uns etwas zu trinken besorgen und eine Bibel beschaffen.", verkündete sie. "Du kannst Tiziano unterdessen beim Vorbereiten der Pfeife überwachen und es dir schon einmal gemütlich machen.
Sie hatte die Tür bereits geöffnet, als sie sich noch einmal umwandte und mit dem Ausdruck einer belohnenden Mutter wissen wollte: "Hast du etwas besonderes, das ich dir mitbringen sollte?"
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