[1007] Sündige Einladungen [Titus]

[Sousanna]

Sie nickte. Recht viel weiter schien sie selbst nicht gehen zu wollen. Vielleicht hielt Sousanna es für zu gefährlich, einen Amtsträger zu triezen. Vielleicht wollte sie es auch ihrem Vater im Blute überlassen.
"Es wird in jedem Fall ein Spektakel werden.", versprach sie und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, ehe sie ihm ein höfliches Lächeln schenkte.

"Aber nun zu für euch erfreulicheren Dingen.", lächelte sie und verneigte sich tief vor Titus. "Ich wollte die Gelegenheit nutzen, euch noch einmal im Privaten zu eurer Ernennung zu beglückwünschen."

[Titus]

Er nickte abschließend, zu ihren Worten, als sie das Thema wechselte.

"Eine Ernennung mit fahlem Beigeschmack...aber ich danke Euch."

Ein leichtes Neigen des Hauptes, bekräftigte diesen Dank.

Auch Euch beglückwünsche Euch zu Eurem neuen Amt. Wobei ich zugeben muss, mit der Bezeichnung Harpie nicht ganz vertraut zu sein. Diesen Begriff kenne ich nur im Zusammenhang mit rachsüchtigen und missgünstigen Weibern..."

[Sousanna]

Sie seufzte schwer. "Einige der Dinge an diesem Hof haben einen fahlen Beigeschmack - aber die Nächte gehen weiter. So ist unsere Existenz nun einmal.", erwiderte sie ruhig.

Schließlich aber musste Sousanna tatsächlich leise lachen. Vielleicht gefiel ihr diese Definition ihres Amtes tatsächlich. "Es bedeutet, dass es meine Aufgabe ist, die Kinder der Nacht zu kennen und dafür zu sorgen, dass die Gesellschaft der Nacht unserer höchstverehrten weißen Prinzessin zur Ehre gereicht", erklärte sie schließlich mit einem Schmunzeln. "Sagen wir, euer Bild einer Harpie stimmt in dem Moment, in dem ich den Eindruck bekomme, dass jemand sich unrühmlich verhält. Dann ist es meine Pflicht die wichtigen Kinder der Nacht darüber zu informieren."

[Titus]

Titus nickte, blieb aber offenbar weiterhin skeptisch...

"Und die Entscheidung, ob sich jemand unrühmlich verhält, trefft...Ihr? Dann wäre es durchaus interessant zu erfahren, nach welchem Kodex Ihr dies entscheidet...oder entscheidet Ihr willkürlich?"

[Sousanna]

Ein charmantes Lächeln zuckte über die ebenmäßigen Züge, während sie in einer anmutigen Bewegung die Beine überkreuzte. Eine Geste mit Hang zur Laszivität doch ihres Gastes zuliebe immer noch sehr züchtig.
"Willkür ist eine Entscheidung, die eine Harpye sich kaum leisten kann.", erwiderte sie gelassen. "Ich frage mich bei meinen Überlegungen, was geschieht, wenn eine Handlung oder deren Auswirkungen nach Außen dringen. Ich frage mich, was unsere verehrten Anchillae, die hochverehrten Ahnen und vor allem die höchstverehrte weiße Prinzessin von Dingen halten, trage ihnen Umstände vor und entscheide im intensiven Kontakt mit ihnen. Ich fördere die, die der Domäne Gutes tun, und mahne jene, die ihr schaden. Ich helfe der Gesellschaft der Nacht beim Blühen, bin gewisserweise die Gärtnerin."

[Titus]

Titus wog nachdenklich den Kopf hin und her...nicht schnell, langsam, so als wolle er die Gesagten Worte auf die ein und auf die andere Weise überdenken.

"Wie Ihr Euch sicher denken könnt, bin ich in gesellschaftlichen Fragen kein Experte und mein Amt ist nicht darauf ausgerichtet. Jedoch möchte ich mich dem nicht verschließen und bin bereit zu lernen. Vielleicht wärt Ihr so gütig und beschreibt einen dieser...Umstände...von denen Ihr spracht mit einem Beispiel?"

[Sousanna]

"Das will ich gern tun." Die Schöne nickte leicht. Ernst blickte sie sich um, als suche sie ein geeignetes Beispiel. Schließlich wandten sich ihre dunklen Augen wieder auf den Krieger und ein halbes Lächeln zierte ihre vollen Lippen.
"Nehmen wir einmal an, ein Sohn der Nacht, käme in diese Stadt, dessen Erzeuger sich bereits in anderen Domänen nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, so ist es meine Aufgabe, unsere Gesellschaft davon in Kenntnis zu setzen und sacht zu warnen.", begann sie ruhig und verkreuzte die Hände im Schoß. "Würde sich eine Tochter der Nacht sich in dieser Domäne abfällig über die Gesetze unserer höchst verehrten und geliebten Herrin äußern oder die Autoritäten anzweifeln, so wäre es meine Aufgabe, dies an die richtigen Stellen, also beispielsweise euch heranzutragen. Tut sich jemand besonders hervor, so lobe ich und unterstütze bei ehrenwerten Projekten, die unserer Gemeinschaft oder dem Wohl der Stadt dienen. Ich beobachte die unseren und versuche im richtigen Moment den richtigen Faden zu zupfen."

[Titus]

Titus hörte dem Beispiel aufmerksam zu und bewegte den ein oder anderen Gedanken dazu in seinem Kopf. Abschließend nickte er.

"Ich Danke Euch für Eure Zeit und Eure Geduld, mir diese Gegebenheiten zu erklären. Ich bin gespannt darauf, wie Ihr diese in diesem Amt die Gesellschaft Genuas beeinflussen werdet. Doch nun werde ich mich verabschieden. Für den Zeitpunkt des Treffens mit Eurem verehrten Erzeuger schlage ich heute in einam Jahr vor. Das von Euch gewählte Hurenhaus könnt Ihr mir in einer kurzen Botschaft zukommen lassen. Bis dahin, möge Gott mit Euch sein".

Titus wartete noch kurz ab, bis auch Sousanna sich höflich von ihm verabschiedete und verließ dann das Alla Murra.
Zusammenfassung: Titus trifft sich mit Sousanna im Alla Murra. Dort eröffnet die Ravnos ihm, dass ihr Erzeuger auf einem Hurenhaus als Treffpunkt besteht. Titus willigt ein wenig widerwillig ein. Im Anschließenden kurzen Gespräch lässt sich Titus von Sousanna erklären, was die genauen Aufgaben einer Harpye in der Gesellschaft der Kainskinder sind.