[1007] Neue Wege (Ilario)

[April '18]
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Livia
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[1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Livia »

In einer frühen Spätwinternacht wurde ein Schreiben an den wohlwerten Kastellan der Domäne Genua im Elysium hinterlegt. Ein feiner Feder beschriftetes Stück Papier, in dem die jüngste Vasallin der Domäne, Livia von Genua, ergeben um eine Fortführung vergangener Gespräche bat.

Der Beginn ihrer Konversation lag doch bereits mehrere Jahre zurück und außer dem kurzen Gespräch in jener denkwürdigen Osternacht, kamen sie seit dem Hoftag nicht mehr dazu... doch ihre nächste Idee könnte den Lasombra womöglich lohnenswert interessieren.
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Ilario
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Ilario »

Ebenfalls im Elysium hinterlegte Ilario seine Antwort an Livia. Er war gespannt was die kaufmännische Schlange wohl wollte. Lange überlegte der frischgebackene Kastellan wo er sie am besten empfangen könnte. Nicht bei sich daheim, soviel war sicher, das Elysium wollte Ilario auch nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Wo also? Das Treffen mit Titus, ja dort würde es gehen. Und so hieß es in seiner Antwort an die Setitin, dass er sie zur nächsten Vollmondnacht bei den Klippen nahe San Nazareths treffen würde, zur vierten Stunde der Nacht.

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Vollmond, das bleiche Rund spiegelte sich unten auf den Wellen und oben an der Klippe wehte ein leichter Winterwind.
Ilario wartete dort bereits, die dunkel gewandete schmale Gestalt in einen pelzverbrämten Mantel gehüllt, und sah hinaus auf die See. Der Golf von Genua, das Mittelmeer, mare nostrum... die See der Schatten? Was die zukunft auch bereit hielt, das Meer würde stets seinen Anteil daran haben in Genua.
Etwas abseits hielten zwei in Kapuzenmäntel gehüllte leichtbewaffnete Wacht, einem besonders aufmerksamen Beobachter mochte noch eine sich auf Schattenseite des Kirchdachs verbergende Gestalt auffallen, neben der eine schussbereite Armbrust bereit lag. Anscheinend hatte sich die allgegenwärtige Paranoia des Krieges noch nicht ganz gelegt...
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Livia
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Livia »

Bevor die unscheinbare Merkurstochter den Treffpunkt erreichte, war sie bereits da... das hohe Wachaufgebot war doch ungewöhnlich - aber zugleich nicht gänzlich überraschend. Ob es wahrlich auf sie zugeschnitten war? Oder lediglich die sonstigen Konkurrenten des Kastellans im Blick hatte?

Für Ilario und die Seinigen sichtbar erschien sie dann ganz gewöhnlich auf dem Wege, den sie beschritt, wie jeder andere Kainit auch... nein ungewöhnlich für Genua: allein.

Die Frau war unscheinbar in einen großen erdfarbenen Wollumhang gehüllt, der gegen die eisigen Temperaturen schützen sollte. Die Haube war durch eine schweres Kopftuch ersetzt worden, welches sie erst auf den letzten Metern vor Ilario löste, und ihre geschlossenen aber schönen Haare offenbarte.
Sie schenkte dem Kastellan ein freundliches Lächeln und eine leichte Verneigung.

"Wohlwerter Herr Kastellan, es ist mir eine Freude euch heute Nacht zu treffen." Grüßte sie ihn eher leise.
Freundlich fügte sie an. "Ihr habt euch eine geradezu wunderschöne Nacht ausgewählt."
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Ilario
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Ilario »

Grüßend nickte de Lasombra der jüngsten Vasallin Genuas zu. Die Wachen wirkten entspannt, beobachteten zwar auch die Setitin, richteten ihre Aufmerksamkeit jedoch zu mindestens gleichen Teilen nach Außen.

"Seid mir gegrüßt werte Livia, diese Nacht erscheint in der Tat außergewöhnlich schön nicht wahr? Und meine Glückwünsche zu eurem ebenso mutigen wie erfolgreichen Schritt Vasallin zu werden."

Mit freundlich wirkender Geste, dem düsteren Äußeren des Schattens nach eher ungewöhnlich, forderte er Livia auf zu sprechen. Überliess es ihr, ob sie gleich zum Kern ihres Anliegens kommen wollte oder zuerst anderes zu besprechen hatte. Generell schien der frischgebackene Kastellan in dieser Nacht einer Konversation nicht bgeneigt.
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Livia
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Livia »

Livia nickte noch einmal bestätigend, dann stellte sie sich an die Seite des Lasombra, Seite an Seite blickten sie in die Nacht und gen des Mondes.
"Habt Dank für euren Glückwunsch... es war eine schwere und folgenschwere Entscheidung." Ein gewisser zufriedener Stolz lag in ihren Worten.
"Auch das Gespräch mit euch, hat mir die Wichtigkeit dieses Schrittes noch einmal deutlich vor Augen geführt und meine strategischeren Überlegungen hatten mir abgeraten, den Schritt der Vasallisierung zu schnell zu gehen..." Gab sie recht freimütig zu, gewissermaßen war dies ja auch Ilarios Rat gewesen.

Wenig später erzählte sie weiter. "Doch in dem Jahr bis zum Hofe hin... hat diese Stadt und ihr harter Kampf gegen die Folgen der Verheerung mich eingenommen..." Sie lächelte kopfschüttelnd über ihre eigene Sentimentalität. "Und die Würde die unsere höchst verehrte Majestät an diesem Hoftag trug... wie sie die Unruhe des Schwures, wie sie die Präsenz ihres eigenen Lehnsherren ertrug... würdevoll erduldete." Livia hatte das klassische Lächeln der jungen Vasallen, der zum ersten Mal gebundenen, der in frischer Bewunderung stehenden Kainiten im Gesicht. Langsam atmete sie aus.
"Dieser Hof... er war so anders, als Alles, was ich kannte...
Aber eure, unsere.. Prinzessin..." Auch ihre Augen funkelten den Mond reflektierend. "Ich merkte, dass der Wunsch ein wahrer und der Moment zwar riskant, aber doch... richtig... war.
Ihr auch in jenem Momente der Krise zu zeigen, welch eine immense Wirkung ihre Präsenz auf fremde Kainskinder hat... Das war es mit Sicherheit wert. Auch wenn ich, außer in meiner Loyalität zur Domäne und der höchst Verehrten, noch keinen großen Unterschied gespürt habe."

"Ich hoffe, es hat euch nicht verwundert und kam euch nicht wie ein törichtes oder gieriges Mädchenstück vor.
Denn mein Schritt kam von Herzen und die Entscheidung vom Kopfe und dem Herzen zugleich." Sinnierte sie weiterhin recht offen. Ilario würde das verstehen, da war sie sich sicher.
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Ilario
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Ilario »

Ein Moment der Stille verstrich, das Mondlicht brach sich wie silbriger Zauber auf den Wellen.

"Nichts anderes habe ich von euch erwartet. Vermutlich werdet ihr Herz und Kopf brauchen um die kommenden Jahre zu meistern. Mit eurem Eid habt ihr euch offen und klar positioniert. Er bringt euch potentielle Verbündete wie auch Feinde, und mag auch bereits bestehende Beziehungen beeinflussen...
Nichts desto trotz bin ich froh, dass ihr diesen Schritt gegangen seid. "


Dann schwieg der Kastellan wieder und wartete was Livia sagen mochte.
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Livia
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Livia »

Livia nickte bestätigend.

"Ich hoffe, diese beiden Gaben beweisen zu können." Sie lächelte dabei schwelgend und mit Blick übers Meer.
"Was für Feinde und Verbündete gehen, allein durch den Eid, einher - in diesen Nächten - was meint ihr?" Sie hob die Braue, in der Tat... Ilario schien solch eine Person zu sein, aber sonst? Bisher hatte sie niemand, außer er und die Witwe von Burgus auf ihren Schwur angesprochen oder gar darauf reagiert...

"Wie ergeht es euch denn nach diesem Hofe, wohlwerter Herr?
Das Amt des Kastellanen... ehrwürdig und ungewohnt.
Darf ich fragen, wie ihr die Aufgaben jenes Amtes interpretiert? Also was... nun... was ein kastellan, ihr als Kastellan, in diesem Amte tut und vorhabt zu tun?" Sie lächelte kurz unverbindlich, aber die Neugierde konnte sie nicht ganz aus dem Gesicht verbannen, wieso auch?
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Ilario »

"Verbündete, wenn man das denn so nennen will, wären euch die anderen Vasallen. Zumindest in der Theorie und wenn es gilt zusammen zu stehen gegen äußere Einflüsse. In der Tat sehen manche den Eid als Lippenbekenntnis, doch mich dürft ihr gern jederzeit um Hilfe ersuchen als treue Vasallin Genuas.

Und Feinde hat Genua wahrlich genug, selbst jene die unserer Schutzmacht Mailand dienen könnten euch als jüngste Vasallin als Faktor sehen den es zu schwächen oder zu manipulieren gilt. Gebt also Acht."


Einen Moment innehaltend blickte Ilario Livia still an. Interpretieren... eine überaus interessante Wortwahl.

"Das Amt des Kastellans, manchmal auch Kammerherr genannt, ist nicht ungewöhnlich an den Höfen Europas. Die Aufgaben jedoch sind aufgrund der Ämterstruktur Genuas etwas anders gelagert. Vor allem da ich teilweise die Pflichten des Seneschalls mittrage.
Die genauen Aufgaben werden sich erst mit der Zeit wirklich zeigen, aber seid versichert: In allem was ich tue diene ich Genua. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den anderen Amtsträgern, allen voran den Botschaftern, muss erst noch einen modus operandi finden... "


Insbesondere Maximinianus... war ein Faktor mit dem er sich arrangieren musste und auch wollte. Aber nicht aus einer Position des Bittstellers heraus.
Ilario musterte die Setitin nachdenklich ehe er weitersprach.


"Gibt es einen bestimmten Grund warum ihr euch für meine Aufgaben als Kastellan interessiert? Irgendetwas verwaltungsrechtlicher Art oder anderes?"
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Livia
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Livia »

Livia lauschte den Worten des Lasombra, er war zum Glück kein Freund der wenigen Worte, wie so viele Andere hier in Genua... Ein, zwei mal nickte sie.
Als ihr von den Lippenbekenntnissen sprach, hob sich ihre Braue besorgt aber zustimmend - die Beichten hatten dies für die ganze Welt sichtbar aufgezeigt.
Als er sie warnte wanderten sie besorgt an die Seite, sie nickte erneut sanft.

"Nun ja, nicht wirklich direkt. Ich konnte mir bisher nur recht wenig unter dem Amt vorstellen - also die tatsächlichen Tätigkeiten. Der Verwaltungsaufwand einer Domäne scheint nächtlich betrachtet doch eher wenig aktiv? Im Kern stellt ihr also die Verbindung zwischen allen anderen und ihrer Majestät her und versucht die Domäne im Blick zu behalten?" Sie lächelte etwas unsicher, nicht, dass sie es zu falsch benannte.

Eine längere Zeit überlegte sie. "Ich hoffe, viele sehen es wie ihr... also die Vasallität als Bund mit unserer höchst verehrten Herrin, aber auch als Band zwischen uns Vasallen..." Ein kleines aber ehrliches Lächeln kam in ihr Gesicht, dieser Gedanke, der Gedanke von Gemeinschaft und Anerkennung, er verfehlte nie seine Wirkung.
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Re: [1007] Neue Wege (Ilario)

Beitrag von Ilario »

"So ungefähr, ja." Stimmte er Livias Einschätzung zu ohne jedoch weiter darauf einzugehen. Der Posten des Kastellans bot sicher noch Spielraum, den Ilario jedoch zuerst auszuloten gedachte. Warum nicht die alten Liktoren zum Vorbild nehmen? Wenn auch etwas subtiler...

"Der Dienst, die Pflicht, erhebt uns und sollte uns einen. Doch Zwist, auch unter Brüdern und Schwestern, ist unumgänglich unter Kainiten. Ein Teil, vielleicht der schlimmste, des Fluches den der Herr über den Dunklen Vate sprach. Wichtig ist mir unnötigen Streit zu vermeiden, denn er schwächt die Domäne. Und Schwäche können wir uns derzeit nicht leisten"

Nicht in diesen Tagen wo die Wölfe schon vor den Toren heulten und die Schakale sich zwischen den Aufrechten verbargen. Härte und Entschlossenheit, Integrität und List, die Vasallen Genuas würden sie alle brauchen oder Zugrunde gehen. Ilario würd sehen aus welchem Holz Genuas jüngste Vasallin geschnitz war.
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