[1007] Nordische Lieder [Alain]

[April '18]
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Brimir
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[1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Brimir »

Der bodde en bonde ved en strand
- Harpa toner vár og fin -
To fagre døtre hadde han
- Fa la la la la la... -

Den eldste til den yngre sa:
La oss ned til elva dra

Den yngste gikk føre som en sol
Den eldste etter som orm i jord

Den yngste satte seg på en stein
Den eldste dyttet, hun var ikke sein

Hun strakte ut sin hvite hand
Og ropte: «Søster, hjelp meg i land!»

«Nei, hvis jeg ikke hjelper deg
Så vil min kjæreste ekte meg»

Det var to gjetere på den strand
Og de så liket som fløt i land

De tok fra hennes kropp et ben
Og lagde av det en harpe ven

De tok tre lokker av hennes hår
Og harpa gyldne strenger får

Til søsterens bryllup ble harpa bragt
Og på en stubbe der ble den lagt

Og det var senere på denne kveld
At harpa spilte av seg selv

Da den første strengen lød
Den fortalte om brudens onde dåd

Da den andre strengen slo
Bruden som forstenet sto

Da den tredje strengen lød
Den onde søster hun falt om død


Die beiden Nordleute saßen am Abend schon vor Sonnenuntergang in der Schenke am Hafen. Sie tranken und lachten mit ihren Landleuten und sangen Lieder aus der Heimat. Bier und Wein flossen in die Krüge und dann in die Kehlen. Sie machten anzügliche Witze über die Bedienung und andere Damen in der Kneipe, manche davon auf nordisch, andere in gebrochenem Italienisch. Aber eines war offensichtlich: Die Beiden ließen sich auch von hemischen Seeleuten und Anwohnern einladen und erzählten dafür Geschichten von der See und Kaperfahrten.

***********

https://www.youtube.com/watch?v=snWcSvXCtk4 Leider hab ich nur die englische Übersetzung zur Hand und bin zu faul ;)

There lived a farmer by the shore
- The harp rings both true and fine -
He had two daughters fair
- Fa la la la la la... -

The elder said to the younger one:
Let's go walk by the sea shore

The younger walked before like the sun
The elder followed like a worm in the ground

The younger sat upon a stone
The elder pushed the younger in

She held out her white hand
And cried, Sister, help me to land!

No, for if I don't help you
My dearest will marry me

There were two shepherds on the shore
They saw the lifeless body float to land

They took from her body a bone
And made of it a slender harp

They took three strands of her hair
And strung the harp strong and fair

The harp was brought to her sister's hall
And put upon a stump in front of all

Later in the evening
It was playing by itself

At the first strum
It told the story of the horrible deed

At the second strum
The bride stood still as stone

At the third strum
The evil sister passed away
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
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Alain le Beau
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Irgendwann merken die Trinker, dass ihre fröhliche Runde sich um eine Person vergrößert hat. Ein junger, rothaariger Mann, der gemeinsam mit ihnen in ihrer Sprache anstößt und die Becher leert. Als sich die Augen auf ihn richten, reagiert er allerdings auf italienisch: "Die nächste Runde..." Er grinst breit "...geht auf mich!"

Man kommt ins Gespräch. Ja, er habe bereits Nordmänner kennengelernt - in der Bretagne, weit im Norden des Frankenreichs. Nein, er beherrsche die Sprache nicht mehr. Es sei zu lange her. Aber ohnehin scheint der junge Mann weniger daran interessiert zu sein, seine Lebensgeschichte zu erzählen, als dreckige Witze zum Besten zu geben und wilde Saufgeschichten zu erzählen.

"Was der noble Herr nicht wusste...", beendet er gerade zum allgemeinen Vergnügen seine derzeitige Darbietung "...war, dass seine werte Frau und seine Tochter die Nacht anderweitig verbracht hatten. Bei mir. Nacheinander. Und das alles nur wegen eines zerbrochenen Hufeisens. Ich war noch nie einem Schmied so dankbar!"

Das raue Gelächter dringt bis in die Nacht hinaus.
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Brimir
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Brimir »

Zuerst war die Runde still geworden, als sich da so ohne Ankündigung der Rotschopf dazu geschlichen hatte. Selbst der Trost auf ihrer Sprache schien die Nordmänner nicht wirklich erfreuter zu machen. Das änderte sich dann aber promt, als der Fremde die nächste Runde ausgab. Die Stimmung kehrte augenblicklich und ausgelassen zurück und einer der Beiden heimischen Nordmänner klopfte Alain auf die Schulter.

Die Beiden waren es auch, die später dann für ihn Übersetzten, da nicht alle in der Runde wirklich gut italienish sprachen. Aber man half sich gerne gegenseitig zur Not auch mit Händen und Füßen.

"Björn sagt, dass er dir nicht glaubt... ... aber ich hatte erwartet, dass du dir Mutter und Tochter zusammen schnappst.", lachte Thorsteinn "So hab ich das mal mit der Bäuerin und ihrer Tochter gemacht... und ihr Gatte war so ein Weichei, dass er nichtmal brüllte, als er uns dabei erwischt hat. Hab ihm gesagt er soll sich verpissen, während ich es seiner Frau mal so richtig besorge und dann ist er gegangen."

Throsteinn bestellte eine weitere Runde. Die Nordmänner waren ziemlich gut dabei, aber warum sollte man seine freie Nacht nicht auch nutzen.

"Ich hoff du hast dem Schmied nen netten Bonus gegeben?"
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Alain le Beau
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, das hätte ich getan", sagt Alain mit einem Augenzwinkern. "Aber die beiden waren sich gar nicht grün. Und ich hatte jeder versprochen, sie von ihrem Leben mit dem langweiligen Hausherren und der jeweils anderen zu entführen." Dann lehnt er sich zurück. "Ich hörte später von einem der Diener, dass es viel Geschrei gab. Aber vielleicht verstehen sie sich mittlerweile besser - immerhin haben sie jetzt etwas gemeinsam." Er breitet die Hände aus. "Was den Schmied angeht - den Bonus hat seine Frau erhalten. Mehrfach."

Dann hebt er den Becher. "Auf die Frauen, werte Freunde, und auf das Meer!" Mit einem Zug leert er sein Getränk und schlägt auf den Tisch. "Erzählt mir etwas über euch! Was verschlägt einen Haufen streitbarer Normannen ausgerechnet in diese Stadt? Zum Plündern seid ihr wohl kaum hergekommen." Alain beugt sich vor und schaut die Männer interessiert an - ehrliches Interesse an einer guten Geschichte.
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Brimir
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Brimir »

Die Beiden Nordmänner, die besser Italienisch sprachen - neben Thorvald hieß der Andere Halvard - lachten laut auf. Thorsteinn klopfte dem Rotschopf auf die Schulter. "Du Schwerenöter... ... ... ich mag dich, mein Freund."

"Auf die Frauen und auf das Meer!" stimmte fast die gesamte Gruppe ein. Einige der anderen tranken jedoch ihre letzte Runde. Sie mussten auf die Schiffe zurück. Doch Thorvald und Halvard blieben. "Der Krieg... was denn sonst? Wir verdingen uns als Söldner und ein Mann hier aus Genua bezahlt uns gut." Zugegeben, mit Blut, aber das musste man ja nicht erzählen. "Wir tun das, was wir am Besten können... ein Händler vor Ort hat uns das Angebot unterbreitet. Thorsteinn Björnson war das. Ihm gehört das 'Nordisch Allerlei' drüben am Hafen. Und was ist mir dir? Haben dich die Frauen nach Genua verschlagen? Ich finde die Damen hier ja... zu weich. Aber man sagt uns auch nach, dass wir Nordmänner nur vor einer Sache Angst haben... und das sind unsere Frauen. Ich hatte da mal eine, die war eine Walkyre in der Schlacht... und im Bett. Ein Prachtweib, sag ich dir."
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Alain le Beau
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, die hätte ich gerne kennengelernt", sagt Alain sinnierend. Dann weiten sich seine Augen und er hebt abwehrend die Hand. "Nur aus Interesse, natürlich. Ich habe so selten Frauen kämpfen sehen. Wobei... eine von denen ist mir auch schon in dieser Stadt begegnet. Aber ich glaube, sie ist nicht von eurem edlen Volk." Der Tzimisce nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Becher. "Thorsteinn, ja? Vielleicht werde ich sein Geschäft einmal besuchen. Bernsteinschmuck hat mir schon oft den Weg in die Kemenaten geöffnet. Und anderswo hinein."

Sich zum Wirt drehend ruft Alain. "Noch eine Runde für meine Freunde hier! Und ihr..." Er wendet sich wieder Thorvald und Halvard zu. "Wollt ihr mir von diesem Krieg erzählen? Gegen wen habt ihr gestritten? Die schwarzen Sarazenen etwa?" Wie ein kleiner Junge, der sich spannende Geschichten erhofft, blickt der Rothaarige die beiden Kämpfer an.
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Brimir
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Brimir »

"Frauen dürfen bei uns genauso Krieger werden, wie Männer Waschweiber." Halvard lachte laut auf und fand anscheinend die erste Variante deutlich sinnlicher als die Zweite. Dann übernahm Thorvald wieder. "Ja, Thorsteinn... netter Kerl... sag ihm, dass wir dich zu ihm schicken... aber sag mal... eine Kriegerin die nicht aus unserem Volk kommt? Wer ist die Frau? weist du, wo man sie finden kann?"

Als die nächste Runde angeleutet wurde gröllten die Nordmänner lautstark.

"Natürlich gegen die Muselmannen und Sarazenen, die Genua plündern wollten. Als sie die Stadt besetzt haben, waren wir außerhalb der Tore." Thorvald stieß Halvard an und grinste breit. Dieser erzählte weiter. "30 Mann waren wir mit den Genuesern da draußen. Und dann haben wir mit sieben Mann die Mauern erklommen, weil der Feind die Tore besetzt hielt. Er hat uns nicht kommen sehen und die Wachen fielen uns zum Opfer. Es waren 40, davon 10 wach... der Rest schlief in der Ecke Sarazenen am Tor..." "Ich sag es waren 50" "50 Sarazenen und wir griffen sie an." "Einer von uns rannte zum Tor, während die Anderen die Wachen ablenkten. Klar weckte das die schlafenden auf, aber nachdem das Tor offen war... .. hatten sie keine Chance mehr. Die Sarazenen sind zwar mutige Kämpfer, aber eben keine Nordleute. Sie hatten keine Chance." Keine Chance gegen einen Gangrel, der mit bei den Männern in der Mauer war und auch nicht gegen die zwei Lasombra, die von draußen das Tor aus den Angel rissen und mit den Kräften von Ragnarök die Sterblichen niederstreckten. "Wir öffneten das Tor für die Streitmacht der Mailänder und Genuesen, die gemeinsam kamen, um die Stadt zurück zu erobern und die Muselmannen zurück in ihre Heimat zu schicken. An dem Tag klebte das Blut von 30 Männern an meiner Klinge." "32 waren es bei mir"
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Alain le Beau
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Keine Ahnung." Alain kratzt sich am Hinterkopf. "Aber sie hat..." er zeigt auf seine Gesichtshälfte "...so Brandmale. Und eine Axt. Und ein ziemlich fieses Temperament."

Mit lebhaftem Blick folgt er der Erzählung und erfreut sich sichtlich an den blutigen Details. Dann seufzt er. "Der Stoff, aus dem eure Geschichten... Sagas, nicht wahr? Der Stoff, aus dem die Sagas gemacht werden. Ich will nicht sagen, dass ich gerne dabei gewesen wäre, aber mein Blut ist feurig, wenn ich das höre." Er legt seine Hand auf die von Halvard. "Wirklich, ihr müsst noch mehr erzählen." Er blickt den Nordmann mit leicht gesenktem Haupt an und schlägt adrett die Augen auf.

Ganz der weichliche Bewunderer der Gewalt. Oder ist da noch mehr?
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Brimir
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Brimir »

Als die beschreibung folgte, spiegelte sich kurz Erkenntniss in den betrunkenen Augen wieder. Die Beiden schauten sich knapp an und grinsten dann. "Axt und fieses Temperament? Klingt doch nach ner Nord."

Sie zuckten mit der Schulter. "Ja... Sagas..."

Die Beiden fühlten sich von der Bewunderung, die ihnen entgegen gebracht wurde deutlich angezogen. Männer und Krieger pralten eben gerne. "Auch unser Blut brennt bei den Gedanken an diese Nacht. Es war wie auf ner Vike... wir kamen im Dunkeln, schlichen durch den Nebel der Stadt. Seite an Seite mit dem Heer drängten wir die Sarazenen zurück auf ihre Schiffe. Es war glorreich und nicht wenige fielen durch unsere Klingen. Feiglinge sind das gewesen... allesamt. Sie waren nicht darauf vorbereitet."

Halvard zog seine Hand nicht wirklich weg, aber dafür stand Thorvald auf und leerte seinen Becher. "Ich muss mal pissen." Dann taumelte er auch schon leicht schwankend gen Ausgang.
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Alain le Beau
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Re: [1007] Nordische Lieder [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Kein Wunder", sagt Alain kopfschüttelnd. "Wo er doch so viel trinkt... noch etwas Wein?" Er lehnt sich vor, näher an Halvard heran. "Ich habe eure Landsmänner bereits im Norden getroffen. Es waren... denkwürdige Zusammenkünfte. Solche Ausdauer, im Trinken, und anderswo." Leicht streicht er über die raue Hand. "Wer eine Nacht voller Wunder erleben will, der muss einen Nordmann finden, habe ich gehört. Aber solche Geschichten, wie ihr sie erzählt, die habe ich selbst in Aremorica nie vernommen."

Während Halvard seinen Becher leert, winkt Alain dem Wirt. "Noch eine Runde!" Und als dieser mit den Getränken kommt, flüstert Alain ihm etwas ins Ohr. Der Wirt nickt. Geld wechselt den Besitzer. Dann wendet sich der Bretone wieder Halvard zu. "Er hat einen ganz speziellen Wein, für seine besten Kunden", sagt er verschwörerisch. "Hinten, im Weinkeller. Wir sollten uns dort einmal umsehen."
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