[1007] Die Orte unserer Sünden (Alain)

[Livia]

Sie lächelte ebenso und schüttelte den Kopf. "Merkur ist der Gott von Handel, Reise, Freiheit, Musik und Muse! Er herrschte im alten Rom über diese Lande, gemeinsam mit seinen Geschwistern."

Dann sah sie Alain noch einmal von oben bis unten an.
"Auch die Vorfahren eurer Kultur, die Kelten, beteten ihn an... auch wenn er einen anderen Namen hatte, der mir jedoch nicht mehr zufallen will." Sie grinste. "Ihr wärt ihm sicherlich auch eine gefällige Gestalt gewesen..."

[Alain le Beau]

"Kelten?" Alain kratzt sich am Hinterkopf. "Da wisst Ihr mehr als ich. Oder weniger. Ich habe gehört, dass wir Feenblut in den Adern tragen. Aber euer Gott klingt wie jemand, mit dem man einen lustigen Abend verbringen könnte. Wenn die Kirche nicht vorher einschreitet - eure Ketzerei ist bei mir natürlich sicher, aber ich bin mir nicht sicher, was andere davon halten würden. Ich habe schon Kainskinder getroffen, die euch allein für die Idee hätten vernichten wollen."

Er sieht Livia neugierig an. "Ich bin sicher, auch Genua hat sie, nicht wahr?"

[Livia]

Livia nickte. "Außerdem ist es Geschichte. Versteht mich nicht falsch. Ich bin Christin, nicht Heidin. Meine verehrung gilt nicht den römischen Gott Merkur.
Ob Merkur wohl nur ein anderer Name für meinen Ahnherren ist? Oder für dessen Erzeugerin? Wer weiß... Ein Gott wird es kaum sein.
Ob man dann jedoch einen schönen Abend mit ihnen hätte..." Sie grinste düster.

"Ich wüsst generell von keinem Kainit in dieser Domäne, der noch wirklich die alten Götter verehrt?
Auchw enn sicherlich nicht alle gute Christen sind und auch ich meine Zweifel daran habe, welche Gebote Gott den menschen und welche den Kainiten gegeben hat...
Waschechte Heiden..." Sie dachte kurz nach.

"Ah doch, der verehrte Brimir natürlich!" Gab sie dann mit einem Hauch der Zufriedenheit von sich.

[Alain le Beau]

"Brimir? Der Blutvogt? Ah... ich habe von ihm gehört." Er hebt die Hand, winkt ab. "Mir ist es einerlei, zu welchem Gott die Kinder Kains beten. Aber ich denke, euer Ahnherr hatte die richtige Idee. Wir selbst sind doch mehr als Sterbliche. Ich selbst würde mich nun nicht als Gott bezeichnen - höchstens als Gott der feuchten Laken - aber wenn die Kräfte mit der Zeit zunehmen... wo führt das hin? Ich für meinen Teil fürchte den Zorn der Alten weit mehr als den Zorn Gottes. Denn die Alten habe ich mit meinen Augen gesehen. IHN? Nie."

Alain kratzt sich am Hinterkopf. "Aber was solls. Sollen doch andere blind nach SEINER Gnade schreien..." Die Betonung hat einen deutlich ironischen Unterton "...sich unterwerfen und geißeln. Mir ist die Ewigkeit zu schade dafür. Nichts gegen Peitschen, richtig eingesetzt, aber warum sollte ich Schmerz ohne Lust wünschen?"

[Livia]

Livia nickte nur.
Dann funkelte sie Alain an.

"Also, Wettbewerb... diese Taverne ist unser Grundpunkt, es gilt wer die schönste Beute des Abends macht.
Ihr dürft euch mit allen Opfern vergnügen, ich schaue zu."
Einer letzte Bestätigung entgegenfiebernd, wartete sie ab.
Die waidmännsche Lust war kaum zu übersehen.

[Alain le Beau]

"Ha!" Alain grinst. "Unter einer Einschränkung. Wir beide sind natürlich von diesen 'schönen Beuten' ausgenommen. Ansonsten..." Er neigt seinen Kopf leicht in Livias Richtung "...könnten wir beide nur allzu leicht gewinnen. Oh, und ich denke, ich werde mich auch außerhalb der Taverne umblicken. Wer weiß? Vielleicht wartet die schönste Beute ja vor der Tür."

Sie passierten das Stadttor in einem günstigen Augenblick, traten hinaus in die Felder. "Ich will nicht neugierig sein, aber wie wollt ihr gewinnen, wenn ihr nur zuschaut?"

[Livia]

"Jagen kann ich ja dennoch, eventuell sogar etwas naschen..." Sie grinste.

"Nur die rein... körperlichen Aspekte... die überlasse ich gerne euch, da schaue ich eben lieber zu." Sie hob entschuldigend die Schultern.

Dann nickte sie und deutete in die Umgebung. Los ging es.... So verschwand Livia in der Dunkelheit.

[Alain le Beau]

Alain hebt die Augenbraue. Schließlich weiß Livia ja gar nicht, welche Taverne er im Sinn hatte. Dann zuckt er selbst mit den Schultern und macht sich auf die Suche nach einer Vergnügung für die Nacht. Er schlendert durch die nächtliche Landschaft, keineswegs in Eile. Zuerst wirkt es so, als wolle er nach Burgus marschieren, aber dann dreht er ab und wandert nach Maddalena hinein. Die Hände hinter dem Rücken pfeift er ein lustiges Liedchen, nicht ohne sich gelegentlich umzublicken, ob er jemanden sieht, der ihm als Beute dienen kann.

Oder vielleicht jemanden, der ihm die Beute stehlen will.

[Auspex 1]

[Livia]

Livia indess hatte sie kurz davongemacht, um in einem unbeobachteten Moment eins mit der Nichtigkeit zu werden. Dann hatte sie sich umgedreht und machte sich nun ganz genüsslich an die Verfolgung Alains. Sie wollte seine Techniken, seine Leidenschaft, seine Blicke und seine Gier studieren und beobachten. Sich an dem voyeuristischen Moment vergnügen und ihm womöglich gar eine...
unbemerkte...
Bühne schenken.

[Verdunklung]

[Alain le Beau]

Es ist sehr interessant, Alain bei der Jagd zu beobachten. Er jagt nämlich gar nicht - zumindest erkennt sie nicht, dass er irgendeine entsprechende Anstrengung unternehmen würde. Er riecht an einer Mohnblume am Wegesrand und steckt sie sich hinter das Ohr. Er pflückt einen Apfel von einem der Bäume und isst ihn langsam und mit sichtlichem Genuss. Für eine ganze Weile liegt er sogar einfach nur im Gras. Sichtlich entspannt und mit der Welt zufrieden.

Schließlich tritt er zwischen die Häuser des verschlafenen Dorfes und geht langsam von Fenster zu Fenster. Die meisten sind logischerweise dunkel, aber wie die Motte wird Alain von dem einen Licht angezogen, das da leuchtet. Er geht heran, späht hinein und reibt sich die Hände. Dann beginnt er leise - aber für Livia gut hörbar - zu singen. Es dauert nicht lange, da erscheint ein hübsches Gesicht. Offenbar eine junge Frau. Sie schaut nach links, nach rechts und sieht dann den Rothaarigen, der langsam und mit offenen Händen an sie herantritt.

Livia kann nicht hören, was er sagt, aber der Effekt ist rasch und beeindruckend. Alain kassiert eine schallende Ohrfeige. Und brüllt laut auf, obgleich Kainskinder ja recht unempfindlich gegenüber Schmerzen sind. Während der Bretone in die Nacht wankt, sich die Backe haltend, schlägt die Frau mit Schwung das Fenster zu. Der Tzimisce tapert in die Dunkelheit, aus dem Dorf hinaus.

[Opfer suchen (Wahrnehmung und Aufmerksamkeit + Auspex 1): 4 Erfolge]
[Verführung (Charisma und Empathie): 0 Erfolge]