[1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

[April '18]
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa betrachtete Toma aufmerksam. Seine Körpersprache, denn sein Gesicht war für sie noch immer verborgen. Sie wartete, ob er antworten würde. Als er schwieg schien es, als wäre dies etwas, womit sie scheinbar bereits gerechnet hatte, denn ihre Haltung veränderte sich während der ganzen Zeit kaum. Ruhig lagen ihre Hände auf dem Tisch, während sie weiterhin Toma betrachtete. Auch sie schwieg. Wartete geduldig. Hatte keine Eile. Sie zwang ihn nicht zum Reden, veränderte ihre eigentliche Frage jedoch auch nicht. Sie ließ ihm die Zeit zu entscheiden, was er tun wollen würde. Es war an ihm. Sie konnte und wollte ihm diesbezüglich keine Erleichterung geben.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma starrte ihr stumm entgegen. Wartete so wies sie und irgendwie hatte er wohl gehofft, sie würde einfach weiter machen. Immerhin hatte er gesagt er würde nicht auf alles antworten. Doch sie schwieg, er schwieg...bis ein leises Grummeln von ihm ausging.
Er hasste das. Immer und immer wieder musste er sich verstecken.Und wo es ihm erst notgedrungen aufgezwungen wurde, tat er es nun selbst.

„Ich tue dies weil ich es muss. Ich möchte nicht dass ihr es wisst. Ich möchte nicht dass irgendjemand erfährt warum.“

Er wollte sich nicht verstecken und wollte sich gleichzeitig aber auch nicht zeigen. Es zerriss ihn innerlich nicht zu wissen was das richtige war.

Er schüttelte den Kopf und fokusierte sich auf etwas anderes.

„Ihr habt vorhin von euren Clansgeschwistern gesprochen. Ich bin verwirrt. Ihr sprecht von eurem Clan als eine Welt in die ihr nicht passt und dass ihr von ihnen nicht akzeptiert werdet und doch vertraut ihr euren Clansgeschwistern? Auf Grund des Arguments eure Diskussionen werden...“leidenschaftlich?“
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte auf Tomas Antwort leicht mit den Schultern gezuckt, bevor sie trocken antwortete.

„Ihr müsst gar nichts. Während die Welt sich gegenseitig zerfetzt sind Eure eigenen vier Wände Euer eigenes Reich. Ihr tut es nicht, weil Ihr es müsst, sondern weil Ihr es so wollt. Doch ist an Euch zu entscheiden, ob ihr Euch verbergen wollt oder dazu steht.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment.

„Die Entscheidung liegt bei Euch. So wie es bei mir liegt meinen Clansgeschwistern zu vertrauen, auch wenn ich nicht das bin, was sie haben wollten. Familie sucht man sich nicht aus. Man wird in sie hineingeboren. Ich werde mich immer mehr beweisen müssen, weil ich offensichtlich nicht bin wie sie. Doch durch unsere Adern fließt das selbe Blut und wir alle wissen um die Bürde, die diese Tatsache mit sich bringt. Die einen sehen es mehr als Bürde. Die anderen weniger. Dennoch verbleibt der Respekt untereinander. Wir alle stehen gerade und kämpfen leidenschaftlich für unsere Ideen. Mit Worten.“

Die Gelehrte pausierte kurz, bevor sie weitersprach.

„Und manchmal auch mit Taten.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern. Die kleine Frau wirkte zu zart und zu zerbrechlich um tatsächlich zu kämpfen, doch hatte der Tzimisce selbst bereits erlebt, dass das Blut sie stärker gemacht hatte, als sie wirkte.

„Nicht immer bleibt es bei blauen Flecken und die Emotionen kochen über. Wenn Euer Tier so nahe an der Oberfläche liegen würde wie das unsrige, würdet Ihr wissen was ich meine. Dann würdet Ihr um die Verantwortung wissen, welche es mit sich bringt, so jemand die Kontrolle verliert. Wir benötigen deshalb keine Liktoren oder Harpyien um Konflikte zwischen uns zu lösen. Wir lösen sie selbst.“

Dann schwieg sie für einen Moment, bevor sie ihre Frage von zuvor erneut aufgriff und seine Aussage in eine neue, eigene Frage umwandelte.

„Was wäre das Schlimmste, was passieren würde, wenn irgendjemand davon erfahren würde warum Ihr die Maske nicht abnehmt?“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Was wäre das Schlimmste? Er blinzelte und runzelte die Stirn. Was war das Schlimmste? Schande.
Schwäche. Sie würden seine Schwäche sehen. Sie würden sehen dass er gefallen war, dass er an seinen eigenen Überzeugungen nicht festgehalten hatte.
Ihm war bewusst, dass das war er hier tat nur dieselbe Wirkung hatte, dass das Verstecken nichts anderes als Zugeben von Schwäche war...doch, konnte er das wirklich ertragen? Doch was war wirklich das Schlimmste? Wie würde Seresa reagieren?
Wäre es wirklich so schlimm? Und wäre es nicht besser diese verdammte Maske endlich abnehmen zu können? Er konnte nicht stolz darauf sein, aber wenn er es nicht zeigte, würde er nie lernen es zu ertragen. Seine Bürde. Er war selbst eine Schande, wenn er sich so unterdrücken ließ. Sie hatte recht. Er war hier in seinen eigenen vier Wänden. Und in diesen war er ein Gefangener. Ein Gefängnis dass er sich selbst auferlegt hatte.

Ein lauteres Knurren klang ihr entgegen und seine Hände hatten sich so fest zu Fäusten geballt, dass die Knochen knackten.

„Es ist eine Schande. Und es wird diejenigen geben, die es gegen mich nutzen würden...“
doch war das nicht sogar schon mit Maske geschehen?
Drehte er sich hier nicht unnötig im Kreis.

Seresa konnte sehen dass er mit sich rang. Dass viel Zeit verging bis er sie wieder ansah.
„Ihr wisst die richtigen Worte zu finden. Seht es als Zeichen dass ich euch vertraue. Doch wenn ihr jemanden davon erzählt...leidet ihr dafür."
sagte er plötzlich und hob die Hände an die Maske...
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa wich auf sein Knurren hin nicht zurück, stattdessen lag ein Ausdruck in ihrem Gesicht, als könnte sie ihn tatsächlich verstehen. Geduldig wartete sie seine nächste Frage ab. Als sie stattdessen eine Drohung erhielt, kniff sie leicht die Augen zusammen. Als Toma dann jedoch seine Hände an die Maske legte, wurden ihre Gesichtszüge erneut wohlwollender und die Brujah nickte schlicht zur Bestätigung mit dem Kopf.

„Ich werde niemandem davon erzählen, sofern ich nicht gegen meinen Willen dazu gezwungen werde. Mehr kann ich Euch nicht versprechen, doch darauf gebe ich Euch mein Wort.“

Ihre Tonlage machte deutlich, dass sie das was sie gerade gesagt hatte ernst meinte. Sie würde von sich aus darüber schweigen. Mehr jedoch konnte sie nicht garantieren. Wenn kainitische Kräfte mit ins Spiel kamen, war mitunter auch der stärkste Wille nicht mehr als ein Spielball und das wusste sie selbst nur all zu gut.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte alles verloren. Das Geweih, die dunklen Zeichnungen, die erst so neu waren und auf die er so stolz war. Die Knochenspitzen, die übergroßen Augen, die geschlitzten Pupillen, der breite Mund, die spitzen Zähne.
Vor Seresa saß kein Monster mehr, sondern ein Mensch.

Ein Mann mit blauen Augen und glattem schwarzem Haar. Seine Haut war blass, wie üblich für die Kainiten, aber makellos und rein. Ein Gesicht mit feinen Zügen, so dass viele ihn wohl wirklich gutaussehend genannt hätten. Nur Toma selbst hasste sich mehr als alles andere. Hasste dieses Gesicht, diese flache, schlichte, schmucklose Gestalt. Sicher er hätte sich auch noch hässlicher machen können. Für menschliche Begriffe war er sogar wirklich schön, aber das tröstete ihn nicht darüber hinweg, dass er sich selbst verloren hatte. Dass er etwas war dass er nicht sein wollte und das sich falsch anfühlte.

Seine Lippen verzogen sich grotesk, wohl immer noch an das Gefühl seines alten Gesichtes gewohnt, war er nicht in der Lage normal zu lächeln oder die Zähne zu blecken, was er eigentlich gerade tat. Frustriert rieb er mit den Fingern über seine Wange und merkte dass er noch Handschuhe trug. Da zog er sie aus und die stumpfen Fingernägel, die nicht mehr spitz waren kratzten an Wange und Kiefer.
Unruhig zuckten seine Augen umher, nicht gewillt Seresa länger in die Augen zu sehen.
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa schien einiges erwartet zu haben, doch das was sie schlussendlich sah war… unerwartet. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und Verwirrung stand deutlich in ihr Gesicht geschrieben. Eine stumme Frage nach dem wie und dem warum.

Sie hatte gesehen, wie sich der Drache verwandelt hatte in den letzten fünf Jahren. Wie er furchteinflößender - gar monströser - geworden war. Seine neue Hülle war so gänzlich… anders. Wäre da nicht sein ewig missmutig, grummelndes, gieriges Wesen gewesen, hätte Seresa angenommen, der Tzimisce hätte sich einen gänzlich schlechten Scherz mit ihr erlaubt, in dem er ihr einen Ghul vorgesetzt hätte.

Die Brujah erhob sich und näherte sich langsam Toma. Ihr Blick zeigte deutlich, dass sie es nicht verstand, während sich ihr Kopf seitlich legte und sie sein neues Äußeres musterte. Es war keine Abscheu in ihrem Blick zu sehen. Stattdessen wandelte sich der fragende Ausdruck immer mehr zu Neugierde. Vorsichtig streckte sie ihre Finger nach dem Tzimiscen aus, mit der Absicht sanft mit den Fingerspitzen über seine glatte Wange zu streicheln, so er es nicht verhindert hätte oder vor ihr weggezuckt wäre.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als sie ihm näher kam und auch noch die Hand hob um ihn zu berühren, zeigte er noch mehr die Zähne, die viel stumpfer geworden waren, bis auf die Eckzähne, die ausgefahren waren.
Er zuckte vor ihr zurück. Etwas das er vorher nicht getan hätte. Er hatte es ja immer gemocht wenn man sich für sein Werk interessierte und es bewunderte. Doch das hier war es nicht wert.
Er drehte den Kopf zur Seite, wandte den Blick von ihr ab und nahm ihr so auch den Blick auf sein Gesicht.

Die Kiefermuskeln waren fest angespannt, die Augenbrauen zusammengezogen, während sich die Augen starr in die Ferne richteten.
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa hielt einen Moment inne. Beobachtete seinen Rückzug, aber auch seine Anspannung. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb wich sie nicht zurück und ließ auch nicht von ihm ab.

„Seht mich an.“

Ihre Aufforderung war eindeutig. Nicht befehlend, denn dafür war ihre Stimme zu weich, doch lag eine Bestimmtheit in ihren Worten, die keinen Widerspruch duldete. Sofern der Tzismice zögerte, hätte sie ihre Worte widerholt.

„Ich sagte, seht mich an.“

Weich und wohlwollend waren ihre Worte. Sofern er noch immer gezögert hätte, wäre ihre Hand zu der von ihr abgewandten Seite seines Gesichts gewandert. Kalte, kleine Finger hätten sich auf seine Kinnpartie gelegt. Sie hätten sanft aber bestimmt dagegen gedrückt, um ihn damit zu zwingen, sie wieder anzusehen. Ihr Blick ruhte auf Toma, während sie leise zu ihm sprach.

„Es ist an uns zu entscheiden, was wir als Schande ansehen, Toma.“

Der Verzicht auf die etikettegemäße Ansprache mochte gerade aus dem Mund der Gelehrten, die selbst so viel Wert darauflegte, fremd und eigenartig klingen. Dennoch schien sie ihn damit erreichen zu wollen. Ihm näher kommen zu wollen, als die kühle Distanziertheit des Ständespiels es zuließ. Er hatte ihr vertraut und dafür schätzte sie ihn. Deshalb wollte sie ihn nicht so zurücklassen.

„Wir treffen Entscheidungen und leben mit den Konsequenzen. Wir verändern die Konsequenzen, indem wir neue Entscheidungen treffen. Wir verändern uns. Wir verändern unsere Umgebung. Manchmal gewinnen wir. Manchmal verlieren wir. Doch nur weil eine Schlacht verloren ging ist der Krieg nicht vorbei. Solange wir Hoffnung haben, können wir kämpfen. Solange wir Hoffnung haben, können wir alles verändern, was uns stört.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment, während sie mit ihren braunen Augen, seine blauen suchte. Ernsthaftigkeit lag in ihrem Blick.

„Nur wenn Ihr es zulasst wird es zu einer Schande und zu etwas, was gegen Euch verwendet werden kann und wird.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als sie ihn das erste Mal aufforderte sie anzusehen vertiefte sich die Falte zwischen seinen Brauen noch mehr. Als sie es noch einmal sagte zuckten die Nasenflügel. Als sie die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren, fasste er diese und hielt sie auf. Doch sein Kopf ruckte dennoch herum und die blauen Augen funkelten sie wütend an.

„Hört auf, mir zu Befehlen.“

Er verstand sehr gut was sie sagte. Verstand dass es keine Schande, keine Schwäche sein musste, wenn er es nicht als solche sah, nur war das nicht so einfach. Er konnte das Gefühl nicht einfach abschalten, er konnte nicht einfach sagen: Es war in Ordnung so, es würde ihn nicht kümmern.
Es ließ auch das Tier nicht kalt, dass sich seines eher bestienhaften Äußeren beraubt sah und nicht verstand warum diese Veränderung jetzt besser sein sollte.

„Wie könnte ich es nicht als Schande sehen, wenn es doch eine ist.“
Es entbehrte ja auch nicht einer gewissen Ironie dass der herrische Drache, der die Menschheit verachtete und sich stets für überlegen hielt, nun selbst wieder ein Teil von ihr war.
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