[1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

[Mai '18]
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Sousanna
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[1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Sousanna »

Es hatte die Ravnos einiges an Nerven gekostet, doch sie war einige Monate nach dem ersten Treffen endlich so weit, Titus eine Nachricht zukommen zu lassen. Der verehrte Caspar würde sich in sieben Nächten freuen ihn im Locanda rossa zu empfangen. Wohl, da man sich unter den Ravnos selbst nicht sicher gewesen, ob der heilige Krieger wusste, wo sich ein solcher Sündenpfuhl befand, würde der Bote, der die Nachricht überwacht hatte, anbieten den verehrten Herren zu diesem Lokal zu führen.

In jener besagten Nacht dann war Sousanna schon früh auf den Beinen gewesen. Sie hatte die letzten Vorbereitungen überwacht und die Belegschaft eingewiesen. Die Frauen und Männer würden jedes einzelne Tabu, das sie sich nur denken konnten brechen. Die seltsame, schöne Dame hatte ihnen sogar besondere Kostbarkeiten mitgebracht. Kräuter des Orients. In kurzen Momenten der Vertrautheit zeigte sie ihnen sogar, wie man sie genoss und die Stimmung wurde noch ungehemmter. Es kam sogar niemandem von ihnen mehr seltsam vor, dass die Fremde exakte Repliken von Ordenstrachten gefordert hatte und dafür gewiss ein Heidengeld hingeblättert hatte.

Das Bild, das sich dem Kappadozianer schließlich bieten würde, schien dem biblischen Sodom sehr nahe zu kommen. Man konnte nirgendwo hinsehen ohne auch nur mehrere Sünden auf einmal begangen zu sehen. Aller Schmutz mit einem allein schon unanständigen Luxus überzogen. Beste Stoffe, süßester Wein, nur die hübschesten Menschen in feinsten ... nun ja ... Kleidern konnte man das schon beinahe nicht mehr nennen, so viel zeigten sie. Natürlich bis auf die Ornate von Mönchen und Nonnen, die bis ins kleinste Detail den Originalen nachempfunden waren.
Ein Gewühle der Leiber. Abscheulichste, himmelschreienste Vergnügungen. Als hätte jemand Träume wahr werden lassen. Und das Schlimmste war, dass eben dieser jemand penibel darauf geachtet hatte, selbst die hässlichste und unanständigste Schweinerei so ansprechend darstellen zu lassen, dass sich jede nicht gefestigte Seele ohne weiteres hätte verführen lassen. Dass es wie die Erfüllung eines Traumes wirkte, den man niemals jemanden würde erzählen können.

All das getaucht in die Schwaden des Räucherwerks, das man abbrannte. Kein Weihrauch, sondern die Wohlgerüche der Goldenen waberte durch die Räume. Wäre da nicht diese schrecklich biedere italienische Einrichtung gewesen, hätte Sousanna sich beinahe wie zuhause gefühlt. Ihr Vater im Blute vergnügte sich bereits irgendwo und sobald sie ihre Arbeit getan haben würde, wäre sie daran, Spaß zu haben.
Doch zunächst musste sie den heiligen Mann durch einige Räume führen. Obwohl sie eine Sünderin war, schien sie selbst die Sünde hier wenig zu interessieren. Nur manchmal strich ihre Hand über Leiber, die ihnen zu nahe kamen. Sie schwebte dahin wie ein Engel des Verderbens. Selbst nur in das seidige Ornat einer Tempeltänzerin gehüllt, das den verführerischen Leib nur noch mehr an den der wunderschönen, verfluchten Hure Babylons erinnern ließ. Eine gefährliche Verführung.

Sie würde ihn in einen Raum bringen, in dem der überbordende Luxus etwas abgenommen hatte und doch alles teurer, alles ruhiger wirkte. Viel eher wie das glorreiche Konstantinopel. Der schwere Duft nach teuren Ölen hatte abgenommen, dafür lag ein anderer, viel besserer in der Luft. Der nach tiefer Lust. Und noch feiner, noch deutlicher der von süßem Blut.
Bunte Seidenkissen lagen in riesigen Haufen auf dem Boden. Perfekt, um sich darauf zu vergnügen oder träge vor sich hin zu dösen, ehe man zu neuen Untaten überging, was auch einige Menschen hier taten.
Der Blick von Sousannas großen, dunkel geschminkten Augen wandte sich zu Titus empor. Ein Lächeln umspielte ihre noch viel voller wirkenden Lippen. "Ich bin mir sicher, mein verehrter Vater stößt gleich zu uns. Kann ich euch bis dahin noch etwas Gutes tun?" Ein unschuldiger Augenaufschlag garnierte diese Frage, die in diesem Kontext sicher ungewollt zweideutig klang.
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Titus
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Titus »

Titus hatte sich vorbereitet, hatte in der vorangegangenen Nacht ausgiebig gejagt, um zumindest den Hunger nicht fürchten zu müssen. Es würde für ihn eine Prüfung werden, dessen war er sich sicher...wie die Versuchung des Sohn Gottes in der Wüste, wo der Teufel versucht hatte Jesus von Gott zu trennen. Tief im Gebet war er versunken in den wenigen Stunden, in denen seine Aufgaben als Geißel dafür Zeit ließen.

Er trug eine einfache Tunika über einer schwarzen Leinenhose, das Gesicht unter eine weiten Kapuze verborgen, die er beim Betreten des Hurenhauses vom Kopf zog. An der Seite hatte er ein kurzes Schwert gegürtet, sicher in einer ledernen Scheide verstaut. Ein ledernes Bändchen war um den Griff geknotet, das verhinderte, dass das Schwetr so ohne weiteres aus der Scheide gezogen werden konnte. Ein Symbol, so wie Vieles in dieser Nacht. Sein Rosenkranz hatte er offen und für alle sichtbar um seinen Hals gehängt und das silbrige Kreuz ruhte auf seiner breiten Brust.

Er nahm Notiz von den Sünden der Wollust, die um ihn begangen wurden und er hatte mit diesen gerechnet. So nahm er Notiz von den Vorgängen in dem Hurenhaus aber abgesehen von dem ein oder anderen missbilligenden Blick blieb er ruhig. Und so teilte der Fels von Genua das Meer der Sünde in diesem Haus und ließ sich in den besagten Raum führen. Auf die Frage hin schüttelte er nur leicht den Kopf.


"Nein...nicht nötig." Brummte der Kappadozianer und begann geduldig zu warten. Das ein oder andere Stoßgebet schickte er in seinen Gedanken gen Himmel, dass ihm Gott bei dieser Prüfung beistehen solle.
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Il Canzoniere
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Kainiten konnten wirklich viel ab. Sie konnten den Geruch des Ortes aushalten - eine einzigartige Mischung aus exotischen Düften, Räucherwerk und Sex - indem sie die Atmung einstellten. Sie konnten den Verführungen auf dem Weg in den - keinesfalls privaten - Raum widerstehen, den offen stehenden Schenkeln, den einladenden Gesten und sehnsüchtigen Blicken, denn ihr Verlangen nach dem anderen (oder eigenen) Geschlecht war erloschen. Alkohol reizte sie nicht und die Völlerei einiger - nur des Geschmackes willen - war ihnen auf aschener Zunge verwehrt. Wo sonst als an einem solch lebendig pulsierenden Ort wurde die untote Stasis so ersichtlich? Ganz besonders die des Fluchs der Kappadozianer.

Es gab heute Abend jedoch eine zweite Ebene. Wie eine geheime Agenda zogen sich die neuen Verlockungen, jene die solche mit dem Kainsmal umso heftiger ansprachen, durch die Szenerie. Die drei Verlockungen der Unsterblichkeit: Blut. Geheimnisse. Selbstsucht. Dazu jene Einflüsse die das Tier aufwühlten: Feuer und Anmaßungen. Das fünfzackige Pentagramm des via peccati. Titus war in eine Falle getappt. Das wurde ihm spätestens da klar, als das Tier nervös seine Lefzen hob, während er an einem großen, lodernden Kamin vorbei schritt, vor dem eine Gespielin ihre unwillige Freundin mit heißem Kerzenwachs bemalte.
Und dann roch er Blut. Aus beinahe jedem Raum drang der, mal dezent vorhandene, mal deutlich hervorgehobene Geruch an die empfindliche Nase des heutigen Abendgastes. Hier der frische Duft arteriellen Blutes, sprudelnd und hell. Dort der drückend dicke, vollmundige Geschmack dunkelroten Blutes aus einer Vene. Dann wieder eine Mischung aus beidem, einer Mischung die so nur aus einer Lunge stammen konnte und eine seltene Delikatesse unter Blutsaugern war. Denn wer trank direkt aus der Lunge?
Der pralle Geschmack von charaktervollem Herzblut legte sich auf die Zunge des Kappadozianers, als sie den Raum erreichten in den Sousanna ihn führte.

Auch hier waren sie nicht allein. Gerade verließ ein junger Mann den Raum, warf den beiden eintretenden über die Schulter einen lächelnden Blick zu. Titus kannte den Mann. Für gewöhnlich trug er eine Mönchskutte, statt wie heute überhaupt nichts. Er passte in San Marcellino gelegentlich auf das Tor auf... und jene beiden Männer die dort mit verzückten Gesichtern schweißnass ein rythmisches Klatschen zum Chuzpe des Ortes hinzufügten... waren es nicht Angehörige der Burgusser Miliz? Jene Menge nackter Leiber die sich aus der Verkeilung ineinander lösten um - sichtlich erregt - den stoischen Kappadozianer sowie seine Führerin zu umschwärmen und in einen weichen, warmen Mantel aus Körpern zu baden.... gehörten sie des Tags nicht dem Martinsorden an?

Er kam gar nicht so schnell mit dem Denken mit, so schnell prasselten die Sinneseindrücke auf ihn nieder. Die verschiedenen Gerüche, die er teilweise so lange nicht mehr oder auch niemals gerochen hatte. Dutzende Hände, die seinen Körper ertasteten, seinen Gürtel öffneten, versuchten die Waffe aus dem Kreis der Körper zu entfernen, seine Kleidung anzugehen, seine kühle Haut mit ihrer heißen zu erwärmen. Mit seinen zwei Händen konnte er sich dem kaum erwehren, wollte er nicht Gewalt anwenden.
Und dann war da wieder dieser Geruch. Blut. Drei oder vier der Körper bluteten. Aus langsam sickernden Bisswunden drang ein betörende Aroma an seine Nase. Er spürte den warmen Lebenssaft auch bereits auf seiner Haut kleben. Wenn einer von ihnen blutverschmiert war, waren es bald alle. Und Titus war nun einer von ihnen.

"Bitte... trink.... trink von mir... nähere dich an meinem Lebenssaft.... lass mich schweben." raunte es aus zahlreichen Kehlen aus allen Richtungen. Direkt vor ihm präsentierten sich rot gefleckte Hälse, pulsierend vom Lebenssaft der auch ihn am Leben hielt.
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Titus
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Titus »

Den falschen Mönch, die beiden Milizen und die Angehörigen des Ordens merkte er sich, diese würden ihre Strafe für diese Vergehen erhalten. Doch zunächst war er hier um ein Gespräch zu führen, aber die Gastgeber hatten offenbar andere Pläne.

Uns so schlich die Sünde auf lieblichen Pfoten und mit süßen Stimmen auf ihn zu. Erst wenige und vereinzelte, junge schöne Mädchen. Streichelnde Hände berührten ihn am Gesich, an seinem Haar, kraulten ihn am Nacken, massierten seine breiten Schultern und die muskelbepackten Arme. Geschickte schmale Hände rutschten unter seinen Wams, versuchten ihn zu kitzeln, zwickten an seinen Brustwarzen, kraulten durch die Haare auf seiner Brust.
Titus ließ sie gewähren, dachte er doch zunächst, dass diese kleine Provokation Teil des Spiels war und so lange es nur zwei oder drei Mädchen waren...davon würde er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, doch wurden es immer mehr. Sie kamen von überall, hinter Paravents und Vorhängen hervor, weitere Mädchen, zarte Knaben aber auch muskuläre Männer, schlawenzelten nackt und einige mit geöffneten Blutgefäßen auf ihn zu. Sie bedrängten ihn, zogen an seiner Kleidung, zupften an dem ein oder anderen Knoten der Lederbänder, die seinen Wams zusammen hielten.

Die Sünde drang auf ihn, versuchte an seiner Seele zu zerren und das Tier in ihm zu reitzen, zu verführen und in die Hölle zu reißen. Doch Titus riss an der Kette, an der er seine Bestie gefesselt hatte und der kurze Versuch seines Tiers, den Versuchungen nachzugeben wurde im Keim erstickt. Innerlich dankte er Gott, dass er am gestrigen Abend noch so erfolgreich gejagt hatte, so dass sein Hunger ihm nun nicht zur Last fiel. Und so war Titus der Fels der Heiligkeit in dieser stürmischen Brandung der Fleischeslust, das Fanal der Aufrichtigkeit an diesem Hort der Lüge und Falschheit.

Er begann die Sünder wegzustoßen, erst versuchte er es mit sanfter Gewalt, doch da sie nicht aufhörten und immer gieriger nach ihm griffen, wusste er sich nicht anders zu helfen. Geschickte Hände hatten seinen Gürtel geöffnet und ein lüsterner beherzter Griff durch den Bund seiner Hose um sein Gemächt ließ ihn vor Überraschung und Zorn erbeben und unwillkürlich einatmen. Der junge Mann, der seine Hand zwischen seinen Beinen hatte war ihm mit dem Kopf so nahe gekommen und versuchte Titus zu küssen, ihn mit geschickten Bewegungen seiner Hand zu verführen. Doch Titus zog seinen Kopf mit einem kurzen Ruck zurück und rammte seine Stirn in das Gesicht des Mannes, der laut aufschrie. Der Schmerz in seinem Schrei unterschied sich von den lustvollen Schreien und anderen Lauten um ihn herum und schreckte die anderen, die vor dem Kappadozianer zurück wichen. Blut quoll dem Mann zwischen den Fingern seiner Hand hervor, die er jammernd auf seine gebrochene Nase presste.

Titus bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass eine der schönen Mädchen sein Schwert ergriffen hatte, um es ihm zu stehlen. Seine linke packte den Arm des Mädchens und mit einem kurzen Ruck, zerbrach er den Arm so leicht, als wäre er ein Strohhalm. Auch das Mädchen schrie auf vor Schmerzen und so stürmte dem Rest schlussendlich die blanke Angst in die wollustvernebelten Geister. Rasch flohen sie vor dem Engel des Todes, der sich rasch zu seinem Schwert bückte, das auf den Boden gefallen war, um es aufzunehmen. Da stand er nun, mit zerzausten Haaren, der Wams bis zum Bauch aufgeknüft, mit geöffnetem Gürtel. Das Schwert in der Hand, bohrendem Blick und tiefem, leisen aber bedrohlichem Knurren suchte er den Raum ab...nach Sousanna.

...seine Tugend hatte den Versuchungen widerstanden...vorerst


[Willenskraft wurf zum widerstehen der Sünden: 6d10 = (3+10+6+7+10+9)]
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Sousanna
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Sousanna »

Da das Knurren erklang und sich der Kappadozianer umsah, war Sousanna verschwunden.

Als die Hände wie Seide über ihre Haut gestrichen waren und auch ihrer wenigen Kleidung zu Leibe gerückt wurde, war sie in dem Meer aus Leibern verschwunden. Als hätte sie einen jener rätselhaften Zauber ihres Blutes gewirkt. In jedem Fall aber hatte der Ruf des Pentagramms sie nicht lange Rufen müssen. Freiwillig und voller freudiger Lust ließ sie sich treiben.

So würde Titus einige Zeit suchen müssen, ehe er den lockigen Schopf in einem nahen Raum würde entdecken können. Gierig leckte sie das Blut aus offenen Wunden, die ihr so offenherzig dargeboten wurden, dass die Byzantinerin meinen konnte, sie wäre im Paradies, und hauchte blutverschmierte Küsse auf vor Leidenschaften brennende Leiber. In einem Knäuel aus Leben hatte sie sich vergraben und Titus würde sie schon am Genick dort herauszerren oder ihr Vater sie rufen müssen, damit sie davon abließ, mit Freuden jede einzelne Sünde zu beginnen, die jemals in einer heiligen Schrift erwähnt worden war.
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Titus
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Titus »

Titus verließ den Raum nicht, in den er geführt worden war, um Caspar zu treffen. Er richtete gereizt seine Kleidung und gürtete sein Schwert, dass er wieder in die Scheide steckte, jedoch ruhte seine Hand von un an stehts auf dem Griff. In seinen Gedanken dankte er Gott für seine Willensstärke und bekreuzigte sich und küsste anschließend das Kreuz.

Er wirkte von nun an ungeduldig und wartete darauf, dass diese lächerlichen Spielchen nun beendet wurden und das Treffen nun stattfinden konnte.

Anschließend würde er sich um die Gesichter kümmern, die er erkannt hatte.
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Il Canzoniere
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nachdem das harte Durchgreifen des Kappadozianers die Ekstaten hatte zurückweichen lassen und einige Schrecksekunden vergangen waren, schien die Botschaft angekommen zu sein, denn niemand versuchte Titus ein weiteres Mal in die Kreise der Lust zu ziehen. Stattdessen fielen sie nach und nach übereinander her. Wie Sousanna ließen sie sich treiben. Wälzten sich schwitzend und keuchend auf dem Boden. Zuckend und kichernd. Stoßend und reitend.

Hätte Titus nur das Kreuz getragen welches im soviel Kraft gab, hätte er schon mehr angehabt als die meisten hier. So jedoch trug er mehr als alle anderen zusammen. Notiz wurde von ihm keine mehr genommen. Zu treibend war die Kraft, der pulsierende Rythmus der die Orgie tiefer und tiefer die Spirale des Hedonismus herabzog. Er hatte deutlich gemacht das er kein Teil davon sein wollte. Wie ein Fremdkörper stand er da, nahm all die tief in ihm begrabenen Gerüche und Geräusche war. Die ihn an Zeiten erinnerten als noch die kräftige Sonne Neapels auf sein Haupt brannte. Und dann war da ein Geruch.... der stärker sein heutiges Selbst ansprach. Blut. Nicht jenes welches Sousanna sich just in diesem Moment stahl, sondern aus einer anderen Ecke des Raumes. Offenbar aus einem Stapel Seidenkissen und Samtlaken, purpurnen Mänteln und weichesten Tierfellen kommend.

Der Geruch umschmeichelte den hastigen Atem und raschen Puls der aus diesem Berg hinausdröhnte wie eine Doppelhelix. Den bebenden Körper unter den Stoffschichten konnte man nicht nur erahnen, sondern mit dem geistigen Auge mitzeichnen. Die kleinen aufgestellten Gänsehauthärchen auf den Armen, die nach oben verdrehten hellen Augen, die sich eng an ihn pressende Hüfte, die sich klar abzeichnenden, hervorstehenden Brustwarzen, der zur Seite gelegte Kopf, das schwallartige hervorpumpende Blut. Es war als ob sie im gleichen Moment lebte und starb. Gab und nahm. Explodierte und verblasste.

Sich aufbäumend durchbrachen die beiden die Decke des Kissenbades. Auch sie schrie nach Gott.

Caspar lächelte nur.
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Titus
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Titus »

Titus blieb weiterhin ungerürt. Seine linke Hand umschloss das Heft seines Schwertes und als Caspar schlussendlich auftaucht war die Aufmerksamkeit des Kappadozianers auf ihn gerichtet. War die Orgie eine einzige sich bewegende Masse aus Fleisch, Schweiß, Blut und anderen Körperflüssigkeiten, so war Titus ein unbeweglicher und unverrückbarer Fels. Kein Muskel und keine Wimper zuckte. Er war eine Statue, so wie eine der Statuen eines Heiligen in der Kirche. Im Gegensatz zum sündigen Leben um ihn herum war er der heilige Tod und gleich den Statuen in der Kirche, die auf die sündige Gemeinde hinab blickten, war der ausdrckslose, stumme, klagende Blick der Geißel Genuas auf Caspar gerichtet. Ein stummer Zeuge seiner Sünden vor dem allmächtigen und strafenden Gott.
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Il Canzoniere
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er setzte sich leicht auf und stütze die Arme auf die Knie, fuhr sich kurz mit der rechten durchs volle Haar und bot Titus dann ihm gegenüber einen Platz auf dem Boden an. Selbst kaum bekleidet und von fremden Schweiß mit glänzendem Oberkörper ausgestattet war er das pure Gegenteil des so ernst dreinschauenden Kappadozianers. So voller Leben wo Titus dem Tode so nahe war. Sein verschmitztes, amüsiertes Lächeln intensivierte sich etwas, als er mit dem Blick langsam die Figur des Bewaffneten herunterfuhr.

"Schön das ihr da seid. Jetzt bekomme ich eine Menge Kohle. Hatte mit Lucio gewettet ob ihr tatsächlich erscheinen würdet. Wir haben auch noch ein paar anderen Wetten. Wenn ihr mir helft, teilen wir 50:50. Was sagt ihr?" kurz verlöre er sich in der Erinnerung an eine Begebnheit, dann nickte er knapp.

"Caspar, Ancilla des Clan Ravnos, großer Fürst der thrakischen Lande." mit einem Nicken erlaubte er nun auch Titus das Wort zu ergreifen.
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Titus
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Re: [1008] Titus erstes Mal [Titus, Caspar (SL)]

Beitrag von Titus »

"Titus, Neugeborener vom Clan der Kappadozianer, Geißel von Genua."

Stellte er sich vor und verneigte sich leicht, zog es aber offenbar vor zu stehen.

"Es freu mich, dass ich Euch zu viel Geld verhelfen konnte mit meinem Erscheinen."

Titus schien sich kein bisschen darüber zu freuen.

"Laut Eurem Kind war es Eure Bedingung für dieses Treffen, dass es an einem solchen Ort stattfindet. Mein Respekt vor Eurem Status hat mich dazu gebracht diesen Bedingungen zu zustimmen. Und ich muss gestehen, dass dieses Schauspiel nicht gänzlich unerwartet war."

Eine kurze Pause. Zwar war der Ärger über dieses...Schauspiel noch nicht ganz verflogen, doch war er hier, weil er mit Caspar reden wollte...er hätte nicht kommen brauchen, wenn er jetzt nicht zumindest versuchen wollte eine Unterhaltung zu führen.

"Ich bin gespannt auf die Wetten. Welchen Wortlaut habe diese und mit wem habt Ihr sie geschlossen?"
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