[1008] Der Schaulustige [Offen]

[Diomedes]

Als ein Neuankömmling in Genua war es für Diomedes eine Notwenigkeit sich mit den Lokalitäten vertraut zu machen. Dies war auch den Grund weswegen der Brujah das lokale Elysium aufsuchte.

Von Außen machte die Kirche nicht allzuviel her. Aber im Inneren war sie um vieles schöner und sauberer und vor allem erhaltener oder restaurierter als das Äußere vermuten ließe.

Diomedes konnte die Wachen erkennen, die in so vielen Elysia zu finden waren. Auch in seiner ehemaligen Heimat Chandia, waren solche Männer in schwarz in den Ecken gelauert um Verstöße gegen das Elysium zu ahnden.

Diomedes setzte sich auf eine der Kirchenbänke und verschaffte sich einen Überblick, über die wenigen anwesenden Seelen, die keine Wächter waren. Er war gespannt, ob er jemanden interessanten treffen würde.

[La Vedova]

Als Diomedes sich gerade setzte, fiel ihm eine Figur im Seitenschiff auf, die er zuerst vielleicht für eine Statue gehalten hatte. Dort stand eine Nonne vor einem Aushang und schien ihn gerade zu lesen. Unbewegt wie sie war und mit ihren wie zum Gebet gefalteten Händen und der grauen Haut sowie dem gräulichen Ordensgewand hätte man sie tatsächlich für eine Staue halten können.

Aus den Augenwinkeln betrachtete Seinfreda den Fremden. Er passte auf keine Beschreibung und musste wohl nach dem Hoftag in Genua eingetroffen sein. Ob er wohl einer der vielen Mailänder war, die es in letzter Zeit hier nach Genua spülte? Vorsichtig wandte sich sich in seine Richtung um, die blaugrauen Augen sittsam gesenkt und senkte ihren Kopf zum Gruße.

[Angelique]

Ein Hämmern erscholl durch die Kirche. Geradeso, als schlüge jemand einen Nagel in ein Brett. Und tatsächlich war da plötzlich ein kleines Mädchen, barfuß und mit großem Pilgerschlapphut und Ledermantel bekleidet. Es schien ein halb befestigtes Pergament fertig zu nageln. Wieso war das Kind vorher nicht aufgefallen. Furchtsam sah es sích in der Kirche um, die für die Bequemlichkeit der Vampire sogar Bänke besaß.

[La Vedova]

Überrascht blickte Seinfreda zu Angeliques Aushang hinüber. Auch sie war Überrascht von ihrer Anwesenheit. Was hatte ihre Freundin an Neuigkeiten zu verkünden?
Langsam setzte sie sich in Bewegung, stellte sich zu ihrem Mondenkind hinüber und betrachtete liebevoll von oben den großen Hut...denn mehr sah sie aus dieser Perspektive wohl nicht von Angelique.
Unauffällig nickte sie in Richtung des Fremden "Salve, mein Engel", begrüßte sie die Malkavianerin leise und fragte dann flüsternd: "Sag, Kennst du ihn?"

[Angelique]

"Schiavo", hauchte Angelique und huschte hinter Seinfreda. Scheu schaute sie, an deren Rockzipfel geklammert, zu dem Fremden hinüber.

Das Mädchen schüttelte den Kopf und musterte den Mann ängstlich. "Nein, nie gesehen", sagte es.

Der Anschlag, konnte Seinfreda bei kurzem Überfliegen feststellen, enthielt eine fröhliche und leidenschaftliche Dankesrede an all die Spender, die den Rückkauf der versklavten Kinder möglich gemacht hatten.

[Diomedes]

Da es offensichtlich war, dass über ihn geredet wurde, schlenderte er langsam in Richtund der der Dame und des Kindes. Diomedes ließ sich und den beiden Zeit, sein kommen zu bemerken. Er schaute sich beide genauer an, konnte aber über das offensichtliche hinaus nichts feststellen, das ihn alarmierte. Er würde trotzdem vorsichtig sein. Er war noch immer in einer fremden Stadt, Elysium hin oder her.

Als er sich den beiden genähert hatte, verbeugte er sich leicht und wünschte einen guten Abend in akzentuieretem Italienisch.

"Guten Abend! Ich hoffe ich störe nicht."

[Angelique]

Vorwitzig und schüchtern zugleich lugte das kleine Mädchen hinter dem Rockzipfel hervor und sprach als erstes: "Schiavo, ich bin Angelique vom Klan des Mondes."

Trotz der scheinbaren niedlichen Harmlosigkeit der Kleinen, konnte der aufmerksame Beobachter die Anspannung der Wächter bei ihrem Anblick sehen. Misstrauen und vielleicht sogar abergläubische Furcht vor den kleinen Kind lagen auf den Zügen dieser Eltitekrieger, die ja eigentlich Vampire jeder Geschmacksrichtung gewohnt waren.

[La Vedova]

Die Nonne hatte dem Kind in mütterlicher Art die Hand an die Schulter gelegt und machte einen artigen Knicks vor dem Fremden.
Es schien ihr nichts auszumachen, dass das Mädchn zuerst die Stimme erhob und den Fremden so unverfroren ansprach. In ihren Gesicht war keinerlei Furcht zu sehen, sondern liebevolle Fürsorge.
"Buona Notte, Signore", grüßte sie ihn freundlich. "Ihr stört keineswegs. Wir sind heute Abend gekommen, um die Aushänge zu begutachten und zu aktualisieren", sagte sie mit einem Seitenblick auf Angeliques neue Ankündigung. "Zum Glück gibt es in jüngster Zeit endlich auch wieder positive Nachrichten."
Ihr Blick musterte den Fremden ruhig und abschätzend. Seine Gesichtszüge, seine Kleidung, dein Auftreten, seine Bewaffnung.
Mit einem nachsichtigen Lächeln meinte sie dann nach einer kurzen Pause "Da meine liebe Angelique schon so weitsichtig war, sich Euch angemessen vorzustellen sollte ich dem ebenfalls nachkommen. Mein Name ist Seinfreda Gunnhildsdottir, Neugeborene Kappadozianerin und Vasallin ihrer Majestät Aurore von Genua, Tochter der Kassia von Byzanz, Ancilla des Clans des Todes, aus der Linie der Heiligen Agnes von Rom."

[Arash]

Leise öffnete sich die schwere Tür der Kirche. Arash trat langsam ein und lies den Spalt, durch den er geglitten war, leise wieder zufallen. Trotz alledem war das „zuschlagen“ der Tür lauter, als er gedacht hätte. Es war wie ein Gong der ihn in der schweren Stille ankündigte. Leise seufzte er und sah sich in der Kirche um. Sein Blick glitt über die Einrichtung, die Statuen, die anderen Anwesenden...

Anschließend trat er tiefer in die Kirche hinein. Hose und Hemd hatten schon bessere Tage gesehen. Die Nähte waren ausgefranst und teilweise waren die Enden zerrissen. Sauber war er allerdings und die Kleidung schien auch geflickt zu werden. Zwar sah es nicht so aus, als würde er das selbst tun...vielleicht hatte er dienstbare Geister?

[La Vedova]

Gerade wollte sich Seinfreda wieder Angelique zuwenden, nachdem sich Diomedes verabschiedet hatte, da kündete die Kirchentür von neuem Besuch.
"Na sieh einer an...", wisperte sie der kleinen Malkavianerin zu "Schon wieder ein neues Gesicht. Hier geht es ja heute zu wie in einem Taubenschlag!"
Natürlich war dies nicht wirklich der Fall und die dunkle Halle mit den stillen Wächtern und den Skulpturen hatte nichts flatterhaftes ansich. Auch vier zufällig anwesende Personen konnte man kaum als Versammlung sehen, doch das neugierige Blitzen in Seinfredas Augen zeigte, dass sie diese Worte auch nicht wirklich ernst gemeint hatte.

Die Kappadozianerin beobachtete den Neuankömmling und seinen suchenden Blick. Ob er wohl ebenso ein Kind der Nacht war wie sie und ihr kleiner Engel?