[1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

[Mai '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Titus
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hörte Seinfredas Worten zu, schien selbst zunächst nicht über seine Erinnerungen aus sterblichen Tagen reden zu wollen.

"Es tut mir leid..."

Kam unvermittelt von Titus.

"...das mit Gaius. Auch wenn ich es vermutlich nicht verhindert hätte, weiß ich doch ich hätte an seiner Seite sein müssen...aber ich tat es nicht, weil ich glaubte meine Pflicht zu tun. Ich habe viel und oft für ihn gebetet...und..."

Titus seufzte schwer und schüttelte den Kopf.

"Bitte verzeih...das ist wenn überhaupt nur ein schwacher Trost."

Dann blickte er ihr wieder in die Augen.

"Dein Sohn, wie alt ist er jetzt? Was soll aus ihm werden?"
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La Vedova
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda senkte den Kopf ud blickte traurig zur Seite. "Du hast deine Pflicht getan, genau wie auch er. Er kannte die Gefahr...Ich habe ihm gesagt, dass Amgelique großes Ungück vorausgesagt hatte, dass ich deshalb gehen würde...doch er wollte mich nicht begleiten. Er sagte, er würde sich um alles kümmern und ich sollte zurück in meine Heimat, um mich dort um meine Ressourcen zu kümmern. Doch kaum dass ich dort ankam, hatte ich das Gefühl, wieder zurückzumüssen. Doch...das tat ich nicht. Ich blieb dort, ich hatte Angst, ich..."
Ihr Blick war voller Scham und Trauer "Ich hätte ihm ebenfalls beistehen können, aber ich habe es nicht getan. Ich habe mindestens genau so versagt..."
Dann sah sie auf "Aber er ist nicht tot, Titus. Noch besteht Hoffnung, er ist Gefangener aber es gibt Möglichkeiten. Wir können wieder gutmachen."
Ihre zweite Hand hatte sich krampfhaft um die Stuhllehne geschlossen. "Die Schriften...oder die Versteigerung..."

Auf seine Frage hin schloss sie die Augen und verzog das Gesicht. Es war eine schmerzhafte Frage. Sie blieb eine Weile Still "Er ist immer Siebzehn", sagte sie dann leise "Und das nun schon eine ganze Weile..."
Sie sahzu Titus hinüber "Ich hatte gehofft, dass er eine Familie gründen könnte, dass er...eine Frau finden könnte und Kinder zeugen...oder in seinem Beruf aufgehen, als Priester, sein Leben Gott widmen..."
Sie starrte eine Weile auf ihre feine Hand in seiner. "Ich habe natürlich darüber nachgedacht, was mit ihm werden soll. Ich habe auch schon mit unserem Ältesten darüber gesprochen...Und es ist durchaus so, dass er mein...Anker ist. Verstehst du?"

Wie hätte Titus an ihrer Stelle gehandelt? Hätte er auch sein Kind gerettet? Sie wusste um ihre Schwäche. Sie schämte sich jeden Tag und sie hatte sich schon so oft gefragt, ob die der Prämisse ihres Clans zuwoederhandelte. Fürchtete sie den Tod? Nein, sie fürchtete seinen Tod nicht...sie fürchtete die Einsamkeit danach und sie fürchtete sich davor, seinen toten Körper vor sich zu sehen und zu wissen, dass er nicht wieder aufstehe würde. So viele Jahre hatte sie um ihn gebangt...Jahrzehnte.
"Kein Kind sollte vor seinen Eltern sterben...", flüsterte sie "Das ist unnatürlich. Es kann nicht Gottes WIlle sein..."
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Titus
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus blickte Seinfreda an und einige Falten des Grübelns gruben sich in seine Stirn.

"Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist rein und für sie ist die heilige Mutter Gottes Maria ein Vorbild und ein Leitstern. Doch auch Maria musste erdulden, wie ihr Kind gestorben ist, so wie es auch viele sterbliche Mütter ertragen müssen, wenn ihre Kinder durch Krankheiten oder an Hunger sterben. Diese Seelen sind noch unschuldig und so ist ihnen ein Platz im Himmelreich gewiss. Dies mag ein kleiner Trost für die trauernden Mütter sein, die ihre Kinder begraben müssen. Doch Georg ist ein Mann und auch ich habe gebetet, dass er eines Tages eine Ehe schließen kann und eine Familie begründet. Doch auch in einem solchen Fall wäre Georg vermutlich vor Dir gestorben. Doch Du hast Dich entschieden ihn aus der Welt der Sterbllichen in die Welt der Dunkelheit zu führen, so kann ihm die Zeit und das Alter nichts mehr anhaben, doch wird er mehr und mehr die Verbindungen zu der Welt der Sterblichen verlieren und die Chance einstmal eine Familie zu haben schwindet weiter..."

Titus blickte ihr direkt in die Augen und schien darin die Wahrhaftigkeit zu suchen.

"Spielst Du mit dem Gedanken, ihre höchstverehrte Majestät darum zu bitten, ihn in die Nacht holen zu dürfen?"
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La Vedova
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von La Vedova »

Der Blick der Kappadozianerin wich Titus aus.
"Ja...aber noch ist seine natürliche Lebenszeit nicht abgelaufen. Noch drängt die Zeit nicht..." Sie wusste dass dies Ausreden waren, doch sie sagte sich all dies schon so lange, dass se zu ihrer Wahrheit geworden waren.

Sie nickte langsam auf seine Frage hin "Ja, natürlich habe ich das überlegt. Schon oft, das kannst du dir sicherlich denken. Bloß...weiß ich nicht, ob ich ihm all dies antun möchte. Ich kenne ihn gut...er ist so eine reine Seele. Er wäre sicherlich ein guter Kappadozianer, doch...Ich selbst dürfte ihn sowieso nicht in die Nacht holen, sondern müsste jemand anderen um diesen Gefallen bitten...Und gefählich ist es immer..."
Davon abgesehen war die Sache noch komplizierter als das. Doch das konnte sie Titus nicht erklären.
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Titus
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus betrachtete Seinfreda nachdenklich. Dass sie seinem Blick auswich war ein Zeichen dafür, dass sie mit ihrem sterblichen Dasein noch nicht abgeschlossen hatte. Er runzelte ein wenig die Stirn sagte zunächst dazu aber nichts.

"Was hat Benedetto dazu gesagt?"
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La Vedova
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda presste die Lippen zusammen und blickte vorsichtig zu Titus hinüber. Sie wollte ihm nicht sagen, was Benedetto von der Sache hielt. Es wäre gefährlich, was wenn Titus sich blind Benedettos Urteil anschloss?
Vorsichtig griff sie nach der größen Hans des Kriegers, ließ sich auf den Boden vor ihm sinken und barg ihre Wange in seiner Handfläche.
"Titus...", flüsterte sie erstickt "Er ist mein Sohn...Mein Fleisch und Blut. Er ist die Frucht meines Leibes, der letzte Rest einer Liebe...Ich kann ihn nicht fort schicken, ich kann ihn nicht vor mir sterben sehen, ich kann ihn nicht zu einem von uns machen...ich kann nichts tun...Alles wäre falsch."
Ihr Gesicht war voller Schmerz, als sie zu ihrem Clansbruder aufsah. "Unser Clansältester sagte, dass ich die Situation auf sich beruhen lassen kann, so lange wir die Sache geheim halten, keine Aufmerksamkeit erregen. Können wir es nicht dabei beruhen lassen?"
Sie schloss kurz die Augen. Ja, er hatte auch gesagt, das Georg für sie eine Gefahr darstellte, doch das wusste sie und Titus wusste das ebenfalls.

"Doch Titus...Wenn seine natürliche Lebensspanne abläuft, bin ich bereit, mich diesen schwierigen Entscheidungen zu stellen. Doch das sind noch über zwanzig Jahre...Und vielleicht gelingt es mir bis dahin, die Prinzessin zu überzugen, die Erlaubnis zu geben, ihn zu einem von uns zu machen...nicht sofort, doch zumindest die Zustimmung, das in Zukunft zu tun und bis dahin als Ghul über seine Lebensspanne hinaus zu leben...verstehst du? Vielleicht kann ich ihr irgendeine Art von Angebot machen...ihr zeigen, dass es mir kein politisches Mittel ist, kein Versuch, unseren Clan zu stärken, sondern eine Herzensangelegenheit. Doch als ich wegen Gaius vor ihr niedersank, hat sie mich für meine Emotionalität gescholten.
Ich kann verstehen, dass man mir all dies als Schwäche auslegen möchte, doch kann es nicht vielleicht auch eine Stärke sein? Nächstenliebe, Fürsorge....Ich handle nicht aus Stolz, keine Sünde liegt all dem zu Grunde. Mein einziger Fehler ist, dass mein Herz noch an jemandem hängt...das kann man mir zum Vorwurf machen, das verstehe ich. Doch allen anderen Prämissen folge ich...Ich bin eine gute Person Titus, ich helfe den Menschen körperlich und seelisch, ich schade ihnen nicht. Ich kümmere mich um die Herde, ich versuche zu helfen wo ich kann und ich habe mein Unleben der Forschung gewidmet, der Suche nach Erkenntnis. Ich folge den christlichen Tugenden so gut es mir irgend möglich ist...doch wir alle haben Schwächen...Liebe ist meine."
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Titus
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hob sanft ihr Gesicht an, und es war erstaunlich, dass diese grobschlächtigen Hände überhaupt sanft sein konnten.

"Er ist Dein Sohn...ich will mir nicht anmaßen Dir zu sagen, was Du tun und was Du nicht tun solltest. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist keine Sünde. Doch auch seine Seele steht auf dem Spiel und Du musst Dir im klaren darüber sein. Dies ist ein Schicksal, das Du für ihn gewählt hast und nicht er."

Titus grübelte.

"Sollte es dazu kommen, dass Du einen Erzeuger für Deinen Sohn suchst, dann möchte Ich Dir anbieten dies in Erwägung zu ziehen. Die nötigen Erlaubnisse unserer Prinzessin und unseres Clanältesten vorrausgesetzt."
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La Vedova
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von La Vedova »

Überrascht sah Seinfreda ihren Clansbruder an. Mit einem solchen ANgebot hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Mit einer Moralpredigt, mit Forderungenb, mit Zurechtweisungen, doch...ein solches Verständnis und dann auch noch ein solches freundliches Entgegenkommen?
Mit großen Augen musterte Seinfreda Titus, schien nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollte. Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und richtete sich wieder auf.
"Glaubst du denn, dass ich seine Seele gefährde?", fragte sie dann leise "Ich will nur sein bestes, und ich möchte ihn nicht verlieren....Und sag Titus, gehen aus deiner Linie nicht nur Krieger hervor? Georg kämpft besser mit Worten als mit dem Schwert..."
Aloisus wäre ein geeigneter Kandidat für die Kriegerlinie, dachte sie im stillen. Doch Aloisus war nicht von königlichem Blut, er war nicht ihr Sohn.
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Titus
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hob leicht seine Mundwinkel zu einem ganz seichten Lächeln.

"Mein erhwürdiger Erzeuger..." Titus zögerte einen Augenblick "...sein Name ist Gaius...ist ein hoch angesehener Scholar unseres Blutes. Es war sein Wunsch aber auch meine eigene Entscheidung, dass ich ein Wächter unseres Blutes werde. Ich werde es von Gregor nicht verlangen, wenn es nicht seine Natur ist. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es gut ist, wenn man sich zumindest ein wenig selbst verteidigen kann."

Dann wurde er wieder ernst.

"Unser aller Seele ist gefährdet, stehts und immer. Und wenn Gregor läünger als ein Menschenlebenlang seine Seele gefährdet hat dann soll er ein Unleben lang Zeit haben, seine Seele zu retten."
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La Vedova
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Re: [1008] Einsamkeit des Todes [Seinfreda, Titus]

Beitrag von La Vedova »

"Gaius...", wiederholte Seinfreda etwas erschrocken und sah Titus fragend an. "So viele tragen diesen Namen...Du meinst doch nicht etwa Gaius von Mailand, dessen Kind auch Benedettos Erzeuger ist?"
Das würde ja bedeuten, dass Titus in der Blutfolge eigentlich über Benedetto stand, auch wenn dieser älter war...? Sein Blutsonkel war, sozusagen? Titus hatte nie von seiner Linie erzählt, er bestand auch nie darauf, dass sie in seiner Anrede genannt wurde... Seinfreda war definitiv überrascht.
Sie zögerte einen Moment "Ich danke dir jedenfalls für das Angebot, es ist sehr großzügig. Demnach könnte Georg also auch eher auf den Spuren deines Erzeugers wandeln? EIn Scolar und Mann des Glaubens, vielleicht wie Benedetto? Natürlich könnte auch ich ihn unterweisen...", sie sah Titus weiter fragen an.
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