[1008] Lago di Val di Noci [Brimir, Titus, Ilario, SL]

[Ilario]

Sie hatten sich außerhalb der Stadtmauern gesammelt um gen Zinestedo und dann weiter zum Lago di Val di Noci zu ziehen. Lange Jahre der Recherche und des Abwägens waren ins Land gezogen und was als Unternehmung des Clans Lasombra bekommen hatte fand nun seine offizielle Fortsetzung als Operation für Genua. Für die Domäne, zum Ruhm der Herrin.

Ilario wartete auf die anderen in Begleitung von dem Mädchen Alerio und zwei weiteren ehemaligen Waisen. Alle drei trugen dunkle Lederpanzer unter ihren Nachtgrauen Umhängen. Ein kurzes Schwerter, mehrere Messer und ein Pflock trug jeder von ihnen mit sich ebenso wie eine Fackel, die junge Frau zusätzlich eine Armbrust und die beiden Männer je einen Speer. Ilario selbst trug keine Rüstung, sein Amt, Würde und ein Hauch Arroganz würden reichen müssen. Allerdings hatte auch er es sich nicht nehmen lassen ein Schwert zu gürten, seit Alters her das Standessymbol des Adels.

Sie würden den Weg über Luccoli gen Zinestedo wählen und nicht den über Borgio Incrociati und Borgio di Bisagno. Weder Ajax noch Ferrucio mussten unnötig Wind davon bekommen. Dennoch hatte Ilario seine Ghule in Kenntnis gesetzt wohin sie gingen und wen sie benachrichtigen sollten falls er länger als erwartet fortbliebe.

[Titus]

Titus hatte sich auf diese Nacht mit einem ausführlichen Gebet und einer ausführlichen JAgd in der vorangegangenen Nacht vorbereitet. Als er am Treffpunkt ankam, war er bewaffnet und gerüstet. Seine beiden Ghule Elio und Enrico begleiteten ihn. Titus selbst hatte sein Großschwert auf seinen Rücken gesschnallt und trug ein Kettenhemd über einem gepolsterten Lederwams. Seine Ghule waren leicht gerüstet und trugen jeweils ein Schwert und ein kleines Schild am Gürtel. Jeder von den dreien hatte zwei hölzerne Pflöcke vorbereitet und so vertaut, dass sie sie in einer möglichen körperlichen Auseinandersetzung leicht hervorholen konnten.

Titus hatte seinen Rosenkranz umgelegt und das silberne Kreuz schimmerte blass im Mondlicht und war das einzig "helle" was Titus bei sich trug. Sein Gesicht hatte er unter einer weiten wollenen Kapuze verborgen.

Respektvoll begrüßte er Ilario und musterte seine Gefährten eindringlich, um sich ihre Gesichter zu merken, damit er sie im Kampf nicht fälschlicherweise als Feinde betrachtete.

[Brimir]

Brimir selbst kam alleine - von dem Raben udn dem Wolf an seiner Seite abgesehen, die Beide viel zu groß für ihre Art waren. Alte, stolze Tiere. Rüstung trug er keine und genausowenig Stoff am Oberkörper. Dafür war er mit Rundschild und Einhandaxt ausgestattet und feine Zeichnungen - nicht alle davon Nordisch - waren mit Kalk, Kohle und gefärbter Erde auf dem Körper gemalt. In jedem Stiefel steckte ein Pflock und ein dritter war am Bund der Hose befestigt. Die vollen Wolfsaugen - sie waren inzwischen ganz dem Tier gewidmet und nicht mehr 'nur bernsteinfarben' - musterten die Personen lange, ehe er erst Titus und dann Ilario begrüßte. Das Nicken in Ilarios Richtung war deutlich tiefer, als ein Ancilla es gegenüber einem Neugeborenen tun musste und Titus erhielt eines, was fast schon als ebenbürtig zu bezeichnen war. Brimir hatte die Abmachung zwischen dem Totengräber und sich selbst nicht vergessen.

Der Nordmann bildete einen scharfen Kontrast zu den anderen Beiden, die offenkundiger in das Bild der Abgesandten passten. Brimir verkörperte hier nur eines: Die Jagd, für den Fall, dass es sich bei dem Ziel ihrer Reise wirklich um denjenigen handelte, von dem er es vermutete. Und dann war die Bemalung und der dazu gehörige Ritus Pflicht für den Jäger.

Vollkommen gesätigt war er zu dem Treffpunkt gekommen und als sie aufbrachen nickte Brimir den anderen zu. "Ich bin immer in eurer Nähe, aber falls 'er' es ist... wird er sich nur zeigen, wenn er mich nicht sieht. Und dann sollten wir handeln, bevor er zum Zuge kommen kann. Ihr werdet mein Signal dafür erkennen..."

Als der Trupp aufbrach, blieb Brimir zurück. Freki und Munin gingen mit dem Trupp und kurz darauf schloss sich ein zweiter Rabe dem Tross an. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten verschwanden die drei Tiere ind er Nacht, umstellten den Ort des Treffens und warteten.

[Il Canzoniere]

Der von kräftigen Nussbäumen gesäumte See lag dunkel und einsam da. Die funkelnden Sterne und der leuchtend am Himmel stehende Mond spiegelten sich in ihm wie ein zweiter Nachthimmel. Regungslos und ohne jegliche Störung der Oberfläche zelebrierte er die Stille die ihn immer mehr erfasste als die kleine aber gefährliche Gruppe seine Ufer erreichten. Zumindest Titus Ebenbild wurde ebenso grimmig zurückgeworfen wie er auch mit einer vorhandenen dritten Dimension wirkte. Der recht hoch liegende Gebirgsee war nicht sonderlich groß, um ihn zu umrunden würde man sicher keine zwanzig Minuten brauchen. Dennoch wirkte er riesig. Der nächtliche Himmel im Gebirge, gespiegelt von der Oberfläche des kalten Nass, das Rauschen der majestätischen Bäume - von denen viele sicher auch mit der Gruppe mithalten konnte, wenn man ihre Altersringe zählen würde - ergab eine beeindruckende Atmospähre welche sich so von der Genuas selbst unterschied. Dabei befand sich dieser Ort kaum eine volle Tagesreise von den emsigen Märkten Platealongas, den geschäftigen Tavernen Raveccas oder den stinkenden Gassen Claviculas entfernt.

Der Ort war wohl gewählt worden, kam man sich doch schnell selbst sehr klein vor, wenn man hier entlangsschritt. Ganz gleich wie gewichtig die Mission sein sollte.
Derjenige den sie hier treffen würden war zuerst nicht zu sehen. Ganz allein schienen sie hier oben zu sein. Erst nachdem sie den kleinen See bereits einmal völlig umrundet hatten und sich nun suchend nach jemandem umsahen mit dem man heute Kontakt aufnehmen könne, glitt ein dunkler Schatten aus dem sternenübersähten Nachthimmel herab. Er schien zuerst sehr hoch geflogen zu sein. Mit kilometerweitem Blick vom Meer bis zu den schneebedeckten Spitzen der zentralenen Apeninnen. Lautlos hatte er sich tiefer und tiefer geschraubt und glitt nun, die Wasseroberfläche leicht verwirbelnd, über den dunklen See. Die majestätischen Flügel von knapp drei Meter Spannweite ausgebreitet, das dunkle Gefieder rauschte im Wind, der weißen Kopf starr auf sie ausgerichtet. Jedoch waren es die dunkelrot leuchtenden Augen die den Geier zu einer Erscheinung machten welche man nicht so schnell vergaß. Wie zwei helle Punkte die sich rasch näherten, schossen sie aus dem Dunkel auf die kleine Gruppe zu. Umkreisten sie langsam während sie an Tempo verloren und während der Bewegung langsam humanoid. Während sie eine temporeduzierenden Kurve flog, wuchs die Gestalt. Verformte sich. Der Kopf wurde größer, humanoider, die Federn verschwanden. Die Flügel schrumpften zu Armen zusammen, die Beine schossen aus seinem Körper wie in Zeitraffer wachsende Bäume. Die Bewegung mit zwei auslaufenden Schritten ausklingend kam er vor der Gruppe, die nun den See im Rücken hatte zum stehen.

Er war recht groß und hager. Trug lederne Stiefel und die Hose eines Jägers - oder Wilderers. Seine dunklen Haare waren gelockt und wurden von zwei, aus seinem Kopf ragenden Hörnern eines Gebirgsbockes durchbrochen. Bart und Brusthaar kräuselten sich ebenfalls.

Misstrauisch beäugte er die genuesische Gesellschaft.

----

[Titus]

Titus und seine Männer zogen ihre Waffen, als dieser riesige Geier aus der Hölle über ihnen kreiste und in einem weiten Bogen landete und sich dann in diesen Teufel verwandelte. Zwar blieb Titus zunächst ruhig, doch konnten seine Gefährten und vor allem seine Ghule seine Anspannung spüren. Sein Großschwert hatte er zwar gesenkt, doch hielt er sich bereit.

"Du musst derjenige sein, den die Bewohner von Zinestido den Geier nennen. Ich bin Titus, Neugeborener vom Blute der Kappadozianer und Geißel von Genua. Dies ist Ilario Contarini, Neugeborener vom Blut der Lasombra, Kastellan von Genua. Wir sind Vasallen ihrer höchst verehrten Majestät, Aurore, Ahnherrin vom Blute der Ventrue und Prinz von Genua."

Titus tiefe Stimme hatte ein gewisses Gewicht, in dem weder Freundlichkeit noch Höflichkeit lag. Sein ernster Blick bohrte sich in die Augen des Gehörnten.

[Ilario]

Als der Geier landete bildeten seine Bewaffneten ein schützendes Dreieck um Ilario, die Formation löste sich bei dessen Rückverwandlung leicht. Die beiden Speerträger traten zur Linken und Rechten ihres Meisters, während Alerio ein, zwei schnelle Schritte zu Seite tat. Die Armbrust hielt sie gesenkt aber schussbereit. Ilario hingegen nickte nur leicht bei Titus Worten, seine Hände friedlich vor dem Körper zusammengeführt. Seine Augen jedoch suchten die nahen Schatten, jene die er rufen würde sollte der Geier die körperliche Provokation suchen. Dann richtete auch der Lasombra seine Augen auf den Neuankömmling, wartete was dieser auf Titus Worte erwidern würde.

Diese Hörner... ein wandelnder Stillebruch dieser Kainit. Ein solches Wesen konnte nur fernab der Städte, im Randbereich der Zivilisation existieren.

[Brimir]

Der Nordmann hielt still Wacht, abseits und im Rücken des Gangrel. Er war gespannt, wer sich hinter den Hörnern verbarg, aber zugleich enttäuscht, dass es nicht derjenige war, den er suchte.

[Il Canzoniere]

Der Kainit mit der gezeichneten Gestalt musterte die kleine Gruppe kurz und nickte dann Titus, dem offensichtlichen Sprecher zu.
"Vulpur. Neugeborener des Clan Gangrel." antwortete er mit der minimalen Anzahl an Worten, jedoch war er offenbar von irgendwem in den Grundzügen der kainitischen Vorstellung unterwiesen worden. Offenes Misstrauen lag jedoch knapp unter der Oberfläche seines sonst abschätzenden Gesichts.

"Was wollen die Genuesen in meinem Gebiet? Ich kann sie nicht gebrauchen. Ich betrete ihr Territorium nicht und sie meins nicht. Das war die Absprache. Kommt ihr in einem Notfall?" drückte er sich irgendwie seltsam verschwurbelt aus. Der Begriff der weißen Prinzessin schien bei ihm ebenso auf taube Ohren zu stoßen wie ihre eigenen Namen. Offenbar kam der Geier nicht sonderlich häufig unter "Leute".

Er wirkte vorsichtig, immerhin waren die beiden zu zweit plus Begleitschutz und er nur alleine. Und seinem Namen nach war er niemand der der einen Kampf mit jemanden begann, sondern die Hinterlassenschaften fraß. Oder hatte er sich darauf spezialisiert Tote zu fressen? Abschätzend musterte er Titus und Ilario.

[Ilario]

"Absprache mit wem?" Meldete Ilario sich zu Wort, war doch auch er als Vollstrecker von Aurores Willen hier. "Hört Vulpur, werter Neugborener vom Clan Gangrel..." Eine Kunstpause lassend, wohl um die fehlende Erwähnung eines Erzeugers zu betonen un Gelegenheit zu gegeben diesen nachzuschieben, fuhr Ilario dann fort. "Die Weiße Prinzessin, ihre höchstverehrte Majestät Aurore von Genua, Ahnin im Blut der Könige, beansprucht seit dem Jahre des Herrn 998 die Siedlungen Sancto Petro de Arena, Végoli und Zinestedo im Fereggianotal, Pontedecimo, Votori, Nervi, Quinto al Mare und Bavari als ihrer Domäne zugehörig. Angetroffenen fremden Kainiten, so wie euch, steht es frei zu gehen oder das Knie zu beugen."

Die ohne jede Häme oder sonstige negative Emotion vorgetragenen Worte enthielten dennoch Entschlossenheit, als wären sie schlicht Fakt und ein einfacher Neugeborener, egal wie machtvoll, könne daran nichts ändern. Ebenso wäre es vermutlich sogar in Ilarios und auch Aurores Interesse wenn der Geier sich unterwerfen würde. Ein AUseinandersetzung würde niemandem nützen, ein weiterer Gefolgsmann Genuas in einem abgelegenen Gebiet dagegen schon eher. Deshalb mischte sich unte die harten Worte im Nachgang Behutsameres. "Ich bin sicher, wenn ihr die Oberherrschaft der höchstverehrten Prinzessin anerkennt... wird sich hier wenig ändern."

[Il Canzoniere]

Der Blick wanderte zu Ilario hinüber und runzelte die Stirn, sah dann noch einmal zu Titus hinüber. Als ob er nicht verstünde wer diese Gruppe nun anführen würde.
Kurz bleckte er die Zähne, bevor er die Arme vor dem Körper verschränkte und schnaubte.

"Polina." quetschte er dann zwischen den Lippen hervor, wohl um Ilarios offene Frage zu beantworten. Wirklich vergnügt wirkte er deswegen jedoch nicht.

"Zinestedo? Ist das ein Scherz? Das Kaff gehört schon seit Jahrzehnten mir. Wenn ihr wisst was gut für euch ist, lasst ihr euren Anspruch ganz schnell fallen." offenbar erboste ihn die Aussage dermaßen, das er begann auf und ab zu laufen, wie ein eingesperrtes Tier. Dabei behielt er die Gruppe im Blick. Insbesondere den wehrhaft erscheinenden Kappadozianer neben Illario.

"Den ganzen anderen Mist könnt ihr von mir aus haben. Aber nicht Zinestedo. Dort jage nur ich." langsam fuhren die Eckzähne aus, als ob er seine Worte unterstreichen wollte. Vielleicht war es auch eine rein instinktive Reaktion auf die Territorialverletzung.

"Ihr könnt nicht einfach herkommen und behaupten das wäre jetzt euer Land. Was wollt ihr überhaupt damit? Es ist ein Drecksnest. Sie können nicht einmal die Klappe halten." und spielte damit offenbar auf die Begebenheit an weshalb sie heute überhaupt miteinander sprachen.