[1008] Das geschriebene Wort [Lorenzo, Seinfreda]

[Mai '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Lorenzo
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[1008] Das geschriebene Wort [Lorenzo, Seinfreda]

Beitrag von Lorenzo »

Als Lorenzo sich in dieser Nacht zur Martinsfeste aufmachte, war er aufgeregt. Noch nie hatte das geschriebene Wort lesen können, noch selbst Worte auf Papier niederschreiben können.
Kaum war er an der Martinsfeste angelangt, teilte er den dortigen Wachen kurz und knapp mit, dass er von Seinfreda erwartet wird. Als man ihn zu ihr gebracht hatte, nickte er Ihr respektvoll zu.

„Seid gegrüßt werte Seinfreda. Danke dass Ihr euch die Zeit nehmt meine vorhandenen Defizite auszugleichen. Ich werde alles dafür tun, Euch ein guter und gelehriger Schüler zu sein. Da Ihr schon im Vorfeld angedeutet hattet, dass Ihr mir das Lesen und Schreiben mit der Hl. Schrift beibringen wollt würde ich,wenn Ihr mir erlaubt, einige Verse vortragen, die mein Sire dafür nutzte, um mir zu zeigen, dass wir Verdammte sind, die nur einen Zweck haben, der Menschheit Leid, Schmerz und Qualen zu bereiten, und zuletzt den Tod. Mich würde Eure Erklärung zu diesen Versen Interessieren, immerhin seid ihr eine Dienerin Gottes und ich will und kann nicht glauben, dass mein Sire recht mit seiner Interpretation hat.“

Die Rose wartete ab, ob seine Lehrmeisterin dieser Bitte zustimmen würde.
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La Vedova
Kappadozianer
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Re: [1008] Das geschriebene Wort [Lorenzo, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda wartete entgegen seinen Erwartungen nicht in ihrer Stube auf ihn, sondern in dem kleinen Gärtchen vor dem Tor der Burg.
Etwas hatte sich seit Lorenzos letztem Besuch verändert: Überall steckten Stäbe im Boden um den Burgberg, verbunden durch dünne Bänder und Fäden. Teilweise war Untergrund abgegraben worden, neben dem Burgtor war eine kleine Hütte gebaut worden, die man erst für einen Gänsestall halten könnte, doch waren dort keine Federn und auch sonst nichts, das auf Federvieh hinwies.
Inmitten dieser seltsamen Aufbauten etwas abseits des Hauptweges zum Burgtor gelegen hinter einigen Büschen befand sich schon seit geraumer Zeit ein kleines in zwei Terrassen angebautes Gärtchen, das von einer niedrigen Steinmauer umgeben war und in dessen Mitte eine kleine Treppe zu einem Feigenbaum führte, der jedoch noch nur mannesgroß war. Der Garten konnte noch nicht lange bestehen, vielleicht ein, zwei Jahre. Noch waren die Wege nicht überwuchert, die Steinmauern frei von Moos und die Natur hatte noch nicht versucht, sich ihr Territorium zurück zu erobern.
Der nächtliche Sommerwind trug die Düfte verschiedenster Pflanzen durch die Luft. Gewürzkräuter, Büsche mit betörenden Blüten, unscheinbare Bodenranken, elegante Lilien... und auf einer Rasenbank umgeben von rankenden Rosen von roter und weißer Färbung saß dort die Kappadozianerin in ihrem Habit mit einem feinen Stoff auf dem Schoß, an dem ein Stickbrett angebracht war. Sie führte einen feinen Wollfaden konzentriert durch ein halbfertiges Muster.
Neben ihr stand eine Laterne sowie eine Wachstafel mit einem Griffel.

Als Lorenzo sie ansprach, hielt sie inne und sah zu ihm auf.
"Willkommen, durstige Rose", sagte sie freundlich und wies auf den Platz neben sich. "Es freut mich zu hören, dass du dich auf unseren Unterricht vorbereitet hast. Es scheint dir tatsächlich ernst mit deinem Vorhaben zu sein und ich kann das nur loben. Nun denn, ich werde sehr gerne den Worten deines Erzeugers lauschen und dann werden wir sehen, ob ich etwas Kluges dazu beizutragen habe, um die Dunkelheit ihres Inhaltes zu erleuchten und deinen Wissensdurst zu stillen. Ich kann aber nichts versprechen, denn wir alle sind Suchende auf dem Weg des Wissens. Tatsächlich hoffe ich jedoch, dieser düsteren Weltsicht widersprechen zu können."
Sie legte ihre Stickarbeit zur Seite, faltete die Hände im Schoß und sah Lorenzo auffordernd an.
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Lorenzo
Toreador
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Re: [1008] Das geschriebene Wort [Lorenzo, Seinfreda]

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo ließ das Ambiente des angelegten Garten auf sich wirken. Auch fragte er sich was es mit den Fäden und bunten Bändchen auf sich hatte. Als er seine Lehrmeisterin sah lächelte er Ihr freundlich zu.

„Es freut mich zu sehen, dass ihr es schätzt wenn man sich auf die Lektionen die kommen werden, vorbereitet hat. Habt dank für die Möglichkeit euch jene Verse vorzutragen, welche mehr Finsternis als Licht in mein Leben oder besser gesagt mein Unleben brachten.“

Dann begann die Rose einige Verse zu rezitieren.


„Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Und nun verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir hinfort sein Vermögen nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. Kain aber sprach zu dem HERRN: Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge. Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande, und ich muß mich vor deinem Angesicht verbergen und muß unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir's gehen, daß mich totschlage, wer mich findet. Aber der HERR sprach zu ihm: Nein; sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, daß ihn niemand erschlüge, wer ihn fände. Also ging Kain von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, jenseit Eden, gegen Morgen.
Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, wer ihn fände. Also ging Kain von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, jenseit Eden, gegen Morgen.


Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und doch in der Finsternis wandeln, lügen wir und tun nicht die Wahrheit.“

Dann fuhr Lorenzo fort.

„Mein Sire wollte mir damit zeigen, dass das Dunkle und Verdorbene Wesen Kains, da wir ja von ihm abstammen, auch in uns steckt. Weiteres meinte er, dass wir Wesen der Nacht und Finsternis wären. Gott der selbst Licht ist und keinerlei Finsternis in sich hat und in der Wahrheit lebt hätte keinen Platz für uns übrig . Und wir sind nun mal Wesen so sagte er öfters, die in der Finsternis wandeln und die Schrift schließt uns somit aus seinem Reich aus.Wie gesagt ich glaube das nicht auch wenn ein gewisser Grundzweifel sich nicht verhindern ließ. Umso mehr bin ich auf eure Interpretation gespannt“

Man konnte deutlich sehen, dass die Rose sich beim Rezitieren unwohl fühlte, aber aus irgendeinen Grund war es wohl wichtig genug für ihn, es trotzdem zu tun.
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Lorenzo
Toreador
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Re: [1008] Das geschriebene Wort [Lorenzo, Seinfreda]

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo verabschiedete sich dann auf angemessene Art und Weise.


Zusammenfassung:
Lorenzo und Seinfreda trafen sich um Lorenzo das Lesen und Schreiben bezubringen
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