[1008] Der Raubvogel [Sousanna]

[Mai '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ravunthu Velchai
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Ravunthu erhob sich, nachdem sie Sousannas deutlich nicht negative Reaktion auf Lunus mitbekommen hatte, und stellte sich zu der Ravnos.

"Hier drüben, Lunus", sagte sie zu dem so großen und doch fast hilflosen Mann. Dessen Kopf ruckte in die Richtung der vertrauten Stimme und lächelte mit leerem Blick. Behutsam, als bewege er sich auf einem Drahtseil, tastete er mit wie bei einem Tänzer vorgestreckten Zehen den Boden nach Treppen oder anderen Unebenheiten ab, ehe er einen Schritt tat. So bewegte er sich seltsam wiegend, aber eigenständig auf die Stimme zu, blieb etwa drei Schritte vor den beiden Kainitinnen stehen. Seine Bewegungen waren die eines geübten Schaustellers.

Er hob in deutlicher Geste die rechte Hand, mit gestrecktem Zeige- und Mittelfinger, und deutete damit auf seine Augen. Er schürzte in gespieltem, heiterem Bedauern die Lippen und schüttelte langsam den Kopf. Zeigte auf seinen Mund und wiederholte die Geste und die Mimik. Dann deutete er auf sein Ohr und nickte mit stolzem Lächeln ... und deutete auf seinen Schritt, um auch hierbei stolz zu lächeln und zu nicken. Er schmunzelte nach diesem Scherz weiter und streckte in einer zugleich einladenden wie bittenden Geste eine Hand nach der Richtung aus, in der er die Stimme vernommen hatte.
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Sousanna
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Gebannt hatte sie diesen Drahtseilakt beobachtet, während sich auf dem schönen, ebenmäßigen Gesicht immer mehr der Ausdruck eines Kindes vor Gauklern ausbreitete - verbunden mit der unanständigen Vorfreude einer Sünderin.
Von der Ravnos erklang dann ein heiteres Kichern über den Scherz, schön wie die Sonne und sanft wie die Wellen im weißen Sand. Sie würde noch einmal zu Ravunthu blicken und so diese nichts dagegen hatte, selbst einen Schritt nach vorne machen und die Hand ausstrecken. Ihre eigene, feingliedrige Hand in die des bleichen, schönen Mannes legen und in einer fast schon zärtlichen Geste über seine helle Haut streichen.
"Guten Abend, Lunus.", raunte sie und während ihre Finger in zarter Liebkosung zu seinem Handgelenk emporwanderten. "Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen."
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Ravunthu Velchai
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Lunus' Miene zeigte ein freundliches und zugleich ungläubiges Staunen, als die warmen Finger seine Hand und der warme Atem sein Gesicht streiften. Er blickte erstaunlich akkurat da hin, wo Sousannas Augen sein mussten. Er atmete ein, und seine Lider bebten bei dem gefälligen Geruch. Seine Pupillen waren weiß und von blutroten Äderchen durchzogen, was aus der Ferne einen Eindruck von Rosa erweckte. Seine Iris war von einem äußerst zarten Braun.

Er blickte genau dort hin, wo Ravunthu saß, und fuhr fragend mit einem Finger senkrecht über seine beiden Mundwinkel.

Die Ventrue schmunzelte und sprach in einem wohlwollenden Tonfall, als sei sie stolz auf die Umsicht ihres Besitzes.

"Ja, Lunus. Sie ist wirklich wie ich. Du darfst fortfahren."

Er nickte, hauchte einen Kuss auf Sousannas Hand und trat einen halben Schritt zurück. Er hob einen Zeigefinger - Aufgepasst! - und fasste langsam mit der anderen Hand hinter seinen Rücken und offenbar in das Lendentuch. Er zog etwas hervor, das er in seiner flachen Handfläche für die Ravnos präsentierte. Es war eine Kugel aus Metall, aber nur auf den ersten Blick. Sie sah aus, als sei sie aus mehreren scharf geschliffenen Metallnägeln und -spitzen zusammengesetzt worden. Sie war sauber, aber leicht geschwärzt wie etwas, das oft im Feuer desinfiziert wurde.

Lunus schenkte Sousanna einen liebevollen Blick und nahm die "Kugel" in den Mund. Begann ganz offensichtlich darauf herumzukauen ....
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Sousanna
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Leicht hatte sich das Haupt der schönen Hehlerin zur Seite geneigt, während sie die kurze "Unterhaltung" zwischen Herrin und Diener. Es hatte sie zu einem ruhigen Lächeln gebracht.
Dann aber zeigte er die Kugel und leicht bildete sich ein Fältchen zwischen den Augenbrauen der Ravnos. Sie schien erst langsam zu ahnen, in welche Richtung dies hier ging, doch das neugierig-aufgeregte Schmunzeln deutete darauf hin, dass ihr diese Richtung durchaus zusagte.
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Ravunthu Velchai
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Lunus' Miene verzog sich kaum merklich, während das Klacken von Zähnen gegen Metall erklang und der erbarmungslose Druck seiner eigenen Kiefer ein unsichtbares, grausiges Werk in seinem Mund verrichteten. Ein leicht entrückter Ausdruck trat auf sein Gesicht.

Dann verstummte das Geräusch, endete die Bewegung. Lunus senkte das Kinn auf die Brust. Er musste seine Lippen ein winziges Stück geöffnet haben, denn ein tiefroter Faden löste sich aus seinem Mund und traf auf seine breite Brust. So dunkel, so rot schien das Blut auf seiner reinweißen Haut, als sei es auf frischen Schnee gefallen. Er blickte verträumt in Sousannas Gesicht und lächelte leicht. Seine Zähne waren rot verschmiert.
Er neigte leicht den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Näherte seine Lippen ein winziges Stück an ihre an.
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Sousanna
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ohne Zweifel ein beeindruckendes Schauspiel. Eines voller Grauen und Schönheit und ... Versuchung.
So war es kein Wunder, dass die Herrin der Sünde sich nicht zweimal bitten ließ, da das Blut ihr dargeboten wurde.
Sacht wie zuvor legte sich ihre Hand auf seine schneeweiße Brust. Spielerisch tippte sie auf die Spur, bedachte sie mit einem verträumten Blick und kostete das Blut, dass an ihren Fingern kleben blieb.

Ein Akt der puren Selbstbeherrschung wohl, beeindruckend für ein Wesen der Nacht, denn danach erst hob sich ihr Kopf die pure Sünde in diesem unheiligen Kuss zu kosten. Seinen wohl trainierten Schmerz zu trinken.
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Ravunthu Velchai
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Hinter den Lippen des schweigenden Mondes wartete die rote, süße, klebrige Flut, und ein geschickter, geübter Muskel, der sie servierte. Vorsichtig zunächst, dann fordernd und selbstbewusst.
Die Schneidkugel, sie war ebenfalls dort drinnen, und die Zunge der Ravnos stieß gar bisweilen an das warme Metall, doch keine einzige scharfe Kante war ihr jemals zugewandt.
Die Hände des Mannes wanderten vorsichtig an ihren Rücken, und zwei Finger strichen behutsam ihre Wirbelsäule hinab.
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Sousanna
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem Lächeln erwiderte die Sünderin diesen blutigen Kuss. Sie selbst liebkoste dieses Wunderwerk aus Ravunthus Besitz mit einer Hingabe und Anmut, die ihrem wunderbaren Anblick jede Ehre tat.
Einmal mehr würde der Rebstock bemerken, dass dieses Wesen der Nacht ungewöhnlich warm, unfassbar lebendig wirkte. Sacht und prickelnd wie Regentropfen strichen die Finger einer Hand über seine Brust, malte mit dem wunderbar süßen Blut Muster auf reinweißer Haut. Ästhetische Verschwendung. Die andere Hand stahl sich auf seinen Rücken, während so dass die in ihrer Lebendigkeit so grotesk vertauschten Leiber enger beieinander waren.
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Ravunthu Velchai
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Sousanna würde bemerken, als beide näher aneinander drängten, dass ein weiterer Muskel des weißen Menschen unter ihren Liebkosungen reagierte. Ebenfalls mochte ihr bei dem andauernden Kuss die wenig überraschende Tatsache auffallen, dass unter dem süßen Blut ältere Narben und frische Schnitte auf Zunge und Mundhöhle des Sterblichen klafften, mit denen die eigene Zunge auch vortrefflich spielen könnte.
Unermüdlich förderte die geschickt gedrehte Kugel neues Blut zutage. Lunus stöhnte. Was immer Sousanna wollte, er würde es ihr geben.
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Sousanna
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Re: [1008] Der Raubvogel [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ein leises Lächeln versüßte den Kuss. Ihre Zunge begann seinen Mund zu erforschen. Begann mit den Unebenheiten zu spielen. Stets auf Zeichen des Schmerzes bedacht. Sousanna mochte eine Elster sein, die jedes bisschen Lust an sich riss, doch sie suchte nicht die Qual, die ohne Freude war. Eine seltsame, alte, lästige Angewohnheit dieses seltsamen Wesen.
Von Taschendiebstählen geübte Finger begannen unterdessen Bänder zu lösen. Eines nach dem anderen entblößten sie warme, sanfte Haut.
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