[1008] Ite Domum (Alain)

[Sousanna]

Wieder nickte sie. "Klingt zumindest halbwegs vernünftig.", blieb ihr Urteil und zuckte die Schultern. "Mit den richtigen Hinweisen und dem richtigen Wissen kannst du die Preise senken. Ich kann dir helfen. Erinnere dich daran, wenn etwas weniger blutige Jungfern meine Heiligtümer besudeln." Kopfschüttelnd erhob sie sich und schlenderte zu dem Toten hinüber, ihn träge mit dem Fuß anzustupsen. Dann sah sie auf die summende Königin hinab.

Ihr Kopf legte sich schief. Das lockige Haar glitt über ihre Schulter, verdeckte ein wenig ihrer Blöße. Schließlich wies sie auf Ravunthu und schien ein Schmunzeln kaum unterdrücken zu können. "Dies hier ist Ravunthu Velchai, Neugeborene der Könige, Kind der Ancilla Meluth von Tyros. Blutwinzerin und Schwester auf unseren Wegen.", stellte sie in altbekanntem, übertrieben gestellten Ton fest. Dann grinste sie. "Ich werd dich ihr vorstellen, sobald sie nicht mehr dicht wie ein Matrose ist."

[Alain le Beau]

"Ich bin entzückt", sagt Alain und es klingt ehrlich. "Eine Königin, die unsere Werte teilt - und dann auch noch die Nuancen des Blutes zu schätzen weiß. Wahrlich, ich bin entzückt. Ob ich wohl einige ihrer Waren probieren darf?" Dann hebt er den Kopf und ruft zu der Ventrue: "Verehrteste, wollt ihr euch nicht zu den Körpern gesellen, die - obgleich ebenfalls tot - noch ein wenig mehr Leben aufweisen, als eure Speise dort?"

Er macht eine einladende Handbewegung neben sich und Sousanna und wirft dann die Reste der Birne über seine Schulter. Sie landet in einer güldenen Schüssel. Ob er das so geplant hatte? Sieht jedenfalls beeindruckend lässig aus.

[Sousanna]

"Vielleicht wenn du lieb frägst", schmunzelte sie und streckte sich gelassen. "Sie sind tatsächlich köstlich."
Da der Tote ihr offensichtlich zu langweilig war, gesellte auch Sousanna sich zu dem Drachen zurück. In träger Eleganz räkelte sie sich neben ihm und schien einmal mehr in jeder Hinsicht die seidigen Untergründe auf ihrer nackten Haut zu genießen. So als hätte sie sie nie zuvor gefühlt.

[Ravunthu Velchai]

Die Ventrue schien von dem, was um sie herum geschah, rein gar nichts zu bemerken. Der Rausch des Seemanns, der sich für die Kainitin, die von ihm getrunken hatte, auch noch um ein Vielfaches steigerte, ließ einfach nicht zu, dass sie sich mit so etwas wie dem Hier und Jetzt auseinandersetzte. Den Blick in eine Ferne geheftet, die nur sie sehen konnte, summte die glückselige Vampirin weiter vor sich hin.
Wenigstens war den beiden anderen Anwesenden dieser Zustand sicherlich aus eigener Erfahrung oder Beobachtung bekannt ... genau wie die Tatsache, dass der Rausch auch wieder viel schneller verloren ging wie bei einem Menschen. In wenigen Stunden wäre sie bestimmt wieder ansprechbar ... wenn auch sicherlich noch lallend.

[Alain le Beau]

"Wusstest du..." sagt Alain nachdenklich "...wie unglaublich viel Spaß es machen kann, Betrunkene zu dekorieren? Ich schlage ja gar nicht vor, sie in diesem Zustand in deinen Schankraum zu senden." Er zwinkert. "Aber man könnte sie ein wenig, nun, verändern. Ich habe gehört, dass die Ventrue unglaublichen Sinn für Humor besitzen. Sie wird es sicher lieben!"

Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts. "Hast du vielleicht Kostüme hier?"

[Sousanna]

Das Grinsen der ehrwürdigen Harpyie hätte nicht schelmischer sein können in diesem Moment. Eine alte Erinnerung schien aufgetaucht zu sein in den Untiefen ihres Geistes, als sie sich die Königin noch einmal genau besah. "Naja", grinste sie breit. "Ich wäre eine schlechte Tochter meines Blutes, würde ich nicht ab und an in andere Rollen schlüpfen."

Grinsend leckte sie sich über die Lippen und schien an Ravunthu bereits Maß zu nehmen. "Welche Dekoration schwebt dir denn gerade vor? Oder sollten wir eine ganz klassische Kleiderprobe versuchen - natürlich einer Königin angemessen." Wilder Schalk blitzte in ihren Augen.

[Alain le Beau]

"Sklavin? Oder Königin?" Alain schüttelt den Kopf. "Nein - das ist es nicht. Zu gewöhnlich." Er legt den Finger ans Kinn und denkt nach. Dann schnippst er. "Oh! Ich habe eine Idee! Wie wäre es, wenn sie in der Kleidung ihres letzten Opfers erwachen würde? Ravunthu Velchai, die blutige Seemannsbraut!" Er schaut zu dem Toten, der noch immer liebkost wird. "Sie werden ihr vielleicht etwas zu groß sein. Aber darin liegt bestimmt auch irgendeine Lektion. Symbolik. Du weißt schon."

[Sousanna]

Sousanna hob leicht die Schultern. "Wenn du ihr ihr Spielzeug entreißen willst.", meinte sie träge und wies einer gnadenvollen Einladung gleich auf ihre beiden Gäste hin. Offensichtlich schien sie ihm diese Freude gern zu überlassen. Stattdessen räkelte sie sich weiter auf ihrem Seidenkissen. Ihre Finger hatten eine Perlenkette gefunden, die sie nun durch die Finger gleiten ließ. Das rhythmische Geräusch aneinander schlagender Schätze der See untermalten das Summen der Toten, die den noch toteren liebkoste.

[Alain le Beau]

Zwischen den zusammengekniffenen Augenlidern hindurch spähend beobachtet Alain das tote Pärchen. Dann steht er auf und tritt nonchalant an die beiden heran. Vorsichtig beugt er sich vor und gibt dem Toten einen Stups. Aber bevor er das tote Fleisch berührt, hält er kurz davor inne und blickt vorsichtig zu Ravunthu. Auch wenn sie gesättigt sein sollte - man weiß ja nie. Sollte die Ventrue jedoch weiterhin weggetreten sein, dann zieht Alain dem Seemann vorsichtig die Schuhe aus. Und achtet dabei genau auf die Ventrue.

[Ravunthu Velchai]

Die satte Ventrue bemerkte ihn überhaupt nicht. Wirklich gar nichts würde sie aus dem tranceartigen Zustand reißen, der sie - der entrückten Glückseligkeit auf ihren Zügen nach zu urteilen - offensichtlich an einen guten Ort gebracht hatte, an den ihr gerade niemand folgen konnte.