[1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

[Mai '18]
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Toma Ianos Navodeanu
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[1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Kurz vor Ende des nächsten Tages bewegte sich Agatha dem Kloster St.Agnes entgegen. Sie war bereits am späten Nachmittag losgezogen um keine unnötige Zeit zu verlieren und trug nun ein beachtliches und schweres Päckchen, eingeschlagen in Leder und mit einer Schnur zusammengehalten, durch die untergehende Sonne. So schien sie wie eine Bauersfrau oder Magd die spät vom Markt in der Stadt kam. Doch auch andere Menschen waren noch unterwegs, brachten Waren heraus oder herein.
Eigentlich hatte Martha gehen wollen. Hatte sie sich doch danach gesehnt, einmal wieder aus der Stadt zu kommen, doch nach dem Zwischenfall am Hafen, stand sie mehr oder weniger unter Hausarrest. Nur wenn Toma ausging durfte sie mit. Jedoch hätte sie auch kaum dieses Paket mehrere Stunden tragen können, anders als Agatha, für die es sich viel leichter anfühlte.

Als sie so auf der Straße zwischen dem hohen Gras am Rand entlang ging, immer weiter gen Norden überlegte sie wie es wohl wäre einfach fortzugehen. Zu entfliehen und nie wieder zu kommen. Doch der Gedanke war nur ein Hauch. Ein nicht entzündender Funke, den etwas anderes unterdrückte, ihn erlöschen ließ. Ein Gefühl das sie hier band und ihre Schritte nicht woanders hinlenken konnte als auf dieser Straße. Sie wusste, sie spürte dass sie nirgendwo anders hin konnte.

Sie machte kurze Pausen, setzte sich ins Gras und sah sich den Sonnenuntergang an. Alles schien so normal. Doch die andere Welt war immer da. Das Grauen. Es wucherte unter dem Tag. Es war hier immer, selbst wenn die Welt so friedlich schien, sie wusste das besser als jeder andere. Stumm betrachtete sie die Bauern, die vom Feld heimkehrten, wie sie fröhlich miteinander lachten. Und sie fragte sich wann sie das letzte Mal gelacht hatte. Es gab nichts mehr zu lachen.
Sie wussten ja nicht, sie wussten ja alle nicht wie die Welt wirklich aussah. Die Dunkelheit. Schmerz und Gewalt, ohne Reue, ohne Mitleid, kalt und gefühllos. Bis auch von ihnen nichts mehr blieb.

Oh ja, sie war möglicherweise unsterblich, für immer schön und jung…aber nur wenn er es zu ließ und was brachte ihr das schon? Sie war eben doch nicht mehr als ein Sklave, ein kleines Insekt, dass von den wirklichen Herrschern, den Monstern in den Schatten zerquetscht wurde.

Früher wäre sie wütend darüber geworden, nun war da gar nichts mehr. Zu viel hatte sie ertragen und mit angesehen, unfähig etwas dagegen ausrichten zu können. Es hatte keinen Sinn, so blieb ihr nur einfach zu gehorchen.

Sie machte sich wieder auf den Weg und als es bereits dunkel war erreichte sie das Kloster und ging zu einer Nebenpforte, die ihr genannt worden war. Sie klopfte und würde der öffnenden Person mitteilen, dass sie eine „Lieferung“ für Seinfreda hätte.
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La Vedova
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Kleine Wegaltäre lagen zu den Seiten des Weges zum Kloster. Kleinere Arbeiten außerhalb der Mauern wurden wohl zur Zeit verrichtet, denn frisch aufgebrochene Werde, gemähtes Gras und Berge von geschnittenen Zweigen waren selbst in der Dunkelheit zu sehen.

Eine hübsche Nonne mittleren Alters öffnete Agatha die Pforte. Sie hatte ein freundliches Gesicht mit leichten Falten an den Augen und Grübchen. Sie führte zur Begrüßung den Finger an ihre Lippen, dann deutete sie auf das hölzerne Kreuz an ihrem Hals. Scheinbar wollte sie dem Gast bedeuten, dass sie nicht sprach. Dann machte sie eine einladende Handbewegung hinein in die kühlen Hallen des Klosters. Der Weg führte sie und Agatha durch den Kreuzgang vorbei an dem kleinen Klostergarten mit den vielen frischen, duftenden Kräutern- heilsam für Körper und Geist.
Etwas gedankenverloren griff die Nonne nach einem Lavendelhalm und zerrieb die duftenden Körnchen zwischen den Fingern, als sie Agatha zu einer Holztreppe führte und sie bat, dort zu warten, als sie diese hinaufstieg.
Es roch nach Abendessen und Rauch und eine kleine gruppe Nonnen blickte neugierig zu Agatha hinüber, als sie auf dem Weg zur Kapelle auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes waren. Ein bisschen waren sie wie eine kleine Herde Tiere, alle in ihren weiten Roben sahen sie sich so ähnlich. Und doch schienen sie sehr zufrieden hier in den sicheren Mauern von Sant Agnese. Ob sie alle wussten, welche Gefahr in dem Gemäuer lauerte?

Da kam die stumme Schwester zurück und winkte Agatha nach oben zu sich und führte sie durch einen kurzen Gang an eine Holztür, die angelehnt war und nun nach innen aufschwang, als die beiden Frauen herantraten.
Seinfreda trug dieselben Gewänder wie ihre Schwestern. Eine weite, dunkelgraue Tracht mit einem weißen Tuch um den Kopf und einem Rosenkranz an der Seite. Sie hatte ihre Ärmel jedoch bis über die Ellenbogen hochgekrempelt und Flecken verschiedenster Farben waren auf ihrer grauen, toten Haut zu sehen.

"Willkommen in Sant Agnese.", begrüßte Seinfreda die Besucherin erstaunlich freundlich mit einem Lächeln. Sie war wohl gut gelaunt. Der neugierige Blick wanderte sofort zu dem großen Päckchen, das Agatha mitgebracht hatte, zunächst führte sie Agatha jedoch in den Raum hinein, der wohl eine Art große Vorratskammer war. Auf einem Tisch waren große Haufen verschiedenr Pflanzen aufgetürmt und warteten wohl gerade darauf, getrocknet oder umgefüllt zu werden.
Ein weiterer Tisch war weitestgehend frei bis auf eine Tafel und eine Schüssel mit Innereien eines kleinen Tieres, die noch so frisch waren, dass sie dampften. Was die Kappadozianerin wohl mit diesen anstellte? Ob sie daraus die Zukunft lesen konnte? Oder führte sie bloß Studien durch?
Seinfreda sah sich etwas fahrig in dem Raum um, ob sie etwas hier hatte, das sie Agatha zu essen oder zu trinken anbieten konnte, jedoch fand sich auf die Schnelle nichts. Deshalb wandte sie sich einfach wieder der Ghulin zu und betrachtete das Paket eingehender.
"Was führt dich zu mir?", fragte sie dann nach.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Agatha sah sich gespannt in den Gängen, Garten und Räumlichkeiten des Klosters um. Sie war noch nie in einem gewesen und es erstaunte sie wie wirklich friedlich ja geradezu beschaulich und angenehm es hier schien. Der Geruch der frischen Kräuter und Pflanzen. Tief atmete sie den ungewohnten Geruch ein. Zu lange hatte sie schon nur Holz und Rest und vergammeltes Fleisch gerochen.
Aber wie so oft trügte auch hier der erste Schein.
Es war karg und kalt. Und anders als die Nonnen wohl, wusste sie, dass sich auch unter diesem Ort des Glaubens, diesem heiligen Boden, das Böse versteckte.
Ein totes Wesen, wie das was sie beherrschte.

Und plötzlich bemitleidete sie die Nonnen mehr, vor allem diese die sie zu Seinfreda führte. Sie muss wohl eingeweiht sein? Ob sie nicht sprach weil sie ein Gelübde abgelegt hatte oder hatte die Teufelin auch ihr die Stimme genommen, so wie es mit ihr gemacht wurde?

Als Agatha vor Seinfreda zu stehen gab verneigte sie sich tief, das Paket an den Körper gepresst und sprach erst als sie aufgefordert wurde.
„Guten Abend verehrte Seinfreda. Mein Herr hat mich geschickt, euch etwas zu überbringen.“
Sie warf der Nonne die sie geführt hatte einen kurzen Blick zu und sah dann die Kappadozianerin fragend an, ob es in Ordnung war frei zu sprechen.
„Es ist...nur für eure Augen gedacht.“
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La Vedova
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Begeistert klatschte Seinfreda in die Hände und machte eine auffordernde Bewegung.
"Wie spannend!"
Schnell brachte sie die Nonne zur Tür und schloss diese hinter ihr ab. Dann machte sie eine auffordernde Bewegung mit der Hand "Was ist es? Was hat der werte Toma sich nun schon wieder ausgedacht? Immer für eine Überraschung gut, dein Herr, wahrlich! Nun, dann berichtet doch einmal oder nein- besser- zeigt es am besten gleich her!"
Mit äußerster Neugier beäugte sie das Päckchen. Sie liebte Überraschungen!
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Agatha wartete bis die Nonne gegangen war, dann legte sie das Päckchen vor sich auf den Tisch und löste die Schnüre, die es zusammen hielten.
Nach und nach schlug sie das gewachste Leder zur Seite und brachte einen weiteren zusammengelegten Ballen...weiteres Leder zu Tage? Nein. das war Haut. Unbearbeitete Haut. Und Seinfredas fachmännischer Blick musste ihr schnell offenbaren, dass es sich hierbei um keine Haut eines Tieres handelte.

Agatha fasste es nicht an. breitete es nicht aus. Überließ das der Vampirin, wenn sie das wollte. Es ekelte sie. Was gerade dadurch etwas verstärkt wurde, dass die Haut nicht mehr völlig frisch war. Verwest konnte man sie auch nicht nennen, aber es war sichtbar, dass sie nicht gerade eben abgezogen worden war.

"Sie...es ist von gestern Nacht." erklärte Agatha etwas angespannt. "Mein Herr wusste nicht ob ihr mit...ihr noch etwas anfangen könnt in diesem Zustand, doch schneller konnte ich es nicht vorbeibringen...Für Pergament womöglich, meinte er...?"
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La Vedova
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfredas Augen wurden groß, als sie verstand, was Toma ihr da geschickt hatte...was er getan hatte. Er hatte sich erinnert an ihre Offenbarung, an ihr Kleid.
Witternd beugte sie sich zu dem Päckchen hinab, um den Geruch zu untersuchen. Mit spitzen Fingern faltete sie die Hautschichten sorgfältig auseinander.

"Nun...", murmelte sie dabei nachdenklich "Dein Herr hat den Körper wohl gut ausbluten lassen, die Haut hat demnach keine schwarz-grünliche Farbe angenommen..kein mort-de-sang....Das hat er gut bedacht."

Dann wies sie Agatha an, ihr zu helfen, die Haut auf dem Tisch auszubreiten, um sie genauer zu begutachten. Die Abneigung der Ghulin gegenüber dem Geschenk schien sie nicht zu bemerken..oder es war ihr schlichtweg egal. WOmöglich konnte sie diese aber auch einfach absolut nicht nachvollziehen.
Sanft, beinahe liebevoll glitten ihre Finger über die Haut, über die feinen Härchen. Genauestens musterte die die Schnittstellen und die unterschiedlich dicken Partien. Dann sprach sie langsam, während sie konzentriert die Haut betrachtete.

"Nun...es gibt allerlei Fehler, die beim Abziehen der Haut geschehen können. Die Zeit ist ein wichtiger Faktor, weißt du. Wenn man zu lange damit wartet, wird sie zu trocken und brüchig, wie mit Mehl getränkt, wir nennen dies dann peau de morie...das ist hier auch schon kritisch, die Haut ist nicht zu gebrauchen, um darauf zu schreiben, aber ich könnte damit ein Buch einbinden.", schlug Seinfreda vor und sah kurz zu Agatha auf.
"Das kann ich gerne tun und es ihm dann zeigen. Wenn dein Herr wahres Pergament möchte für den eigenen Gebrauch, so richte ihm aus, dass ich ihm gerne helfen kann. Natürlich dauert es alles seine Zeit und ist aufwändig und teuer...Aber sag ihm, dass er auf Folgendes achten soll: Die Haut muss von einem stammen, der nicht fett ist aber auch nicht zu mager. Magre Leut haben zu wenig Haut und sie reißt eher. Fette Leut...nun, das Fett kann das Pergament zu leicht verderben, es macht das Ausschaben schwieriger und das Pergament zu dick. Auch darf er beim Metzgern nicht nachlässig sein: wo er in die Haut sticht, bilden sich leicht feine Risse in der Haut, die mit dem bloßen Auge nur schwer erkennbar sind- sichtbar werden sie dann beim Ausfleischen und Schaben. So soll er also beim Zustechen darauf achten, ein makellos scharfes Messer zu verwenden und möglichst wenig Schnittstelle zu erzielen. Dann soll er die Haut mit der Faust und einem Tuch vorsichtig abziehen, aber es vorher gut ausbluten lassen wegen der Farbigkeit."
Ihre Stimme hatte einen dozierenden Tonfall angenommen "Hast du das so weit verstanden?"
Da fiel ihr noch etwas ein "Und er soll die Haut ja von den Gedärmen fern halten, sonst gärt sie eher und wird hässlich und helb und reßt leicht. Besser soll er sie in eine Tonne mit Kalklösung geben und mir dann bringen. Er soll die Haut nicht gerben, das mache ich dann schon...ich kümmre mich um diese Dinge..."

Mit glänzenden Augen sah sie von dem Geschenk auf. "Sag deinem Herr, dass es aber schon eine gute Zahl braucht für einen Codex. Eine solche Haut", sie wies auf den Tisch "Reicht mir vielleicht für zwei große Doppelseiten und weitere vier einzelne oder kleine Doppelseiten. Er kann sich selbst ausrechnen, wie viele es also braucht für ein Buch...Und dann kommt hinzu, dass leicht Fehler passieren bei der Herstellung- jede dritte Haut geht leider im Prozess kaputt. Und als Kostenausgleich würde ich natürlich die ein oder andere Seite einbehalten für ein Stundenbuch oder ähnliches..."

Seinfreda trat von dem Tisch zurück und stemmte die Hände in die Seiten "Das ist eine wahrlich schöne Überraschung gewesen, Agatha. Bitte sag dem werten Toma, dass es mich wirklich sehr gefreut hat und ich ihm für diese Geste danke. Er kann mir gerne in Zukunft seine Häute schicken, wenn er möchte. Es wäre eine Schande, wenn er sie wegwerfen würde. Besonders gut sind natürlich junge Häute ohne Falten...aber er wird das schon wissen. Und er soll mir gerne mitteilen, wenn es etwas gibt, das er sich wünscht...wohl kein Gebetsbuch aber vielleicht etwas anderes, oder einfach leer, um es selbst zu beschreibenß"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als Seinfreda sie anwies die Haut zu berühren, verzog sie angewidert das Gesicht, aber sie durfte sich auch nicht verweigern, oder? Sie war nicht ihre Herrin...aber sie war auch so ein Teufel..
Das war menschliche Haut...einem armen Tölpel abgezogen, nachdem diese Teufel ihn getötet hatten. Nicht mal weil es nötig war.
Der Frau war ganz elendig zu Mute, aber sie versuchte es sich nicht all zu deutlich anmerken zu lassen.
Sie schluckte und nahm dann die Säume der Haut mit ebenso spitzen Fingern auf und zog es mit breit.

All das was die Teufelin ihr dann erzählte, dass interessierte sie gar nicht. Sie wollte nicht wissen, wie man Haut bearbeiten musste oder abzog...und ausschabte. Sie hatte das Gefühl ihr wurde schlecht...
Aber sie musste zuhören, sie musste es sich merken.
Überfordert blickte sie Seinfreda an, als es immer mehr wurde.

„Nicht zu lange warten...wie mehl...äh..sonst zu brüchig. Ein Buch einschlagen...Pergament, aufwändig und teuer....ehm...nicht fett...mager...nein nicht mager. eh..keine Risse...Kalk..lösung.“

Angespannt fuhr sie sich durchs Haar und über die Stirn. Hoffentlich konnte sie sich das merken.
Nun noch was von Kostenausgleich...behält eine Seite. Jede dritte geht kaputt...

„Ehh..ja ich werde es ihm sagen.“
Unsicher sah sie wieder hoch, nachdem sie eine ganze Weile auf den Boden gesehen hatte.
"Er wird sich sicher freuen."
Konnte sie nun gehen?
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La Vedova
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Wohlwollend trat Seinfreda an die junge Frau heran. Sie schien etwas schüchtern zu sein und wohl nicht ganz zu verstehen. Nun, das war nicht verwunderlich, die Kunst der Pergamentherstellung war nunmal etwas Diffiziles. So lange sie Toma einfach ausrichten würde, was sie ihr gesagt hatte, war jedoch alles gut.
Nun, wo die Haut so wundervoll vor ihr ausgebreitet war, begann Seinfreda darüber nachzudenken, welchs Geschenk sie dem Tzimisce im Gegenzug unterbreiten konnte.Ein wenig unruhig begann sie im Zimmer auf und ab zu gehen.
Sie war nun wahrlich nicht darauf vorbereitet gewesen, so charmant überrascht zu werden. Kurz begann ihr totes Herz flatterhaft zu schlagen, als sie so geschmeichelt das Präsent betrachtete. Die ungesunde Färbung ihrer Haut wurde dadurch ein wenig gemildert, wobei sich ein paar rötliche Flecken im Gesicht bildeten, als der Organismus seit langer Zeit einmal wieder in Gang kam.
Die Spinnenfinger fuhren wimmr wieder streichelnd und liebevoll über die Haut.

Mit einer einladenden Handbewegung deutete sie auf einen unbequem aussehenden hölzernen Stuhl. "Setz dich doch. Kann ich dir vielleicht etwas zu trinken anbieten? Einen Kräutertee? Ihr möcht soetwas doch sicherlich?" Nicht im Traum dachte die Kappadozianerin wohl daran, Agatha gehen zu lassen, jetzt wo die junge Frau ihr schon einmal Gesellschaft leistete.
Nachdenklick sah sie zu Agatha hinüber. "Sag, worüber würde dein Herr sich freuen? Ich würde ihm auch gerne etwas zum Geschenk machen, doch kennst du ihn sicherlich besser als ich? Handwerkszeug? Das stellt er sich bestimmt selbst her...Auch biblische Verse werden ihn kaum begeistern... Vielleicht eine seltsame Laune der Natur? Eine tierische Missgeburt oder jemand mit verwachsenen Gliedmaßen?", überlegte Seinfreda laut und lehnte sich schließlich gegen den Tisch "Interessiert er sich für Pflanzen und Tinkturen? Oder vielleicht hätte er Freude an Musik?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"MIssgeburten...ja...wie passend" murmelte Agatha bitter und höhnisch und schaute sogleich erschrocken, die Lippen zusammenpressend. Das hatte sie gar nicht so laut sagen wollen, aber vielleicht hatte sie es gar nicht gehört. War doch so leise gewesen...

Ergeben aber wenig glücklich setzte sie sich auf den harten unbequemen Holzstuhl und hockte noch angespannter darauf als es hätte nötig sein sollen.
Sie räusperte sich. "Ich weiss natürlich nicht über was er sich wirklich freuen würde...aber anhand dem was ich weiss...Eine..." sie schluckte. "Eine Missgeburt würde ihn sicher interessieren...Etwas unmenschliches." So etwas hatte er auch schon geschaffen, solche Abnormalitäten. Ekelhaft. Und sie dankte jeden Tag Gott dafür, dass dieser Teufel sie bisher verschont hatte. Doch ihre arme Martha, ihr armes Kind...doch ach, sie hatte es ja selbst zu verantworten.
Betrübt sah Agatha zu Boden, die Hände in den Stoff ihres Kleides gekrallt.
"Er schätzt auch hohe Handwerkskunst...reicht es denn nicht, wenn ihr ihm ohnehin Pergament schenkt?"
Sie verstand es einfach nicht wie er auch noch ein Geschenk verdient hatte.

Sie konnte nicht verstehen wie eine Frau...nein sie war ja gar keine Frau...sie war tatsächlich mehr wie eine Leiche...ein Ungeheuer...Sie konnte nicht verstehen wie sich jemand über die Haut eines Menschen freuen konnte, doch sie konnte bei diesen Monstern einfach keine menschlichen Maßstäbe mehr anlegen. Das hätte sie eigentlich längst lernen müssen.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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La Vedova
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Re: [1008] Ein unerwartetes Geschenk [Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

"Nun...", meinte die Nonne kopfschüttelnd "Nein, es geht hier um so viel mehr als um das bloße Pergament. Dies hier...ist ein Zeichen der Anerkennung, ein Zeichen unserer Verbundenheit. Dein Herr mag vielleicht tatsächlich die guten Häute nicht vergeuden wollen, doch offenbart er mir hier auch einen seiner Abgründe...so wie ich es tat...Dies hier ist ein wahres Geschenk."
Sie lächelte verträumt und erinnerte sich an ein verwachsenes Küken, das im Frühjahr geschlüpft war. Sie nickte sanft "Gut. Agatha, kann ich dir noch etwas Gutes tun, bevor du dich auf den Heimweg machst? Es ist immerhin ein weiter Weg...", sie besah sich das Schuhwerk der Frau. Dann ging sie zur Tür und öffnete diese schwungvoll.
Davor stand noch immer die Nonne von vorhin.
"Ah!", offenbar war Seinfreda doch noch etwas eingefallen. "Gibt es denn sonst noch..Reste, die über bleiben und Verwendung finden könnten?"
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