[1009] Honig [Brimir, Seresa]

[Juni '18]
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Seresa
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[1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Die ersten Zeilen gingen ihr noch leicht von der Hand, dann jedoch stockte sie. Seresa seufzte, als sie auf das Wachstäfelchen vor sich blickte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht abhängig zu sein. Vor allem nicht von ihm. Dennoch war sie auf ihn angewiesen. Bedurfte seiner Hilfe. Es war das widerliche Gefühl von Honig, welches an ihr klebte und je mehr sie sich wand, umso schlimmer wurde es.

Sie wusste, sie konnte ihm nicht vorweisen, um was er sie gebeten hatte. Noch nicht. Sicherlich sie hätte an entsprechenden Stellen nachfragen können, doch welche Antwort hätte sie dann geben sollen?!

Unschlüssig wirbelte sie den Griffel durch ihre Finger. Sie hatte Brotkrumen ausgeworfen, doch angeln war ein Geduldsspiel. Manchmal bissen die Fische. Manchmal nicht. Manchmal musste man einen anderen Köder verwenden. Manchmal den Ort wechseln. Noch konnte sie keinen einzigen Fisch vorweisen, was die Sache komplizierter machte. Weshalb sollte er ihr weiter seine Gunst gönnen, wenn sie sich als scheinbar unbrauchbar und nutzlos erwies.

Dabei war sie das nicht einmal. Sie ging Dinge nur anders an. Dachte anders. Weniger offensiv. Weniger aggressiv. Langfristiger. Vielleicht ging es gar nicht darum, ob sie tatsächlich etwas erlegte, sondern zu sehen wie sie jagte. Doch wer sollte das schon wahrlich wissen?! Vor allem da ihr Gegenüber viele Jahre älter war als sie. Hatte er nicht einmal selbst erzählt, wie lange er gejagt hatte in Genua und selbst seine Jagd erfolglos blieb, obwohl er sich Jäger nannte?!

Seresa stoppte die Wirbelei und blickte auf das Wachstäfelchen. Es half nichts. Sie musste ihren Stolz überwinden. Dennoch wurde ihre Liste auf der Sollseite immer länger. Sie hasste es Anderen Dinge schuldig zu sein, vor allem weil man nie wusste, was sie eines Nachts einfordern würden. Es war eine teure Investition. Er, wie auch Genua. Seresa hoffte es würde sich eines Nachts tatsächlich auszahlen und so kam es, dass eine Nachricht für Brimir im Nordisch Allerlei abgegeben wurde. Einzig für seine Augen bestimmt. Abgegeben von Seresa selbst. Das mit fingerdicken Leinen umwickelte Wachstäfelchen enthielt folgende Inschrift.


An
Brimir Böggvisson,
Ancilla vom Clan des Tieres,
Ältester seines Blutes,
Blutvogt Genuas,
Mondsenator von Luccoli, Macelli, Borgio Incrociati, Borgio di Bisagno, Vegoli und Zinestedo
erster Wächter des Elysiums,
Geißel der Feinde Genuas
Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla, Blutvogt von Locarno,
Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn,
Kind von Wetzel 'Klingenwind',
Kind von Manasco,
Kind von 'Panaka', Ahnherrin,
Kind von Ennoia, erste ihres Blutes und Enkelin Kains


ich hoffe, die vergangenen Nächte seit unserem letzten Treffen waren von ruhigen Zeiten und persönlichem Erfolg gekrönt.

Sofern du eines nachts Zeit für mich erübrigen könntest, wäre es mir eine ausgesprochene Ehre mich mit dir über die Ausbesserung von Zerstörtem, sowie die Gewinnung von Honigtau zu unterhalten.


Hochachtungsvoll und zu tiefem Dank verpflichtet,
Seresa,
Neugeborene vom Clan der Gelehrten,
Kind von Fabrizio Piccolomini, Ancilla vom Clan der Gelehrten
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Brimir
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Brimir »

Es war immer ein Unterschied, ob man selbst dafür verantwortlich war, dass die Jagd sich verzögerte oder ob die Jagd selbst so lange angelegt war, auf der einen Seite - oder auf der Anderen, ob man die Zeit eines anderen verschwendete. Und doch konnte auch letzteres Ansichtssache sein und eine gestellte Aufgabe eben mit Geduld abgewartet werden. Bedeutete dies, dass man nicht das Gespräch suchen durfte? Dass man sich nicht weiter in den Honigtopf stellen konnte?

Als er her kam hatte Brimir das gehasst, was heute zur zweiten Haut geworden war. Dieses Spiel der Älteren, an dem man sich anpassen muss, wenn man in einer Domäne überleben will und nicht die Freiheit der Wildniss genießen kann. Wer wusste schon, was wirklich in dem Kopf des Jägers vor sich ging, außer er selbst?

Es war ein Bote, der die Nachricht brachte, mündlich und ohne Schnörkel.
Seresa,
Neugeborene vom Clan der Gelehrten,
Kind von Fabrizio Piccolomini, Ancilla vom Clan der Gelehrten

wir treffen uns in 3 Nächten in der Arena von Luccoli, um über deine Anliegen zu sprechen. Wenn du den Weg dorthin nicht findest, wende dich an den Hauptmann der Miliz im Dorf. Die Tiere des Waldes werden dir freien Geleit geben.

Möge deine Jagd stehts erfolgreich sein.

Brimir Böggvisson,
Ancilla vom Clan des Tieres,
Ältester meines Blutes,
Blutvogt Genuas,
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Seresa
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte dem Boten aufmerksam zugehört und sich von ihm eine Wegbeschreibung zur Arena geben lassen. Die Beschreibung, welche er gab war vernünftig, doch er riet dazu zu fragen, wenn man den Weg nicht kannte. Die Fallen im Wald würden oft umgelegt werden. Die Brujah hatte aus zusammengekniffenen Augen den Boten angeblickt, bevor sie ihn mit Worten des Dankes an Brimir weggeschickt hatte.

Drei Tage später stand sie am Rand von Brimirs Revier. Der Startpunkt der Wegbeschreibung. Als Kind hatte sie den Wald gemieden und als Erwachsene hatte sie keinen Bedarf daran gehabt. Sicherlich überquerte sie Wiesen und Felder des nachts auf ihren Reisen. Verbuddelte sich vor der Sonne im Schutz der Erde. Jagte Kleinwild, welches in der Nacht ihren Weg kreuzte, doch in den Wald zu gehen, das war etwas anderes.

Die Dunkelheit des Waldes lag vor ihr. Drohend. Beängstigend. Sie war alleine und sie konnte keine Hilfe erwarten. Noch nicht, denn die Worte des Ancilla waren eindeutig. Er erwartete sie an der Arena von Luccoli. Wenn sie den Weg dorthin nicht findet, sollte sie sich an den Hauptmann wenden. Wenn sie den Weg nicht fände. Das bedeutete, dass erwartet wurde, dass sie es zumindest versuchte, auch wenn sie wohl oder übel scheitern musste. Wie sie es hasste, ihre eigene Unzulänglichkeit in diesem Punkt herausgefordert zu wissen.

Seresa schloss für einen kurzen Moment die Augen, bevor sie sich umsah und von einem Strauch einen längeren trockenen Ast abbrach. Sie hatte überlegt eine Fackel mitzunehmen, doch was würde eine Fackel nutzen?! Es würde ihren Tritt sicher machen, doch würde es ebenfalls ihren Blick trüben für den Weg, welcher vor ihr lag. Die Brujah nahm den Stock in ihre Hand und tastete damit den Weg vor sich ab. Hoffend, dass wenn sie eine Falle fand, diese das trockene Holz zerstören würde und nicht ihre Knochen. Und so ging Seresa los.

Der Mantel war hinter ihre Schultern gelegt, um sich nicht gänzlich an Ästen zu verheddern, während sie sich Stück für Stück vorwagte. Seresa war einige Meter weit gegangen und der Wald schloss sich hinter ihr. Seresa ging einige Meter weiter und blickte sich um. Von dem beschriebenen Punkt fand sie jedoch weit und breit nichts. Vielleicht hatte sie den falschen Startpunkt gewählt. Missmutig wollte sie sich umdrehen und zurückgehen, doch der scheinbare Rückweg sorgte nur dafür, dass sie noch weniger fand was sie eigentlich suchte. Seresa atmete tief ein und aus. Sie hasste dieses Spiel, welches der Ancilla mit ihr spielte. Die Brujah schloss die Augen und atmete langsam tief ein und aus. Beruhigte ihre Gedanken. Brimir würde sie finden, sofern sie sich verlaufen würde. Sie war sein Gast und er hatte ihr freies Geleit von Seiten der Tiere des Waldes zugesichert. Sie könnte sich in der Erde vergraben, sofern sie nicht den Ausgang finden würde oder die Höhle in welcher sie erwartet wurde. Sie war hier in Brimirs Revier und ihr würde nichts passieren. Dessen war sie sich sicher.

Seresa konzentrierte sich. Spürte wie die Kraft des Blutes und ihr bloßer Wille sich keine Blöße vor dem Gangrel zu geben ihre Sinne überfluteten. Schließlich fand sie was sie suchte. Die Beschreibung der Höhle passte, auch wenn sie sich scheinbar auf einem anderen Weg genähert hatte. Den Ancilla nicht noch weiter warten lassen wollend, hatte die Gelehrte für einen Moment den Hinweis mit den Fallen vergessen. Sie war froh endlich die Arena gefunden zu haben, auch wenn sie den falschen Weg gewählt hatte. Sie tat einen unbedachten weiter Schritt und der Boden wurde ihr sprichwörtlich unter den Füßen weggerissen.

Der Ast fiel ihr aus der Hand, während sie an einem Bein unbarmherzig und abrupt in die Höhe gezogen wurde. Seresa zog sich instinktiv hoch und drehte sich einige Male um ihre eigene Achse, während sie einen leisen Fluch ausstieß. Die Brujah versuchte die Schlinge um ihr Fußgelenk zu lösen, doch solange sie mit vollem Gewicht daran hing, war es schlicht unmöglich. Zudem war der Umhang mehrfach um sie gewickelt. Seresa fluchte erneut leise, bevor sie sich langsam nach unten hängen ließ und begann den Mantel entnervt hochzukrempeln und zwischen Waffengürtel und Tunika zu pressen, so dass er sie nicht beim Klettern behindern würde.

Gerade als sie sich hochziehen wollte, hielt sie in ihrer Bewegung inne. Blickte stattdessen gerade aus in das haarige Gesicht eines neugierigen Beobachters, der sich unbemerkt der noch immer Hängenden genähert hatte.

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Wahrnehmung + Überleben: (Ersten Punkt finden) @Seresa (Ria): 2d10 = (3+2) = 5 -> 0 Erfolge
Wahrnehmung + Überleben: (Ausgang aus Wald finden) @Seresa (Ria): 2d10 = (5+2) = 7 -> 0 Erfolge
Wahrnehmung + Überleben: (Höhle finden) @Seresa (Ria): 3d10 +blutpumpen + wk = (10+7+7) = 24 -> 4 Erfolge
Wahrnehmung + Aufmerksamkeit: (Fallen finden) @Seresa (Ria): 4d10 fallen finden = (5+8+10+3) = 26 -> 2 Erfolge -> zu wenig -> gefangen
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Brimir
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Brimir »

Dunkelheit. Sie fühlte sich beobachtet, wie immer, wenn sie im Wald war oder in seiner Nähe. Doch als sie vom Weg abkam, schien dieses Gefühl noch beklemmender zu werden, als sonst. Als würden die Tiere ihre Kreise immer enger ziehen und sie davon abhalten wollen Dummheiten zu machen, auch, wenn sie Gast war. Das änderte sich erst als sie der Arena näher kam und dann... schnappte die Falle zu.

Wolfsaugen musterten das hängende Opfer in der Dunkelheit. Freki kam näher und legte neugierig den Kopf schief. Das Tier war alt - soviel konnte man in den Augen sehen. Doch die Tatsache, dass die Augen mehr als einen Meter über dem Boden lauterten und Seresa direkt ins Gesicht blickten, verrieten ihr, wie groß dieses Tier sein musste. Und dann heulte der Wolf los. Feuchter Atem voller Seifer und zum Alter passender Mundgeruch drangen dabei hervor.

Oben auf dem Ast setzte sich derweil ein Rabe. Er krähte genervt auf. Und pickte mit dem Schnabel nach dem Seil. Hack hack... hack hack...
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Seresa
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa betrachtete ruhig die Augen des Wolfes und schien für einen Moment zu überlegen was sie tun sollte. Sie hatte noch nie ein so großes Tier gesehen. Die kleineren hatte sie bereits mit jungen Jahren verjagt gehabt, als sie die Schafe reißen wollten. Doch nun hatte sie keinen Stock in der Hand und sie hang noch immer Kopf über. Dann hörte sie das Picken über sich und spürte die Erschütterung am Seil.

Vor Schreck weiteten sich die Augen der Brujah. Wenn sie etwas noch mehr hasste als den Wald, dann war es das Fallen und dieser Rabe würde dafür sorgen, dass genau das passieren würde. Binnen weniger Momente krümmte sich ihr Körper und wie eine Spinne kletterte sie an dem durch die Plötzlichkeit der Bewegung schaukelnden Seil nach oben. Der Rabe schritt jedoch schnell zu werk und stoppte nicht, obwohl er sah, dass sie kletterte. Das Seil und damit sie selbst, hingen nur noch an einem sprichwörtlichen Faden, als sie sich mit einem kräftigen Zug nach oben katapultierte. Das Seil riss dabei und Seresas Fingerspitzen krallten sich mit aller Härte in den Ast des Baumes. Wäre sie weniger geübt im Klettern und sich festkrallen, wäre sie nun vermutlich aus einer noch viel größeren Höhe auf den Boden geklatscht. So aber schwang sie sich um den Ast, wandte ihren Körper darum, bevor sie sich aufsetzt. Sie blickte auf den Raben vor sich, der Anstalten gemacht hätte, nach ihren Fingern zu picken, wäre sie nicht schneller gewesen. Ihr Zeigefinger war zum Schelten erhoben, während sie mit dem Tier sprach, das vermutlich keines ihrer Worte verstand.

„Das ist wirklich... wirklich sehr sehr unhöflich von Euch, Signore Rabe. Wolltet Ihr etwa, dass ich mir das Genick breche, wenn ich auf den Boden knalle?! Schämt Euch. So behandelt man keinen Gast.“

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Brimir
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Brimir »

Als Seresa sich so schwungvoll nach oben zog, begann der Wolf unten zu knurren. Offenbar gefiel es dem Tier nicht, wenn man sich ruckartig von ihm weg bewegte. Das Tier zog die Leftzen hoch und schaute der 'Beute' nach.

Der Rabe krächzte noch immer genervt auf und schlug zeternd mit den Flügeln. Er schein sehr wohl zu verstehen, dass sie mit ihm redete und antwortete krähend. Dann schwang er sich in die Luft und setzt sich auf einen Ast weiter oben, außerhalb ihrer Reichweite, um weiter zu motzen. Es mochte so wirken, als würde er versuchen ein Gespräch mit ihr zu führen und nicht verstehen, dass die Brujah ihn nicht verstand.

Unten auf dem Boden gesellte sich ein zweiter Wolf dazu. Jetzt erst wurde klar, wie groß das erste Vieh wirklich war. Wahrscheinlich konnte der erste Wolf Seresa auch stehend in die Augen blicken - oder musste zumindest nicht weit hinauf schauen.
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Seresa
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Die Brujah verstand hingegen kein Wort von dem Raben, der sich zeternd von ihr wegbewegt hatte. Dennoch blickte sie zu ihm auf und sprach ruhig mit ihm. Sie glaubte zwar noch immer nicht, dass er überhaupt verstand, aber zumindest waren Raben nicht gänzlich dumm. Zumindest hieß es so in den Fabeln und Geschichten.

„Ach hört schon auf zu meckern, Signore Rabe, Ihr seid doch wahrlich keine griechische Ziege. Ich habe nun einmal keine Flügel wie Ihr. Wenn man mir das Seil durchtrennt, an welchem ich hänge, klatsche ich ziemlich ungalant auf den Boden.“

Dann schüttelte sie den Kopf und blickte aus ihrer erhöhten Position in Richtung Arena. Bei dem ganzen Lärm, welchen die beiden Tiere verursacht hatten, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis einer der Diener Brimirs oder der Ancilla selbst nachschauen würde, was der Lärm bedeutete. Ein auf dem Baum sitzender Brujah, der mit einem Raben schimpfte, während ein Wolf unten an dem Baum stand, war nicht unbedingt der Eindruck, den die Gelehrte hinterlassen wollte.

Wolf. Das war ein gutes Stichwort und ihr Blick wanderte wieder nach unten zu dem Tier, welches sie zuvor angeknurrt hatte, als sie sich entschieden hatte nicht zu fallen, sondern zu klettern. Doch als sie nach unten blickte, sah sie, dass sich ein zweiter Wolf hinzugesellt hatte.

„Oh.“

Ein hoher, gänzlich überraschter, aber nicht verängstigter oder gar besorgter Laut ging über Seresas Lippen, während sie nachdenklich nach unten blickte. Sie waren zu zweit. Damit hatte die Brujah nicht gerechnet und so sprach sie mehr zu sich selbst, als tatsächlich zu den Wölfen gemacht.

„So und was mache ich nun mit Euch beiden Hübschen?!“

Zuerst gab es jedoch etwas anderes zu erledigen. Die Brujah zog ihr Bein hoch und begann die Schlinge daran zu lösen, während sie die Wölfe im Auge behielt. Sie wickelte das Seil um ihre Hand und Ellenbogen, bevor sie es an ihrem Gürtel befestigte.

„Nun Nahrung bin ich ganz sicher keine für Euch, da muss ich Euch leider enttäuschen.“

Ihr Körper würde sich vermutlich in Asche verwandeln. Zumindest vermutete sie das. Sie hatte es noch nie ausprobiert. Doch wirklich erpicht darauf es herauszufinden war sie auch nicht wirklich. Nachdenklich betrachtete sie die Wölfe, bevor sie einen falschen Atemzug nahm und sich mit der Grazilität eines Eichhörnchens umdrehte, ihre Finger in den Baum grub und nach unten zu klettern begann, nicht bevor sie noch einmal den Blick auf die Wölfe richtete.

„Brimir hatte mir freies Geleit zugesichert. Ich hoffe, Ihr wisst was das bedeutet.“

Mit ruhigen und routinierten Bewegungen kletterte Seresa nach unten, die Wölfe nicht aus den Augen lassend. Sofern sie keine aggressiven Gebärden von sich gegeben hätten, wäre die Brujah wenige Momente später unten auf dem Waldboden gestanden. Den Baum in ihrem Rücken, so dass die Tiere sie nicht von hinten anfallen konnten, sofern sie es überhaupt versucht hätten. Ihre Augen waren ruhig auf den größeren Wolf gerichtet. Scheinbar fürchtete sie sich nicht vor den Tieren, schließlich hieß es nicht um sonst: ´Eine Hexe sollte niemals Angst haben im dunklen Wald, weil sie sich in ihrer Seele sicher sein sollte, dass das Furchterregendste im Wald sie war.´ Nun ganz stimmte es nicht, wäre schließlich die Hexe dieses Waldes Brimir. Dennoch war Seresa das weitaus gefährlichere Raubtier im Vergleich zu einem Wolf und das wusste sie in ihrer Seele. Dass die Tiere jedoch vor ihr nicht flohen, dafür hatte sie nur die Erklärung, dass Brimir sie wohl gezähmt und ihnen die Angst und Scheu vor ihrer Art abtrainiert hatte.

„Ihr seid verdammt groß, Signore Wolf. Mit was füttert Euch Brimir?“

Der Kopf des Wolfes war fast gleichgroß wie der der Brujah und sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieser ihren Hals mit einem Bissen durchtrennen konnte. Bei einem solch großen Wolf hätte wohl auch kein Stab mehr geholfen und sofern das Tier überhaupt Angst vor einer Fackel gehabt hätte, hätte die Brujah das Problem gehabt, dass sie vermutlich nun selbst Angst gehabt hätte, hätte sie sie verloren, als sie in der Schlinge hing. Zum ersten Mal an diesem Abend bereute sie ihre Entscheidung ohne Licht in den dunklen Wald gegangen zu sein nicht. Dann wanderte ihr Blick zu dem Baum, an welchem sie bis vor kurzem gehängt war, bevor sie wieder zu den Wölfen blickte, sie dabei dennoch nie gänzlich aus den Augen lassend. Ihre Stirn legte sich in Falten.

„Oh.“

Für einen Moment hatte sie hier scheinbar ganz eigene Vorstellungen, was man mit einem über dem Kopf hängenden Menschen anstellen konnte und mit dessen Überresten. Ob Brimir so etwas tat?! Seresa wusste es nicht, aber es wäre eine Möglichkeit. Ob es sich für sie lohnen würde, sich einen Hund zu halten? Scheu konnte man ihnen ganz offensichtlich abtrainieren. Etwas was sie nicht für möglich gehalten hatte, flohen die Tiere für gewöhnlich von ihr. Sie schüttelte den Kopf, während sie den Gedanken für den Moment verwarf. Sie musste zur Arena und derzeit waren zwei Wölfe in ihrem Weg.

„Nun, ich würde gerne noch etwas mit Euch plaudern, doch ich befürchte es wird eine sehr einseitige Unterhaltung und ich werde von Eurem Herrn erwartet.“

Seresas Stimme klang etwas fragend, doch war es die einzige Erklärung, welche sie für das Verhalten der Tiere hatte. Sie hatte einst einen Hund. Als sie noch junger war. Nun und Wölfe waren doch nichts anderes als wilde Hunde, oder?! Hieß es zumindest. Da Seresa keine Ahnung von Wölfen hatte, tat sie das was sie bei einem Hund getan hätte. Ihr Kopf nickte in Richtung Arena und ein einladendes, aber nicht befehlendes Wort kam über ihre Lippen. Schließlich war es nicht ihr Hund oder in diesem Fall Wolf, aber vielleicht verstanden sie trotzdem was sie wollte und vorhatte.

„Komm.“

Sofern sich die Wölfe nicht drohend vor ihr aufgebaut hätten und ihren Weg blockiert hätten, wäre sie weiter in Richtung Arena, die nun deutlich sichtbar war gegangen. Versuchend dieses Mal mehr auf die Fallen zu achten. Vermutlich würde sie wieder eine finden. Die Chancen sie auszulösen, anstatt sie zu umgehen standen ziemlich gut genug, schließlich war sie in der Dunkelheit des Waldes fast blind und so bereitete sie sich innerlich darauf vor auszuweichen oder zu springen, so sich die Welt um sie herum drohte zu verändern. Eine andere Chance ohne weitere Peinlichkeiten zur Arena zu kommen, hatte sie schließlich nicht.

Doch zuerst war da die Frage, wie die Tiere sich gegenüber der seltsam verhaltenden ´Beute´ verhielten. Einer Beute, die sich da einfach weigerte, ihre Rolle als Beute einzunehmen und stattdessen weitergehen wollte. Die die Bedrohlichkeit der Situation nicht blind ignorierte, aber akzeptierte, dass sie da war. Die bereit war zu kämpfen, sofern der Kampf gesucht wurde, denn das sah man an ihrer Körperspannung und ihn dennoch offensichtlich mit ihren ruhigen und kontrollierten Handlungen gleichzeitig nicht suchte.

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@Seresa (Ria): 10d10 = (1+10+5+1+8+6+6+1+10+4) = 52 (Spezialisierung) -> 4 Erfolge gegen SK 6 -> unten
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Brimir »

Der Rabe krächtzte wieder empört auf und schien sich irgendwie rechtfertigen zu wollen oder etwas zu erklären. Dann stieß er sich ab, als er feststellte, dass das sinnlos war und diese aus seiner Sicht dumme Kainitin ihn eh nicht verstand. Wo war nur Brimir, wenn man ihn mal brauchte.

Die Wölfe unten jedoch verstanden nicht, was Seresa sagte. Das war offensichtlich, denn sie machten nur etwas Platz. Der kleinere wollte offenbar angreifen, als die Beute nicht Beute spielte und wurde dann von einem Drohen und Schnappen des Größeren davon abgehalten. Sie hielten Abstand zu Seresa und als diese sich letztlich zur Höhle umdrehte, entdeckte sie drei weitere Tiere im Wald... vier... fünf... sie war umstellt und der einzige Weg, der frei war, führte zu der Höhle. Oder vielmehr zu einem Baum neben dem Eingang, an dem ein Gangrel stand und die Szene grinsend beobachtete.

"Ich war gespannt, welchen Weg du einschlägst, Seresa, als mein Bote mir berichtete, was er dir gesagt hat."
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Die Gelehrte wusste nichts darüber, dass es tatsächlich möglich war, mit Tieren zu sprechen und so funkelten ihre Augen schlicht den Wolf an, welcher sie gerade angreifen wollte und hätte sich der Größere nicht zuvor eingemischt... Nun wer weiß, wie die Nacht an dieser Stelle verlaufen wäre, denn Seresas zur Faust geballten Hände waren indes gut sichtbar gewesen, da sie sie nicht unter dem Umhang, welchen sie zuvor aus ihrem Waffengurt gefriemelt und wieder hinter ihrem Körper geschlagen hatte, verborgen waren. Einfach gehen ohne ihn aus den Augen zu lassen, war nun jedoch nichtmehr möglich und so wanderte ihr Blick über die Umgebung, während sie langsam rückwärts in Richtung der Höhle schritt. Mit ihrem Fuß den Boden hinter sich nach Fallen abtastend, bevor sie ihr Gewicht verlagerte und sie sich so weiter und weiter, Schritt um Schritt, zurückzog.

Dann entdeckte sie die Augenpaare, welche sich vermehrten und dafür sorgten, dass Seresas Fangzähne ausfuhren. Ihre Gedanken überschlugen sich zwischen der Definition von freiem Geleit und der selten dummen Idee auf Grund eines unbekannten und möglicherweise falschen Boten in eine Falle geraten zu sein. Seresa biss ihre Zähne zusammen und sie spürte, wie ihre Fänge dabei ihr Zahnfleisch reizten, auf Grund der unüblichen Berührung. Mit ruhigen Bewegungen drehte sie ihren Kopf. Die Situation und Umgebung einschätzend und verhindern wollend, dass sich einer der neuhinzugekommenen Wölfe unbemerkt in ihren Rücken schlich.

Als sie dann den grinsenden Gangrel am Baum entdeckte widerstand sie dem inneren Drang sich umzudrehen und sich vor dem Ancilla zu verneigen. Auch blickte sie ihn nicht direkt an, sondern schien ihren Körper eher instinktiv so zu drehen, dass dieser sich seitlich in ihrem Rücken befand. Während er mit ihr sprach, wanderte der Blick zurück und weiter über die Wölfe, welche sie mit dem scheinbar einzigen ´Fluchtweg´ direkt zu Brimir eingekreist hatten und sie indirekt zu ihm zwangen. Als der Ancilla geendet hatte, konnte er Seresas Stimme klar und deutlich vernehmen. Das leise Lispeln, welches auf Grund der Fänge in ihren Worten lag. Die Gelehrte klang nicht ängstlich. Stattdessen schwang eine gewisse Anspannung, aber auch der Hauch von Verärgerung in ihrer Stimme mit.

„Niemals den einfacheren. Selten den offensichtlicheren. Meist den gefährlicheren.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern, als wollte sie sagen: Dumme Angewohnheit. Dennoch schien ihre Körperhaltung nicht widerzuspiegeln, dass sie es bereute so zu sein, wie sie war.

„Ich folge nun einmal ungerne den Fußspuren Anderer oder wandle auf plattgetretenen Wegen, auch wenn ich deshalb gelegentlich als Eindringling oder gar als Beute von manchen wahrgenommen werde. Dennoch scheitere ich lieber bei dem Versuch, als es nie selbst versucht zu haben. Bedauerlicherweise dauert dies länger und sorgt dafür, dass man beizeiten den Boden unter den Füßen verliert oder das eigene Dasein am seidenen Faden hängt.“

Mit diesen Worten hatte sie schließlich auch Brimir erreicht und wandte sich zu ihm um. Ein reißzahnloses Lächeln auf den Lippen.

„An mein eigentliches Ziel gelange ich dennoch immer.“

Seresa verneigte sich ihm zugewandt.

„Sei gegrüßt, Brimir, es ist mir eine Ehre und Freude dich wiederzusehen.“
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Re: [1009] Honig [Brimir, Seresa]

Beitrag von Brimir »

Die Tiere waren abgerichtet und bereit den Kampf mit der Kainitin zu suchen, wenn sie das Revier verletzte. Mehre Wölfe zeigten, wie Seresa auch ihre Zähne. Doch nach dem ersten Eingreifen von Freki hatte es keiner mehr gewagt weiter gegen sie vorzugehen. Doch erst als Seresa das Ziel des Treibens erreicht hatte, setzten sich die Tiere. Der große Wolf ging knurrend an ihr vorbei, blickte dabei aber seine Mittiere an. Sein weg führte direkt zu Brimir, neben dem er sich gleich auf den Boden legte und vollkommen entspannte, nachdem der Nordmann durch sein Fell streichelte.

"Nehm es ihnen nicht übel... wenn du solche Wege gehst... ist es ihre Pflicht mein Revier... und damit ihr revier zu verteidigen. Es liegt in ihrer Natur... und selbst ich kann ihr Wesen nicht in dieser Form verändern... und will es auch nicht."

Und da kam der zweite Unruhestifter aus den Bäumen herab gesprungen. Im Gleitflug steuerte auch Munin den Nordmann an und nachdem er gelandet war, begann er wieder zu krätchzen und zettern. Kräh, krahkrah...kräh

"Nein. Ich glaube nicht, dass sie dich beleidigen wollte." krahkräh...krah "Ich denke sie hat dich nicht verstanden und auch nicht, dass du ihr nur helfen wolltest. Du solltest dich... " krähhhhh! "Verstehe... das wird nicht passieren!"

Der Kopf des Raben drehte sich zur Gelehrten und der von Brimir folgte.

"Ich freue mich, dass du dennoch hergefunden hast, Seresa... auch, wenn ich jetzt die Falle erneuern muss."

Doch diese Aussage ließ der Nordmann nur im Raum stehen und ging nicht näher darauf ein.

"Freki und Munin hast du je bereits kennen gelernt. Sie sind meine Augen und Ohren im Wald."
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