[1009] Wie hälst du´s mit der Religion? [Sousanna, Angelique]

[Angelique]

"Planlos, ziellos, hirnlos, was die Vampirgesellschaft angeht. Fabrizio ist nicht mehr. Meine Rache an den Mördern von Kreuzdorf ist, so ich es vermochte, vollbracht. Die Geschichte mit der Asche beschäftigt mich zwar noch, aber die Politik wird mir immer fremder, anstatt näher.

Ferrucio hatte unrecht. Das Jahr 1000 kam und ging und kein Omen deutet auf das Weltende hin. Enttäuschend, recht zu haben.

Deshalb mache ich, was ich immer tu: Jagen, Lesen, Handeln, Sünder bestrafen, Spässe mit Brüderchen treiben. Das Übliche."

Eine gewisse Ennui sprach aus ihren Worten. Fabrizio schien ihr zu fehlen. Ihr Rachedurst schien versiegt.

[Sousanna]

Seufzend hatte sich Sousanna etwas zurückgelehnt. "Ja", meinte sie leise und eine leise Schwermut hatte sich in ihre Stimme geschlichen. "Die letzten Jahre waren enttäuschend. Ich komm auch nicht mehr zu meinem Kerngeschäft... Blutsaugerangelegenheiten können so verdammt zeitraubend sein." Mit gespreizten Fingern strich sie sich durchs Haar. "Vor allem, wenn sie sich so lächerlich gestalten, wie im Augenblick."

[Angelique]

"Das ist, glaube ich, der Plan, um Leute wie dich zu beschäftigen, damit du keine Zeit für Sachen hast, die andere gefährlich finden.
Und außerdem hast du ein Amt. Das bringt Respekt, aber auch Mißtrauen. Leute, denen so etwas was bedeutet, reden nicht mehr wie mit einer Freundin mit dir, sondern wie mit einer Hochgestellten... und planen schon, wie sie an deinem Thron sägen können. An der Spitze ist es einsam, heißt es."

Ihre Worte und ihre Mimik dabei drückten aus, wie egal ihr solche Titel und Intrigen waren.

[Sousanna]

Das Lächeln der Schönheit wirkte bitter. "Welch Ehre, dass man mich und meine Handlungen als gefährlich empfindet.", scherzte sie - doch es klang hohl. Beinahe mochte man die Wut darüber fühlen, sich ihren Platz ob ihres Blutes stets aufs Neue erkämpfen zu müssen. Die mädchenhafte Tochter der Nacht hatte diese Wut schon heiß und glühend auflodern sehen. Doch heute schien sie nur noch wie Glut über die sich langsam Schnee deckte und sie beinahe zur Gänze zum Erlöschen bringen mochte. "Immerhin fürchten sie noch, dass ihre Taschen leeren werden, wenn ich sie nur ansehe."

[Angelique]

Angelique zuckte mit den Achseln und grinste. "Naja, in ihren Geldbeuteln triffst du sie am härtesten. Nimm sie aus wie ´ne Martinsgans. Du bist immerhin klug in dem, was du tust. Wenn ich Orakelsprüche sage, vergesse ich meist, etwas dafür zu verlangen."

[Sousanna]

Sousanna musste sanft lächeln. "Dann sollten wir uns mal zusammentun, wenn du orakelst..." Kurz runzelte sich ihre Stirn. "Heißt das so? Naja, in jedem Fall, wir könnten einiges an Profit machen damit."

[Angelique]

"Ich schummel aber nicht bei Orakelsprüchen", sagte Angelique. "Die sind mir heilig. Da passieren schreckliche Dinge, wenn man da betrügt."

[Sousanna]

Ernst nickte die Ravnos. "Was anderes hab ich nicht geglaubt.", bestätigtete sie dann mit einem ruhigen Lächeln. "Aber ich könnt mich für dich erinnern, dass du noch einen Lohn verdienst. - Vielleicht würde dadrch wieder etwas Spannung in deine Nächte kommen."

[Angelique]

Angelique lachte. "Ja, das wäre vermutlich eine gute Idee, wenn jemand darauf achten würde. Beim Handel sorgt Livia inzwischen dafür, dass ich nicht zu schnell die Nuß in den Bogen werfe."

Sie schnurrte. "Noch ist mir nicht langweilig genug, an die Sonne zu gehen."

Die kleine Vampirin hob sinnierend den Zeigefinger an die Lippen. "Obwohl ich schon gerne wüsste, wie sie aussieht. Nach hundert Jahren vergisst man es ein wenig."

[Sousanna]

"Gut, dass es sie gibt.", schmunzelte die Ravnos und blickte in den Mond. Sie schien etwas dort zu sehen, dass sonst niemand sehen konnte. Etwas, dass sie schließlich kommentarlos den Kopf schütteln ließ, ehe sie zu ihrem alten Lächeln überging.
Schließlich trat ein unerkannt schüchternes Strahlen auf ihre schönen Züge. "Sag, würdest du dich gern erinnern?", fragte Sousanna leise.