[1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

[Juni '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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[1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Immer wieder warf sie einen vorsichtigen Blick über die nächtliche Landschaft. Sie hasste das reisen. Und der Grund dafür war nichtmal ihr schmerzendes Hinterteil, wie es das vielleicht zu Lebzeiten gewesen wäre - nein, reiten war nicht das Problem. Es war die unwirtliche Gegend, die holprigen Pfade, die Geschichten über Wolflinge in den Wäldern, und die Erinnerung im Hinterkopf, dass man rechtzeitig vor Anbruch des Tages einen tauglichen Unterschlupf finden sollte – ein Ziel an dem man jedesmal zurecht zweifeln konnte, wenn sich vor der Reisegruppe große Wiesen auftaten, und nicht einmal ein Haus in der Entfernung zu sehen war.
Nun, wenige waren sie zumindest nicht. Sie hatten sich einem der Händler angeschlossen, welche die Ware von der Heimat nach Genua brachten. Und um diese zu schützen waren noch mehrere Söldner mit von der Partie, und ettliche Gehilfen des Händlers, sowie ihr eigener Haushalt.

Ihr Blick schweifte zu den Bediensteten ihres Hauses. Nun, es würde interessant werden. Es galt alle unterzubringen. Die Worte ihrer Sire klingelten noch in ihren Ohren:
„Du bist alt genug, du wirst dir einfach eine adäquate Wohnsitution organisieren.“
Sie schnaubte leise. Ja, aus dem Munde der Baronessa klang das alles immer so schön einfach. Man würde sehen, wie sich das hier gestaltete. Vorerst würden die Zelte für einen Großteil der Reisegruppe ausreichen müssen. Ein ganzer Wagen war nötig, um alleine diese zu tragen. Eine kostspielige Angelegenheit das ganze - blieb zu hoffen, dass Genua die Waren dringend benötigte und sich am Ende doch noch ein ansehnlicher Gewinn daraus ergeben würde.

Vor etwa einer Meile hatte eines der Räder angefangen ein monotones Quietschen von sich zu geben, und ihre Brauen zogen sich ob der störenden Geräuschquelle zornig zusammen. Wie sollte man sich bei dem Lärm darauf konzentrieren die Umgebung im Auge zu behalten? Doch es war ein anderer ihrer Sinne, der plötzlich ihre Aufmerksamkeit forderte. Es war der Hauch von Salz in der Luft, das Meer... Das Ziel der Reise war wohl nicht mehr fern.

Eine innere Unruhe machte sich in ihr breit, eine Art Kribbeln, das sich über die Haut zu ziehen schien. Neugier, gemischt mit Vorsicht und der Intention sich geistig auf das vorzubereiten, was kommen möge. Und so schwieg sie auch den Rest der Reise, in ihre Gedanken versunken.
Der Pfad wirkte schon vor Meilen ausgetretener, und das Rappeln der Wägen war leiser geworden. Die Hufe der Pferde hörte man dafür deutlicher. Am Wegesrand war weiter vorne ein erster Hof zu sehen.... Nein, lediglich ein paar abgetragene Ruinen. Hier hatte offenbar schon lange niemand mehr gewohnt. Nun, es passte zu den spärlichen Beschreibungen, die ihr die Baronessa gegeben hatte.
Und dann tat sich der Blick auf die Mauern Genuas endlich auf, jene Stadt die fürs Erste ihre neue Heimat werden sollte. Am liebsten hätte sie ihr Pferd ein wenig schneller angetrieben, schließlich mussten in dieser Nacht noch einige Schlaf-Arrangements getroffen werden, doch der Rest der Reisegruppe blieb im Trott der letzten Tage. Nun, es hatte einen Vorteil: man würde sie von weitem kommen sehen, und vielleicht genügend Zeit haben irgendwelche Leute zu verständigen, die das Sagen hatten.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Livia
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Anders als erwartet, waren sie nicht von vorne bemerkt worden, sondern von hinten. Langsam aber sicher - wie im Rennen zweier Schnecken - holte ein kleiner Handelszug auf, nur zwei Wägen, einige Gäuler und ein paar Bewaffnete. Viel kleiner als der große Umzug Avelinas. Auch etwas zügiger und so rollten sie mit bedrohlicher Schrittgeschwindigkeit auf die große Gruppe zu. Ein Überholmanöver würde kaum möglich sein, man müsste sich wohl hintenanstellen, aber so gab es noch eine Gruppe, die wohl bis Sonnenaufgang das Tor erreichen wollte.

Der vordere der zwei Wägen kam so bald in die Nähe von Avelinas Zug, darauf befand sich ein älterer Mann und eine junge Frau in Kopftuch - nicht seine Tochter, wie die Kleidung bemerken ließ, allerdings auch ohne Prunk.
Der Kutscher wirkte gelangweilt und übermüdet, die Beifahrerein musterte die immense Reisegruppe interessiert.
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina straffte sich etwas auf dem Pferd und ihre Aufmerksamkeit galt ganz der Stadtmauer. Zumindest bis sie des Lärmes gewahr wurde, der sich von hinten näherte. Sie blickte über die Schulter. Eine andere Reisegruppe? Des Nachts? Nun, das schien ungewöhnlich. Die letzten Nächte waren sie zwar nicht die Einzigen auf den Straßen gewesen, aber die Zahl derer, denen sie begegnet waren, war verschwindend gering. Um diese Zeit nutzten andere Reisende lieber die Herbergen oder lagen längst in den Zelten ihrer Lager. Mit verengten Augen musterte sie die einzelnen Mitreisenden, wobei ihr wohl besonders die junge Frau auffiel, die interessiert nach vorne blickte.

Doch bevor sie die Gruppe weiter mustern konnte, rief einer der Söldner irgendetwas, und die Pferde kamen langam aber sicher zu einem Halt. Man hatte die Stadtmauern erreicht, nun hieß es jemanden zu finden, der einem die Tore öffnete... aber das naheliegenste war es wohl, zunächst die Bediensteten von der Straße zu schaffen.
Avelina lenkte ihr eigenes Pferd auf die Wiese daneben, und winkte einen der Männer auf den Kutschen zu sich.
"Du kümmerst dich darum, dass hier ein Lager für die anderen eingerichtet wird. Es kann ein paar Nächte dauern, bis sich etwas passendes für uns gefunden hat."
Sie war gerade dabei weitere Anordnungen zu geben, als sie sich an die andere Reisegruppe erinnerte. Mit einem Blick zu dieser verstummte sie für's erste, ging zu einem der Wägen und flüsterte mit einem der Männer auf dem Kutschbock.

Für die zweite Karawane sah es wohl ganz danach aus, als beginne man die Wägen neben die Straße zu bringen und ein Zeltlager aufzuschlagen. Aber das konnte dauern....
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Livia
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Der kleine Handelszug passierte den Ersten also, fuhr mitten durch die frei gewordene Straße, offensichtlich hatten sie nicht vor zu lagern, sondern wollten vor den Toren warten - bis diese geöffnet würden. Oder würden sie sich gar für diese Wägen öffnen?

Die junge Frau auf dem Kutschbock des ersten Wagens musterte die Wortführerin der fremden Gruppe... eine Frau in solcher Position, richtig auf einem Umzug, mit derartig vielen Zivilisten und dennoch des Nachts reisend...
Livia war schon oft auf auffällige Zeitgenossen gestoßen, aber das war ungewöhnlich... ihr blick verfieng sich, klapperte jedes Maß der Dame ab, begann fast zu schwelgen und wäre er nicht von einer jungen Frau, sondern einem feisten Händler gekommen, man könnte ihm Übelstes unterstellen...

Als sie die Frau passierten und kurz vor den Toren waren, sprang die junge Fremde vom Kutschbock, schritt ein paar Meter auf das Tor zu, hielt dann jedoch inne und trat wieder einige Schritte zurück auf die Wortführerin der fremden Gruppe. Ein Strahlen von ungewöhnlicher Schönheit lag in ihrem nächtlichen Lächeln, als sie eine kurze Verneigung ihres behaubten Schopfes andeutete.

"bónn-a séia scignôa,
Ihr wünscht in die Stadt zu gelangen und seid vor den nächtlichen Toren gestrandet?
Bedürft ihr der Hilfe einer ebenso verfrühten... Standesgenossin?"
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Nach den geflüsterten Worten an den Mann auf dem Kutschbock, sprang dieser auch herunter und stellte sich neben Avelina. Oder besser gesagt schon halb vor sie. Er begann Anweisungen zu erteilen, und übernahm wohl von hieran die nächtlichen Vorbereitungen für das Lager.
Avelina hingegen blieb so brav als möglich am Wegesrand stehen und beobachtete. Und natürlich entging ihr nicht der Blick der hübschen, rothaarigen Dame auf dem Kutschbock der zweiten Reisegruppe.
Sie schloss die Augenlider etwas peinlich berührt für den Moment, als sich die Blicke trafen, und presste die Lippen aufeinander sobald der Wagen vorbei gefahren war. Hatte die Fremde mitbekommen, dass sie hier Befehle gab? Nun, sie würde es sicher schnell wieder vergessen. Aber dieser Blick, hatte sie den richtig gedeutet? Nein, sie musste sich vertan haben.

Sie wollte sich schon wieder abwenden, als die junge Dame tatsächlich von der Kutsche sprang, und auf sie zu kam. Ihr Lächeln war in der Tat bezaubernd, und sie hatte umgehend Avelinas Aufmerksamkeit.
Sie ihererseits neigte ebenfalls das Haupt in Richtung der jungen Frau, bevor sie mit sanfter, dunkler Stimme antwortete.

„Una meravigliosa buona serata, Signora. Ja, in der Tat suchen wir Einlass. Zumindest mein Gemahl und ich für diese Nacht. Wir können derzeit noch keine Unterkunft in der Stadt unser eigen nennen, und haben eine beschwerliche Reise hinter uns.“
Kurz wanderte ihr Blick zu den Wägen der Fremden, die sich so... nun, geradezu schamlos als Standesgenossin wähnte, um eben jenen Stand auszumachen. Avelina schien allerdings alles andere als verärgert, viel eher interessiert und amüsiert.
„Und ob wir Standesgenossinnen sind, hängt wohl von den verschiedensten... Umständen ab.“
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Livia
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Der gemeinte Stand musste der einer Händlerin sein, oder etwas ganz anderes.
Fürstliches Auftreten hatte die junge Frau vor ihr nicht und auch ihr Hab und Gut ließ nicht auf hohen Adel schließen... wobei, irgendwas war da, in der fließenden Art der Bewegung, im Mut im Blick, im Schwung der Stimme?
Womöglich aber auch nur Einbildung...


"Die schöne Signora scheint dem merkantilen Geschäft und seinen Blüten in Begeisterung oder zumindest Profit zugetan?" Fragte und antwortete die Fremde gleichermaßen - doch ließ sie erneut etwas offen und überdeckte es nur einen Moment mit dem spielerischen Lächeln ihrer schönen vollen Lippen.

Der Blick, welcher auf Avelina ruhte, war indess ungewöhnlich... fast wollte man der Frau Lüsternheit unterstellen, doch Lust war es offensichtlich nicht. Sie wirkte beinahe keusch oder doch zumindest unschuldig in jenen sapphischen Angelegenheiten.. aber doch lag der Blick schwer und tief und intensiv.

"Durch das Tor könnte ich euch zum Morgengrauen sicherlich bringen, meine Wägen müssen auch direkt hinein, zeitig am Markt zu sein!" Bot sie freimütig an, Bedenken ob der Sicherheit der Stadt schien sie keine zu haben.

"Aber ihr wählt eine ungewöhnliche Uhrzeit für euren Umzug."
Grinste die junge Händlerin kurz fragend.
"Manche späte Reisegruppe verpasst den Torschluss knapp... aber die wenigsten kommen kurze Stunden vor Morgengrauen überhaupt erst an...."
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Mit Interesse verfolgte sie die Bewegungen der jungen Dame vor sich, ihre Worte abschätzend, während ihre Lippen ein nie zu schwinden scheinendes Lächeln zierte.
„Grazie.“ erwiderte sie mit einem leichten Neigen des Kopfes, auf den Vorschlag sie durch das Tor zu führen. „Die 'schöne Signora' gedenkt die Waren des Händlers ihres bescheidenen Hauses gewinnbringend für beide Seiten in Genua auf den Markt zu bringen. Ich hoffe sehr eure Waren sind andere denn die unsrigen, es wäre zu traurig in direkter Konkurrenz zu einer solch freundlichen und hilfsbereiten Dame wie euch zu stehen.“ bei der Wiederholung der Betitelung zuckten ihre Brauen amüsiert ein winziges Stück in die Höhe.

Der Blick schweifte abermals zu den Wägen die nun vor dem Tor warteten, in der Hoffnung erkennen zu können welche Art an Waren sie trugen. Gleich darauf gab sie dem Händler einen Wink, der offenbar soviel bedeutete, wie dass er die eigenen Wägen wieder auf die Straße lenken und einreihen könne. Die Bediensteten waren unterdessen fleissig dabei eine kleine Zeltstadt aufzubauen.
Dann traf der Blick aus strahlend grünen Augen wieder auf die junge Dame.
„Wir haben einen weiten Weg hinter uns, und unterschätzten wohl die Strecke. Ansonsten hätten wir bereits einige Dörfer zuvor einen Unterschlupf gesucht. Doch so kurz vor dem Ziel aufzugeben, und eine weitere Nacht untätig verstreichen zu lassen, wäre wenig merkantil, denkt ihr nicht auch? Oh, und ihr seht: wir haben es noch vor der Eröffnung des Marktes geschafft.“

Sie hielt einen Moment inne, und schritt, oder eher 'glitt' dann zu einem der Wägen. Ihre Bewegungen sprachen dabei von Jahrelanger Übung in Sachen Haltung und Auftreten. Nach nur kurzer Suche und wenigen Handgriffen, als wüßte sie sehr genau welche Waren sich wo befanden, zog sie ein grünes Tuch aus einer Kiste. Ein leichter, hauchdünner Stoff, gesäumt mit sehr feinen, und fast unauffälligen, gülden glänzenden Stickereien.
Mit einem gewinnenden Lächeln gesellte sie sich wieder zu der Fremden.
„Ihr scheint mir nicht das erste Mal vor diesen Toren zu warten.“ dabei hielt sie das Tuch ins Mondlicht, und blickte abwechselnd zum Stoff, und wieder in die Augen der Fremden, abschätzend. Nur um es ihr gleich darauf wie nebensächlich entgegen zu strecken, „Die Farbe könnte euch gut zu Gesicht stehen, ihr solltet es einmal ausprobieren.“ Dabei fiel der Blick auf das einfache Tuch, oder die Haube, unter welcher die Fremde ihr rotes Haar versteckte.

Und als hätte dieser kurze Austausch gar nicht stattgefunden, fuhr sie fort, „Und sofern ihr euch hier auskennt, könnt ihr uns vielleicht eine Unterkunft für die nächsten Nächte empfehlen? Womöglich gar jemanden, an den man sich wenden könnte, wenn man plant ein Anwesen in der Stadt zu erwerben?“
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Livia
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Livia lächelte, sie musterte den Stoff, die Ware, die Qualität, ihr Auge für Tuche war nicht ausgesprochen... doch kannte sie das Angebot des Marktes hier.
"Nein, nicht das erste Mal. ich bin an vielen Morgen hier, um meine Wägen hineinzugeleiten." Langsam schritt sie um die schöne Frau und ihre Ware umher.

"Aber die Wahl eurer Ware ist interessant... Tuche nach Genua bringen?
Habt ihr noch anderes Gut?"
Auf ihren eigenen Wagen deutend.
"Ich habe heute vor allem Schinken aus Parma und Leder aus der Lombardei geladen, vom Handschuh zur Schmiedeschürze." Sie hob desinteressiert die Schultern.
"Wohl nichts davon von Interesse für euch persönlich..." Fügte sie, etwas leiser und irgendwie herausfordernd hinzu?

"Aber es ist schön zu sehen, dass ihr gedenkt, euren Wohnsitz und euer Gut nach Genua zu verlegen!
Die Stadt kann manchmal sehr trist sein...
Ihr müsst mir die Ehre gereichen und dem ein oder anderen Abendsalon beiwohnen! Damen unseres Standes finden sich nicht häufig in dieser Stadt..." Wieder dieses fordernde Lächeln.

"Was Anwesen angeht... welcher Art sucht ihr?
Die Villa eines Patriziers? Einen schönen Kontor am Pier? Ein zünftiges Handwerkerhaus? Ein schöner Hof mit etwas Grün, Reben und fröhlicher Nachbarschaft?"
Broglio und Calvicula bot Livia nicht einmal an... solch einer Dame, selbst wenn ihr Verdacht nicht gerechtfertig wäre, wäre das kaum gerecht geworden.
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina blieb ruhig und lächelnd stehen, wie der Fels in Brandung, während die Fremde um sie herum schritt.
„Tuche, in der Tat. Wir haben ebenso Leder geladen. Aber ich denke da sollten wir uns nicht in die Quere kommen. Nach allem was man von Genua hört, scheint in der derzeitigen Situation Leder ein seltenes Gut. Zumindest wenn man den Gerüchten glauben schenken mag. Oder hat sich die Stadt bereits wieder vollständig erholt?“ sie schien darauf gar keine Antwort zu erwarten, ja, sie wirkte da vergleichsweise desinteressiert für den Moment.
Ein intensiveres Schmunzeln zierte ihre Lippen, „Und zu eurer Frage: ihr könnt euch wohl denken, dass eine Schmiedeschürze mich nicht gerade kleiden würde.“

„Was die Suche nach einem Anwesen betrifft, so zählt in erster Linie, dass es allen Platz bietet. Ihr seht das Lager, sie brauchen alle ein Dach über dem Kopf. Eine alte römische Villa vielleicht, ein Hof soll mir auch recht sein. Die Nachbarschaft darf gerne weit genug entfernt sein, so erspart man sich die Frage nach der Fröhlichkeit. Ich sehe aber ein, dass dies in einer Stadt ein frommer Wunsch bleiben könnte.“

Und dann suchte sie den direkten Blickkontakt, wobei die Miene etwas ernster wurde.
„Wegen dieses Abendsalons, so seht ihr mich interessiert, wenngleich nach wie vor nicht geklärt ist, welcher Stand dies denn sein soll, der uns verbindet. Aber vielleicht möget ihr mich erhellen?“ die Worte mochten unwissend und unschuldig wirken, doch die Züge der Dame verrieten etwas ganz anderes. Offenbar arbeitete es hinter der hübschen Stirn, und ein geradezu skeptischer, lauernder Glanz lag in ihren Augen. Und vielleicht lag es am Zusammenspiel einer Art instinktiven Seite des Auspex und der Gabe der Schlangen, doch die Fremde mochte sich wohl in diesem Moment sicher sein, einer Kainitin gegenüber zu stehen. So deutlich, als hätte sie ihre Fangzähne gezeigt.

Plötzlich löste die Dame den Augenkontakt und wirkte wohl für einen winzigen Moment ein wenig unsicher, bevor sie die Schultern straffte, und wieder jenes wunderschöne Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Als könne sie die letzten Momente einfach wegwischen und ungeschehen machen.
„Ich denke ich sollte mich vorstellen. Viscontessa Avelina di Braidi.“ Es lag durchaus etwas wie Stolz in ihrer Stimme, als sie ihren Titel offenbahrte.
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Livia
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Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Die Fremde vor ihr grinste zuerst und nickte, in einer Schmiedeschürze wär Avelina höchstens dann gut anzusehen, wenn sie sonst nichts trüge. Dieser Gedanke wandelte das Grinsen in ein Schmunzeln.
Auch Avelinas Einsicht, dass ihr Wunsch wohl ein Traum bleiben müsste, quittierte die Merkurianerin mit Anerkennung - es würde sich sicherlich etwas finden.
"Ich denke das Sestiere Ravecca wird euch zusagen, ansonsten ist höchstens das Villenviertel euren Ansprüchen genügend und... Neuankömmlinge haben es dort nicht leicht..." Sie hob entschuldigend die Schultern.

Dann blieb Livia stehen und genau in dem Moment, als Avelina ihre Gabe nutze, entglitten der Fremden die Gesichtszüge kurz - fasziniert.
Völlige Erleuchtung stand einen Augenblick in ihrem Gesicht... ein verzückender Anblick.

Erst die schöne Stimme der Toreador riß Livia aus dieser Verzückung und mit einem wahren Blick eines Jägers schritt sie einen weiteren Fuß weit auf ihr Gegenüber zu. "Es ist mir eine Freude, Viscontessa...
Darf ich euch ein paar Schritte entführen?" Fragte sie herausfordernd. Ein Angebot, welches für sie beide eine Gafahr war, aber zumindest für die Merkurianerin in dem Moment ein Nervenkitzel - die Viscontessa hatte sich ihr in beiden Welten vorgestellt, ihr diese Vision geschickt und ihren Namen genannt... Sie musste einen Grund für Diskretion haben.

"Gerne stelle ich mich euch auch vor..." Begann sie, während sie einige Schritte von der Gruppe davonging. "Doch darf ich zuvor um eure vollständige Vorstellung bitten", fragte sie vorsichtig und doch selbstbewusst - jener Moment der Anspannung war immer etwas besonderes, ein Nervenkitzel, ein Akt der Tier und Kainit vereinte, wegen ihm liebte die Merkurianerin das Kennenlernen unbekannter Kainskinder trotz oder gerade wegen seiner Gefährlichkeit...
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