[1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

[Juni '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Auch wenn sie versuchte sich äußerlich gleich wieder zu fangen, so wußte sie, dass ihr ein Fehler unterlaufen war. Ein Fehler für den sie ihre Mentorin sicher geschollten hätte. Aber diese Fremde vor ihr, schien sie geradezu herauszufordern. Dass die hübsche Rothaarige keinen Titel in der Welt der Sterblichen inne hatte, war geradezu offensichtlich, oder nicht? Sie gab ja sogar freimütig zu, dass sie eine Händlerin war. Warum also diese Spielerei in Sachen 'Stand'?
Ja, bei der Überlegung, ob sie von einem ganz bestimmten anderen Stand sprach, waren ihr wohl kurz die Gesichtszüge entglitten, war die Maske einen winzigen Augenblick gefallen, ganz instinktiv, und ohne dass sie es beabsichtigt hätte. Und dieser winzige Augenblick genügte wohl.

Ihre Muskeln spannten sich an. Die Dame wollte sie 'ein paar Schritte entführen'? Der Blick glitt zu der entstehenden, kleinen Zeltstadt, und heftete sich kurz auf Bernardo, bevor er wieder zu der Dame zurückwanderte.
Lag es an einer leichten Unsicherheit ihrerseits, oder hatte sich etwas beunruhigendes und zugleich anziehendes auf die Züge der jungen Frau geschlichen? Doch noch während sie sich Gedanken darüber machte, sah sie sich auch schon dem zugegebenermaßen faszinierenden Wesen hinterher schreiten.

Die nächsten Worte, das war ihr nur zu bewußt, wären entscheidend. Noch konnte sie nicht mit Sicherheit davon ausgehen wirklich eine Kainitin vor sich zu haben. Es war lediglich eine Ahnung. Nun gut, vielleicht auch etwas mehr. Wieso sonst sollte sie nach einer vollständigen Vorstellung fragen? Hatte sie wirklich eine Kainitin vor sich, so war dieser sicher längst bewußt, dass sie keine sterbliche Viscontessa vor sich hatte. Und letztendlich wußte sie nicht, an wen sie sich in Genua wenden sollte, sie war fremd hier. War also diese junge, hübsche, rothaarige Dame am Ende ein Wink des Schicksals?

Nun gut, dann sollte jenes gefährliche Spiel der Mutmaßungen beginnen. Sie entschloss sich diesen Faux Pas mit Stolz aus der Welt zu räumen.
„Ihr seid sehr wissbegierig, werte Signora. Doch ich bin geneigt es als... Fügung zu sehen, euch hier begegnet zu sein. So will ich eine etwas umfassendere Vorstellung versuchen, die eurer Wissbegier hoffentlich zu genüge reicht. Viscontessa Avelina di Braidi von Varese, freie Rose und Kind der sehr verehrten Baronessa di Lerone.“
Bitte, sie hatte es gesagt. Gerade so viel um die nötige Höflichkeit zu wahren, und gerade so wenig, als dass ein Sterblicher vielleicht in leichte Irritation geriet, aber sich nichts weiter dabei denken würde – außer vielleicht, dass er eine seltsame Frau vor sich hatte.
Ihr Blick lag nun ihrerseits neugierig auf der jungen Signora.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Livia war voller erregter Vorfreude einige Schritt abseits gegangen. Als die Dame ihr folgte, war der letzte Hauch Skruppel gefallen - und da kamen sie... die Worte...
Ein Schaudern zuckte durch die Merkurianerin, dann ein kurzer Moment des Erstaunens - die Rose hatte ihren Alterstatus nicht genannt.
Livia neigte dennoch leicht und lächelnd das Haupt.

"Dann seid mir willkommen in Genua, werte Viscontessa Avelina di Braida von Varese vom schönen Clan und Clan der Schönheit." Nutze sie die ungewöhnliche Ansprache, ehe sie langsam Begann ihre eigene Vorstellung zu machen. Eine lange, etwas verwirrende und in jedem Namen mit neuer Bedeutung gesprochene Vorstellung.
Jedoch... trotz all der folgenden Namen und Titel, das feine erfreute und erregte Lächeln stahl sich nicht aus Livias Gesicht - wurde weder durch Demut, noch durch Arroganz verdrängt...

"Ich bin Livia Alesia, Neugeborene des Hauses Merkurs und Vasallin ihrer Höchst verehrten Majestät Aurore von Genua.
Kind des Roman Sertus, Ankilla aus dem Hause Merkurs,
Kind der Lucretia Maria, Ankilla aus dem Hause Merkurs,
Kind der Olivia Malatesta, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Aelia Eudoxia, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind des Gaius Maecenas, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Artemia von Syrakus, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Maatkare, der Geliebten des Mondes, Ahnherrin aus dem Hause Merkurs,
Kind Seths, des Kometen Merkurs,
Kind Zillas, der Allschönen,
Kind Kains, des Ersten."

Damit war es getan... nun wussten beide gröbst, wen sie vor sich hatten. Womöglich zumindest.

"Es ist mir eine Freude eure Bekanntschaft zu machen, werte Viscontessa." Schloss sie ihre Vorstellung ab.
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihre Nackenhärrchen stellten sich leicht auf, als offensichtlich wurde, dass die Dame verstanden hatte, was mit 'Rose' gemeint war. Die Formulierung die sie für den Clan Toreador nutzte, bedachte Avelina mit einem sanften Lächeln.
Dann hatte sie also tatsächlich eine Kainitin vor sich. Nun, das gestaltete die Sache schwieriger. Aber auch aufregender und... in gewisser Weise Zielführender.

Nicht ohne leichtes Erstaunen lauschte sie dem Titel, welchen die Signora aller Etikette genüge tuend und ohne das geringste Zögern hinunterrasselte. Ganz klar eine Vorstellung die dem Gegenüber bewußt machen sollte, dass die Dame über gewissen Einfluss verfügte, ein Zeichen der Überlegenheit, oder nicht?
Oh, aber nichts desto trotz war es auf gewisse Weise anregend. Das Haus Merkur? Wie Mercurius, oder auch Hermes, der Bote der alten olympischen Götter, Schutzpatron der Händler, Reisenden und Diebe? Ihr Interesse war mehr als nur geweckt.

Sie senkte den Blick unter langen, dunklen Wimpern gen Boden, und neigte den Kopf in höflichster Manier, nachdem die Dame geendet hatte.
„Werte Signora, ich hoffe ihr verzeiht meine doch eher zögerliche Vorstellung. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob die Stille gewahrt würde, wenn ich zu viel verriete. Nun möchte ich der Vollständigkeit und Höflichkeit halber hinzufügen, dass wir tatsächlich den Titel der Neugeborenen teilen. Und ihr habt natürlich Recht, ich stamme aus dem Clan der Ishtar, dem Clan Toreador.“
Sie blickte wieder auf, lächelnd, und Livia nun deutlich interessiert und vielleicht gar mit einem Funkeln in den Augen musternd.

„Wie darf ich euch nennen, werte Signora? Und es scheint mir gar, als habe das Schicksal mich bereits vor den Toren zur richtigen Person geführt. Es geziehmt sich wohl der Majestät vorstellig zu werden. Es wäre mir eine außerordentliche Ehre, wenn ihr mir als Vasallin Aurores von Genua die Gepflogenheiten der Stadt, auch diesbezüglich, näher bringen könntet. Fasst dies als bescheidene Bitte meinerseits auf, und als Hoffnung die Bekanntschaft zu euch vertiefen zu dürfen.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

"Es gibt nichts zu entschuldigen, werte Dame! Euer Verhalten war vorbildhaft..." Nun, außer dieser seltsame Moment, wo alles an Avelina nach Kainit geschrieen hatte... aber über den ging Livia einfach charmant hinweg. Sie wollte der Toreador nicht Ansehen oder Gesicht und Laune rauben und gefiel sich in der Rolle der Torhüterin zunehmend.

Die zweite Vorstellung nahm sie ebenso erfreut an und nickte anerkennend.
"Nennt mit Livia, das ist der Name, der mich in der Welt der Schatten geleitet.
Womöglich bin ich hier, um euch die Tore zu öffnen, sehr wohl... wollt ihr dennoch Gefolge mitnehmen?
Euer Zeltlager hier ist sicher keine schlechte Idee und eure Wägen können heute einfach meinen folgen und die Waren mit feilbieten..." Gewährte sie gerne und ohne dem all zu viel Beachtung zu schenken.

"Nur euch, und mich, sollten wir rasch in die Stadt bringen, um eine Bleibe aufzusuchen... die Tage hier sind wahrlich unbequem." Scherzte sie fast zynisch.
"Gerne erläutere ich euch die Gepflogenheiten der Stadt, ihr werdet das ganze wohl mehrfach hören, da es auch Amtsträger gibt, deren Aufgabe diese Informationsvermittlung ist...
Aber da jene nicht unendlich Zeit haben, könnte ein Termin länger dauern, da will ich euch doch zuvor das Nötigste sagen. Nicht, dass ihr in der falschen Domäne auf Jagd angetroffen werdet oder derartiges...
Den Nosferatu in die Hände fallt..." Sie schauderte kurz bei dem Gedanken.
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Signora schmeichelte ihr. Avelina allerdings war innerlich einen Hauch erbost über sich selbst, ihr waren die Züge entgleist, das ziemte sich nicht. Aber dennoch nahm dieses Gespräch einen Kurs an, der ihr für den Moment gefiel.
„Die Sonne schadet in der Tat meinem Teint.“ ging sie schmunzelnd auf Livias Scherz ein – und das wäre noch nicht mal gelogen, wäre sie kein Kind der Nacht. Die Blässe stand ihr äußert gut zu Gesicht.

Bei der Erwähnung der Nosferatu zuckte ihre Nase kurz, als sei ihre Gesprächspartnerin da auf ein unangenehmes Thema gekommen.
„Gibt es in der Stadt viele vom Clan der Verborgenen? Und ich hoffe es wird möglich sein in einem adäquaten Umfeld zu jagen? Und wer sind die Amtsträger? Wie viele...“ sie hielt mitten im Satz inne, nur um mit einem Lächeln den Kopf zu schütteln, „Oh, da ist die Neugier mit mir durchgegangen. Aber solch ein Umzug wirft natürlich viele Fragen auf.“

Sie deutete mit einer Geste an, dass sie bereit war, sich auf den Weg zu machen.
„Nun, Livia...“ als sie den Namen das erste mal aussprach, schien sie den Klang zu testen, und was dabei heraus kam, glich fast einer Liebkosung. Ihre Mimik verriet, dass sie Gefallen daran fand.
„Ich werde zwei meiner Bediensteten mitnehmen.“
Sie schritt in Richtung des Händlers und erklärte ihm in aller Sachlichkeit, dass er in kürze seine Waren in die Stadt bringen könne. Dann wendete sie sich an einen Mann, groß, fast ebenso edel gekleidet wie sie selbst, und mit einem zwar interessantem, aber finsterem Gesicht.
„Bernardo, suche bitte Sophia, wir werden in die Stadt eingelassen.“ ganz im Gegensatz zu der Wärme die in ihrer Stimme mitgeklang solange sie das Wort an Livia gerichtet hatte, wurde der Ton etwas eisig, als sie den Mann ansprach und das Lächeln verlies die Züge Avelinas.

Der Angesprochene nickte und machte sich sofort auf den Weg. Sobald er weg war, legte sich abermals das warme Lächeln auf ihre Lippen.
„Die Wachen am Tor sind nächtliche Passanten gewohnt und entsprechend instruiert? Ich entnehme euren Worten, dass es hier einige unseres Geschlechtes gibt?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Ein kurzes aber süßes Lächeln nahm die Neugier der Toreador auf.
"Es wird hier noch vieles - Wunderbares und Schreckliches - geben, was eure Neugierde und andere Eindrücke 'mit euch durchgehen lassen wird', vertraut mir." Deutete sie gespielt mysteriös an.

Sie beantwortete die vielen Fragen der Toreador auch nicht sofort. Lies sie erst ihre Angelegenheiten erledigen, beobachtete nur amüsiert die Worte...
"Darf ich euch zuerst etwas fragen? Jener Mann, den ihr als euren Ehemann ausgebt, war er einmal euer Ehemann?" Ihr Kopf lag musterndes Blickes schräg.

Dann begann sie die kleine Gruppe zum Tor zu führen und erläuterte langsam und beiläufig.
"Die Wachen sind nicht eingeweiht, nein, aber sie sind schrecklich käuflich... und es gibt sicherlich viele 'Stammgäste', nicht nur unsereins.
Dass die Tore des Nachtens geschlossen sind, scheint erst einige Jahre so zu sein und ohne den Krieg nehmen es die wenigsten ernst... es ist ja auch eine fragwürdige Idee." Livias Schultern erhoben sich.

Angedeutet - getan, am Tor klopfte die kleine Frau, ein Guckloch öffnete sich, Blicke wanderten umher, eine kleine Geldkatze wechselte den Besitzer und wenig später öffnete sich das Manntor.
"Dann lade ich euch ein - folgt mir... auf nach Genua." Sie lächelte theatralisch.

In der Stadt angekommen begann sie die drei Gäste durch die Gassen zu führen. "Für den Anfang wohl ein Gasthaus? Eines eures Standes wird nicht einfach, Madame, wohl eher... nicht möglich.
Aber ich werde sehen, was ich tun kann." Wie dienstbar neigte sie das Haupt.

"Um euch die Grundregeln der Domäne zu erläutern...
Unsere Prinzessin ist die höchst verehrte Aurore von Genua, Enkeltochter des großen Alexanders, des Herren der Höfe der Liebe.
Da die Domäne keinen Seneschall mehr hat, vertritt der 'Senat des Mondes' die Prinzessin in vielen Angelegenheiten. Desweiteren vertritt ihr Kastellan viele der bürokratischen Aspekte und koordiniert für die Herrin. Dazu verfügt die Domäne über einen Blutvogt mit zwei untergeordneten Liktoren, eine Harpye, eine Geißel, einen Herold - der für die Aufgaben und Aufnahme der Neuankömmliche zuständig ist, einen Chronisten und einige Botschafter in fremde Domänen. Allessamt natürlich Vasallen."
Sie ratterte jene Verwaltungsstruktur herunter, ließ jedoch immer wieder einzelne Worte im besonderen betont und der Toreador genug Zeit, sich geistige Notizen zu möglichen Fragen zu machen... denn Fragen würde es viele geben.

"Weitere Grundregeln sind selbstverständlich die Domänen und Jagdgebiete, es gibt in der Stadt zwei Domänen, das gesamte Armenviertel Calvicula, sowie den Bischofspalast; desweiteren außerhalb der Stadt das Kloster im Dorf Burgus. Darüber hinaus gibt es Jagdgebiete, die nur ihren Herren zur Jagd frei stehen, darunter fällt ein Teil Broglios, das Hafenviertel in dem wir uns befinden, das zerstörte Dorf Kreuzdorf, das Dorf Burgus und das Dorf samt Wälder Luccoli.
Aber nicht anerkannte Gäste, dürfen im gesamten Stadtgebiet nicht der Jagd nachgehen... bedauerlicherweise."
Hoffentlich hatte die Toreador eine Herde bei ihrem Gefolge... sonst wäre die erste Zeit anstrengend.

"Euch interessiert bestimmt vor allem, wie man jenes Gastrecht erhält... nun es ist gegliedert,
als angekommener Besucher der Stadt seid ihr noch kein anerkannter Gast, sobald ich euch dem Mondsenat, Kastellan oder am besten dem Herold vorgestellt habe, seid ihr zwar registriert und müsst die Geißel nicht mehr fürchten - aber eben noch nicht anerkannt. Dafür müsst ihr binnen der Frist von fünf Jahren zwei Fürsprecher finden, einer davon muss aus dem Kreise der Vasallen stammen und eine Aufgabe zumindest sichtlich angehen, die euch der Herold geben wird..."
Weiter ließ sie dieses schwerwiegende und massige Wissen fließen. Hoffentlich konnte die Toreador folgen?

"Aber ehe ich euch noch mehr dazu erzähle, darf ich fragen, aus welcher Domäne ihr kommt und was euch hierher führt? Vor allem mit der direkten Absicht eure Lokalität gänzlich zu ändern... also Bürgerin der Domäne zu werden?" Sie hob Neugierig die Braue.
"Euer Clan hat bis vor kurzem bedauerlich wenig Interesse an Genua gezeigt, es freut mich in jedem Fall sehr, dass sich dies zu ändern scheint!"
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie schritt erhaben neben der Signora die Straße entlang und lauschte ihren Ausführungen aufmerksam.
„Nun, ich beginne zu ahnen, dass mich das Schicksal an einen interessanten Ort geführt hat.“ warf Avelina Wertungslos ein, und hielt den Blick weiterhin geradeaus, bei der Frage nach Bernardo. Sie antwortete nicht sofort, schien einen Moment mit den Gedanken weit entfernt von diesem Ort, bevor sie zu einer bedächtigen Antwort ansetzte. Und einzig der Name der hübschen Fremden wurde wieder sanft und weich betont.
„Eine sehr direkte, sowie persönliche Frage, Livia. Doch ich will sie als Zeichen meiner Dankbarkeit und Aufrichtigkeit beantworten. Sein Name ist Bernardo di Braida, und ja, er war mein Ehemann.“ nach einer kurzen Pause fügte sie lächelnd an, „Ich bin interessiert welche Schlüsse ihr daraus zu ziehen glaubt.“

Sie beobachtete den Austausch der Geldkatze mit gewissem Interesse, vielleicht auch in dem Versuch die Münzen zu schätzen, die gerade den Besitzer gewechselt hatten.
„Ein Wegezoll also?“ hauchte sie mehr zu sich selbst, und ließ den Blick schweifen, als sich die Tore öffneten. Es schien als wolle sie in die Atmosphäre eintauchen, sie auf sich wirken lassen, und so lauschte sie weiter in Stille Livias Ausführungen. Erst als sie geendet hatte, wandte sie sich ihr wieder zu.
„Wenn ihr sagt ich darf nicht innerhalb der Stadt auf die Jagd gehen, so will ich hoffen dass sich vor den Toren Möglichkeiten finden? Es hört sich an, als würde es eine ganze Weile dauern einem ganzen Senat, sowie einem Kastellan oder Herold vorstellig zu werden. Und als Besucherin ohne Gastrecht habe ich die Geißeln zu fürchten? Inwiefern? Ich habe sicherlich nicht vor sie zu verärgern.“

Tatsächlich gingen der Toreador wohl einige Fragen durch den Kopf, und sie hatte noch nicht geendet.
„Da ich in der Tat vor habe zu bleiben, sofern die höchst verehrte Maestà mir gnädigst die Erlaubnis erteilt, so bin ich natürlich äußerst interessiert wie eine solche Aufgabe des Herolds für gewöhnlich aussehen kann. Oh, und ihr erwähntet ein Gasthaus meines Standes zu finden sei nicht einfach? Hat dies auch mit dem fehlenden Gastrecht zu tun, oder ist es dem Zustand der Stadt geschuldet?”

Sie hielt inne und ein sanftes Lächeln umspielte schlich sich wieder auf ihr Gesicht.
“Es ist natürlich bedauerlich zu hören, dass der Clan der Rose mit Abwesenheit glänzt, wie ich euren Worten entnehme. Wie ist es dann um Kunst und Kultur in der Stadt bestellt? Sofern sie vernachlässigt werden, ist es nie von Nachteil an einem Ort zu verweilen, der Aufgaben bereithält. Gerade eine Satdt die Krieg und Verderben gesehen hat, braucht Musik, Malerei und Dichtung um wieder erblühen zu können, meint ihr nicht auch?”
Für ein Kainskind wirkte die Viscontessa für diesen Moment, in dem sie von Kunst und Kultur schwärmte recht lebendig.
“Oh, aber ich will eure Frage natürlich beantworten. Ich komme aus Varese. Ihr könnt euch sicher denken, dass es auf dem Lande auf Dauer nicht einfach ist den neugierigen Blicken der Sterblichen zu entgehen, vor allem, wenn man dem Adel angehört und nicht gerne zurückgezogen lebt. Es wurde Zeit auszuziehen, und eine belebtere Gegend zu finden. Wenigstens für ein paar Jahrzehnte. Nun, der Händler den ich begleite importiert bereits seit geraumer Zeit Waren nach Genua. Er arbeitet für mein Haus. Ich entschied mich ihm diesmal anzuschließen.”
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

Livia schmunzelte, es war eine sehr persönliche Frage. "Schlüsse sind schwer daraus, es ist nur Interesse... eure Beziehung scheint sich deutlich gewandelt zu haben, seit ihr eine der unsrigen seid und er nicht?" Vermutete sie vorsichtig. "Womöglich aber natürlich auch nicht..." Sie hob die Schultern, nicht viele Ehen waren aus Liebe geschmiedet unter den Standesgenossen.
"Ihr könntet entweder schon deutlich älter sein, dann ist euer Mann als Ghul wohl bereits als euer eigener Sohn oder derartiges in Tarnung, oder ihr seid noch von verhältnismäßiger Jugend und die Alterslosigkeit des schönen Paares die Braida fällt noch nicht auf? Beziehungswiese... beginnt gerade gefährlich zu werden." Erneut eine persönliche Frage, spielerisch.

Die Bestechung quittierte sie nur lächelnd nickend.
"Eine satte Zeit wird die Phase vor der Anerkennung vermutlich nicht." Sie wog den Kopf hin und her. "Aber in eurem Fall hoffentlich auch keine lange...
Wenn ihr es wünscht, helfe ich euch aktiv, möglichst rasch an ein echtes Gastrecht zu kommen, stelle euch den wichtigsten Neugeborenen vor?" Diesmal ein deutliches Angebot. Ein neuer Service der Merkurianerin, doch es passte gut zu ihr.
"Die Geißel müsst ihr jedoch nicht fürchten, sobald der Herold erstmal von euch weiß, ist die Geißel nicht weiter interessiert." Mit den üblichen Ausnahmen, die aber eine Toreador kaum zu belangen hätten.

Auch die andere Frage der schönen Viscontessa entlockte der Merkurianerin ein schelmisches Schmunzeln. "Oh die Tavernen haben nichts mit euch zu tun, ihr habt hier alle Türen offen... aber Genua bietet für die wahre Oberschicht doch recht wenig... es ist eben eine Stadt für Händler und Handwerker, eine Stadt eben." Entschuldigend fast neigte sie sich. "Wenn auch eine wahrhaft große und reiche... der Reichtum verbirgt sich in den Villen Mascharanas."

"Was Kunst und Kultur angeht... hier sind auch viele Aufgaben des Herolds angesiedelt. Kunst findet sich vor allem in den Kirchen der Stadt, es gibt eine wahrhaft talentierte Illustratorin vom Clan des Todes, ihre Wandmalereien sind bezaubernd. Desweiteren ist der Herold ein vortrefflicher Steinmetz, seine Kunst ziert das Elysium... Satuten, deren Kunstfertigkeit ihresgleichen suchen. Kultur hingegen... da kommt es wohl auf euren Geschmack an.
Sagt euch der... Weg der Sünde etwas?" Fragte Livia fast angetan lauernd.
"Derartige Kultur findet sich...
Ansonsten." Sie schüttelte wieder bedauernd den Kopf.

"Aber ich Stimme euch ganz zu... um zu Blühen braucht eine Stadt Musik, Malerei und Dichtung. Wie die schönste der Blumen Wasser und Sonne und gute Erde braucht. Eines Nachts, werte Rose, wird Genua in diesem Belange sicher wieder blühen." War ein Hauch Hoffnung gerade in Avelinas Augen gelegt worden?

"Varese... ich hörte davon, es hatte mit Rom zu tun, liegt aber nicht dort...
Wollt ihr mir davon Erzählen?" Neugierde lag auch im Blick des Merkurenkinds. Das in diesem Augenblick von Handel noch gar nicht begann.
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Schweigend lief sie eine ganze Weile neben Livia her, als diese ihre Schlüsse kundtat, den Blick wieder auf der Straße vor sich, und das Lächeln für den Moment einer gewissen Ausdruckslosigkeit gewichen. Als sie schließlich mit leiser Stimme zu einer Antwort ansetzte, klang sie weitaus sachlicher, als noch zuvor.
“Sagen wir, dass mich zu Lebzeiten nicht viele Menschen in Varese zu Gesicht bekommen haben. Und ja, unsere Beziehung hat sich verändert, der Kuss verändert alles, nicht wahr?” bei diesen Worten erhellte sich ihre Mimik, wenngleich mit einem gewissen Funkeln in den Augen – schwer deutbar, aber definitiv eher gefährlich, als versonnen.
“Ich verbrachte die ersten Jahre nach der Wandlung eher zurückgezogen, meine Schöpferin legte Wert darauf mich auf das was mich erwartete vorzubereiten. Die Leute waren schlau genug nicht zu hinterfragen, warum Bernardo seine Frau nicht in die Öffentlichkeit führte, nicht wahr, Bernardo?”
Sie sah kurz über die Schulter, dem blonden Mann der hinter den Beiden her lief einen Blick zuwerfend. Dieser nickte nur stumm, die eisblauen Augen auf Livia gerichtet. Er hatte etwas beunruhigendes an sich, auch wenn er nur ein Ghul war. Groß, breitschultrig, ein Mann dem man ansah, dass er mit einem Schwert sicher umgehen konnte und bei dem einem das Wort 'brutal' ganz von alleine in den Sinn kam.

Mit einem Wink der Hand, als wolle sie so die Erinnerungen als nichtig beiseite schieben, wandte sie sich Livia zu, wieder ganz die begeisterungsfähige Toreador.
“Aber ich will euch nicht langweilen mit diesen Landadeligen Scharade-Spielchen. Sie bedürfen einiger gestreuten Gerüchte, einiger Generationsanpassungen, Beerdigungen, wohldosierten Auftritten in der Öffentlichkeit und einer Menge Bediensteter. Aber letztendlich muss man sich doch irgendwann zurückziehen. Und glaubt mir, über Varese gibt es ansonsten nicht viel zu erzählen. Vermutlich ist es geradezu langweilig im Vergleich mit einer großen Stadt, wie dieser.” noch einmal wanderte ihr Blick über Livia, “Was ist mit euch? Ihr scheint diesen Händlerzug recht unbehelligt anzuführen? Eine hübsche, junge Frau... sicher wart ihr auch vermählt? Und auch wenn unser Geschlecht in unserer Gesellschaft nicht mehr von Bedeutung ist, so dürfen wir doch das Misstrauen der Sterblichen nicht auf uns ziehen, die in uns nicht mehr als … hübsche Tiere sehen, die keinerlei Rechte besitzen und mit denen politischer Handel betrieben wird.”
Ein bedauerndes, leicht theatralisches Seufzen folgte den Worten.

“Wenden wir uns angenehmeren Themen zu. Mascharanas hört sich nach dem Viertel an, in das man gelangen will, wenn man an diesen Ort kommt. Sicherlich auch ein interessantes Jagdgebiet, und ebenso sicherlich Aurore vorbehalten? Aber derartige Fragen haben vermutlich viel Zeit.”
Sie hob sacht die Schultern, und ein Hauch von Traurigkeit und Abscheu legte sich auf ihre Züge, “Nun, man muss träumen können, vermutlich sind selbst den Gästen zunächst nur die Gossen als Jagdgebiet zugänglich?”
Man mochte etwas wie Erleichterung auf ihren Zügen erkennen, als sie hörte, dass viele Aufgaben des Herolds Kunst und Kultur betrafen.
“Ist der Herold von meinem Clan?” fragte sie interessiert, nach Livias Äußerungen, “Und selbstverständlich würde es mich freuen weitere Kainskinder in der Stadt kennenzulernen, die sich der Kunst verschrieben haben. Ich wäre sogar hoch erfreut.”
Sie blinzelte kurz, “Wie darf ich verstehen, dass ihr im Zusammenhang mit der Kultur den Pfad der Sünde nennt? Ein weit verbreiteter Pfad in dieser Stadt? Und wie drückt sich dies in Sachen Kultur aus? Rauschende Feste und Gelage?” die Frage klang in keinster Weise wertend, eher interessiert. Livia hatte Avelinas ganze Aufmerksamkeit.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1009] Eine Rose für Genua [Livia, Avelina]

Beitrag von Livia »

"Der Kuss, er verändert alles..." Stimmte Livia der shcönen Avelina, das erste Mal mit etwas gedeckterer Stimme, zu.
"Aber nein, ich muss zugeben, verheiratet war ich nie... ich war schon sehr jung auserkoren für ein Leben unter unsereins. Derartige Verbundenheiten zu meiner Menschlichkeit fehlen mir leider... Ich habe das heiratsfähige Alter allerdings auch nicht weit überschritten, wie ich zugeben muss..." Etwas zuckte erneut durch ihre Züge, irgendetwas Schweres lag in diesem Thema verborgen, nichts schrechklich Unangenehmes, aber etwas Schweres.

"Aber ja, ihr habt recht, es ist schwer als Frau alleine... meist muss man sich vertreten lassen. Zum Glück nur unter den Sterblichen.
Unter den Kainiten, so hört man manchmal, ist es eher andersherum?" Sie grinste ironisch.

"Die höchst verehrte Herrin selbst residiert nicht in der Stadt. Sie hat ihr Castell außerhalb. In Mascharana ist zwar das Castell des Bischofs, welches dem ehemaligen Seneschall Maximinianus vorbehalten ist, das restliche Sestiere ist frei - es hat nicht einmal einen Senator im Blute.
Aber es ist dennoch schwer dort Fuß zu fassen...
Die Patrizier bleiben gerne unter sich und schätzen den Landadel nicht hoch... Es ist schwer in ihre Villen zu kommen, einige der Familias sind natürlich unter kontrolle wichtiger Kainiten, das macht es um so schwerer..." Bedauerlich, wenn auch spannend!

"Als Gast ohne zwei Fürsprecher dürft ihr leider in der Stadt überhaupt nicht jagen... später ist euch fast alles erlaubt, nur die einzelnen Domänen und Reviere - welche euch der Herold genauer erläutern wird - nicht.
Der Herold selbst ist zwar ein großer Künstler, aber keiner eures Blutes. Er ist ein Drache."

Als sie neutral auf die Worte zu der Sünde reagierte, schmunzelte auch Livia.
"In der Tat, er ist verbreitet, rauschende Feste und Gelage sind eher zu finden, als Theater und Musik...
Auch wenn ich gerne mehr Theater und Musik in dieser Stadt genießen würde..." Livia lächelte sanft und blickte zu Avelina.
"Wie steht es mit euch? Als Rose werdet ihr alle gefühlsvolle Kunst schätzen können?" Fragte sie fast klischeehaft. "Aber wo liegt euer... Schwerpunkt?
Oder habt ihr da eine moralische Leidenschaft oder gar Grenze?"
Gesperrt

Zurück zu „1009“