[1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

[Juni '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Die Informationen, die ihnen die Schönheit da gab, saugten beide wie ein Schamm auf. Luciano eher auf Grund seines Hangs zu echter Nächstenliebe und den Diensten, denen er in nächster Zeit vollbringen wollte, Galeno dagegen auf Grund seiner neuen Forschungsobjekte, die in Zukunft vielleicht auf seinem Tisch landen könnten. Wenn er denn einen Tisch hätte.
Man konnte deutlich erkennen, dass sie sich gedanklich Notizen machten, jeder auf seine Art und Weise und jeder auch zu anderen Themen da mal etwas mehr und da mal etwas weniger.

Sie folgten recht bereitwillig der freundlichen Dame überall hin, wohin sie die Mönche führen wollte. Trotzdem behielt vor allem Galeno die Strasse und die Menschen, denen sie begegneten, im Auge. Zudem achtete er darauf, nicht wirklich lange irgendwo stehen zu bleiben, um den frostigen Hauch nicht zu sehr zu verbreiten.

Zu dem Huhn hatte Galeno lieber nichts bemerkt, auch wenn er es hätte tun können. Beinahe wäre ihm ein "Ketzter oder Heide" aus dem Mund geafhren, doch er hatte sich auf die Zunge gebissen. Scheinbar war die junge Dame von der vermeintlichen Wahrssagerin durchaus beeindruckt gewesen. Und Galeno wollte sie nicht verärgern. Das hätte seinem Ziel im Wege gestanden.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Sousanna
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Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Und weiter ging die Führung. Hinweg über ganze Kanäle aus Unrat, vorbei an Ruinen des Krieges und den unübersehbaren Schandmalen aus bitterer Armut, tiefer Hoffnungslosigkeit und jener Verlorenheit, die sich nur dort ausbreitete, wo es keinen Ausweg mehr aus dem Elend gab. Hinüber zu Kirchen, von deren Heiligkeit sie viel sprach, und rasch vorbei an Freudenhäuser, die sie erröten und ganz stumm werden ließen.

Schließlich, auf einem Platz in Ravecca, aber blieb die junge Frau stehen und sah die Männer traurig an. "Ich fürchte, ich war euch keine gute Führerin.", stellte sie betrübt fest und wandte den Blick zum Boden. "Ihr habt ja gar niemandem geholfen bisher. Gibt es denn einen Ort, der euch irgendwie interessieren würde? Irgendetwas, womit ich euch noch helfen kann, eh ich doch nach Hause muss?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
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Nubis
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Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Die bittere Armut und das damit verbundene Leid schockierten Luciano und auch Galeno schien ein wenig überrascht zu sein, aber man konnte ihm nicht unter die Kapuze schauen.
Beide merkten sich weiterhin, wo sie vielleicht unterstützen konnten, wo sie nur noch ihren Segen da lassen konnten und wo Hilfe zu spät oder, wie im Falle der Freudenhäuser, ihre Hilfe eher vergeudet oder ungern gesehen wäre.

"Ich seid eine ausgezeichnete Führerin", meinte Luciano freundlich. "Wir wollten sehen, wo und inwieweit Hilfe gesucht und gebraucht wird. Nun können wir helfen und Pläne schaffen, um die Hilfe am rechten Ort einzusetzen, sodass auch alle etwas davon haben."

Luciano und Galeno blickten sich an und dann winkte Luciano ab.
"Gute Dame, wenn ihr heim müsst, so wollen wir euch nicht aufhalten. Ich danke für die gute Führung und für eure Zeit. Ich denke, wir werden dann auch wieder ins Kloster zurück kehren, um zu besprechen, was genau möglich sein wird."
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Sousanna
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Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Verlegen zuppelte die Schöne am Ärmel ihres Kleides herum. Das Kompliment schien sie durchaus zu freuen. Auch wenn sie kaum wagte, seinen Blick zu erwidern. Dennoch zuckte ihr Blick unter den langbewimperten Lidern immer wieder zu Luciano hinüber, beinahe als scheue sie sich, in seinen Augen vielleicht doch Ablehnung zu sehen - oder gar etwas, das ihr das Herz endgültig geraubt hätte.
"Dann freue ich mich sehr, dass ihr gefunden habt, was ihr suchtet.", erwiderte sie und blickte kurz zu Galeno hinüber. Noch immer schien sie nicht einschätzen zu können, ob sie ihn nun ärgerte oder amüsierte. "Und, dass ich euch nicht zu sehr gestört habe."

Schließlich aber spielte ein sanftes Lächeln um ihre Lippen. "Wenn ihr es wünscht, bringe ich euch noch zum Tor, damit ihr nicht doch noch von diesen groben Wichten von Wachen belästigt werdet.", schlug sie dann vor und zwirbelte eine der dunklen, wohlduftenden Locken, um einen Finger, während sie die beiden heiligen Männer kokett ansah. Schien noch nicht so erpicht auf den Heimweg zu sein, wie sie es hätte sein müssen, wäre sie ein artiges Mädchen gewesen. "Dann können wir uns auf dem Weg verabschieden."
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Nubis
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Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Da die Nacht schon stark voran geschritten war und sie die Zeit der jungen Dame auch nicht all zu sehr ausnutzen wollten, entschieden sie sich dafür, sich zum Tor geleiten zu lassen. Dieses etwas seltsames Menschenfräulein sollte schliesslich auch noch Schlaf finden können und sie mussten zurück ins Kloster, was auch noch seine Zeit benötigen würde.

Also verabschiedeten sie sich kurz vorm Tor und die Schöne teilte ihnen noch mit, dass sie nach ihr rufen könnten, wenn sie Hilfe benötigen würden.
Die Mönche dankten beide und unterhielten sich auf dem Rückweg durchaus noch eine Weile über die seltsame junge Frau, die für eine Kainitin einfach zu menschlich wirkte.

Zusammenfassung:
Galeno und Luciano treffen vor den Toren Genuas auf Sousanna, die ihnen hilft in die Stadt zu kommen und die Problemstellen zeigt, wo Kranke und Arme Menschen leben und sicher auch ziemlich schnell sterben. Galeno hat Interesse auf Grund seiner Forschung und möglichen Probanten, Luciano dagegen will ehrlich den Armen und Kranken später helfen und freut sich über die Informationen, die er daraus ziehen konnte.
Man verabschiedet sich, ohne das wirkliche Wesen hinter der menschlichen Fassade zu entdecken.
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