[1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

[Juni '18]
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Avelina di Braida
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[1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Wie schon so oft die letzten Nächte, sah man auch an diesem Abend, kurz nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, eine Dame durch Ravecca flannieren. Heute gar ohne die Kapuze, die sie sonst tief ins Gesicht zog, und so flossen Wellen schwarzen, seidigen Haars, in einen losen Zopf gefasst über ihre Schulter. Die Züge verrieten die deutlich italienischen Einflüsse, ganz im Kontrast dazu standen jedoch die strahlend grünen Augen, die gerade interessiert die Umgebung musterten.
Hin und wieder, wenn ein Windstoß den Umhang beiseite wehte, war die durchaus edle Kleidung zu sehen, welche die Signora darunter trug. Feinste Seide, am heutigen Abend gefärbt in einem dunklen Rotton, die sich an die deutlich weiblichen Rundungen des Körpers schmiegte.

An ihrer Seite schritt ein hochgewachsener Mann, blond, mit kantigem Gesicht. Wachsam schien sein Blick, und man konnte durchaus von einer gewissen Brutalität sprechen, welche aus den Zügen sprach. Nichts desto trotz war er in die Kleidung eines Edelmannes gehüllt. Von Anmut, wie sie die Signora ausstrahlte, war bei ihm nichts zu erkennen.
Gerade hatten sie den Colle di Sant’Andrea erreicht, und blieben vor einem Grundstück stehen, auf welchem wohl einst ein prächtiger Olivenhain wuchs, um den sich jüngst niemand mehr zu kümmern schien.
„...verkompliziert die Dinge.“ konnte man wohl das Ende des Satzes der Signora gerade hören, „Insofern war die erste Idee, der erste Impuls vielleicht doch nicht der richtige. Aber ich schätze andernorts wird die Lage ähnlich sein.“
Der Hüne nickte.
„Womöglich hätten wir uns früher auf den Weg machen sollen.“ warf er ein.
„Um mitten in die Kriegswirren zu geraten? Das war wohl nicht in ihrem Sinne. Nun, es ist wie es ist. Wir müssen uns mit der Situation anfreunden. Was mir viel eher Sorge bereitet, ist...“ und hier sprach die Signora leiser, so dass es kaum möglich war dem Satz weiter zu folgen.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Ravunthu Velchai
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Sagte man nicht, dass das Schöne es an sich hatte, selbst an den unwahrscheinlichsten Orten Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Und so geschah es, dass die Signora und ihr Begleiter, ins Gespräch vertieft, den Blick vielleicht ungerichtet über das verwildernde Grundstück schweifen lassend, etwas erblickten. Eine Bewegung zwischen den gewundenen, dunklen Ästen und auf der dichten Schicht aus abgeworfenen Blättern, die schließlich zu deutlich wurde, um sie zu ignorieren. Sie war nah.

Eine Gestalt, umflossen von einem dunklen Mantel, fast zu übersehen. Doch ihr blasses Gesicht, umrahmt von schwarzen wilden locken, leuchtete zwischen den Zweigen auf. Der Gang stetig, weder langsamer noch schneller werdend, aber dennoch direkt auf das Pärchen zu.
Nah. Näher. Noch näher.
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Eine fremde Stadt, ein Viertel, über das sie bislang einiges in Erfahrung gebracht hat, und mehr darüber herausfinden wollte – natürlich war sie aufmerksam. Nicht derart übervorsichtig, dass sie sich ihrer Gabe bedient hätte, aber dennoch höchst aufmerksam.
So verengten sich ihre Augen, als sie meinte einen Schatten zwischen den alten, knorrigen Zweigen und Stämmen der Olivenbäume ausgemacht zu haben. Sie hob die Hand in Richtung ihres Begleiters, eine eindeutig auffordernde Geste still zu sein.

Und dann wurde sie des Schattens erneut gewahr, wie er sich direkt auf sie zubewegte. Sie straffte die Schultern, das Kinn leicht gehoben, und blickte eben jenem Schatten direkt entgegen, den Kopf leicht zur Seite neigend, als sich das blasse Gesicht langsam von der Dunkelheit abhob, und sich die Sihouette der schwarzen Locken im Kontrast zum Restlicht des Nachthimmels abzeichnete.

Ein Lächeln schlich sich auf die vollen Lippen, bislang kein wirklich freundliches, eher lauernd und abwartend. Ohne den Blick von der Gestalt zu lassen, richtete sie die Worte an ihren Begleiter.
„Ich habe dir gesagt, diese alten Haine bergen sicher die ein oder andere Überraschung.“

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Ravunthu Velchai
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Die Unbekannte blieb unter den beiden letzten, alten Bäumen stehen, drei rasche Laufsprünge vom dem Paar entfernt. Die Äste wirkten wie ein Torbogen über ihrem Kopf. Geradezu zärtlich legte sie eine Hand gegen das alte Holz.

Der Mantel war aus teurem Fell, der Pelz nach Innen gekehrt. Sie roch nach Parfum, hatte gebadet. Das seidige Haar war vielfach gebürstet. Und ehe die Frau anhub zu sprechen, um leise Homer zu zitieren, hatte sie zuvor kein einziges Mal geatmet.

"Innerhalb des Gehegs war
ein weitumschattender Ölbaum,
Stark und blühenden Wuchses;
der Stamm glich Säulen an Dicke.

Rings um diesen erbaut’ ich
von dichtgeordneten Steinen
Unser Ehegemach,
und wölbte die obere Decke,
Und verschloß die Pforte
mit festeinfugenden Flügeln."


War ihr Gesicht zuvor ernst gewesen, schlich sich nun ein Hauch von verspielter Neugierde hinein.

"Buona notte, Signora e Signore." Verzeiht mir, meine Gedanken bei Eurem Anblick so offen geäußert zu haben."
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Tatsächlich wurde ihr Lächeln zusehends freundlicher, bei den Worten, und sie neigte den Kopf zur Seite. Der Blick wanderte dabei neugierig, forschend über die Fremde, und blieb für eine Weile an den Fibeln hängen, bevor sich die strahlend grünen Augen wieder auf das Gesicht konzentrierten.

„Homer... welch selten gewordene Worte in unserer Zeit.“ es war mehr ein Hauchen, mit dem sie diese Worte äußerte. Sie legte die Hand auf die Brust des Hünen, ein schlichtes Zeichen auf der Stelle zu verweilen, während sie sich anmutigen Schrittes näherte.

„Die Mondin ist hingesunken
Mit ihr die Pleiaden.
Mitte der Nacht.
Es vergehn die Stunden.
Doch ich muss alleine schlafen.“

Es war nur etwa einen Schritt entfernt, dass sie inne hielt. Fast fragend hatte jenes Gedicht gewirkt, das sie mit wohlklingender, dunkler Stimme erwidert hatte. Und es schien als würde eine unausgesprochene Frage auch auf ihren Zügen liegen.

„Carpe Noctem, Signora. Es gibt nichts zu verzeihen, wenngleich ich gestehen muss, dass mich eure Gedanken neugierig machen.“
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Ravunthu Velchai
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Die Augen der Fremden wurden groß, als sie die ersten Worte des Gedichts vernahm, und noch während Avelina sprach, hob sie beide Hände zum Herzen und strahlte, als erkenne sie gerade eine lang verloren geglaubte Verwandte wieder.

Gegen Ende des Vierzeilers hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen, faltete die Hände vor dem Bauch und rezitierte mit einem gerührtem Schimmer in den Augen in fehlerlosem, melodiösem Altgriechisch eine Zeile aus einem weiteren Gedicht der Sappho:

"Kalter Schweiß entrinnt mir, und ein Schauer
Ganz durchbebt mich, blasser als welke Blumen
Bin ich, und nur wenig noch fehlt, daß ich nicht
Athemlos sterbe."


Sie löste die Hände voneinander, um ihre Handflächen mit einem gespielt ertappten Lächeln in Avelinas Richtung zu heben. Wieder auf Italienisch fuhr sie fort:

"Sappho, Signora? Mir scheint, als kanntet Ihr jeden meiner Gedanken schon längst!"
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Erstaunen wich Annerkennung, während sie mit einem sachten Lächeln den Worten der Fremden lauschte. Jedoch lag auch etwas wachsames, ungläubiges in ihrem Blick, während er über die Schönheit vor ihr wanderte. Es gab Dinge, die zu gut waren um wahr zu sein, sagte man nicht so?

„Es gehörte schon eine wahrlich übermenschliche Gabe dazu, jeden eurer Gedanken zu lesen, Signora.“ ein seltsames, mysteriöses Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Und ich wäre sicher versucht, das muss ich zugeben. Doch ich würde sie viel lieber aus eurem Munde hören, wecken eure Gedanken doch wahrlich mein Interesse, und dringen derart süße Worte doch viel zu selten an mein Ohr.“

Sie neigte sacht den Kopf
„Es ehrt und erfreut mich zugleich einem Wesen in dieser Stadt zu begegnen, welches nicht nur die große Kunst alter Tage kennt, sondern auch den Namen einer der größten Dichterinnen zu nennen weiß. Und welches darüber hinaus die Nacht in neuem Glanze erstrahlen lässt.“

Ihr war nicht die Blässe entgangen, auch nicht die Tatsache, dass sich ihr Brustkorb erst gehoben hatte, als sie zu sprechen begann. Dazu die Fibeln, welche von einer Zeit sprachen, in der man noch von Göttern sang. Doch es war ein Spiel, welches gespielt werden musste, ein reizvolles dazu.

„Sagt, darf ich den Namen dieses Wesens erfahren, in dessen Adern sicherlich das Blut alter Könige fließen muss?“
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Ravunthu Velchai
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Die Ventrue legte den Kopf schief und musterte den Mann, der auf die Gesten der Schönen hin stehen geblieben war. Dann wanderte ihr Blick wieder zu ihrer eigentlichen Gesprächspartnerin und wurde von einem warmen Lächeln erfüllt.

"In der Tat", nickte sie langsam, "bin ich neu geboren im Blut der Könige, Signora. Ich bin ebenfalls zutiefst geehrt und beeindruckt von Eurer Gegenwart ... und, um ehrlich zu sein, froh, dass Ihr meine Gedanken nicht gelesen habt." Die Fremde senkte in einer verspielten Darstellung von Reue das Kinn. "Sie waren nicht ganz damenhaft, würde ich meinen."
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Avelina di Braida
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Auch wenn in die blassen Wangen keine Röte steigen konnte, so senkte sie doch den Blick mit einem scheuen Lächeln und schien für einen Moment der Worte beraubt. Gänzlich unwillkommen waren die Schmeicheleien allerdings nicht, soviel verriet das erwartungsvolle Lächeln auf den Lippen.

Statt der Signora in die Augen zu blicken, als sich das Kinn nach einer Weile wieder hob, drehte sie den Kopf zunächst in Richtung des blonden Hünen. Hatte dessen Aufmerksamkeit bislang der Fremden gegolten – war das bohrende Kälte mit der er sie musterte? - so richtete er sie nun auf die in rote Seide gehüllte Dame, und nach einem Moment der schweigenden Konversation brummte er leise, und wandte sich ab. Missmutig entfernte er sich ein paar Schritt, und hielt den beiden Frauen nun den Rücken zugewandt.

„Ihr müsst entschuldigen, werte Signora. Eine Rose wandelt nicht gerne alleine des Nachts durch Ravecca.“ vorsichtig blickte sie auf, und ein Mundwinkel zuckte zu dem charmanten Lächeln, „Und ein König um sie zu begleiten scheint eine Seltenheit in diesen Straßen.“
Mit unverhohlener Neugier betrachtete sie nun ihr Gegenüber.
„Die Parzen scheinen mir jedoch in dieser Nacht gewogen. Sendeten sie mir nicht nur einen König, sondern einen Wortgewandten noch dazu, welcher ganz offensichtlich von der Schaumgeborenen gesegnet wurde.“
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Ravunthu Velchai
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Re: [1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

Beitrag von Ravunthu Velchai »

Ravunthu faltet mit einem feierlichen Lächeln die Hände im Schoß, als Avelina eine Rose erwähnt, und tritt unter den Olivenbäumen hervor, zwei Schritte näher an sie heran.

"Ich bin Ravunthu Velchai,

Blutwinzerin,

neu geboren im Blut der Könige,

Kind der Meluth von Tyros, Ancilla und Geißel der Meere,

Kind des Umbrestes Saturnis, Ancilla zu Velch im Bund der etruskischen Höfe,

Kind der Ahnin Testia Velthurna, Libera Mater Velchai und Voltumna des etruskischen Bundes,

Kind von Israfil "dem Brennenden", Ahn und Krieger Lydiens,

Allesamt Nachkommen des Gyges Ringträger, König von Lydien,

Kind Ventrues, erster seines Blutes und König der Könige,

Kind Enochs des Weisen,

Kind des Kain, des Vaters.

Und du, o Sel'ge, lächelnd mit unsterblichem Angesichte?"
, erkundigt sie sich mit einem weiteren Zitat, eine Hand bittend erhebend.
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