[1009] Könige und Königinnen [Ravunthu, Avelina]

[Avelina di Braida]

Die Augen auf der Schönheit vor ihr, als sie weiter aus den Schatten trat, lauschte sie der langen Ahnenreihe mit einem erfreuten Leuchten in den Augen. Als schließlich der letzte Satz verklungen war, neigte sie ihr Haupt.

„Viscontessa Avelina di Braida von Varese, Neugeborene Rose. Kind der Baronessa Sarina di Lerone, Ancilla vom Clan der Rosen.“
Eine derart lange Ahnenreihe wie Ravunthu hatte sie wohl nicht vorzuweisen, oder sie kannte sie schlicht nicht.
Mit einem Lächeln hob sie den Kopf wieder.
„Es ist mir mehr als nur eine Freude euch kennenzulernen, werte Ravunthu vom Clan der Könige. Scheinen schon die Rosen so selten in dieser Stadt, so müssen es die Könige ebenso sein, seid ihr doch der erste, der mir begegnet.“

Ein wenig Neugier schlich sich in ihren Blick.
„Blutwinzerin? Ein interessanter Titel. Er ist mir jedoch unbekannt. Was hat es damit auf sich?“

[Ravunthu Velchai]

Als der sterbliche Adelstitel über Avelinas Lippen kommt, mustert Ravunthu noch einmal den gut angezogenen Begleiter der Schönen, doch ihre Aufmerksamkeit kehrt rasch wieder zu der Rose zurück.

"Ich kreiere besondere Geschmackserlebnisse und Jagderlebnisse für unsere Art. Es ist ein wenig Handwerk, ein wenig Kunst und zugleich meine Leidenschaft", erläuterte sie in aller Kürze. "Ihr seid schon länger hier?" Die Ventrue wirkte überrascht, als sei es eine Sünde ihrerseits, die Anwesenheit der Rose noch nicht mitbekommen zu haben.

[Avelina di Braida]

Ihr Blick folgte dem Ravunthus zu Bernardo und sie neigte ein wenig den Kopf zur Seite.
„Stört er euch? Ich kann ihn weg schicken.“ ließ die leise Frage nebenbei einfließen.

„Nun, nein, im Verständnis der Unsrigen ist es wohl nicht mehr als ein Wimpernschlag, den ich in dieser Stadt verweile. Doch ich bin seither ein wenig herum gekommen. Einzig die höchst verehrte Majestät wurde mir bisher im Zusammenhang mit dem Clan der Könige genannt. Aber ich entnehme euren Worten, dass ihr selbst noch nicht allzu lange in Genua seid?“ noch einmal glitt der Blick über die Signora vor ihr, und sie schien ein wenig abwesend dabei, ganz den Eindruck machend, als wäre sie in ihren Gedanken ebenfalls bei nicht sehr Damenhaften Überlegungen angekommen. Doch mit einem Blinzeln schüttelte sie dies ebenso schnell ab, wie es gekommen war.

„Ihr macht mich neugierig. Aber das war euch sicherlich bewußt, als ihr es eine Kunst nanntet.“ ein Schmunzeln und sie hob ein wenig die Brauen in die Höhe, „Was meint ihr mit besonderen Jagderlebnissen?“

[Ravunthu Velchai]

Die Ventrue wehrte mit einer sachten Handbewegung ab, als Avelina anbot, ihren Begleiter fortzuschicken. "Ich musste nur über die Vorteile sterblicher Adelstitel nachdenken, werte Viscontessa", erläuterte sie und lauschte dann weiterhin interessiert den Ausführungen der Rose. Sie nickte bestätigend, als Avelina fragte, ob sie selbst noch nicht lang in der Stadt weile, und knickste mit einem verspielten Schmunzeln, als sie auf die von ihr erwartete Neugierde angesprochen wurde.

"Wie wir uns nähren, das ist ja nicht nur ein Erleben von Geschmack. Auch das Geschehen bis zum Biss ist wichtig. Es gibt Dinge, von denen träumt man und hätte gern jemanden, der dafür sorgt, dass man sie bekommt. Zwei Sterbliche beim geheimen Liebesspiel in einem nächtlichen Olivenhain überraschen, und von ihnen dazu eingeladen werden, sich anzuschließen? Oder einen wehrhaften Menschen über ein einsames Schiff auf hoher See hetzen, bis man ihn erlegt? Oder, aus der Welt der Poesie, den an den Mast gebundenen Odysseus als Sirene eben doch erfolgreich locken ... und vollkommen aufzehren?"

Die Ventrue hob beide Arme und strahlte. "Vieles, wenn nicht sogar alles, ist möglich."

[Avelina di Braida]

„Hm, Vorteile...“ sie wog den Kopf, und hob dann sacht die Schultern, „Es bringt auch Nachteile mit sich, glaubt mir. Und gerade mit einer Ahnenliste wie der eurigen, habt ihr es nicht nötig über diese Vorteile zu grübeln.“ sie schenkte ihrem Gegenüber ein gewinnendes Lächeln.

Auf die Erklärungen der Blutwinzerin hin, wurde ihre Stirn zuhendes von einer zarten Denkfalte geziert. Es machte ein wenig den Anschein, als hätte die Signora nie über derartiges nachgedacht. So dauerte es noch einen Moment, bevor sie wieder das Wort an sie richtete.
„Es klingt ein wenig wie Schauspiel. Und was ist mit euch? Welches... Szenario ist euch das liebste? Welche Art der Jagd? Und welches Blut bevorzugt ihr?“

Für den Moment, so schien es, hatte die Viscontessa mehr Interesse an der hübschen Ventrue selbst als an deren Handwerk. Auch wenn sie sicherlich an ihren Lippen gehangen hatte, bei der Erklärung. Aber konnte dies womöglich eher mit der Begeisterung zu tun haben, welche sie in dem Moment, da sie davon sprach, nach außen zeigte?

[Ravunthu Velchai]

Ravunthu leckte sich über die Lippen, blickte nachdenklich zum Blätterdach auf und spielte versonnen mit ihren eigenen Fingern. "Welches Szenario? Nun, das mit dem Paar im Olivenhain natürlich." Ihre Augen huschten über Avelinas Figur und fanden ertappt ihren Blick wieder. Sie schmunzelte.

"Ich bin zu vorschnell, Signora. Es ist ja meistens das, was am weitesten entfernt und am wenigsten möglich erscheint, um das man eine Blutwinzerin bittet. Hätte ich also eine, die meine Träume wahr macht ... ich denke, ich würde die Jagd auf dem Schiff wählen.

"Und ... welches Schauspiel für Euch?"

[Avelina di Braida]

Sie konnte womöglich erahnen, dass sich unter den Lagen an Seide eine mehr als ansehnliche Figur verbarg. Hatte der Wind zwar bereits dafür gesorgt, dass der Umhang nicht mehr alles verbarg, so war es doch noch genug, um die Phantasie bemühen zu müssen. Allein aber die Größe der Frau ließ darauf schließen, dass sie sehr lange Beine haben musste. In diesem Moment, da Ravunthu vom Paar im Olivenhain sprach und ihr dann entgegen schmunzelte, senkte sie die Langwimprigen Lider, und wandte den Blick zu Boden. Kein Lächeln dieses mal.

Erst bei den Worten über das Schiff sah sie wieder auf.
„Für mich?“ sie zögerte sichtlich, wirkte überrascht, und schüttelte dann sacht den Kopf, „Ich habe mir nie Gedanken über derartiges gemacht. Ich schätze ich war bislang immer sehr zufrieden mit meiner Art der Jagd. Verzeiht...“ wieder ein leichtes Zögern, „...ich denke keines der genannten. Ich gestehe auch, ich sehe das Meer lieber vom Festland aus.“

Entschuldigend blickte sie Ravunthu aus großen Augen entgegen und hob leicht die Schultern. Sie wirkte in diesem Moment fast unschuldig, nicht wie die das Herrschen gewohnte Viscontessa, sondern wie die junge Frau, die sie eigentlich war.

[Ravunthu Velchai]

Ravunthu seufzte, leise Enttäuschung in ihrer Miene. Sie winkte ab und überspielte es mit einem Lächeln.

"Ich weiß, dass solche Szenarien meist erst im höheren Alter interessant werden. Jüngere neigen eher dazu, besondere Geschmäcker ausprobieren zu wollen", plauderte sie.

"Und was habt Ihr nach Genua mitgebracht? Ich meine, neben dem Offensichtlichen. Guter Stil und bemerkenswerte Bildung."

[Avelina di Braida]

Sie schüttelte den Kopf.
„Nicht doch, ich kenne nur viele alte Lieder und Gedichte. Meine Schöpferin legte großen Wert darauf, und mir liegt das Musizieren auch sehr am Herzen. Die Kunst im allgemeinen... nun, ich schätze das liegt mir im Blut.“

Forschend traf ihr Blick die Ventrue.
„Was ich vorhabe ist zumindest die Kunst auch nach Genua zu bringen, oder besser ein wenig mehr davon. Sowie ein wenig Freude, wenn mir dies gelingt. Was die materielle Seite betrifft, so handelt mein Haus mit Stoffen und Leder.“

Noch einmal schürzte sie nachdenklich die Lippen.
„Ich weiß nicht ob es am Alter liegt...“ gestand sie leise, „Ich hatte nur wie gesagt nie darüber nachgedacht, und die von euch zur Wahl gestellten Szenarien sind... schwierig.“ sie lächelte, „Ich eigne mich nicht für die hohe See. Geschmäcker... könnt ihr es beschreiben?“

[Ravunthu Velchai]

Ravunthu lächelte breit, so dass ihre weißen, geraden Zähne gut zu sehen waren.

"Ehrlich gesagt WILL ich es nicht beschreiben. Es wäre immerhin ein Grund, sich wieder zu treffen, wolltet Ihr es ausprobieren."

Ihre Miene wurde ernster, und sie atmete rief durch. "Bringt Kunst, und Ihr bringt automatisch Freude, werte Avelina. Wie sehr ich Euer Vorhaben schätze, vermag ich kaum zu sagen."