[1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

[Juni '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Der Vollmond am Himmel zeichnete sich als silberne Scheibe vom tiefen, dunkelblauen Himmel ab, an dem kleine, funkelnde Sterne zwischen den watteartigen Wolken hindurchleuchteten. Ein laues Lüftchen wehte ein paar Gräser und Blätter auf und wirbelte diese eine Weile in der Luft herum.
Die Stille schlang sacht ihre Arme um diese Szenerie, in der Galeno gerade einen kleinen Nachtspaziergang tätigte. Da er am Tag seinen Ghul im Kloster hatte helfen lassen, schlief dieser jetzt und Galeno konnte einmal völlig alleine er selbst sein.
Zufrieden schlenderte er den Weg entlang, welcher die Küste entlang lief , um dann zu einem Strand zu kommen. Er hatte oftmals den Kopf in den Nacken gelegt, um die Sterne zu begutachten, vergass aber auch nicht, immer wieder den Weg mit seinem Blick zu verfolgen.
Er summte kein Liedchen, sprach kein Wort, machte sonst auch kaum Geräusche. Nur jetzt, da er den Strand erreicht hatte mit seinem groben Sand, der schon an Kies erinnerte, knirschten seine Schritte. Er war barfuss gelaufen und spürte nun jeden einzelnen kleinen Stein an seinen Sohlen. Er wackelte mit den Zehen im Sand, einfach nur, um den Boden zu spüren. Er schloss die Augen dabei und fühlte den groben Sand mit jedem Schritt. Es war angenehm und er konnte sich so mit der Erde, dem Werk Gottes verbinden. Ab und an hatte er solche Gedanken, wenn sein Glaube sehr stark war.

Das Rauschen des Meeres drang an sein Ohr, Rhythmisch wie ein Herzschlag oder der Atem, der die Lungen der Menschen verlässt. Das Meer atmete, es lebte.
Er lief noch ein weiteres Stück und öffnete dann wieder die Augen. Er wollte eigentlich seine Zehen ein wenig in dem Wasser baden, welches sicherlich noch kühl war, doch entdeckte er eine Person am Strand. Sie war alleine und wirkte jung. Ein Junge, einsam am Strand, höchst seltsam ungewohnt. Er blickte sich um, ob er irgendwo einen Aufpasser, einen Begleiter finden konnte, doch er entdeckte niemanden. Dann setzte er sich in Bewegung.
Auch wenn er sonst keine Konversationen gross mochte und suchte, so war ihm diese Begegnung durchaus recht. Vielleicht konnte er als einsamer Mönch Vertrauen aufbauen und vielleicht liesse sich etwas Blut ergattern. Luciano war eigentlich immer der Lockvogel, Galeno eher weniger. Aber er wollte sich durchaus auch einmal ausprobieren und lernen auch mehr auf eigenen Beinen zu stehen.

So wollte er, verhüllt in seiner Kutte der Benediktinermönche, neben ihn treten und aufs Meer hinaus sehen.

Er wusste erst nicht, womit er beginnen sollte, doch dann fielen ihm ein paar Worte Lucianos ein. Seine Schritte in ihre Richtung klangen durchaus laut, doch er ignorierte das. Er war so in Gedanken versunken bezüglich der Worte, die er bald an ihn richten wollte. Doch er trat neben einen Krebs, der sich etwas in den Sand eingebuddelt hatte. Dieser empfand den grossen Zeh Galenos neben sich als durchaus sehr störend und zwickte hinein. Der Schmerz lies Galeno überrascht aufschreien und da der Krebs nicht gleich loslassen wollte, hüpfte der Mönch nun auf und ab, um das dumme Tier wieder von seinem Zeh zu entfernen. Dabei stiess er durchaus laut einige Flüche aus..

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Seresa
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa saß derweil in einer sitzknienden Haltung im Sand. Die Hände auf den Oberschenkeln ruhend und den Blick geradeaus gerichtet, auf die Wellen, welche die Landmasse sanft streichelnd berührten, bevor sie sich fast schüchtern in das Meer zurückzogen. Ein ständiges Hin und Her, welches dafür gesorgt hatte, dass Seresa in Gedanken versunken war.

Sie kreisten um den Mann, welcher in einigen Metern Entfernung hauste und dem sie eine Wiedergutmachung schuldete. Sie kreisten um Genua, welche ihre neue Heimat werden sollte. Sie kreisten um Respekt, Loyalität und Treue. Darüber wer sie war und was von ihr erwartet wurde. Darüber wie sie diese Dinge selbstsüchtig mit Füßen trat. Wiedergutmachung war ein Wort, welches in ihren Gedanken omnipräsent schwebte und auf das sie keine Antwort fand, einerlei wie sehr sie Dinge von der einen auf die andere Seite schob und wieder neu sortierte.

Und so war Seresa so vertieft, dass selbst das laute Fluchen des Benediktiners sie nicht aus der Schwere ihrer Gedanken reißen konnte. Ihr Blick war einzig auf die See gerichtet. Wie sie hereinschwappte und sich wieder zurückzog. Wie eine aus Stein gemeißelte Statue saß die Gelehrte da. Nachdenklich und in sich versunken das Spiel vor ihren Augen betrachtend.

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Nubis
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Das einbeinige Herumhüpfen gestaltete sich durchaus als eine Herausforderung. Der unebene Boden, die vielen spitzen Steinchen, der vermaledeite Krebs, der einfach nicht los lassen wollte. Irgendwie hatte sich gerade die Welt gegen ihn verschworen. Zu allem Überfluss war seine Robe für solche Momente tatsächlich zu gross und somit ebenfalls ein wahrliches Hindernis. So musste er noch zusätzlich darauf Acht geben, dass er sich nicht im schweren Stoff verhedderte.
Er schaffte es den Krebs zu packen und zog daran, doch das kleine Biest dachte gar nicht daran los zulassen. Nein, es hielt sich wacker an seinem Zeh fest und verstärkte nochmal den Druck etwas. Galeno biss sich auf die Zähne, denn auch wenn solch ein Krebs keinen gossen Schaden machen konnte, so ein Zeh war empfindlich und der Schmerz war da.

Zu allem Überfluss verlagerte er bei dem Versuch, den Krebs irgendwie von sich los zu bekommen, sein Gewicht so sehr, dass er das Gleichgewicht verlor, etwas mehr rückwärts hüpfte, direkt ins Sichtfeld von dem am Strand sitzenden Jüngling und dann den Halt gänzlich verlor und mit dem Hintern zuerst im Kies landete, ziemlich ungebremst. Schmerz durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag.

Dem Krebs störte auch das nicht sonderlich und er winkte noch triumphierend mit der anderen, freien Schere. Galeno sah ihn bitterböse an.
"Du bist eindeutig keine Kreatur Gottes.. eher des Teufels..." fluchte er laut.
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Jäh wurde Seresa von dem klang einer gottgleichen Stimme aus ihren Gedanken gerissen. Sie blickte auf den Kappadozianer vor sich, den sie nicht kommen hören hatte. Hörte seine Worte und… blickte auf den Krebs an seinem Zeh. Seresa schloss die Augen und sie konnte nicht anders, als vor Amüsement Luft durch ihre Nase zu pusten und den Kopf zu schütteln. Die Situation war zu absurd. Dann öffnete sie die Augen und blickte ernster auf den Kappadozianer vor sich. Dennoch konnte sie sich ein leichtes Lächeln nicht gänzlich verkneifen.

„Unhöfliches Ding.“

Ob Seresa mit den Kappadozianer vor sich sprach oder dem Krebs, war nicht ganz sicher. Ihr ernster Blick wanderte jedoch zu seinem Zeh.

„Kommt her.“

Mit einer langsamen und ruhigen Bewegung bewegte sie ihre linke Hand unter den Fuß des Kappadozianers, bevor sie mit kleinen und äußerst geschickten Fingern, den gemeinen Störenfried entfernte. Wütend gestikulierte dieser mit seinen Scheren, doch Seresa blickte ihn nur ruhig an.

„Ich verstehe Euch immer nur falsch. Ich weiß.“

Die Brujah seufzte und ließ den Krebs aus ihrer offenen Hand gleiten.

„Husch. Ab mit Euch jetzt. Ihr wollt hier nicht sein.“

Noch einen Momentlang blickte sie dem Krebs nach, der das Weite suchte, bevor ihre braunen Augen auf den Kappadozianer vor ihr wanderten. Mit einer beängstigend geschmeidigen Bewegung eines Raubtieres richtete sie sich auf und blickte auf Galeno, bevor sie ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen.

Es folgten die üblichen Begrüßungsfloskeln, bevor die beiden Kainiten wenig später nebeneinander im Sand saßen. Inzwischen ohne lästigen Begleiter. Die Brujah schien die Situation zuvor höflich unter: Dinge, die eben passieren, abgetan zu haben. Stattdessen blickte sie interessiert auf den jungen Kappadozianer neben sich.

„Wie ist es Euch ergangen, werter Galeno? Ich hoffe Ihr seid derweil entgegen der harscheren Begrüßung im Elysium gut in Genua angekommen?“
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Nubis
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Galeno war sichtlich dankbar gewesen, allerdings auch etwas peinlich berührt, als Seresa den Krebs weggescheucht hatte. So hatte er das Vorstellungsprozedere freundlich hinter sich gebracht und sich dann neben sie gesetzt.

"Mhh... schwierig. Ich weiss etwas mehr, dass ich hier durchaus verweilen wollen würde. Mir gefällt Burgus ganz gut und Genua bietet einige Möglichkeiten, sich einbringen zu können. Allerdings ist mir auch vieles zuwider."

Er seufzte laut und blickte auf das Meer hinaus.
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa saß ruhig auf ihren Fersen, nickte und lächelte leicht, während ihr Blick ebenfalls aufs Meer gerichtet war. Ihre Stimme war sanft trotz der Tatsache, dass ein Clansbruder von Titus neben ihr saß.

„Als ich ankam ging es mir ähnlich und noch immer fällt mir der Umgang mit manchen Dingen schwer. Ansichten und Gepflogenheiten, welche sich unterscheiden von gelernten Idealen und Vorstellungen.“

Die Brujah atmete hörbar, bevor sie mit den Schultern zuckte.

„Ich versuche mich anzupassen, doch vieles ist mir bis heute noch immer fremd. Burgus bietet Euch ohne jedweden Zweifel Vorzüge und San Siro ist eine wahrlich beindruckende Kirche. Ich hoffe, es wird mir eines Nachts vergönnt sein, mir die Veränderungen der letzten Jahre anzusehen und in ihr zu beten.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment, bevor sie ihren Blick zu ihrem Gegenüber zuwandte.

„Ihr sagtet Euch sei vieles zuwider. Darf man fragen, woran Ihr Euch stört?“
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Nubis
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Er musterte die Brujah nachdenklich.
"Gelernte Ideale und Vorstellungen? Könnt ihr ein Beispiel nennen? Ich habe schon gesehen, dass einige unserer Art sich scheinbar gar nicht mehr daran erinnern, dass sie einst Menschen waren und sich über alles stellen."

Dabei wirkte er durchaus etwas traurig und richtete den Blick wieder zum Meer hin. Das Rauschen liess eine gewisse Melancholie in sein Inneres, welche ihn umfloss.

"Mich stört das Gehabe, ähnlich dem, welches im Elysium statt fand. Ich habe einen gewissen Grad an Etikette erlernt, aber nur, um einigermassen an Hofe zu existieren. Ich liebe die Einsamkeit, für gewöhnlich. Die Stille, die mich während meiner Arbeit umgibt und ich verabscheue laute Anlässe und höfischen Zwang. Ich würde eigentlich gern einfach nur meinen Forschungen nachgehen und doch benötige ich nun ein paar Fürsprecher. Ich muss hier und da noch vorstellig werden und weiss jetzt schon, dass es mir nicht gefallen wird und dass es womöglich ein reines Desaster werden könnte. Zur Zeit gibt es oft zu viele Zweifel, die mich von wichtigen Dingen abhalten und ich ärgere mich oft, dass ich diese Pilgerreise begonnen habe."

Ein tiefe, langer Seufzer machte seinen Schwermut klar und stiess die Melancholie wieder von sich. Dies war noch immer erleichternd und er genoss es, noch in diesen jungen Jahren des Vampirdaseins diese Reaktion hervorrufen zu können. Ob ältere Vampire um der Wirkung eines tiefen Durchatmens überhaupt noch wussten?

"Aber es gibt durchaus auch schöne Dinge."


Nun lächelte er sogar.

"Dieser Ort hier zum Beispiel, mit den Sternen am Himmel, der Schwärze der Nacht und doch diese blauen Nuancen, die es nicht zu eintönig erscheinen lassen und dem Rauschen der Wellen, die eine Bekenntnis des Lebens darstellen. Und einem garstigen Krebs, der aber vielleicht doch von Gott geschickt wurde, damit dieses Gespräch eine ganz andere Einleitung erhielt, als ehemals vielleicht geplant."

Er lachte etwas und das tat er wohl nicht sehr oft, da er danach doch etwas abrupt stoppte und leicht verwundert wirkte.
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa lachte leise, bevor auch sie wieder etwas ernster wurde und leicht den Kopf schüttelte.

„Nein, ich denke nicht, dass der Herr einen derartigen Humor besitzen würde. Zumindest wüsste ich von keiner Stelle in der heiligen Schrift, welche dies belegen würde. Dennoch wäre es wahrlich eine schöne Vorstellung, wenn auch für ihn nicht alles nur schwarz und weiß wäre.“

Die Brujah seufzte leise, bevor sie schließlich nickte.

„Wie dem auch sei. Dies hier ist wahrlich ein schöner und friedlicher Ort. Abgeschieden genug, um nachdenken zu können und doch nah genug. Doch wie es innerhalb der Domäne äußerst schöne Flecken gibt, so gibt es auch Jene unserer Art, welche zu faszinieren wissen. Nicht alles ist dunkel und grau. Es gibt durchaus Lichtblicke innerhalb der Domäne, auch wenn sie mit unter wahrlich selten sind. Ich bin mir sicher, Ihr werdet geeignete Fürsprecher finden.“

Ihr Blick wanderte kurz aufs Meer.

„So es Euch trösten mag, werter Galeno, je länger man in Genua verweilt, umso weniger stört man sich an den Dingen, welche einem einst zuwider waren. Man gewöhnt sich an sie. Man lernt mit ihnen umzugehen und vergisst, weshalb sie einem einst zuwider waren. Ich vermute dies ist auch der Grund, weshalb sich manche nicht mehr daran erinnern, dass sie einst Menschen waren und sich über alles stellen. Sie haben sich der Gesellschaft angepasst, in welcher sie leben.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie wieder zu Galeno blickte.

„Was die gelernten Ideal und Vorstellungen angeht, so ist dies ein weites Feld. Es beginnt bei dem Verhalten untereinander, geht über die Art der Unterhaltung bis hin zu dem Punkt des Umganges mit erwiesenen Höflichkeiten. Ich habe schlicht vieles anders gelernt und während die einen sagen, ich bin zu unterwürfig, sagen die anderen, ich wäre gegenteiliges.“

Wie man es machte, es schien immer falsch zu sein.

„Mir würde es genügen eine Schreiberin zu sein. Doch Ihr sagtet, Ihr seid ein Forscher, werter Galeno? Sofern die Frage gestattet ist, was ist es worüber Ihr forscht? Nicht, dass ich etwas davon verstünde, doch überrascht es mich, da Ihr sagtet, dass Euch eine Pilgerreise hierhergeführt hatte.“
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

"Die Wege des Herrn sind unergründlich..." murmelte Galeno in das Rauschen der See hinein und liess den Blick weiter schweifen. Am Horizont war alles still, selbst Möwen flogen zu solch später Stunde nicht mehr.

"Ich werde Fürsprecher finden, schon alleine deswegen, weil ich jemandem beweisen will, dass seine Fürsprache niemals den Preis wert ist, den derjenige verlangt hat und dass er mein Angebot nicht hätte ausschlagen sollen."
Er grinste und man konnte durchaus ein klein wenig Biest in ihm erkennen.
Jedoch ertappte er sich kurz darauf dabei und zuckte ein wenig weg, um dann wieder eher ausdruckslos zu wirken.

"Schieben wir es auf die anderen Kulturen, jede Stadt wird ihre eigenen Regeln haben und ihre eigene Erziehung. Wir können nur das Beste draus machen und uns anpassen oder eventuell versuchen, diesem entgegen zu wirken und neuen Wind hinein zu bringen, neue Lehren und neues Wissen. Unterwürfigkeit ..mmhhh.. das liegt doch komplett im Auge des Betrachters, oder nicht? Ich fürchte, dass ihr da gar nicht jedem alles Recht machen könnt."

Als sie seine Forschungen ansprach, lächelte er wieder etwas. Trotzdem war er gerade nicht in der Stimmung, ihr gleich sofort alles zu erzählen. Der Besuch bei Toma lag noch recht nahe und ihm ein wenig auf dem Gemüt.

"Ich bin noch recht jung und habe so ziemlich alles erreicht, was ich erreichen konnte in unserer kleinen Einsiedelei. Das Wissen dort war sehr begrenzt. Ich möchte dies ändern und meines, sowie das der Einsiedelei vergrössern. Die Erkenntnisse sollten aber durchaus jedem zu Gute kommen, der sie gebrauchen kann. So weit bin ich allerdings noch nicht wirklich."

Er seufzte ein klein wenig. 'Trotzdem bin ich nicht unfähig oder wertlos...'

"Ich erforsche das Leben und den Tod, was uns wieder erstarken lässt und was unser dunkler Kern ist und woher er kommt. Mich beschäftigen viele Fragen und noch weiss ich nicht ganz, auf welche der Fragen ich mich hier konzentrieren will."

Dann musterte er sie kurz. "Ihr seid Schreiberin?"
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Re: [1009] Das Flüstern des Meeresrauschens [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa nickte auf die Frage des Kappadozianers.

„Meine Mentorin hatte mir einst das Lesen und Schreiben gelehrt. Seitdem habe ich mich der Kunst des Schreibertums verschrieben. Neben der hiesigen Sprache und dem Lateinischen beherrsche ich das Arabische, Griechische, wie auch die Sprache der Franken. Mein wohlwerter Bruder im Blute lehrt mich das Altgriechische, doch es fällt mir schwer eine Sprache zu lernen, welche nicht länger gesprochen wird und zu hören ist. Dennoch bin ich zuversichtlich sie eines Nachts zu meistern.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment und wurde nachdenklich.

„Was Eure Forschungen angeht, so betätigt Ihr Euch demnach in einem ähnlichen Gebiet wie Eure werte Schwester im Blute Seinfreda, welche sich der Erforschung des Todes und allem was zum Tode führt verschrieben hat?“

Ihr Blick war fragend auf den Kappadozianer gerichtet, bevor sie auf das Meer blickte.

„Was die Wege des Herrn angeht, so habt Ihr wohl recht, werter Galeno. Sie sind unergründlich. Oftmals verworren. Dennoch bin ich mir sicher, dass er alles sieht. Das Gute, wie auch das Böse.“

Ihre Hände waren unter den Ärmeln ihrer Tunika verschwunden gewesen, als er von seinen Forschungen gesprochen hatte und nun kamen sie langsam wieder hervor. Ihre braunen Augen wanderten zurück zu ihm.

„Was Eure Fürsprecher angeht und den Wert jener, so spiegelt Eure Wahl auch immer einen Teil Eurer selbst wieder. Mit wem Ihr verkehrt. In welchen Kreisen Ihr Euch bewegt. Sicherlich steht es Euch frei selbst zu wählen, wen ihr als Fürsprecher benennt und welchen Preis ihr für eine Fürsprache angemessen empfindet. Dennoch dürfte es gerade für jemanden der neu in der Domäne ist schwer sein einzuschätzen, wieviel die Fürsprache eines Anderen unserer Art wahrlich wert ist. Die Preise variieren ohne jedweden Zweifel und doch verbleibt die Frage, welche Fürsprecher Euch zur Ehre gereichen würden und welchen Preis ihr bereit seid für diese Ehre zu bezahlen. Zumal sich andere unserer Art auch gegen Euch und die Aufnahme aussprechen könnten. Nichts, was ich in Eurem Fall befürchten würde und doch ist es meinem Bruder im Blute derart ergangen.“

Sie blickte erneut aufs Meer und zuckte mit den Schultern. Ramon hatte es selbst verbockt.

„Jedoch ja, die Grenze zwischen Unterwürfigkeit oder nicht ist fließend. Zwischen Redlichkeit und Respektlosigkeit.“

Seresa blickte weiter nachdenklich auf das Meer, als hoffte sie dieses würde ihr eine Antwort auf die noch nicht gestellte Frage geben.

„Vermutlich habt Ihr recht, wenn Ihr sagt, wir können es nicht allen recht machen und doch bleibt die Frage: Sollen wir es dann überhaupt versuchen oder einfach darauf Scheißen, weil es unerheblich ist?“

Ihre braunen Augen wanderten fragend zurück auf den Kappadozianer, nachdem das Meer ihr keine Antwort zu geben schien.
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