[1010] Fleisch und Seele [Toma;Titus]

[Titus]

In einer mondlosen Nacht überbrachte ein Bote der Martinsfeste eine Botschaft der Geißel an den Herold der Domäne. Der Diener übergab ein gesiegeltes Pergament und wartete respektvoll und geduldig auf die Antwort, die er dann zurück zur Martinsfeste nehmen würde.

Werter Toma Ianos Navodeanu,
Neugeborener des Clan Tzimisce,
Herold der Domäne Genua

Ich schreibe diese Zeilen mit der Bitte um ein Treffen, denn es gibt zwei Themen, die ich mit Euch besprechen will.

Zum einen möchte ich die Bereiche, in denen unser beider Ämter involviert sind besprechen und darüber mit Euch beraten Abläufe und Informationsfluss weiter zu optimieren.

Zum anderen möchte ich mich mit Euch über Broglio und die Melissiden unterhalten.

Deshalb lade ich Euch hiermit als mein Gast auf die Martinsfeste ein, Eure Sicherhei sei Euch garantiert. So ihr es wünscht, wird das selbe Gastrecht auch Euren Dienern gewährt.
Nennt dem Boten die gewünschte Nacht, so Ihr gewillt seid, dem Treffen zu zu stimmen.

Gezeichnet im Frühjahr anno domini 1010,
Titus, Neugeborener des Clan der Kappadozianer,
Geißel von Genua

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Diener musste etwas warten, bis Toma die Nachricht überbracht werden konnte, da dieser nicht zu Hause war, doch noch in derselben Nacht konnte der Bote eine Antwort an Titus zurückbringen.

Toma würde die Einladung gern annehmen und schlüge die erste Nacht der kommenden Woche vor. Er würde auch in der Tat Diener mit sich bringen.

Wirklich freuen tat er sich tatsächlich aber nicht auf das Treffen. Nicht weil er Titus nicht sehen wollte, sondern weil keines der Themen deutete daraufhin, dass die Nacht besonders erfreulich werden würde. Interessant sicher, spannend ebenso, aber er konnte sich einige Dinge vorstellen, an denen er mehr Freude hätte, als sich mit den Melissiden und Ämterangelegenheiten zu beschäftigen. Doch all das musste getan werden und lag ja dennoch zu gewissen Teilen in seinem Interesse.

In der entsprechenden Nacht, zu der sie sich geeinigt hatten wanderte der Tzimisce dann auch mit Urs Unul und Cerb an seiner Seite zur Martinsfeste. Er trug keine Maske. Brauchte das nicht mehr und mittlerweile hatte er sich etwas besser damit arrangiert, wie er nun einmal war.

[Titus]

Auf dem Weg zur Martinsfeste erkannte er, dass das Feld vor der Feste genutzt wurde, um Gänse zu halten. Diese schnatterten auch etwas missmutig, als das Raubtier auf das Tor zu ging. Nicht umsonst waren Gänse die besseren Wachhunde.
An der Martinsfeste wurde Toma erwartet und auch sogleich eingelassen. Ein junger Mann, der sich als Elio vorstellte, verbeugte sich tief vor Toma und bat ihn, ihm zu folgen. Titus würde im Rittersaal auf seinen Gast warten. In der Feste selbst war es abgesehen von den Wachen, die auf den Wehrgängen der Pallisade und am Tor zu sehen waren ansonsten ruhig. Den Dienern wurde, so sie es wünschten ein warmer Platz an einem Feuer angeboten und ihnen wurde Essen und Trinken gereicht, um ihnen die Wartezeit etwas angenehmer zu gestalten. Der Geruch von Weihrauch lag in der Luft...offenbar war kurz vor Sonnenuntergang eine Messe gefeiert worden.

Titus saß auf einem großen hölzernen Stuhl hinter einem großen und massiven Tisch. Sein Großschwert lehnt neben ihm gegen die Lehne des Stuhls. Gekleidet war er in schwarzer Wolle eund ein lederner Wams trug er darüber. Einige Kerzen, die im Raum strategisch Verteil waren, erhellten den Raum und ließen das totenbleiche, weiße Gesicht der Geißel in einem unheimlich geisterhaften Licht erscheinen. Hinten im Saal im Kamin brannte ein Feuer, klein genug, um die Raubtiere in dem Saal nicht zu reizen.

Als Toma den Raum betrat erhob sich Titus ein wenig schwerfällig von seinem Platz und begrüßte seinen Gast.

"Gott mit Euch werter Toma, ich freue mich Euch heute Nacht als mein Gast begrüßen zu können."

Damit bekräftigte er noch einmal die gewährte Gastfreundschaft. Die von ihm bekannte stoische Ruhe in seiner Gestik und Mimik war auch in dieser Nacht vorherrschend.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma bedachte die Gänse einen Moment, als er an ihnen vorbei ging. Er war schon mehrfach hier gewesen und hatte sie doch nie beachtet, dabei waren Tiere doch durchaus nützlich.

Im Rittersaal angekommen nickte er Titus kurz zu bevor er den Blick etwas durch den Raum schweifen ließ und schließlich wieder an dem leichenhaften Äußeren des anderen Kainiten hängen blieb.
Der Tzimisce selbst trug einfache Alltagskleidung gewöhnlicher Handwerker. Nichts geschmücktes oder aus feinen Stoffen. Das Haar fiel ihm glatt über die Schultern und abgesehen von seiner Statur erinnerte nichts an das Monster das er eigentlich war.

„Ich frage mich ja woher ihr sicher sein könnt dass ich es bin.“ Bemerkte Toma plötzlich und musterte die Reaktion des Kappadozianers.
Da gab es durchaus drei Möglichkeiten und die Geißel wäre ja sicher nicht naiv genug es einfach so zu glauben, oder?

„Nun, guten Abend, werter Titus. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft und bin natürlich gespannt was ihr zu besprechen wünscht.“ Setzte er dann hinzu, da er keine direkte Antwort erwartete und wartete geduldig ab, ob ihm ein Platz zum Sitzen angeboten wurde oder sie so weiter sprechen würden.

[Titus]

Titus betrachtete Toma eine Weile.

"Nach allem, was ich über Euch weiß, kann ich mir da wohl nie wirklich sicher sein..."

Was er davon hielt, behielt er für sich und ließ an seiner Miene auch nichts erahnen. Mit einer Handbewegung bot er ihm einen Platz an, ein Stuhl, von der gleichen Machart wie der seine. Er wartete, bis sich Toma gesetzt hatte. Man merkte rasch, dass Titus kein großer Freund von belanglosem Austausch unnötiger Höflichkeiten war.

"Ich habe festgestellt, dass der Informationsfluss über Neuankömmlinge, die sich bei Euch vorgestellt haben ganz gut funktioniert. Ich möchte jedoch vorschlagen, dass ihr neben den Namen auch eine Beschreibung der Personen beifügt, Merkmale an dnene man sie erkennen kann. Das würde meine Arbeit ein wenig erleichtern und Ressourcen für Überwachung frei machen. Ferne würde ich gerne mit Euch besprechen, falls es dazu kommt, dass ich einen Neuankömmling mit Gewalt dazu bringen muss, sich mit Euch zu treffen, welchen Ort ihr bevorzugt, zu dem ich jenen hinbringen soll und ob Ihr wünscht, dass ich in diesem Fall der Vorstellung beiwohne, falls er...sich uneinsichtig zeigt."

[Toma Ianos Navodeanu]

Abwartend aber mit einem aufmerksamen Blick schaute der Tzimisce den Kappadozianer an.
Natürlich begann erst einmal das leichtere Thema dieses Abends.

„Eine Beschreibung der Person?...Nun, das lässt sich durchaus einrichten.“ Winkte er es einfach durch. Damit hatte er kein Problem, schaute er sich die Leute doch ohnehin ganz genau an, so kannte er gut die Merkmale derer, die zu ihm kamen.

Bei der zweiten Sache neigte er jedoch etwas den Kopf zur Seite.
„uneinsichtig...nun ich gehe davon aus, dass ihr eine solche Person, die sich weigern würde ein Teil der Domäne zu werden und das Knie zu beugen, wohl ohnehin zum Prinzen bringen werdet? So solltet ihr sicherlich bei ihr bleiben.
Nun weiss ich jedoch nicht, welcher Nutzen darin liegen soll eine solche Person, die sich so sehr weigert, dass ihr sie mit Gewalt herbringen müsstet, bei mir vorstellig werden zu lassen. Abgesehen davon, dass ich den Prinzen informieren würde. Wenn es um die reine Aufklärung unserer Regeln geht. Nun ja, das könnte ich natürlich tun und Gäste empfange ich bisher für gewöhnlich in meinem Haus in Domus.“

[Titus]

Titus überlegte einen Moment und nickte.

"Da habt Ihr recht...solche Eindringlinge werde ich in Absprache mit ihrer höchstverehrten Majestät...behandeln. Ich habe mich vermutlich missverständlich ausgedrückt, meine Frage zielte eher auf Situationen, bei der es zu Schwierigkeiten während der Vorstellung bei Euch kommt. Handgreiflichkeiten und dergleichen. Wünscht ihr da Unterstützung? Solche Vorfälle wären direkte Verstöße gegen die zweite Tradition und fielen somit in meinen Zuständigkeitsbereich. Wenn ich bei den Vorstellungen anwesend wäre könnten diesen Verstößen sofortige Repressionen folgen."

Titus sah Toma an und beobachtete seine Reaktion, so er denn welche zeigte und erwartete seine Antwort darauf.

[Toma Ianos Navodeanu]

„Das würde bedeuten, dass ich euch bei jedem Termin dabei haben müsste, da man ja nicht vorhersehen kann wer sich uneinsichtig zeigen wird….Nein.“ Sagte er direkt. „Ich denke das wäre für uns beide ineffizient.“ fügte er noch an.

„Wer zu mir kommt, tut dies meist aus freien Stücken. Wer nicht bereit ist unter den gegeben Umständen zu bleiben der kann gehen, wer nicht die Stadt verlässt oder gegen die Regeln verstößt nun den müsst ihr oder die Liktoren ohnehin aufgreifen. So jemand wird dies aber auch wohl nicht mir direkt sagen, dass er vorhaben wird Ärger zu machen.“

„Ich schätze eure Hingabe für euer Amt und euer Angebot. Ich glaube aber kaum, dass ich euch in meinem Haus brauche, werte Geißel.“ Sprach er weiter, denn es widerstrebte ihm durchaus sehr dieser Gedanke, den Kappadozianer ständig bei sich zu haben. Nicht, weil er etwas gegen Titus per se hätte, aber er konnte seine Aufgabe ja wohl sehr gut allein bewältigen.
„Ich kann mich gut selbst verteidigen und habe Wachen. Ich glaube…den Wachhund neben ihnen zu spielen…das wäre auch unter eurer Würde, oder nicht?“
Fragte Toma etwas süffisant und blickte Titus dabei auch abschätzend an.
Eigentlich, wenn man seine selbstauferlegte Aufgabe bedachte, dass er seinen Clan schützte und nun auch die Geißel war, war er wohl doch irgendwie ein Wachhund.

„Sollte sich ein Gast weigern sich zu benehmen und es absehbar sein sollte, dass er Ärger machen könnte, die Stadt nicht verlassen würde, oder ähnliches. Nun so könnte ich euch immer noch holen lassen, meint ihr nicht auch?“

[Titus]

Titus nickte langsam.

"Nun gut, ich glaube Euch, wenn Ihr versichert, dass Ihr für Eure Sicherheit bei diesen Vorstellungen sorgen könnt. Falls dies irgendwann nicht mehr der Fall sein sollte oder wenn jemand, wie Ihr sagt, Ärger macht, dann könnt ihr mich rufen, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass ich jederzeit hier anwesend bin."

Titus blickte Toma ernst an.

"Nun wird die Geißel nicht häufig despektierlich als Wachhund oder Kettenhund bezeichnet? Es ist meine Aufgabe die Grenzen zu schützen und Eindringlingen und ungebetenen Gästen zu begegnen. Parallelen kann ich nicht von der Hand weisen...mich als solchen zu bezeichen ist allerdings nicht besonders klug."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Deshalb sagte ich auch, dass das doch unwürdig für euch wäre, nicht wahr?" erwiderte Toma nüchtern.
"Es ist eine wichtige Aufgabe, keine Frage, daher solltet ihr eure Zeit auch lieber nutzen dieser nachzugehen."
Da war kein Spott in seiner Stimme. Es war beachtenswert, wenn jemand einen beschützte, dafür sogar sein eigenes Unleben riskierte.
Er hielt es nicht für besonders schlau. Nichts was er tun würde. Was brachte Ehre einem, wenn man dabei starb...doch böse Zunge könnten das auch über seinen Stolz sagen.

Toma legte die Hände zusammen und sah Titus erwartungsvoll an.
"Nun, wie dem auch sei. Wollen wir also zu dem zweiten Thema übergehen?"