[1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

[Juli '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Lorenzo
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo, welcher von der Martinsfeste direkt angereist war, würde die beiden Geistlichen in die nähere Umgebung führen. Dabei achtete er penibel darauf, dass dort kaum Menschen anzutreffen waren. Dann wandte er sich Galeno zu.

„Nun ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Sehr vieles bewegt und beschäftigt mich. Ich wandle derweil noch auf keinem Pfad, bin aber dabei mich für den Weg des Himmels vorzubereiten. Wie denkt Ihr über die Gott-Mensch Beziehung. Wie genau funktioniert das, denn wie Ihr selbst angedeutet habt, und mein Sire ist da der selben Meinung, sind wir Geschöpfe Dämonischen Ursprungs, oder wie mein Sire immer sagte, Geschöpfe des Satans und der Menschheit Geißel um Sie zu quälen. Ich bin jemand der auf der Suche nach Erlösung für seine Seele ist, und ich selbst teile nicht die Meinung meines Sire´s.“

Er erwartungsvoll und selbstbewusst blicke er den Geistlichen an.
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Nubis
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Nubis »

Die einsamen Wege waren menschenleer und der Mond erhellte einige Flecke.
Lorenzo begann mit seinen ersten Ausführungen und Galeno grübelte bei einigen Dingen. Er selbst hatte die Kapuze wieder aufgezogen und hin und wieder nachdenklich die Hand zum Kinn geführt.

"Ihr wandelt noch nicht lang auf den Wegen und sagt von euch selbst, dass ihr noch auf keinem moralischen Weg euch befindet? Das klingt sehr seltsam. In erster Linie wandelt man doch nach der Wandlung auf der Via Humanitas, da das menschliche nach der Wandlung noch stark an einem haftet. Es entscheidet sich dann, oder wird für einen entschieden, wohin man sich dann richten will oder soll. Wenn ihr also noch keinen neuen Weg habt, bewegt ihr euch doch eigentlich noch auf der Via Humanitas, mehr schlecht als recht wahrscheinlich. Wenn ihr auf die Via Caeli wollt, so müsst ihr die Menschlichkeit hinter euch lassen, euch in gewisser Weise über die Menschen stellen."
Er blieb stehen und musterte sein Gegenüber noch einmal.
"Wie steht ihr selbst zu Gott?"

Er beantwortete mit Absicht noch nicht die Fragen zu dem dämonischen Inneren, denn erst einmal musste er Lorenzo besser einschätzen können.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Lorenzo
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo hörte Galeno aufmerksam zu. Hier und da wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich, dann war wieder ein nicken von ihm zu sehen abgelöst von einem „mhm“.

„Nun es stimmt. Ich wandle noch nicht auf der Via Caeli und mit der Via Humanitas komme ich mehr schlecht als gut zurecht. Meine Menschliche Art und Weise Dinge im Allgemeinen zu betrachtet liegt mir oft mehr im Weg als sie von nutzen ist. Ich hoffe, dass sich dies ändert, wenn ich die Menschlichkeit hinter mir lasse und mein Leben einem neuen Sinn widme, welcher Gott ist. Auch wenn ich nicht viel über Ihn weiß, so scheint es sich meiner Ansicht nach so zu verhalten, dass die Via Caeli der einzige Weg ist, meiner Seele Frieden und Erlösung zukommen zu lassen, wenn meine Zeit gekommen sein sollte. Auch lief ich in der Vergangenheit Gefahr dem Weg der Sünde zu verfallen.“

Dann hielt die Rose eine Weile inne.

„Ich selbst hatte schon zu Lebzeiten keinen direkten Draht zu Gott und die Art der Beziehung, welche ich zu meinem Sire hatte, diese hat auch dies nicht gerade verbessert. Aber jetzt als unsterblicher bin ich bereit dies zu ändern, ihn zu finden und verstehen zu lernen ist mein oberstes Ziel. Denn er ist es, welcher meiner gequälten Seele Frieden verschaffen kann, so hoffe ich es zumindest, auch wenn er auf meine Fragen bisher schwieg, welche ich ihn im Gebet stellte. Vermutlich bin ich für Antworten noch nicht würdig oder reif genug.“

Eine gewisse Verzweiflung war in den letzten Worten Lorenzos herauszulesen.
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Nubis
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Nubis »

Etwas verblüfft sah der Mönch ihn an und vewegte bei manchen Worten den Kopf langsam hin und her, was einem sehr langsamen Kopfschütteln glich.
Seine Mine wurde ernst, sehr ernst.

"Um zu Gott zu finden, ist es nie zu spät, jedoch stellt dies für so manchen einen harten und sehr steinigen Weg dar. In erster Linie ist da der Glaube wichtig, nicht das, was man zurück erhält. Wenn ihr also nur an Gott glaubt, um Fragen beantwortet zu bekommen, ist dies meiner Ansicht nach der falsche Weg. Ihr solltet es tief in eurem Inneren fühlen, solltet euch für ihn aufopfern wollen.
So lange ihr zweifelt, so lange ihr nicht zu Gott gefunden habt, ist meiner Meinung nach der Wechsel zur Via Caeli nicht von Erfolg gekrönt und solltet ihr frühzeitig der Menschlichkeit entsagen, so werdet ihr dem Tier, dem wahren Dämon in euch, verfallen."


Sein ernster Blick wechselt nicht, lediglich eine kleine Kunstpause steht zwischen ihnen.

"Wieso denkt ihr, ist der Wechsel zur Via Caeli so wichtig für euch? Nur um dem inneren Tier nicht zu verfallen? Ihr wisst, dass es um einiges mehr an Wegen gibt, die ihr beschreiten könntet, wenn die Via Humanitas nicht eurer Moral entspricht? Viele Wege führen zur Erleuchtung, die ihr sucht, ebenso viele führen zum Zerfall, den ihr fürchtet. Sucht ihr den falschen Weg für euch aus, nehmt ihr den, der eurer Moral nicht entspricht, an den ihr nicht festen Herzens glauben könnt, so seid gewiss, werdet ihr nichts weiter sein, als eine rasende Bestie, ein Monster, welches in dieser Gesellschaft keinen Platz finden wird. Solltet ihr einen Mentor in diesen Belangen besitzen, würde dieser eurem Unleben dann ein Ende setzen oder die Geissel wird es dann durchführen, sobald man euch irgendwo aufgreift."

Er sah kurz einen Moment gen Boden, besah sich den Pfad, dessen Erde ab und an mit kleinen Steinchen bespickt war. Doch dann wanderte der Blick wieder zurück zu Lorenzo und dieser konnte ein festes, lebhaftes und sehr überzeugtes Leuchten in den Augen des sonst so tot wirkenden Mönches erkennen.

"Hätte ich damals keine Leidenschaft gehabt, als bei mir der Wechsel an stand, dann wäre mir genau dies geschehen. Glaubt nicht, dass der Wechsel einfach ist. Es ist ein schwerer Kampf, ein sehr schwerer. Und lediglich der Glaube an das, was einen aus macht, was man erreichen will, verspricht Stärkung. Nichts anderes.

Bevor ihr eine wahre Dummheit begeht, rate ich euch, hört auf euer Innerstes, erkennt, was euch wirklich antreibt und sucht euch Hilfe bei einem Kainiten, der sich mit all den Wegen aus kennt und der euch da den besten Rat geben kann.
Informiert euch über die Sünden der einzelnen Wege und ihre Unterpfade. Versucht auch unbekanntere Wege oder Pfade zu begreifen, denn es gibt eben nicht nur diese, die den meisten Kainiten bekannt sind. Ich selbst wandel auf einem Weg, der sicherlich nicht zu den bekanntesten gehört. Allerdings kann ich euch nicht gänzlich als Mentor dienen, denn mein Wissen ist ausreichend für mich selbst, aber nicht, um euch all das Wissen zu vermitteln, was euer unsicherer Geist benötigen wird."


Die Augen sahen nun förmlich in Lorenzos Geist und Seele, so sehr war der Blick auf ihn fixiert.

"Handelt nicht unüberlegt, denn es gibt keinen Weg zurück. Versucht vorerst eure Menschlichkeit zu behalten. Ihr könnt sie dann ablegen, wenn ihr euch absolut sicher seid. Euch geht nichts verloren. Ganz im Gegenteil. Vielleicht gewinnt ihr dadurch sogar etwas. Die Menschlichkeit ist meiner Ansicht nach nichts Schlimmes und da ihr noch jung seid, das, was euch am nächsten kommt. Versucht so menschlich, wie möglich, fast übermenschlich zu sein und der Weg dürfte euch gehören. Stosst diesen Weg also nicht von euch, nur weil euer Erzeuger meinte, dass dadurch keine Erlösung zu finden ist.
Aber auch in dieser Hinsicht...fragt wen, der die Via Humanitas und ihre Richtungen kennt und sie nahezu tadellos bestreitet. Auch dafür bin ich der falsche Ansprechpartner."


Nun war er beinahe fertig mit seinem Vortrag, der hoffentlich nicht nur auf taube Ohren stiess.

"Ich hoffe, dass ich euch als Diener Gottes und seiner Schafe ein wenig helfen konnte. Solltet ihr trotz allem den Weg zu Gott suchen, biete ich euch gern an, mich auf meinen Gebeten zu begleiten, Fragen zu stellen, lernen Gott in der Stille zu finden. Doch bedenkt, dieses Angebot gilt nur, wenn ihr dem auch würdig seid und es wirklich wollt."

Sein ganzer Vortrag und die Fragen, die er an Lorenzo gestellt hatten, waren in der engelzarten Stimme gesprochen, die er nun einmal hatte. Sehr ernst, aber auch sanft und verständnisvoll.
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Lorenzo
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo nickte mit einem ernstem Gesichtsausdruck, als der Kappadozianer zu reden aufgehört hatte.

„So habe ich das bisher noch nicht betrachtet, was den Glauben betrifft. Dieses Aufopfern von dem Ihr sprecht. Wie genau sieht das aus, denn mir ist schon klar, dass es mit Fragen an Gott zu haben nicht getan ist, sondern mehr als das von Nöten ist. Ich will alles dafür tun um meinem „inneren Dämon“ nicht zu verfallen.“

Dann wurde die Rose etwas nachdenklich bevor Sie weiter sprach.

„Ich stand damals nahe am Abgrund, als mein Lehrer mir die Möglichkeit anbot mich auf den Weg des Himmels zu führen. Ich kämpfe seit ich bin, was ich bin, mit dem inneren Tier in mir, versuche es so gut ich es kann wegzusperren, es anzuketten. Für mich gibt es nichts mehr zu wählen, denn meine Wahl habe ich bereits getroffen und vor meiner Entscheidung werde ich nicht anfangen wegzulaufen. Ich hatte immer nur zweifel gehabt bei allem was ich tat, damit ist Schluss. Ich will so gut ich kann, mich darauf vorberieten um den Kampf gegen die Bestie in mir nicht zu verlieren und mein Lehrer wird sein möglichstes tun, um mir dabei zu helfen. Ich hoffe, dies beantwortet Eure Frage nach dem Warum.

Dann wurde Lorenzos Blick von Trauer erfüllt.

„Wenn Ihr davon sprecht wie großartig die Menschlichkeit ist, so kann ich nur eines erwidern. Mir brachte sie nur Schmerz, Schuldgefühle und Selbstzweifel ein. Ich möchte euch keinesfalls damit beleidigen, oder gar verbal angreifen. Nur mir hat sie nichts als Elend, Leid und Selbstanklage eingebracht. Ich war bereit um sie Loszuwerden den Weg der Sünde zu beschreiten bis ich merkte, dass das Dunkle in mir nur stärker wurde. Sich die Ketten sich zu lösen begannen an welche ich meinen inneren Dämon gebunden hatte. Hätte ich nicht zum Ziel gehabt, anders zu sein als mein Erzeuger.“

Das Wort Erzeuger betonte Lorenzo besonders und es waren keine positiven Emotionen dabei herauszuhören.

„Dann hätte ich damit auch kein Problem gehabt zu einem Monster zu werden. Aber ich bin nun mal wer ich bin und ich will nicht werden, was er mir immer über unsere Art gepredigt oder anders ausgedrückt, prophezeit hatte.“

Dann war eine Art Hoffnungsschimmer in Lorenzos Augen zu sehen.
„Wenn ihr mir dabei helfen würdet meine Glauben und zu Gott zu finden, und es ist mir ernst damit, wäre ich euch unendlich dankbar dafür.“

Lorenzo wartete ab was sein Gegenüber darauf erwidern würde.
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Nubis
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Nubis »

Der Mönch seufzte tatsächlich etwas.
"Dazu gehört auch, dass man sich Gott hin gibt, weil man sich ihm hingeben will, weil man ihm dienen will. Ihr aber wollt zu Gott finden, damit das Biest nicht die Oberhand gewinnt. Ihr müsst als erstes diese Angst um euch selbst los werden."

Und das würde wahrscheinlich das Schwierigste werden.

"Darf ich fragen, wer euer Lehrer ist? Sicherlich jemand, der die Via Caeli schon beschreitet, oder? Vielleicht fragt ihr ihn einmal, wie ihr Selbstlosigkeit erlangen könnt. Eventuell würde euch eine gewisse Zeit in einem Kloster helfen, in dem ihr Dienste leistet, nicht für euch selbst, sondern für andere und für Gott."

Er blickte ihn etwas verwundert an. "Ich sprach nicht davon, dass die Menschlichkeit grossartig ist. Da habt ihr mir leider nicht zugehört. Nicht richtig, jedenfalls. Und wenn ihr Schmerz und leid fürchtet, dann ist keiner der Wege für euch geeignet. Jeder Weg wird euch auch Schmerz und Leid bringen und wird euch immer wieder auf eine harte Probe stellen. Es ist ein ewiger Kampf seine Moral zu leben und in ihr aufzusteigen. Es wird immer wieder Einbrüche geben, weil man Sünden begangen hat und man hat es dann umso schwerer, diese wieder rein zu waschen."

Galeno sah ein paar grössere Steine, auf die man sich setzten konnte.
"Kommt, setzt euch." meinte er still und setzte sich zu ihm.
"Was genau ist eure Definition eines Monsters? Was genau wollt ihr nicht tun und was fürchtet ihr, könntet ihr tun? Zählt es doch bitte auf."

Galenos kleiner Forschergeist war wieder geweckt. Hier konnte er sich doch glatt mit einem Kainiten über seine Ängste betreffend des dunklen Kerns unterhalten. Da jeder anders war, würden dies vielleicht interessante Erkenntnisse bringen können...oder zumindest Hinweise.
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Lorenzo »

Er nickte mit einem nachdenklichem und fragenden Blick Galeno zu.

„Wie sieht dieses sich Gott hingeben aus, was genau bedeutet das. Könnt ihr mir dabei helfen diese Angst vor meiner inneren Bestie loszuwerden. Denn so wie ich euch verstehe ist dies der erste notwendige Schritt sich Gott vollständig hingeben zu können.“

Dann dachte die Rose eine weile nach, schien etwas abzuwiegen, bevor Lorenzo weiter sprach.

„Ich denke, dass mein Lehrer nichts dagegen haben wird, wenn ich euch seinen Namen nenne. Es ist die wohlwerte Geisel, Titus. Ich werde mit Ihm ebenfalls über das hier sprechen, denn er hat versprochen mich best möglichst auf die Via Caeli vorzubereiten. Ich werde mit ihm über euren Vorschlag sprechen in ein Kloster zu gehen um das Dienen für Gott und nicht mir selbst zu erlernen.“

Zu dem anderen gesagten nickte die Rose lediglich ohne große Worte darüber zu verlieren.

„Ich werde mich wohl an den Gedanken gewöhnen müssen, dass auch die Via Caeli mir das Unleben nicht leichter machen wird. Ich werde mir zu dem Gesagten bezüglich der Menschlichkeit noch länger den Kopf zerbrechen müssen.“

Als Galeno dann darauf zu sprechen kam was Lorenzo mit Monster meinte nickte dieser kurz.
„Sehr gerne kann ich euch erzählen was ich damit meine und was ich daran fürchte. Nun das Monster in uns ist zum einen das Tier, es ist eine Kreatur welche nur fressen, töten und schlafen kennt. Es ist unbarmherzig und eiskalt. Das ist es auch was ich mit dem Begriff Monster meine. Mein Erzeuger meinte immer, dass wir Kreaturen des Teufels sind welche nur eine Aufgabe haben. Den Sterblichen Leid zuzufügen. So wie die Kreaturen der Apokalypse des Johannes. Wir wären so sagte er dazu da die Menschen zu quälen, ihnen Angst zu machen, ihnen als letzte Prüfung zu dienen. Jene die Fallen kommen in die Hölle, jene die bestehen vielleicht in den Himmel. Ich habe angst davor das er recht haben könnte, habe Rest zweifel das er recht haben könnte, habe erlebt wozu das Tier in mir fähig ist. Ich will nicht zu einem Monster werden weil ich das was mich als Mensch ausmachte auch als Kind Kains beibehalten will.“
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Nubis
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Nubis »

"Es ist etwas schwierig zu erklären, zumal ich noch nicht in den Umstand gekommen bin, es jemandem erklären zu müssen. Wir lassen jegliches weltliche Gut hinter uns, Reichtum und Status spielen im Kloster keine Rolle und auch vor Gott sind alle gleich. Wir leisten Dienste und erwarten keine Gegenleistung. Die Dienste sind Gebete, Reinigungsdienste, Gartenarbeit, das Brauen von Bier, das Leeren der Nachttöpfe. Jeder bekommt einen Dienst zugeschreiben und diese wechseln auch immer wieder. Das tägliche Leben wird durch Gebet und Arbeit bestimmt. Das Kloster gibt euch Unterkunft und was ihr zum Leben braucht, doch alles drüber hinaus ist nichtig. Leidenschaften werden abgelegt oder in den Dienst Gottes gestellt. Die Liebe gilt einzig und alleine nur noch Gott."

Galeno lächelte. "Und wir vertrauen ihm. Das Vertrauen ist so gross, dass wir auch den Tod nicht fürchten müssen, denn Gott ist barmherzig und wird uns im Tode nicht strafen, sondern in sein Himmelreich holen."

Die Worte zu Lorenzos Mentor liessen Galeno leicht nachdenklich wirken. Er nutzte die Chance, erst einmal die Thematik zur Bestie anzugehen, ehe er sich dann um etwas anderes kümmern würde.

"Ja, das Tier in uns, ich bezeichne es gern als dunklen Kern, ist noch nicht klar definiert. Wir wissen nicht, woher es kommt, ob es wirklich zu zähmen geht, ob es uns wirklich zu dem macht, was wir sind, oder ob wir auch vielleicht eine Einheit bilden oder es läutern können. An diesen Sachen forsche ich, aber das wird noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Ich weiss auch nicht, ob wir wirklich in die Hölle oder den Himmel kommen, aber ich glaube daran, dass es für gute Seelen stets einen Platz im Himmel geben wird."

Er wendete sich sehr ernst an Lorenzo.
"Ihr habt es gerade mit eigenen Worten gesagt. Ihr fürchtet, dass ihr das verliert, was euch als Mensch aus macht. Das ist Menschlichkeit! Wenn ihr auf die Via Caeli wollt, oder einen anderen Pfad, der nicht der Menschlichkeit entspricht, so müsst ihr erkennen, ihr müsst es verinnerlichen und akzeptieren, dass ihr kein Mensch mehr seid. Und das ist eine grosse Hürde. Eine weitere auf den Pfaden der Moral. Wenn ihr das halten wollt, was euch als Mensch ausgemacht hat, dann solltet ihr darum kämpfen. Wenn ihr fest daran glaubt, dies bewahren zu müssen, ist die Menschlichkeit, auch wenn sie schmerzt, euer Weg. Nicht etwas anderes, was im Moment vielleicht einfacher erscheint."

Er seufzt.
"Ihr solltet dies noch einmal unbedingt mit Titus, meinem Bruder im Blute, klären. Und zwar nur mit ihm. Sagt ihm, was ihr gerade erkannt habt. Zeigt ihm eure Entschlossenheit, wenn euch genau das so wichtig ist und ich denke, er wird es verstehen.
Wenn ihr dennoch auf der Via Caeli wandeln wollt, so helfe ich euch, nebst meinem Clansbruder trotzdem gern. Auch wenn ihr in das Kloster kommen würdet, so kann ich euch dort helfen bei der Eingewöhnung. Was ich nicht tun werde, meinen Bruder irgendwie von der Idee, euch zu unterrichten, abzubringen oder hinter seinem Rücken euch etwas anderes zu lehren. Ich bin meinem Clan treu und werde Titus unterstützen. Ich habe euch nur geholfen, euch vielleicht besser zu kennen und in euch hinein zu horchen. Ihr seid nun bei dem Gespräch mit ihm, solltet ihr es wagen, also auf euch allein gestellt."
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Lorenzo
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Lorenzo »

„Das Leben in so einem Kloster ist, so vermute ich es zumindest nach allem was ihr mir darüber gerade erzählt habt, sehr lehrreich. Ein gewisses Maß an Disziplin, sofern man über diese noch nicht verfügt, wird einem dort dann vermutlich auch beigebracht und man lernt wie das Leben in einer Gemeinschaft funktioniert. Dieses Vertrauen in Gott, welches bei Euch sehr ausgeprägt ist, wie habt ihr dieses Vertrauen zu eurem Gott gefunden?“

Als der Kappadozianer über sein Vertrauen darauf, dass gute Seelen in den Himmel kommen werden und einen Platz dort haben würden, nickte die Rose nachdenklich.

„Ihr habt recht, mein Weg scheint tatsächlich die der Menschlichkeit zu sein. Wenn dieser Teil von mir wegbricht, dann bin ich so fürchte ich nur noch eine leere Hülle deren eigentlicher Geist verdrängt wurde, sofern die Bestie mich dann nicht verschlingt. Ich werde mit Titus sprechen und ich würde auch nicht von Euch wollen, dass ihr euch gegen euren Clansbruder stellt. Noch mehr ich würde eine Solche Hilfe nicht annehmen, Blut sollte immer dicker als Wasser sein. Ich werde mich wie Ihr schon sagtet ihm alleine stellen müssen und ich kann nur hoffen, dass er Verständnis dafür zeigen wird und mich aus meinem Schwur entlässt. Sollte er darauf bestehen das ich weiterhin mich auf die Via Caeli vorzubereiten habe, werde ich jede Hilfe die ich bekommen kann benötigen. Insofern werde ich Euer Angebot gerne annehmen, sollte ich meine Menschlichkeit aufgeben müssen.“
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Re: [1010] Gespräche in der Basilica (Lorenzo, Galeno)

Beitrag von Nubis »

Galeno lauschte den Worten Lorenzos. Er wirkta dabei wohl recht verständnisvoll, aber auch sehr nachdenklich.

"Gott und Menschlichkeit schliessen sich nicht aus.Ihr könnt viel lernen, wie zum Beispiel Selbstdisziplin, was Rechtens ist und was nicht, Nächstenliebe erfahren und geben. All das, was wir im Kloster in einer Gemeinschaft vollbringen, kann auch nach draussen transportiert werden. Die Werte zählen auch hier, bei und unter den Menschen, die nicht im Kloster leben. Wir versuchen Kranken zu helfen, Sterbenden, wie Lebenden Hoffnung zu schenken und bei Hungersnöten geben wir auch gern etwas ab."

Er lächelte wieder, denn er erinnerte sich an die einen oder anderen Menschen, die viele Jahre zuvor in der Einsiedelei Zuflucht gesucht hatten und ihnen diese natürlich auch nicht verwährt worden war, trotz dass man lieber abgeschieden uter sich leben wollte.

"Ihr könnt also auch so zu Gott finden und Glaube könnte eure Menschlichkeit vielleicht sogar bestärken."

Dann setzte er ab und kam zurück auf Lorenzos erste Frage.

"Im Kloster würdet ihr zuerst Novize werden und dort die Gemeinschaft und die Regeln und Disziplin kennen lernen. Ihr werdet alles mitmachen, was die Mönche tun, werdet Beten und Arbeiten und den Dienst verrichten, der euch aufgetragen wurde. Ihr werdet den Worten des Glaubens lauschen, falls ihr es nicht könnt, vielleicht Latein beginnen zu lernen. Der Rang eines Novizen ist zum Lernen und Kennenlernen da. Nach dem Novizentum wird von euch eine Entscheidung erwartet. Entweder ihr verlasst das Kloster und nehmt mit, was ihr bisher gelernt habt, oder ihr schliesst euch der Gemeinschaft an. Dies wird mit Gelübden besiegelt, auf die man schwört."

Er musterte Lorenzo kurz etwas.

"Aber wahrscheinlich ist dies dann eher weniger euer Wunsch. Das Dasein als Novize würde bei einem völlig Ungläubigen ohnehin recht lang werden, da er selten wirklich Verständnis für unsere Lehren hat. Aber das kommt mit der Zeit sicherlich und wird besser werden."

Dann sah er zu den Sternen hinauf und wurde für einen Moment sehr still.

"Wie ich das Vertrauen in Gott fand? Das ist schwierig zu benennen. Ich kann aber mit Bestimmtheit sagen, dass es nicht einfach so da war."

Er seufzte etwas.

"Ich wurde als Findelkind vor den Toren unserer Einsiedelei abgegeben und erinnere mich nicht an die Zeit davor. Ich bin also immer schon in der Gemeinschaft aufgenommen worden. Eine Gemeinschaft alleine macht allerdings noch keinen Glauben aus. Die Gebete gaben mir Ruhe und wenn ich zu ihm sprach, fühlte ich mich befreiter von Sorgen und Ängsten. Ich konnte einen gewissen Halt im Glaube finden, eine Standhaftigkeit. Das Alleinsein wurde nicht mehr unerträglich, sondern zu einer Wohltat, denn richtig allein war ich nie, er wacht schliesslich immer über uns, gibt uns seinen Segen, wenn nötig oder aber auch Tadel, wenn wir etwas Falsches tun. Wie ein Vater, der seine Kinder behütet. Aber eben auf eine ganz andere Weise, als dies irdische Väter tun würden."

Nun blickte er wieder zu Lorenzo. "Wenn du dich dem nicht versperrst, wenn du den Glaube in dein Herz lassen wirst, dann wirst du verstehen und Antworten zu vielen deiner Fragen erhalten. In dir selbst. Und dieser Glaube wird auch deine Moral festigen können."

Dann setzte er sich wieder auf und fing an, weiter zu gehen. Auch Luciano begann sich in Bewegung zu setzen.
"Was den wohlwerten Titus angeht, so wünsche ich dir viel Glück. Du wirst es sicherlich brauchen. Je nachdem, was er euch geschworen hat, wird es schwer werden, bis unmöglich, euch daraus zu entlassen. Trotzdem wünsche ich euch das Beste."
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