[1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

[Juli '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Das Atrium waf ebenfalls wunderschön und die Motive der Wände waren auch wieder etwas ganz anderes. Durch sie wurde der Raum noch offener.

Avelina empfing ihn freundlich und vorerst nickte er nur höflich auf ihre Worte. Wäre er nicht ins Kloster gekommen, hätte es gut möglich sein können, dass er eine Rose geworden wäre. Er schmunzelte bei dem Gedanken. Jedoch passte der Clan des Todes besser auf andere Leidenschaften.

Dann aber musterte er sie verwirrt.
"In der Stadt nicht nähren?"
Er schüttelte sachte mit dem Kopf.
"Nein, soweit ich weiss, darf man nicht jagen. Die Bürger Genuas sind tabu. So sagte es mir der wohlwerte Toma. Als Gast Blut angeboten zu bekommen, zudem aus Kelchen, bezeichne ich nicht wirklich als Jagd. Dann hätte ich von ihm auch nichts annehmen dürfen, wenn man es korrekt nehmen müsste. Also ich nehme gern euer Angebot an."

Er blickte sie weiterhin fragend an.
"Besitzt ihr schon das Gastrecht? Ich bin noch ein wenig auf der Suche nach Fürsprechern. Um ehrlich zu sein, würde ich sogar gern mehr, als das übliche Soll erreichen."


Luciano gesellte sich zu Bernardo und nickte ihm freundlich zu.
"Ich grüsse euch."
Er dankte für die Suppe und das Brot. Hier sollte er öfter herkommen. Er schmunzelte, als er sich bei dem Gedanken ertappte.
Ab und an musterte er die Mädchen, nie mit langen Blicken, aber doch schon interessiert. Nicht aber die weiblichen Vorzüge erweckten seine Aufmerksamkeit, sondern eher ihre Unbeschwertheit und durchaus auch ihre intelektuelleren Gespräche. Anders, als man es für gewöhnlich von Frauen gewohnt war.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie nickte bestätigend zu Galenos Worten.
„Eine Bekannte wies mich auf die Sache mit dem 'nähren' innerhalb der Mauern hin. Aber ja, ich halte es auch für übertriebene Ängstlichkeit oder Vorsicht. Mir gegenüber sagte der Herold ebenfalls, es betrifft die Jagd innerhalb der Stadt. Es wäre auch geradezu lächerlich das Nähren zu verbieten.“
Sie wandte sich an Sophia.
„Sophia, bring doch bitte... Melisande zu uns.“ sie schien einen Augenblick nachgedacht zu haben, bevor jener Name fiel, und Sophia knickste daraufhin rasch und eilte davon. Avelinas Aufmerksamkeit war bereits wieder bei Galeno.

„Noch besitze ich nicht das Gastrecht, ich hoffe allerdings es möglichst bald zu erwerben.“ sie wog den Kopf, „Es ist nicht wirklich so, dass ein Mangel an Fürsprechern herrscht, die... 'Preisvorstellungen' scheinen sich nur beträchtlich zu unterscheiden. Von daher sehe ich vermutlich davon ab, mehr als die zwei benötigten zu nennen. Die Angebote waren doch mitunter recht abenteuerlich.“ sie lächelte schief auf ihre letzten Worte hin.

„Aber ich bin sicher als Ordensbruder habt ihr keinerlei Schwierigkeiten Fürsprecher zu finden. Euer Clan scheint auch recht gut vertreten in Genua? Etwas, was ich von den Toreador leider nicht behaupten kann. Ich schätze die meisten meines Blutes zieht es eher in die künstlerischen Hochburgen. Genua muss die Kunst erst wieder lernen, wie es scheint. Der Krieg hat vieles zerstört und im Keim erstickt.“


Sophia kam nach einer Weile wieder in die Küche, blickte einen Moment skeptisch auf die Runde am Tisch, aber schien sich dank Bernardos Anwesenheit nicht weiter darum zu kümmern. Sie holte einen Kelch aus einem Schrank, und deutete einer blonden Frau ihr zu folgen. Sie war bislang nicht groß aufgefallen, schien gut erzogen, und hatte sich eher still verhalten. Sie war grazil, mit heller Haut, blauen Augen und schlanken Gliedern. Es machte ganz den Anschein als käme sie aus eher nördlicheren Gefilden. Sie lächelte, nickte Luciano noch einmal zu, und folgte dann Sophia, ihr den Kelch aus der Hand nehmend.
Benita unterdessen beobachtete das ganze mit einem Schmollmund, stand kurz darauf auf, und lief den beiden hinterher.
„Na wunderbar....“ brummte Bernardo, „Dieses Gör gehört übers Knie gelegt.“
Allerdings machte er keinerlei Anstalten sich einzumischen und hinterher zu laufen.
Mit dem Löffel in der Hand deutete er auf Luciano.
„Muss geradezu paradiesisch im Kloster sein, ohne das ganze Weibsvolk.“
Die übrigen Mädchen kicherten zu Bernardos Aussage.
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Er rollte etwas mit den Augen. "Ja, die Preise sind teilweise sehr hoch. Es herrscht sicherlich kein Mangel an Fürsprechern, nur auch alle zu finden oder zu besuchen, ist auch nicht ganz so einfach. Zumal es hier und da einige Feindschaften zwischen meinem Clan, oder einigen Personen meines Clans und anderen Clans oder Personen gibt. Somit fallen da auch schon welche weg. Ich kenne leider auch noch nicht alle Kainiten Genuas. Das ist bei euch sicherlich auch nicht anders, oder?"

Dann seufzte er, als sie den Krieg und die Vernichtung von Kunst ansprach.

"Ich habe von Titus gehört, dass es hier Krieg und Verluste gegeben hat, an vielen Orten und in vielen Bereichen. Für mich sind solche Dinge bisher immer in weiter Ferne gewesen, quasi wohl behütet hinter den Klostermauern. Aber ich finde es genauso schlimm, wie ihr. Was einmal zerstört ist, geht schwer wieder zu beschaffen oder aufzubauen. Manches bleibt für immer verloren. Ich kann das nicht verstehen. Wieso fällt man irgendwo ein, zerstört Leben und alles andere...um dann einen Trümmerhaufen zu bekommen? Könnte man sich nicht friedlich einigen. Das würde vieles erhalten. Und es gäbe sicherlich auch weniger Feindschaften."

Noch einmal folgte ein tiefer Seufzer. Oh wie er Politik hasste, Krieg gehörte damit dazu...ein Werkzeug der Politik.

"Ihr habt hier noch eine Rose, oder? Diesen Lorenzo, ebenfalls Neugeborener in eurem Clan. ich habe ihn schon getroffen. Er scheint mir aber nicht gerade sehr künstlerisch begabt zu sein, oder Interesse in diese Richtung zu besitzen. Wenn ihr wollt, spiele ich gern ein wenig Toreador."
Er lachte.
"Ich meine damit, ich helfe euch gern dabei, etwas Kunst hier her zurück zu holen. Und vielleicht kommen dann auch wieder mehr eures Clans hier her. Ihr selbst mögt Musik sehr, oder? Ist dies eure Leidenschaft? Was ihr gespielt und gesungen hattet, klang jedenfalls sehr gut."


Luciano verfolgte die kleine Szene in der Küche und schüttelte leicht mit dem Kopf. Besonders Benita verhielt sich nicht gerade wie eine erwachsene Dame, sondern wie ein Kind. So nickte er Bernardo bestätigend zu und lachte, als er den Kommentar brachte, dass sie übers Knie gelegt werden sollte. Bei seinen Worten über das Klosterleben musste er auch schmunzeln.
"Für war. Wobei wir manches mal Novizen haben, die sich ähnlich verhalten. Allerdings legen sie das ziemlich schnell ab. Ihr habt hier eine ganz schön grosse Ansammlung an jungen Frauen. Sind sie alle ...Herde?"
Luciano war wie immer, sehr freundlich und fragte durchaus vorsichtig nach. Schliesslich wusste er, dass Bernardo ein wenig..schwierig...war.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina blinzelte ein wenig bei Galenos Worten.
„Clans-Feindschaften? Wie das? Aber nun, ich schätze viele der unsrigen können durchaus... schwierig sein. So viele verschiedene Ansichten, so viele verschiedene Wege... da bleiben Meinungsverschiedenheiten wohl nicht aus.“
Sie schüttelte sacht den Kopf.
„Man kann zwar nie wirklich wissen, ob man alle Kainiten einer Stadt kennt. Aber nein, sicher nicht. Ich habe gleich nach meiner Ankunft versucht jene, die in wichtigen Positionen sitzen kennenzulernen. Und manches hat sich per Zufall ergeben. Aber ich denke Genua hält in dieser Hinsicht noch einige Überraschungen bereit.“

Zum Thema Krieg seufzte sie leise.
„Dieser Stadt sieht man die Narben des Krieges noch immer an. Gebäude lassen sich wieder errichten, und sofern Frieden herrscht lässt sich sicherlich auch der Hunger stillen und die Bildung verbreiten. Zumindest sofern dies zugelassen wird, und man die Sterblichen nicht dumm halten will. Die Kunstwerke jedoch sind verloren. Allgemein scheint Genua in einem eher schlechten Zustand, was Kunst und Kultur betrifft. Ich erwähnte bereits beim Herold wie wichtig es für das geistige Wohlbefinden der Sterblichen ist, dass beides wieder Einzug erhält. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Kunst keine Grenzen auferlegt werden dürfen, sie darf nicht durch Politik und Religion eingeschränkt werden.“
Der Blick lag forschend auf Galeno bei diesen Worten.
„Ihr klingt sehr idealistisch, um nicht zu sagen pazifistisch. Folgt ihr der Via Humanitas?“ hakte sie noch einmal nach.

Bei der Erwähnung Lorenzos wich sie seinem Blick für einen Moment aus.
„Ja, ich kenne Lorenzo. Er ist Händler.“ sie zögerte, „Ein eher untypischer Vertreter meines Clans wie es scheint.“
Und damit wechselte sie auch schnell das Thema.
„Ich weiß alle Arten der Kunst zu schätzen. Ich denke für die Musik und die Lyrik habe ich nur am meisten Talent. Zudem ist sie sehr vielseitig. Die Klänge alleine vermögen bereits uns im inneren zu berühren, auch ganz ohne Worte. Und gleichzeitig kann man durch sie Geschichten erzählen, ihnen Ausdruck verleihen. Es freut mich, dass ihr gefallen an meinem Gesang gefunden habt.“

In diesem Moment kam Sophia zurück, eine schlanke, blonde Frau im Schlepptau, die einen Becher in der Hand hielt. Sie war durchaus als hübsch zu bezeichnen, und schien äußerst gepflegt. Sie musste aus dem Norden kommen, womöglich aus dem Reich der Franken oder noch weiter nördlich. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das ein wenig Erwartungsvoll wirkte, durchquerte sie so unauffällig wie möglich den Raum.
„Ah, Melisande.“ Avelina schenkte ihr ein Lächeln, und wies ihr mit einer Geste an sich neben sie zu setzen. Noch einmal streifte ihr Blick Galeno, wohl um abzuschätzen, ob er zufrieden mit ihrer Wahl war. Gerade wollte sie sich wieder Melisande zuwenden, da ertönten weitere Schritte die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sophia drehte sich eiligst um, und drängte eine junge Frau zurück in den Gang. Hübsch wie die blonde, aber Rabenschwarzes Haar und man konnte schon an ihrem Äußeren darauf schließen, dass sie sicher weitaus temperamentvoller war.
Gedämpft war ihre Stimme zu hören.
„Aber mir geht es gut, ich kann das machen! Das ist doch schon drei Nächte her!“
Avelinas Brauen zogen sich zusammen ob dieser Szene und sie schüttelte den Kopf mit einem leisen Seufzen. Dann allerdings drehte sie Galeno den Rücken zu. Er mochte vielleicht noch sehen, sofern ihn der Zwischenfall im Gang nicht zu sehr ablenkte, dass die Viscontessa der blonden Signora einen Kuss auf die Wange hauchte und ihr Handgelenk anhob. Als nächstes war ein leises Stöhnen, und kurz darauf das dickflüssige Plätschern von Blut zu hören. Sie lehnte sich zu Melisande und flüsterte ihr etwas ins Ohr, während diese mit geschlossenen Augen und seeligem Lächeln auf der Liege saß. Dann beugte sich die Viscontessa noch einmal zu ihrem Handgelenk, und hauchte ihr schließlich einen Kuss auf die Stirn.
„Grazie, cara mia.“ hauchte sie ihr leise zu.

Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder Galeno zu, und schob den Kelch in seine Richtung, der den Duft nach frischem, warmem Blut verströmte.
In diesem Moment eilte auch Sophia schon wieder ins Zimmer, tauschte kurz einen Blick mit Avelina, während dem die beiden stumm zu kommunizieren schienen, und half dann Melisande auf. Diese deutete noch einmal lächelnd eine Verneigung in Richtung Galeno an, und ließ sich dann von Sophia hinausführen.


Bernardo musterte den Mönch einen Moment lang und schien zu überlegen, ob er überhaupt etwas sagen sollte.
„Meine Padrona zieht es vor sie Familie zu nennen.“ meinte er schlicht, „Sie verwöhnt sie viel zu sehr.“ fügte er leiser und murrend hinzu, bevor er einen tiefen Schluck aus seinem Becher nahm.
Dann ging der Blick wieder zu Luciano.
„Ich nehme an eine Herde von Klosterbrüdern ist weitaus leichter im Zaum zu halten?“
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Galeno zuckte mit den Schultern.
"Ich weiss auch nicht, wieso, nur, dass ich mich vor einigen Kainiten wohl zu hüten habe, weil sie nicht das Beste wollen und ich wurde eben darauf hingewiesen, dass durch seine Ämter und seinen Stand wohl unser Clan einige Gegner besitzt. Also so toll ist es dann auch nicht, dass wir gut vertreten sind in der Zahl. Dadurch gibt es in der negativen Richtung sehr viele Berührungspunkte. Aber vielleicht ändert sich das auch noch."

Sie sprach wahre Worte bezüglich Genuas kulturellen Verfall und er konnte nur bekräftigend nicken. Doch dann wechselte das Thema etwas zur Via Humanitas, weswegen er etwas verdutzt drein blicke.

"Wirke ich so?" Er schmunzelte. "Tja, da trügt wohl meine Mönchsausbildung ein wenig. Auch ohne den Weg der Menschlichkeit kann ich trotzdem das eine oder andere davon beibehalten. Ich muss nicht zum jagenden Tier werden, völlig erhaben über den Dingen stehen. Ich glaube, meine Moral ist da etwas bodenständiger. Sie ist der Via Humanitas zwar nicht ähnlich, sie schliessen sich aber auch nicht aus. Ich beschreite einen Weg, den sicherlich nicht viele gehen. Ich denke, er ist unter Unseresgleichen öfter vertreten, als unter anderen Kainiten. Ich folge dem Moralkodex der Via Ossium. Und ihr? Via Humanitas, da ihr so fragt?"

Er setzte kurz ab und dachte nach, ob er es noch etwas weiter ausführen sollte und entschied sich dann dafür. Wenn sie schon so interessiert war, vielleicht wollte sie auch etwas mehr wissen.

"Wenn es für das Gewinnen neuer Kenntnisse ist, kann es auch passieren, dass ich töten muss, auch Unschuldige. Das bringt es mit sich. Wobei ich bisher dies noch nicht tun musste. Auch sind Mitgefühl, Mitleid nicht gerade meine Stärken und passen auch nicht zu meinem Weg. Wenn ich etwas tue, dann aus einem gutn Grund, nicht weil mir jemand leid tut. Mag hart klingen, aber dafür habe ich mich entschieden.
Die Via Humanitas war mir recht schnell abgewöhnt worden. In einem abseits gelegenen Kloster ist dies wohl so üblich.
Das Wissen, was aus meiner Forschung gewonnen wird, fliesst im Grunde allen Kainiten zu, kann unser Dasein womöglich verbessern, kann auch dazu führen, den Menschen zu helfen."

Er lächelte wieder.
"Ich hoffe, ich habe euch damit jetzt nicht verschreckt oder womöglich ein ungutes Gefühl geschaffen. Wenn ja, so war dies nicht meine Absicht."

Das Anzapfen ihrer Dame aus ihrer Herde verfolgte er mit relativ wenig Interesse. Irgendwie war das ohnehin fast immer das Gleiche. Ausser jemand hatte diesen abartig schmerzenden Biss. Aber sonst gefiel der Biss den Menschen gut und sie wollten mehr davon erleben. Blut zu geben, war dann nur ein kleines Übel.

Er nickte aber der Dame zu und blieb freundlich und er bedankte sich bei Avelina für den Trunk. Sie war sehr zuvorkommend zu ihrer Herde, so schien es zumindest.

"Es freut mich zu sehen, dass ihr mit euren Menschen sehr respektvoll umgeht. Das ist, so denke ich, auch nicht so häufig. Wenn ich da an des Herolds Worte denke..."

Er schüttelte etwas mit dem Kopf. Nein, Tomas Meinung zu Menschen war ihm nicht sympatisch.


Der grosse Mönch löffelte weiter die suppe, blickte dann aber bei Bernardos Frage auf, zuckte mit den Schultern und lächelte.

"Da gibt es solche und solche, denke ich. Aber die Erziehung dürfte durchaus streng sein. Allerdings weiss ich das nicht genau. Mein Bruder hat noch keine und in der Heimat oder hier im Kloster war ich kaum dabei. Aber das Klosterleben ist recht herausfordernd, da muss sich schon am Riemen gehalten werden."
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Nachdenklich folgte sie Galenos Worten und nickte dann ganz leicht.
„Nun, falls euer Clan Feinde hat, so seid ihr wohl zumindest viele die zusammenhalten. Dies scheint mir viel Wert zu sein. Man kann aufeinander aufpassen. Aber ja, vielleicht ändern sich die Dinge. Genua wächst sicher nachdem der Krieg nun Vergangenheit ist. Und es werden sicher auch mehr der unsrigen kommen.“

Galenos nächste Worte verwirrten sie. Sie nickte nur sacht, als er seine Vermutung über ihren Weg kundtat, von der Via Ossium hatte sie noch nie gehört. Und als er sie darüber erhellte wurden ihre Augen zusehends größer.
„Ihr seid...“ sie hielt inne und schloss die Augen. Einen Moment verharrte sie, und als sie die Augen wieder öffnete lächelte sie den Mönch sacht an und schüttelte den Kopf.

„Nun, natürlich behandele ich die Mädchen mit Respekt.“ erwiderte sie auf seine nächsten Worte, „Ihr habt ja bereits treffend festgestellt, dass ich auf der Via Humanitas wandele. Sie erfordert sehr viel Selbstdisziplin und innere Stärke, sowie einen respektvollen Umgang mit den Sterblichen. In Genua scheinen offenbar nicht viele gewillt diesen Weg zu beschreiten.“ sie lächelte freundlich als sie die Fakten auf den Tisch legte. Eine Spitze lag darin, aber letztendlich war es die Wahrheit, nicht?
„Oder aber die Prediger anderer Wege tun gute Arbeit bei der Rekrutierung. Was waren die Worte des Herolds? Allerdings... ich nehme an ihr habt Martha auch kennengelernt?“

Sie lauschte und schwieg, doch irgendwann wanderte ihr Blick mit einem Stirnrunzeln gen Atrium. Sie schien sich einen Moment zu konzentrieren, und schließlich ertönte doch ihre Stimme.
„Benita? Sei so gut und komm zu uns.“
Und tatsächlich erschien nach kurzem Zögern die Gestalt der jungen, schwarzhaarigen Signora hinter einer der Säulen. Sie schaute nach unten aber hatte doch ein Lächeln auf den Lippen. Mit einer gewissen Vorfreude ging sie auf die Liege ihrer Padrona zu. Diese machte aber nicht den Eindruck, als wolle sie sie auf ihrer Liege empfangen, sie blieb aufrecht sitzen, ganz die Signora von Adel, mit geradem Rücken und unnahbarem Lächeln.

„Nun, Benita, ich möchte dass du den Rest des Abends unserem Gast zu Diensten bist. Sei doch bitte so nett und biete dich ihm an.“ die junge Frau hielt mitten im Schritt inne und ihr fiel so ziemlich alles aus dem Gesicht. Fast erschrocken blickte sie Galeno an.
Avelina unterdessen wandte sich höflich an ihren Gast.
„So ihr noch durstig seid, so wird Benita für euch da sein.“ sie verschränkte die Finger ineinander und sah noch einmal zu der jungen Frau, die sichtlich wie angewurzelt im Raum stand. Mit einem Heben der Brauen und einem Nicken gen Galeno verlieh die Viscontessa ihren Worten Nachdruck, und zögerlich, ja fast ängstlich ging Benita auf den jungen Mönch zu, um sich sehr vorsichtig und angespannt neben ihm nieder zu lassen. Wieviel sie wohl von dem Gespräch mitbekommen hatte?
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

"Ich wünsche euch für die Zukunft auf jeden Fall mehr Clansbrüder und -schwestern, damit ihr mehr Rückhalt durch euren Clan haben werdet."
Er meinte es völlig ehrlich, denn niemand sollte allein sein. Und sie war es, zumindest fast.

Dann sah er sie überrascht an. "Ich bin? Was bin ich? Sprecht es ruhig aus, auch wenn ihr vielleicht denkt, ich könnte es nicht mögen. Ich schätze Ehrlichkeit."

Wieder lächelte er und folgte ihrer Meinung zum Weg der Menschlichkeit. Sie hatte vollkommen recht.
"Der Herold war überrascht darüber, dass ich Luciano mit Ihr und nicht mit Du ansprach. Er hält Menschen für nichts anderes als Vieh und wir stehen über ihnen. Und ja, ich kenne Martha, sein Kunstwerk, wie er sie auch nannte."
Er schüttelte leicht den Kopf, mit traurig gesenktem Blick.
"Dabei sollte man Respekt vor Gottes Werk haben und Tier, wie Mensch, gut behandeln."

Dann rief sie eine junge Dame mit Namen Benita zu sich und diese schien Anfangs fröhlich zu sein, da sie zu ihrer Herrin durfte, doch das Gefühlsspiel entgleiste, als sie feststellen musste, dass sie ihm dienlich sein sollte.
Galeno aber lächelte zu Avelina herüber und schüttelte dann mit dem Kopf.

"Das ist zuviel der Gastfreundschaft und zudem, wenn es drei Tage her ist, dass sie Blut abgegeben hat, so wäre es doch besser, wenn sie noch etwas länger sich davon erholt. Es war doch ihre Stimme vorhin, oder? Über einen langen Zeitraum solch einem Intervall zu folgen, kann zu Schwäche und anderen negativen Auswirkungen führen. Sie würde dann irgendwann nicht mehr so jung und frisch aussehen, sondern eher recht ausgelaugt, müde, vielleicht abwesend. Jenachdem, wie gut ihre generelle Gesundheit ist. Ausserdem, auch wenn es angeboten wird, ich werde vorerst hier, hinter den Mauern Genuas, nicht direkt von Menschen trinken."

Er lächelte Benita an und seine zarte, engelsgleiche Stimme drang an ihr Ohr. "Also keine Angst, ich beisse nicht."
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina schmunzelte sacht, und warf dann einen eher strengen Blick zu Benita.
„Du hast den werten Signore Fiore gehört. Du darfst dich auf dein Zimmer begeben.“
Benita schien erleichtert, und huschte eilig davon. Die Viscontessa wartete eine Weile und schwieg, offenbar lauschend auf die Schritte, die sich entfernten. Dann wandte sie sich an Galeno, mit einem Lächeln.
„Vielen Dank. Ihr habt mir so eben einen Dienst in Sachen Erziehung geleistet. Ihr müsst verstehen, ich weiß natürlich wie oft ich meine Herde zu belasten habe. Doch Benita ist noch nicht allzu lange bei uns. Sie weiß nicht, wie man sich vor Gästen verhält, und sie hängt sehr an mir. Worte sind oft nicht ausreichend, sie brauchte ein einschneidendes Erlebnis um Selbstdisziplin zu erlernen. Natürlich war ein Risiko dabei, da ich nicht wußte wie ihr reagieren würdet. Aber sie ist sehr gesund. Nichts desto trotz bin ich offengestanden sehr froh, dass ihr abgelehnt habt.“ sie neigte sacht den Kopf vor dem jungen Mönch.

„Mehr Toreador in der Stadt?“ sie wog den Kopf, „Ehrlich gesagt stelle ich mir immer noch die Frage, warum es so wenige sind. Die höchst verehrte Majestät ist vom Blut der Könige. Man sagt uns vom Clan der Rose nach, dass wir gut mit dem Clan Ventrue harmonieren. Doch Genua kann von beiden Clans nicht gerade viele aufweisen. Ich muss gestehen das ist eine Tatsache die mich irritiert, da es sehr ungewöhnlich scheint.“ mit einem leichten Heben der Schultern seufzte sie und wandte sich dem nächsten Thema zu.

„Nun, was den Herold betrifft...“ sie kaute nachdenklich einen Moment auf der Unterlippe, dann seufzte sie leise, „Ich muss gestehen das Mädchen tut mir sehr leid. Ich stelle es mir schrecklich vor stets diese fremden Hände... an... empfindlichen Stellen zu haben.“ sie schüttelte sich ein wenig.
„Es muss... sehr erniedrigend sein.“
Sie driftete einen Moment in ihre Gedanken ab, und die Nase zuckte dabei. Man konnte ihr ansehen, dass sie keinen für sie angenehmen Gedanken nachhang. Dann allerdings wandte sie sich noch einmal an Galeno.
„Hat er euch auch... wie... soll ich sagen... zu einer... mehr als unschicklichen Untersuchung drängen wollen?“
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Er nickte nur. Eigentlich hatte er gedacht, sie würde ihn testen, was sicherlich auch der Fall gewesen war, nicht aber, dass sie es nicht aus erzieherischen Grunden getan hatte. Aber er hatte ihr damit einen Dienst erwiesen, was das Ganze durchaus als sehr positiv gestaltete und weniger verwirrend machte.
"Erziehung ...." er musste an den plappernden Luciano denken und seufzte kurz.

Zu dem Problem mit den Rosen konnte er nicht viel sagen, schliesslich kannte er sich auch nicht aus und da war wieder dieses Problem, was er bei Seresa angesprochen hatte. Dieses Rumschwatzen und nichts Aussagen. Ein "Ich weiss es nicht" in hundert Worte packen und dann ...

Er seufzte abermals lang und ausgedehnt und blieb dann doch still, sodass sie noch einmal auf Martha ein ging. "Mittlerweile ist sie wahrscheinlich so gebrochen, dass es nichts mehr bringt, sie zu bemitleiden." meinte er, ziemlich kühl. Und seine Kälte, die er verbreitete, unterstrich dies noch weiter.
"Wahrscheinlich war es sehr erniedrigend, aber ich fürchte, dass dort kein menschliches Wesen mehr drin steckt..."
Als sie Tomas Hang erwähnte und ob er ihn zu Untersuchungen drängen wollte, wog er etwas den Kopf hin und her. "Sagen wir es so. Ich hätte durchaus der Forschung wegen mit ihm ein Abkommen ausgehandelt, aber dazu ist es erst einmal nicht gekommen. Ich ... "

Er stockte kurz und blickte sie ernst an. "Entschudligt, aber ich glaube, das müssen wir ein wenig verschieben.Kurz...er hat mich untersucht. Aber nicht vollkommen. Das hat er mir dann als Preis benannt, um seine Fürsprache zu erhalten, aber in diesem Körper schlummern ein paar Geheimnisse, die dem Clan Kapadozius gehören, nicht dem Herold und nicht für eine Fürsprache."

Er schüttelte mit dem Kopf.

Danach sah er Avelina ernst an. "Sagt, da ich euch einen Dienst erwiesen habe...denke ich, ich dürfte fragen, ob ihr gewillt wäret, mir ebenfalls einen zu erweisen. Um was ich bitte soll nicht etwa als Dank für dies eben gehandelt werden, sondern ich möchte lediglich, dass ihr es euch überlegt und nicht gleich von euch weist."

Er setzte kurz ab und überlegte, wie er es ormulieren sollte.

"Sicherlich habt ihr schon bemerkt, dass ich wahrscheinlich viel zu direkt oder vielleicht auch ungehobelt und unpassend reagiere oder rede. Zumindest wurde mir das so in der Art gesagt, oder ähnlich. Bisher brauchte ich diese Art des Umgangs nicht, diese vielen Gespräche und das vor allem mit Kainiten, die sehr viel von sich halten und die Etikette hoch loben. Doch nun in Genua scheint dies wohl eine Art Pflicht zu sein, der ich mich auch stellen muss. Die werte Seresa meinte, dass ihr die perfekte Mentorin für Fragen der Etikette wärt und so frage ich euch also nun nach dem Preis und ob es überhaupt in betracht gezogen werden könnte, dass ich bei euch in Benehmen und gesellschaftlicher Floskeln unterrichtet werden könnte."

Er sah sie ernst an, denn es war ihm tatsächlich ziemlich ernst.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie schmunzelte, als er seufzend den Namen des älteren Bruders nannte. Zwar fiel es ihr irgendwie schwer zu glauben, dass ein derart alter Klosterbruder in irgendeiner Weise auch nur halb so viele Probleme machen konnte, wie eine temperamentvolle, verliebte, junge Frau, aber andererseits: wer wußte schon, was hinter Klostermauern so passierte. Galeno hatte es selbst gesagt, nicht? Er befand sich seit er ein Kind war im Kloster. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es dort mit Kindern und erwachsen werdenen Männern dauerhaft tugendhaft und gesittet zuging.

Ja, die Ausführungen über Tomas Untersuchungen ließen Spielraum für weitere Gedanken dazu. Sie selbst hatte dem zwar frühzeitig Einhalt geboten, doch sie hatte eine lebhafte Phantasie, was derartige 'Untersuchungen' betraf. Sie verzog ein wenig das Gesicht auf Galenos Aussage hin. 'Nicht vollkommen untersucht' konnte so ziemlich alles heißen. Vielleicht, dass er einfach noch nicht dazu gekommen ist in seinen Eingeweiden herumzuwühlen? Sie rümpfte die Nase bei der Vorstellung. Warum waren manche Kainiten nur derart... stumpf? Eine Untersuchung für eine Fürsprache? Alleine die Vorstellung war derart unsittlich, dass das völlig rausfiel, da musste man nicht erst so weit gehen Angst um seine Clansgeheimnisse zu haben.

Sie lauschte auf, als er begann von einem Gegengefallen zu sprechen, und nickte sacht, zum Zeichen, dass sie ganz Ohr war. Sie verzog dabei keine Miene, nur bei Seresas Erwähnung zuckte die Braue sacht in die Höhe. Erst als er geendet hatte nickte sie leicht.
„Nun, ich habe Kainiten in dieser Stadt erlebt die direkter und ungehobelter sind, als ihr es seid. Ihr wirkt nicht, als hättet ihr nicht einen gewissen Anstand im Kloster gelernt.“
Sie zögerte einen Moment und legte die Fingerspitzen aneinander.
„Es kommt natürlich darauf an, welchen Umgang ihr in Genua sucht. Aber ja, es kann wohl nicht schaden die Grundbegriffe der Etikette zu kennen.“ sie blickte ihn eine Weile an ohne ein weiteres Wort, nachdenklich. Schließlich nickte sie.
„Ich kann euch natürlich unterrichten. Welches Wissen hättet ihr im Gegenzug zu bieten? Womöglich könnten wir voneinander lernen?“ sie blickte ihn aufmerksam an. Es war schwer sich aus dem Stehgreif auf einen Gefallen festzulegen. Und sicher war interessant zu hören, was es dem Kappadozianer wert war.
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