[1010] Schlapphütchen und der kleine, böse Wolf [Angelique, Arash]

[Angelique]

"Wie poetisch!", sagte Angelique lachend. Es klang hell und melodisch. Eine schöne Singstimme wahrscheinlich.
"Aber auch sehr wahr. Nur hüte dich, das Herz zu erobern und dann zu brechen. Das ist selbst Kain nicht gut bekommen, sagt man."

Sie schaute auf die Finger des Gangrel. "Scharf ist ein Messer auch. Und unsere Fänge. Aber mit Geschick kann man beides über zartes Fleisch gleiten lassen, ohne Schaden anzurichten."

Kokett stellte sie sich auf die Zehenspitzen und wippte ein bisschen. "Willst an mir üben? Wenn dann die kommt, deren Herz du willst, kannst auch solche Liebkosungen anwenden, um es zu gewinnen."

[Arash]

"Poesie ist ein Ding der Menschen." schnurrte der Gangrel. "Damit kenne ich mich nicht aus." Das schnurren klang wie eine Unterlage auf der die Stimme reiten konnte. "Ich kenne die Geschichte von Kain und suche selbst nach weiteren Wahrheiten über unser Dasein. Aber ich werde euren Rat sicherlich beherzigen."
Mit zusammen gekniffenen Augen schlich er um das Kind herum. "Ich will euch ungern verletzen." knurrte er. "Die Klauen sind nicht dafür gedacht zu streicheln."

[Angelique]

"Die Fänge auch nicht", konterte da Kind altklug und folgte seinen Bewegungen mit den Augen. "Und doch kann man sie so verwenden. Vielleicht wäre es nur eine andere Art und Weise, Beute zu machen."

Sie lachte wieder hell. "Und doch bist du poetisch. Dein wildes Sein ist Poesie pur. Der Wald ist auch Poesie, ohne es zu wissen. Er ist es einfach."

[Arash]

"Solche Beute ist nicht die Meinige." antwortete der Gangrel leise. "Ich genieße die Hatz der Jagd und das Kräftemessen viel zu sehr, als es anders zu machen." Ein Grinsen teilte seine Lippen, eindeutig das Grinsen eines Raubtiers. "Wie macht ihr Beute?" schnurrte er.

Dann lies er sich kurz im Blickfeld des Mädchens nieder, so dass sie jetzt auf einer Augenhöhe waren. "Also ist Wildheit eine Art Poesie?"

[Angelique]

"Ja", hauchte das Mädchen, "du weisst nicht einmal, wie sehr."

Es grinste scheinbar unschuldig. "Ich stelle Fallen. Meist mit mir als Köder."

Angelique drehte sich um die eigene Achse. "Oder ich jage ungesehen und ungehört. Und schlage zu. Lautlos wie ein Käuzchen, eine kleine Eule im Vergleich zu den großen Jägerinnen. Aber genau so tödlich. Vielleicht tödlicher, weil man es nicht von mir erwartet."

Sie lachte auf. "Aber ich bin sehr wählerisch."

[Arash]

"Eine sehr spannende Jagdmethode." grinste der Gangrel. "Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihr äußerst gefährlich seit."
Das Schmunzeln auf seinem Gesicht war kein Anzeichen das er sie nicht ernst nahm, sondern das er ihre Aussage ernst nahm, aber die Vorstellung, dass sie so jagte und den Gesichtsausdruck der Beute, sorgte bei ihm für Erheiterung.

"Natürlich eine Lady sollte ihr Essen immer sehr sorgfältig wählen." nickte er dann noch dazu.

"Ich hetzte meine Beute lieber durch den Wald. Das Blut schmeckt dann nur noch viel süßer, wenn man den Erfolg der Jagd vorher genossen hat."

[Angelique]

"Hehe", machte die Kleine und lächelte geheimnisvoll, "das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich selbst mag den Geschmack von Angst oder Sünde im Blut. Das zu kultivieren ist eine hohe Kunst."

Sie seufzte. "Aber ich bin eingeschränkt in der Wahl, wie ich bereits sagte. Meine Beute muss böse sein und seine Strafe verdienen. Das bedeutet langes Beobachten und Abwägen der Schwere der Sünden. Viel Arbeit und undankbar, da man auch noch die Reviere der anderen Vampire beachten muß. Manchmal empfiehlt es sich, die Beute fortzulocken."

[Arash]

"Sünde?" die Frage war eher der Neugier geschuldet. "Ich kenne eher den Geruch der Angst. Die Erschöpftheit der Beute aber Sünde...wie schmeckt Sünde im Blut? Welchen Geschmack hat sie?" Die Augen des jungen Mannes leuchteten vor Interesse.

Seine Zungenspitze fuhr über seine Lippen, während er das Mädchen, welches um so vieles gefährlicher war, als ihr Aussehen vermuten lies, musterte.

"Ich jage ungern in der Stadt...es ist dort zu beengt. Zu viele Menschen...zu viele andere...Kainiten."

[Angelique]

"Sünde schmeckt wundervoll. Unbeschreiblich", schwärmte das Mädchen.

"Ach, gerade die Menge an Menschen ist das Spannende. Unerkannt mit dem Strom sich zu bewegen und Teil zu haben an der menschlichen Kultur, das ist die wahre Jagd. Dafür hat Lillith uns geschaffen. Euch hat Kain gelehrt, mit Gewalt, Stärke und Terror zu jagen. Uns hat Adams erste Frau gelehrt, schlau und heimlich zu sein."

[Arash]

"Interessant. Sünde klingt nach einem Geschmack den ich einmal probieren müsste." schmunzelte Arash. Wobei die Worte durchaus ernst gemeint waren.

"Sagt mir Mylady, wie erkenne ich Sünde bei einem Menschen? Ich kann schlecht jeden durchprobieren, bis er anders schmeckt." wieder zierte ein Grinsen sein Gesicht. Gleichzeitig drehte er allerdings den Kopf in eine andere Richtung, als wäre von dort ein Geräusch gekommen.

"Mir wurde in erster Linie von eine Jagd in den Wäldern und den Feldern gelehrt." schmunzelte er. "Aber erzählt mir mehr über Lillith. Es könnte sein, dass dies für meine Forschungen wichtig ist." Neugier und Interesse an den Geschichten des Mondkinds waren deutlich in den Augen des Gangrels zu lesen.