[1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

[August '18]
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Alain le Beau
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ihr müsst in die andere Richtung denken", sagt Alain. "Wenn das reine Vergnügen, nach dem ich strebe, keinen Wert hätte, dann würdet ihr stets die geschmacklose und nahrhaftere Speise vorziehen. Auch ihr messt dem Genuss einen gewissen Wert bei. Weil Nahrung eben mehr ist, als nur Sättigung. Natürlich ist das ihr Hauptzweck - aber wenn es nur darum ginge, würden Sterbliche keine Bankette halten, wäre eine Blutwinzerin wie Ravunthu wohl bald vor dem Ruin. Nahrung speist Körper und Seele gleichermaßen!"

Er überlegt für einen Moment. "Stellt euch vor, Blut wäre weiterhin notwendig für euch, aber schmeckte wie Kot. Was müssten wir alle leiden. Dann, ja, dann würde ich wahrlich glauben, dass unsere Existenz ein Fluch ist. In jedem Fall wären wir bald allesamt äußerst schlecht gelaunt. Unsere Körper wären gesättigt, aber unsere Seelen - das Tier - was würden wir wüten und toben." Die Vorstellung scheint Alain zu amüsieren.

Etwas ernster fährt er fort. "Diese Nahrung für die Seele, dieses Wohlbefinden - mein Weg stellt es in den Mittelpunkt. Selbst wenn es losgelöst von der Sättigung des Körpers ist. Daher lache ich, hure ich, saufe ich und esse ich wann immer ich kann. Und was mein Tier angeht? Wir sind beste Freunde, aus genau diesem Grunde."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Durchaus richtige Gedanken. Aber vielleicht würde es uns irgendwann auch nicht mehr schlecht schmecken, wenn wir uns daran gewöhnt hätten?“ gab Toma zu bedenken und lächelte dennoch etwas schief, da er es selbst kaum glaubte.
„Aber ja, auch ein Beweis dafür, dass wir kaum verflucht sein können, wie manche glauben, warum hätte uns Gott dann das Blut der Menschen so viel schmackhafter gemacht, sodass wir noch mehr danach gieren?“

Als Alain von seinem Tier sprach, verzog Toma etwas das Gesicht.
„Mir gefällt der Begriff Tier nicht. Es ist doch kein Tier, wie ein Hund oder soetwas. Es ist ein Teil von uns, der uns allen inne wohnt. Uns verbindet.“
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Alain le Beau
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich stimme euch völlig zu, werter Bruder. Ihr müsst verzeihen - gelegentlich hinterfrage ich die Worte nicht ausreichend, die andere unserer Art verwenden. Wenn ich das, was in mir ist, beschreiben wollte, dann würde ich es vielleicht, mh, 'désir' nennen. Ein Wort in der Sprache meiner Heimat... man könnte es mit 'Begehren' übersetzen." Alain legt die Hand zärtlich auf seine Brust. "Wir Kinder Kains, so sagte mein Erzeuger oft, spüren 'désir' viel intensiver als Sterbliche, was einige von uns so sehr erschreckt, dass sie es mit aller Kraft unterdrücken wollen. Und dennoch werden wir alle früher oder später davon überwältigt."

Ein glockenhelles Lachen klingt aus dem Mund des jungen Tzimisce. "Da ist es doch besser, das Geschenk anzunehmen und unserem 'désir' das zu geben, wonach ihm so dringend gelüstet. Blut, vor allen Dingen, natürlich; der zentrale Kern unserer Existenz. Aber, so sagen wir 'Sünder' - auch das ein Schmähwort anderer - Blut alleine ist nicht genug. Wir erleben so viel intensiver als Sterbliche, wenn wir nur wollen. Bedenkt gerade die Gaben, die unserem Clan gemein sind! Wenn ich in einen Apfel beiße, so verschafft mir das nicht mehr die Sättigung sterblicher Tage, aber ah, all die anderen Momente. Die Sekunde, in der die Zähne auf die Schale treffen: Ein Glockenschlag. Der erste Saft, der auf die Zunge rinnt: Ein Wasserfall aus Sinneseindrücken. Der erste Biss: Als würde man seine Fänge in die Essenz der Welt selbst schlagen. Und glaubt mir, das 'désir' liebt solche kleinen Freuden. Es und ich werden eins."

Er pausiert und blickt Toma an. "Deswegen", sagt er langsam. "Nahrung für die Seele."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Es ist das gängige Wort um das zu beschreiben was uns begleitet. Mir gefällt eure Deutung jedoch mehr. Ein Begehren. Für jeden von uns anders und doch in seinem Begehren nach Blut auch für uns alle gleich." Toma hatte sich bereits auch einige Gedanken zu der Thematik des "Tieres" gemacht. Eine These aufgestellt. Die er seinem Bruder nun aber noch nicht so direkt vortragen wollte.
"Doch welches Begehren ist es? Eures? Es selbst als eigenes Wesen oder eine Art Urinstinkt, der uns seit Äonen weitergegeben wurde und so für uns alle gleich ist? Immerhin wohnt es uns allen inne." merkte Toma an und schien nun sogar relativ fröhlich, als er so über diesen Aspekt ihrer untoten Existenz philosophierte.

"Und ich würde bezweifeln, dass mein 'desir' " versuchte er das Wort Alains zu wiederholen. "sich an einem Apfel erfreuen würde."
"Aber auch der Fakt, dass es sich unseres Körpers bemächtigen kann spricht mehr für ein eigenes Wesen. Doch geboren aus eurem Begehren oder dem unseres Schöpfers?" fragte er weiter und man wusste nicht so richtig ob es rethorischer Natur war.
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Alain le Beau
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Das, werter Bruder, ist eine Frage, über welche die Philosophen unter uns schon seit Jahrhunderten streiten. Ich für meinen Teil gebe mich nicht mit solchen Gedankenspielen ab." Er schaut Toma listig von der Seite an, wartet auf dessen unvermeidliches Stirnrunzeln, bevor er hinzufügt "...denn, wie ich denke, ist unser 'désir' etwas, das sich nicht in Sprache, in Gedanken so einfach fassen lässt. Wenn man sich seinem Wesen nähern will, der Wahrheit über unser Inneres, dann muss man sich dem 'désir' annähern. Durch Erfahrung, durch Eindrücke. Ich denke, dass nur auf diese Weise Verständnis erlangt wird."

Er zieht mit gezielter Überraschung die Augenbrauen hoch. "Und, werter Bruder, woher wollt ihr das mit dem Apfel denn wissen, wenn ihr es nicht einmal versucht habt?" Er schweigt für einen Moment. "Wo wir von Äpfel sprechen..." sagt er dann langsam. "Trotz allem würde ich gern noch einmal auf meinen Vorschlag zurückkommen, ein Treffen mit Sousanna anzuberaumen. Ich besitze zwar noch keine angemessenen Räumlichkeiten, aber immerhin den erforderlichen neutralen Boden und, nun ja, ihr schient beim letzten Mal nicht vollständig abgeneigt."

Alain faltet die Hände. "Wenn ihr es nicht für Sousanna tun wollt, dann wird euch vielleicht verlocken, dass ich glaube, recht überzeugende Gründe für einen Frieden zwischen euch gefunden zu haben." Erwartungsvoll und ein wenig nervös - die Nervosität offenbar keinesfalls gespielt - blickt der Tzimisce zu seinem Clansbruder.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Ich muss nicht erneut Essen probieren um zu wissen, dass es Asche sein wird und so schmecken wird, werter Bruder.“

Als Alain von begann von Sousanna zu sprechen, verzog Toma missgelaunt das Gesicht.
Das letzte mal, als sie über sie gesprochen hatten, hatte er auch noch nicht so ausgesehen. Und auch wenn er sich nie hätte eingestanden, so hatte er sich doch auch vor ihr versteckt. Sie würde sich über ihn lustig machen, es verächtlich kommentieren, dass er nun so menschlich war, wie er es immer verabscheute....doch...doch, das konnte so auch nicht in alle Ewigkeit bestehen.
Es war nur eine Schwäche, wenn er sie als solche sah und wenn er es nicht zuließ, dann konnte es ihn auch nicht verletzten. Es war ohnehin schon lange an der Zeit. So gut wie jeder hatte ihn mittlerweile so gesehen. Wenn sie wirklich eine gute Harpye war, würde sie es längst wissen.

Ein verärgertes Schnauben erklang neben Alain. Er musste auch daran denken, was ihre Boten so zum Besten gegeben haben, was sie sie sagen ließ. Er hasste die Ravnos wirklich und er ahnte auch wie ein solches Treffen wieder ausgehen würde.

„Ich halte es für keine gute Idee. Doch ich werde da sein, so ihr zu einem Treffen ladet. Doch ihr solltet euch keine all zu großen Hoffnungen machen. Viel mehr solltet ihr für Schutz sorgen.“ erwiderte Toma nach einem Moment und klang hörbar unerfreut.
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Alain le Beau
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich werde allen Schutz, den ich erübrigen kann, mit zu diesem Treffen bringen", versichert Alain. "Dennoch glaube ich nicht, dass dies notwendig sein wird. Zumindest nicht, wenn ich zu Wort komme, bevor ihr euch gegenseitig an die Kehlen springt." Er grinst schief bei der Vorstellung, mehr zu sich selbst. Dass Toma solchen Humor kaum zu schätzen weiß, ist ihm ja mittlerweile sehr bewusst.

"Nun gut", sagt er dann schließlich. "Ihr seid bereit und das ist das Wichtigste. Ich werde euch jedoch nun verlassen und mein Glück in den Dörfern vor der Stadt versuchen. Wir sollten das Treffen an einem neutralen Ort abhalten und ich habe bereits eine Idee. Wenn ich daran gefeilt habe, werde ich sie euch mitteilen, ebenso wie die Stunde."

Er neigt tief den Kopf. "Bis dahin eine gute Jagd und Erfolg bei euren Experimenten, werter Bruder."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma unterließ es darauf zu antworten, dass Alain sich da große Hoffnungen machte, aber er wollte ja auch gar nicht dort ankommen mit der Intention Sousanna anzufallen. Er wusste nur zu gut, wie wütend sie ihn immer machte.

"Euch ebenso, werter Bruder." erwiderte Toma schließlich nur. Alain hätte die gute Jagd ja nötiger.

Nahe des Stadttores trennten sich dann so die Wege der beiden Drachen.
Zusammenfassung:
Alain lässt Toma zu einer Küste fern der Stadt kommen um ihm dort von seiner Vision zu berichten. Seinen Plänen ein kleines Paradies der Sünde zu erschaffen und er möchte steinerne Kunst von Tomas Händen. Der ältere Tzimisce ist nicht sonderlich begeistert über sündige Bildnisse, aber lehnt es nicht ab.
Auf dem Weg zurück zur Stadt sprechen sie über Genuss, die Möglichkeit zu Essen und das Tier, bevor Alain noch einmal den Vorschlag anbringt dass sie sich mit Sousanna treffen. Toma ist natürlicherweise nicht erfreut, aber willigt aus anderen Gründen ein. Vor dem Stadttor trennen sie sich und gehen ihrer jeweiligen Jagd für die Nacht nach.
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