[1011] Wasserspeier und andere Schönheiten [Toma, Alain]

[Alain le Beau]

"Diesem Seuchenkaff" sagt Alain mit Abscheu in der Stimme. "Und beide von ihnen residieren dort? Ich frage mich, was diesen Ort so attraktiv macht. Für Liktoren, meine ich. Ob es dort etwas von Wert gibt?"

Neben seinem Bruder hertrabend, zuckt der junge Tzimisce mit den Schultern. "Wenn uns vor der Stadt ein Betrunkener begegnet, bin ich für alles offen. In der Stadt selbst darf ich nicht jagen, wie ihr ja sehr genau wisst. Auch nach beinahe fünf Jahren bin ich nicht so närrisch, gegen dieses Gebot zu verstoßen."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Nun sie waren schon da bevor sie Liktoren wurden und die Seuche scheint erst wieder ausgebrochen nachdem sie einmal eingedämmt war? So genau weiss ich das nicht und es interessiert mich auch nicht. In einem solchen Ort würde ich nicht bleiben, da habt ihr recht. Wenn dort ständig die Seuche wütet. Man sollte es niederbrennen und neu aufbauen. Wie ungut, dass es so nah an Genua liegt."

"Das war nicht was ich meinte als ich euch nach dem Trinken fragte." bemerkte er dann noch.
"Nun, hier draußen könnte es schwerer werden zu dieser Zeit noch einen einsamen Wanderer zu finden, vielleicht habt ihr Glück und wir treffen nahe der Stadt noch arme Tölpel die den Torschluss verpasst haben." Für Toma selbst gab es natürlich wenig Grund zur Sorge, er konnte sich in der Stadt nähren.
"So ihr euch bald beim Senat meldet, werdet ihr dieses Problem auch nicht mehr haben. Aber sagt, welche Erfahrung habt ihr eigentlich gemacht? War die Jagd besonders schwer?"

[Alain le Beau]

"Ein Freudenfeuer, ja? Sollte irgendjemand einmal konkrete Pläne diesbezüglich entwickeln, so zögert nicht, mich zu benachrichtigen. Das will ich sehen. In gebührendem Abstand, natürlich."

Dann zuckt der junge Tzimisce mit den Schultern. "Finden wir hier niemanden, dann werde ich einfach ein Gasthaus aufsuchen, dass zu dieser späten Stunde noch geöffnet hat - im Notfall eines, wo der Wirt mich kennt - und mich dort mit Wein und ein wenig gutem Essen eindecken. Wirklich bedauerlich, dass ihr in dieser Hinsicht so wenig Interesse habt." Er schaut Toma interessiert an. "Stimmt es, dass euch sterbliches Essen nicht mundet? Ich höre es immer wieder von anderen Kainskindern, habe sogar einmal jemanden Blut und Nahrung gleichermaßen würgen sehen, und kann es dennoch nicht verstehen."

Auf Tomas letzte Frage hin wird Alain ernst und verzieht das Gesicht. "Ich... Ach, was soll es. Diese zweigesichtige Schlange hat es ja ohnehin aus mir herausgepresst mit ihren Drohungen. Ja, es ist hart. Sehr hart. Wenige Sterbliche sind hier im Umland unterwegs und andere Kainskinder jagen ebenfalls. Oh, ich musste Huren bezahlen - nicht freiwillig, aus Notwendigkeit! - um mein Tier in manchen Nächten zu befriedigen. Es ist entwürdigend." Er nickt in Richtung der Straße hinter ihnen. "Daher mein kleines Projekt. Sollte ich je wieder in die Situation kommen, will ich einen Ort haben, wo die Beute zu mir kommt."

[Toma Ianos Navodeanu]

„Wo die Beute zu euch kommt….Ein Wunsch den sicher jeder von uns hat. Wie gedenkt ihr dies mit eurem geplanten Gebäude zu bewerkstelligen?“

„Was Essen angeht…Es mundet nicht einfach nur, wie ihr es ausdrückt…es wird zu Asche. Egal was es ist. Wenn es kein Blut ist, wird es wie Asche in meinem Mund, trocken und staubig und ja der Reflex es auszuspucken oder wieder hochzuwürgen wird dann unaufhaltsam. Und so sollte es für alle von uns sein. Unser Körper braucht keine solche Nahrung mehr. Das Blut will Blut. Und wer möchte solchen Abfall in seinem Magen tragen?“ erklärte Toma und Alains Frage wecke direkt neue bei ihm.

„Ist euch das tatsächlich unbekannt?“ fragte er skeptisch.
„Ihr müsst es doch auch wieder erbrechen.“ Stellte er fest. „Euer Körper ist schließlich nicht in der Lage Nahrung zu verdauen.“ Das wusste er genau, er hatte schließlich die Organe seines Bruders gesehen.
„Warum tut ihr euch dies an, Nahrung der Menschen zu essen, wenn ihr sie wieder loswerden müsst?“ Kein Geschmack solcher Nahrung wäre es je wert.

[Alain le Beau]

"Indem ich ihnen gebe, was sie suchen", sagt Alain überrascht, als wäre das völlig selbstverständlich. "Ihr mögt ja allen sterblichen Vergnügungen entsagt haben, aber ich weiß sehr genau, welche davon am verführerischsten sind."

Der junge Tzimisce mustert seinen älteren Clansbruder mit einem Blick, den Toma zunächst nicht zu deuten vermag, auch wenn eine lange vergessene Erinnerung sich irgendwo in seinem Inneren regt. "Ah, Toma..." sagt er dann leise. "Natürlich muss ich es wieder erbrechen, aber was ist ein solch kurzer Moment gegen die Freude, die gutes Essen einem beschert? Essen ist mehr als reine Nahrungsaufnahme. Die Vorfreude, die Gespräche dabei, das befriedigende Gefühl, feste Materie zwischen den Zähnen zu zerkleinern... Nicht zu vergleichen mit dem Blut, natürlich, aber doch so erfüllend, so ein wunderbarer Kontrapunkt zu unserer sonstigen Nahrung."

Er schüttelt den Kopf. "Und euch bleibt das verwehrt." Jetzt ahnt Toma, welche Emotion dort in Alains Blick liegt. Mitleid.

[Toma Ianos Navodeanu]

"Freude?" fragte Toma, mehr rethorisch, denn verstanden hatte er Alain durchaus. Toma wusste nicht mehr ob er je bei Essen Freude empfunden hatte. Er erfreute sich an Blut. Vermutlich hatte er sich auch einmal über Essen gefreut, vor allem wenn es lange keines gab. Aber war es je so gut gewesen? Er vermisste es nicht, also mochte es nicht so herausragend gewesen sein. Nur das Gefühl des Kauens, ja, das war sicher etwas, das fehlte. Sie hatten alle noch ihre ganzen Zähne und doch benutzten sie nur ihre Fänge. Auch ein Grund warum er sie bis vor kurzem noch spitz zugeformt hatte. Er brauchte keine Mahlzähne mehr, keine Schneidezähne, stattdessen mussten sie durchstoßen und in der Not reißen können. Doch das Gefühl die Zähne in das Fleisch zu schlagen, war ihm durchaus gefällig.

Er war ein wenig in Gedanken abgedriftet, doch als er den mitleidigen Ausdruck auf dem Gesicht seines Bruders sah, verzog er das Gesicht.
"Ich benötige so etwas nicht." zischte er verächtlich. "Es könnte ohnehin nicht besser sein als Blut. Warmes Blut aus einem lebenden pulsierenden Körper zu trinken? Leben zwischen den Zähnen zu spüren? Welches Gericht sollte damit mithalten? Und wenn es es nicht kann, was bringt es mir dann? Nicht zu vergessen, dass Nahrung zu sich zu nehmen, die den Körper nicht nährt, reichlich unsinnig ist."

[Alain le Beau]

Mit einem kleinen Lächeln nickt Alain. "Ihr habt sicherlich recht. Besser als das Blut geht es nicht. Und doch vermögen solche kleinen Freuden diesen zentralen Hochgenuss zu ergänzen, so wie..." er denkt nach "...die Gestaltung eines Sockels ein Bildwerk ergänzt. Natürlich geht es ohne, aber mit ihm ist es doch schöner."

Dann zuckt er mit den Schultern. "Sinnig, unsinnig... Ihr selbst sagt, dass das Bluttrinken ein Genuss ist. Fände sich nun Nahrung, die euch besser nähren würde, aber nicht so gut schmeckte - würdet ihr sie dann dem Bluttrinken vorziehen?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Darüber runzelte Toma die Stirn. Es war ja nicht so als könnte sich das einfach ändern. Obwohl...es war nichts ausgeschlossen.
„Nun...ja, womöglich nicht sofort. Immerhin habe ich Blut länger getrunken, als ich je Essen gegessen habe...es wäre eine große Umstellung, aber dennoch kein großes Hindernis schätze ich. Sofern wir annehmen, dass Blut dann nicht mehr nährt? Wenn beides gleich wäre...nun, dann wäre es eher zu überlegen, welches leichter zu beschaffen wäre.“

[Alain le Beau]

"Nehmen wir an, dass Blut euch weiterhin nährt." Alain legt den Finger an die Lippe. "Aber nehmen wir auch an, es gäbe eine Alternative - völlig geschmacklos, vielleicht sogar widerlich - die sich zum Blut verhält, wie das Menschenblut zu Tierblut. Deutlich sättigender also. Würdet ihr nicht trotzdem das Blut der Menschen vorziehen, diesen ekstatischen Moment, auch wenn das andere..." Er verzieht das Gesicht angewidert "...effektiver wäre?"

Dann schüttelt er den Kopf. "Nein, ich kann es mir nicht vorstellen, nicht für mich selbst, zumindest. Was für eine effektive und freudlose Existenz würde das sein, ohne Genuss." Es schaudert den jungen Tzimisce.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma dachte eine Weile nach. Er ging die Vorzüge aber auch Nachteile durch.
"Nun, ich würde wohl beides zu mir nehmen. Das effektivere...nun weil es effektiver ist, wobei für mich ausschlaggebender wäre, wie einfach es zu bekommen wäre. Alles was Zeit vergeudet ist nicht effektiv. Die Jagd ist schon immer ein immenser Aufwand. Wenn Menschenblut genauso noch nähren würde, nun ja, warum es dann ablehnen?" erklärte er.

"Aber in eurem Fall nährt euch das Essen nicht. Es ist keine Alternative, es ist nicht effektiver. Ihr strebt rein nach dem Genuss und nicht was sinnvoller für euch als Organismus wäre." Toma schüttelte den Kopf. Das war etwas, dass er nicht nachvollziehen konnte.