[1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

[August '18]
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Seresa
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Seresa »

Seresa blickte dem Tisch einzig wortlos nach, welcher an der Wand zerschellte. Es war nicht das erste Möbelstück, welches im Wachturm unter der Leidenschaft ihres Blutes zersplitterte und es würde wohl auch nicht das Letzte sein. Dennoch war ihr eigener Körper zum Zerbersten angespannt, denn ihr gefielen die Veränderungen und auch Galenos Worte überhaupt nicht. Vor allem, als sie das Schimmern in Ajax grünen Augen wahrnahm, auch wenn der fliegende Tisch zuvor bereits ein deutliches Zeichen gewesen war. Seresa besaß keine Empathie, doch in diesem Moment verstand sie ihren Bruder im Blute vermutlich viel zu gut.*

Die Brujah sah Galenos anscheinend betende Haltung. Man erkannte deutlich, wie sich ihr Gesicht verärgert - fast angewidert - verzog und wie auch sie die Kiefer aufeinanderpresste. Innerlich stieß sie ungehört einige Verwünschungen aus, während sie den Kopf ruckartig seitlich zog und auf Luciano blickte. Um sich abzulenken - oder auch um nachzudenken - sorgte sie dafür, dass der Ghul den Raum schnellstmöglich verließ und die Söldner dem Mönch einen Platz am Feuer zuweisen würden, wo er warten konnte und sie derweil ein Auge auf ihn hatten. Die Wachen erhielten noch ein, zwei kürzere Anweisungen. Dann zog sie die Tür zu.

Für einen Moment verweilte sie schweigend vor dem Türrahmen. Den Rücken den beiden Kainiten im Raum zugewandt, während ihre Hände links und rechts flach auf die Zarge gelegt waren, ganz so als müsste sie sich daran festhalten, um nicht zu stürzen. Ihr Kopf hatte sich nach vorne gesenkt und wand sich hin und her. Ihre Finger verkrampften sich und die Fingerspitzen gruben sich dabei beinahe in das Holz, während ihre Knöchel weiß hervortraten und Zweifel begannen an ihr zu nagen. Würden die Kappadozianer einen der Ihrigen in Gefahr bringen oder gar opfern, einzig um Ajax oder Seresa zu entzweien oder zu entfernen. Was sagte es über die Brujah aus, dass das Tier nicht überhandgenommen hatte. War es keine wahre Liebe oder war es in ihren Augen schlicht keine Lebensgefahr.

Wütend stieß sie sich von der Zarge ab, bevor sie sich umwandte. Ihre braunen, kalten Augen funkelten Galeno an, doch sie zwang sich in der Nähe der Tür zu bleiben und ihrem innersten Drang - ihn einfach am Hals zu packen und gegen die nächste Wand zu pressen - nicht nachzugeben.


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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Ajax »

Ein dankender Blick lag auf Seresa, dann wandte sich der Kopf zu Galeno. Ajax Augen lagen ausdruckslos auf Galeno, während er den Kopf schüttelte. Es dauerte Minuten bis Ajax endlich sprach. Seine Worte waren langsam gesprochen, so als wollte er sichergehen das Galeno jedes einzelne Wort davon verstand.

"Ihr habt mich nicht verärgert werter Galeno. Ihr wart kurz davor dafür zu sorgen, dass ich zuerst Euch, und dann euren Ghul zerfetzt hätte. Ihr habt Glück, dass ich euch selbst in rasendem Zustand nicht als Gefahr für das Leben Seresas sehe, weder wenn ich anwesend bin, noch wenn ich nicht anwesend bin. Seltsame Dinge....SELTSAME DINGE..." Ajax Stimme durchdrang den Raum und hallte an den Wänden wider." Seid ihr noch ganz bei Trost Kappadozianer!!.... Ihr wäret fast gerast, hättet einen Amtsträger angegriffen, hättet dafür dem finalen Tod entgegengeblickt und das wäre es gewesen mit eurem Unleben. Wenn mein rasendes Tier nicht vorher kurzen Protest mit euch gemacht hätte. Wollt ihr mir also nochmal erklären was ihr damit mein das nichts schlimmes passiert ist und dass alles gut ist? Und woher weiß euer Bruder was zu tun ist wenn ich rase, es wäre für mich extrem aufschlussreich zu wissen woher euer Beschützer solch ein Wunderknabe zu sein scheint. Ihr solltet euch aber zuerst bei Seresa entschuldigen... fragt sie doch einmal ob man bei ihr ebenso davon überzeugt war, dass das was sie getan hatte -nichts schlimmes- war."

Der Brujah hatte sich an die Wand gelehnt und sein Fänge waren ausgefahren.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Nubis »

Ajax wurde laut, sehr laut und es veranlasste ihn, noch einmal etwas zusammen zu zucken. Sein Blick wanderte zu Seresa, als Ajax sie erwähnte, etwas verwirrt und hilfesuchend. Er verstand diese Reaktion von Ajax nicht ganz und war sich ziemlich sicher, dass er etwas falsch verstanden hatte. Doch wie sollte er es ihm klar machen? Wofür genau sollte er sich entschuldigen? Ja, die gesamte Situation war wirklich beschissen.
Er wusste, dass es sein Ende hätte bedeuten können. Er wusste um diese Gefahr seit er ein Vampir war. Ein weiterer Grund, warum er Angst vor der Pilgerreise gehabt hatte. Er hatte gehofft, dass er nie grosse Probleme damit bekommen würde, dass er sich vielleicht auch verbergen konnte, aber leider war ja nicht an dem und nun feuerte ihm seine Prüfung dazwischen, war eine wirkliche Prüfung geworden, eine harte.

Sollte er Ajax mehr erzählen? Seresa war damals von Titus weggeschickt worden, bevor er mit allem herausrücken konnte. Sie wusste nur von den Zuckungen und dass er es öfter hatte. Sollte er es jetzt doch offenbaren? Es war schwierig. Vielleicht würde der Liktor es besser verstehen?
Aber vielleicht würde er dies erst recht als Gefahr erkennen, als Gefahr für sein Amt, für Genua und für die Stille. Dabei war Galeno selbst sehr dafür die Stille zu wahren, mochte doch auch sehr die ihm gestellte Aufgabe und hatte Luciano genau dafür stets dabei.

Er liess den Kopf etwas hängen und seuzte tief.
Dann setzte er sich doch auf den Stuhl und fuhr sich nachdenklich durchs Haar. Noch immer war es schwer zu wissen, was bei dem Liktor angebracht war, um ihn nicht noch wütender zu machen. Selbst in seiner Heimat warnte man oftmals vor dem weniger strapazierfähigen Gemüt der Brujah.

„Es tut mir leid für die Worte, die ich gewählt habe. Ich war wohl noch etwas verwirrt durch den Anfall. Lasst es mich anders sagen...ich bin froh, dass es eben zu keiner Raserei gekommen ist, dass weder ich, noch ihr dem Tier verfallen seid. Ich bin froh darum, dass ihr nichts habt unternehmen müssen, was euch wohl mehr Schwierigkeiten eingehandelt hätte. Und dies nicht auf Grund des Schutzes meines eigenen Lebens...“

Er setzte ab und sah Ajax ernst an. „Luciano könnte nichts gegen euch ausrichten, jedoch ist er unerlässlich auf der Strasse und unter Menschen. Er ist zum Schutze der Stille unerlässlich. Er weiss, wie er diesen Anfall handhaben muss, bringt mich weg und passt auf mich auf. Jedoch...unter Kainiten und das ist mir klar, hat er keine wirkliche Chance. Er ist nun einmal nur ein Ghul, auch wenn ich ihn trainieren lasse.

Für gewöhnlich kann ich ihm auch mitteilen, wenn es gerade so weit ist. Nur ich war hier doch etwas angespannter und habe wohl die Vorzeichen ignoriert....wollte es nicht vermasseln.“
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Seresa
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Seresa »

Als Galenos Blick auf Seresa gefallen war, konnte er sehen, dass ihre Augen auf Ajax ruhten und zu schmalen Schlitzen geworden waren. Ihr Körper war noch immer angespannt und ihre Hände zu Fäusten geballt, als Ajax das Thema nichts schlimmes angesprochen hatte. Sie hasste es offenkundig und war wenig glücklich darüber, dass ihr Bruder im Blute es anschnitt. Doch sie wusste warum er es tat, weshalb sie die Augen schloss und dem Brujah nur schweigend zustimmend zunickte.

Trotz allem gab sie Galeno zuerst die Zeit, welche er benötigte um sich zu sammeln und seine Antwort an Ajax oder auch an sie zu überdenken. Als der Kappadozianer dann geendet hatte, nahm Seresa einen falschen Atemzug, blickte zu ihrem Bruder im Blute und gab ihm ein Zeichen, dass sie gerne sprechen wollen würde. Vermutlich um zu verhindern, dass ein weiteres Möbelstück zu Bruch ging, aber auch, um dem Vertreter vom Clan des Todes eine zweite Chance zu geben, denn er hatte Ajax offensichtlich nicht verstanden.

Seresa löste sich von der Wand und lief langsam durch den Raum in Richtung Ajax, ohne dabei den Blick auf den Kappadozianer zu richten. Ihre Stimme war - im Gegensatz zu der ihres Blutsbruders - kaum mehr als ein leises Flüstern und ihre Schritte waren kaum zu hören als sie ging. Dennoch schwang eine gewisse Anspannung schicksalsschwer in ihren Worten mit.

„Es war im Maien des Jahres 1002 anno Domini, als ich die Domäne Genua das erste Mal betrat. Ihre Majestät Aurore war zu diesem Zeitpunkt abwesend und der ehemalige Seneschall und heutige Botschafter Genuas an den etruskischen Höfen Maximinianus vertrat sie zu jener Zeit. Auf Grund der Geschehnisse in der Domäne hatte dieser einen Burgfrieden über die Stadt ausgerufen. Ich selbst war seit einigen Monaten auf der Suche nach einer Bleibe innerhalb der Stadtmauern, als ich in einer Seitengasse zum ersten Mal auf Sousanna traf. Sie hielt mich damals wohl unwissentlich für eine kleine Streunerin mit Fähigkeiten, welche ihr nützlich hätten sein können. Ich erkannte nicht was sie war, doch ich war damals unachtsam gewesen und sie hatte mich mit ihren warmen Fingern berührt. Sie wusste was ich war, dennoch gab sie sich nicht zu erkennen, sondern trieb ihr Spiel weiter. Als sie nach längerer Zeit die Situation auflösen wollte, verlor ich in einer Heftigkeit und Unmittelbarkeit, welche ich zuvor nie erlebt hatte, die Kontrolle über mein Tier.“

Während Seresa durch den Raum ging blickte sie in die grünen Augen ihres Bruders im Blute. Sie war sich nicht sicher, ob sie jemals mit ihm über diese Nacht und ihre eigenen Gedanken dazu offen gesprochen hatte. Auch wirkte es in diesem Moment mehr, als würde sie ihm die Geschichte erzählen und nicht dem anwesenden Kappadozianer.

„Der rote Schleier hatte sich von einem Moment auf den nächsten über meine Augen gelegt und das Tier bemächtigte sich meiner gänzlich. Es drängte mein gesamtes Wesen in den Hintergrund und entriss mir jegliche Kontrolle. Ich war gänzlich unfähig etwas zu tun. Eine zum Zusehen verdammte Gefangene in meinem eigenen Körper. Wäre Gaius mit seinen Mannen nicht wie ein Engel aus dem Nichts erschienen, so wäre es Sousannas Asche gewesen, welche an meinen Fänge geklebt und meinen Mund gefüllt hätte.“

Die Brujah pausierte für einen kurzen Moment.

„Durch meine Tat wurde ich dazu gezwungen in Genua zu verweilen, denn ich hatte mein Wort gegeben nicht zu versuchen meiner Strafe zu entfliehen und ich halte mein Wort.“

Seresa hatte ihren Bruder im Blute erreicht und ihre braunen Augen lagen inzwischen offen und ruhig in den Grünen von Ajax. Auch ihre Stimme hatte etwas der Angestrengtheit verloren, ganz so als würde es sie sehr entspannen ihm Dinge erzählen zu können.

„Im Jahre 1004 anno Domini wurde von ihrer Majestät Totila bei Hofe das Urteil über meine versuchte Vernichtung gegenüber Sousanna gesprochen. Das Urteil lautete: Freispruch. Unabhängig persönlicher Absprachen wurde mir ein großer Gefallen gegenüber Sousanna und ein kleiner gegenüber Gaius auferlegt, da meine Tat laut der Anklage bedenklich gewesen ist.“

Sie pausierte für einen Moment und blickte kurz um Zustimmung suchend zu ihrem Clansbruder.

„Dies ist was vordergründig geschah, werter Galeno.“

Sie wandte sich langsam um, um auf den Kappadozianer zu blicken, während sie neben Ajax stand und weitersprach. Ihre Hände lagen inzwischen wieder aufeinander. Der Anblick Ajaxs schien auf sie eine beruhigende Wirkung gehabt zu haben, trotz dessen offenkundiger ´Verstimmung´.

„Hintergründig habe ich mir allein durch meinen Kontrollverlust gegenüber Sousanna die Verärgerung von...“

Seresa blickte kurz auf ihre Hände, um nachdenklich zählend die Finger durchzugehen.

„Etwa zehn Vertreter unserer Art auf mich gezogen. Zumindest von Jenen von welchen ich weiß. Die wahre Zahl wird weitaus höher liegen. Einige von ihnen hätten wohl weitaus drastischere Maßnahmen gefordert, weshalb ich stark annehme, dass ich nicht nur ein mir gewogenes Schicksal besaß, sondern dass stattdessen weit mehr als eine Person - ohne mein eigenes Wissen darüber wer - schützend ihre Hand über mich und mein Dasein gehalten hatten, um schlimmeres zu vermeiden. Zumal - so ich Gaius Worten glauben schenken mag und damals eine Verurteilung durch den ehemaligen Seneschall Maximinianus stattgefunden hätte - mein Leben verwirkt gewesen wäre. Laut ihm hätte mir womöglich die Vernichtung gedroht oder hundert Jahre in Starre in Volterra oder einer der anderen Hochburg des Etruskerbundes. Etwas was bei einer - nach Ansicht einiger Könige - verdorbenen Blutlinie wie der Meinigen, wahrlich keine erbauliche Aussicht gewesen wäre.“

Ihr Blick wanderte kurz zu Ajax. Sie wollte ihn und seine Autorität offenkundig nicht untergraben, doch sie wollte auch versuchen, Galeno klar zu machen, was Ajax ihm gerade eigentlich sagen wollte. Entsprechend rückversicherte sie sich mit ihrem Blick, wann es besser war zu schweigen. So Ajax sie nicht mit einem Zeichen unterbrochen hätte, wäre Seresa den Mönch angesehen und wäre fortgefahren.

„Ich weiß nicht, ob es zu Schwierigkeiten in Eurer einstigen Domäne auf Grund Eures Zustandes kam, weshalb Ihr sie verlassen musstet. Auch nicht, ob es Euer gänzlich eigener freier Wille war die Euch schützenden Mauern der Priorei zu verlassen. Ich weiß nicht, weshalb Ihr Euch in der Domäne Genua befindet. Ob sich Euer Erzeuger einen wahrlich schlechten Scherz mit Euch erlaubte in dem er Euch wegschickte oder ob sonstige Mächte - welche Ihr Spiel mit einem Jeden von uns spielen und es nicht gut mit Euch meinten - Euch nach Genua brachten. Was Ihr meiner Ansicht nach nicht verstanden habt ist, werter Galeno, dass Ihr ein ernsthaftes Problem habt. Eines, welches weit über Eure Annahme hinausgeht, dass nichts schlimmes geschehen ist. Eines, welches mit der Grund für die Leidenschaftlichkeit meines Bruders im Blute und meine eigene ist.“

Seresas Stimme klang ernst und wohl auch etwas besorgt.

„Ich hoffte, dass Ihr mit Euren Clansgeschwistern eine akzeptable und praktikable Lösung finden würdet, weshalb ich davon abgesehen hatte, Euren Zustand und meine Bedenken diesbezüglich an die entsprechenden Ämter der Domäne zu melden. Nun jedoch…“

Ihre braunen Augen wanderten kurz zu Ajax, bevor sie wieder zu Galeno geblickt hätte und den Kopf schüttelte.

„Weder Ajax noch ich wollen Euch etwas Böses, doch was denkt Ihr würde geschehen, so Ihr auf offener Straße zusammenbrecht? Ein unkontrolliert zuckender, auf dem Boden liegender Mönch. Was denkt Ihr macht dies für einen Eindruck auf Sterbliche? Gerade in Zeiten und in einer Stadt wie Genua, in welcher sich in den letzten Jahren die Gerüchte über den Teufel häuften. Euer Zusammenbruch könnte Euer Todesurteil sein, denn ich bezweifle, dass Luciano einen wütenden Lynchmob von Menschen von Euch fernhalten, geschweige denn sie davon überzeugen könnte, dass nicht gerade der Teufel in Euch gefahren ist.“

Wieder wanderten ihre braunen Augen zwischen dem Brujah und dem Kappadozianer hin und her.

„Was, wenn Luciano von Euch abgedrängt wird und sich ein Sterblicher über Euch beugt? Bedenkt, welch Blutbad Ihr unwissentlich und unwillentlich womöglich anrichten könntet. Selbst wenn Ihr allein mit ihm wärt, glaubt Ihr allen Ernstes ein Sterblicher wäre den Kräften gewachsen, welche unsere Körper entwickeln können, so wir der Raserei anheimfallen? Ich hatte Euch damals in der Martinsfeste einzig niederhalten können, weil ich mich nicht vor den ausgefahrenen Fängen eines rasenden Vertreters unserer Art fürchte und ich im Umgang darin geübt bin. Weil das Blut Brujahs meinen Körper und Ajax mich stärker gemacht haben und weil ich nicht gezögert hätte Euch ruhigzustellen, so es hätte sein müssen. Luciano indes ist an Euch gebunden und ich bezweifle aufrichtig, dass er den Kräften und dem Verlangen Eures Tiers gewachsen ist. Davon ab erklärte ich Eurem Diener heute bereits - während ihr noch in Eurem Zustand gefangen wart - dass sich Vertreter unserer Art nur äußerst selten etwas von einem Sterblichen sagen lassen. Was denkt Ihr würde passieren, wenn Jemand weniger körperliches und geübtes wie Ajax oder ich, sondern beispielsweise Sousanna oder Avelina sich über Euch beugen würden? Die gutgemeinten Warnungen Lucianos ignorierend, um nach Euch zu sehen. Was wenn Ihr dann der Raserei anheimfallt? Wollt Ihr wahrlich mein Schicksal teilen?“

Seresa schüttelte leicht den Kopf und schwieg dann. Erneut blickte sie zu ihrem Bruder im Blute, bevor sie dankend ihr Haupt vor Ajax neigte und mit gesenktem Kopf etwas von ihm zurücktrat, um ihm das weitere Gespräch mit Galeno zu überlassen.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Nubis »

Während Seresa ihre Geschichte erzählte, hörte er intensiv zu und vergrub allmählich seine Hände im Stoff seiner Robe. Sie ballten sich zu Fäusten und wirkten gegen Ende ihres Vortrages so, als wenn sie gleich den dicken Stoff zerreissen würden.
Der Stoff hielt alledings die geringen Kräfte des jungen Kappadozianers stand.
Er biss merklich die Zähne zusammen, denn während Seresa sprach, wallte in ihm der zurückgestaute Frust über seine Situation auf.

Es war kein Ärger darüber, dass er zum Vampir geworden war, nein, denn das war ein Geschenk gewesen. Die Prüfung, die Anfälle...auch diese waren nicht der Grund für seinen Unmut, denn sie hatten eine tiefere Bedeutung, waren ihm sicherlich aus einem guten Grund gegeben. Ansonsten hätte er wohl nur einen Anfall, ohne Visionen und keine solche Vorhersehung. Auch davon war er überzeugt und liess nicht daran rütteln.

Seine Wut richtete sich gegen eben jene Kainiten, die ihm offensichtlich wirklich schaden wollten. Nicht gegen seinen Prior, aber gegen jeden sonst, der das grössere Sagen hatte. Gegen jene, die um seinen Zustand wussten und ganz bestimmt auch über die Probleme, die er hier damit haben würde. Seinem Wunsch entgegen sollte der Aufenthalt in Genua länger wären, viel länger, als eine Pilgerreise normalerweise abvelangte.

Und nun sass er hier. Seine Problematik vor Augen gehalten, wieder alles nach oben befördernd, was ihn seit der ihm gestellten Aufgabe, seit dem Fortgang aus der Priorei, so sehr anwiderte.
Er hasste es ein Spielball solcher Mächte zu sein, die ihn einfach nur verrauchen wollten. Er war doch von Vornherein nicht dieser Aufgabe gewachsen gewesen.
Er hätte in der Einsiedelei bleiben sollen.

Er schlug die Augen nieder, die Brauen waren stark zusammengezogen, der ganze Körper sah so aus, als würde er erneut krampfen wollen.

„Ob ich dieses Schiksal mit euch teilen will, oder nicht, liegt doch gar nicht wirklich in meiner Hand. So oder so ist dieses ganze Spiel doch ohnehin nichts wert. Ich war glücklich in der Priorei, in der ich lebte, in der ich starb und in der mir ein neues Leben geschenkt worden war. Auch wenn es dieser goldene Käfig war, so stimmte er mich zufrieden und ich wünschte mir oftmals, dass ich nie von dort weggemusst hätte.

Diese Anfälle lassen sich nicht einfach abschalten und das wäre auch fatal, dies zu versuchen. Man würde in etwas eingreifen, was wir nicht verstehen können und in all den Jahren, seit ich Kainit bin, hat mein Clan wohl auch mein Klan dies genauso gesehen. Sie sind wichtig...sie lassen mich sehen...schreckliches..aber es ist wichtig. Die Deutung ist wichtig....für uns alle. Sie hätten sonst schon längst etwas in diesen letzten paar Jahren unternommen.

Ich war glücklich mit meiner Arbeit, die ich tat, mit meinem Studium und doch waren andere der Meinung, dass ich wohl für höhere Dinge genutzt werden kann. Mir wurden Aufgaben aufgetragen, für die ich keinerlei Qualitäten aufweise, ausser, dass ich ein Mönch bin und entbehrlich...

Ich wurde schon lange in den endgültigen Tod geschickt. Wie er mich ereilen wird, ist noch fraglich. Ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass ich ihm nicht entfliehen kann, wie ein dunkles Schiksal lastet es auf mir, denn egal, was ich entscheide, es würde unweigerlich dazu führen, oder zu etwas, was eine Tode entspricht, vielleicht sogar noch schrecklicher ist.

Und ich hasse diejenigen, die diese Entscheidung für mich gefällt haben. Man wollte mir sicher nichts Gutes, als man mich hier her schickte und das zudem völlig unvorbereitet.
Trotzdem wollt ich es versuchen, meinen Weg finden, um vielleicht sogar einen Weg aus dieser Misere zu finden...doch ...“


Er knurrte tatsächlich leicht, ein Knurren tief aus der Kehle, was so gar nicht mit seiner lieblichen Stimme harmonierte. Sein Blick fiel zur Tür, er stand auf und verneigte sich sowohl vor Seresa, als auch vor Ajax tief.

„Ich sollte gehen. Bitte entschuldigt, dass ich eure Zeit gestohlen habe. Es wird besser für Genua sein, wenn ich mich der Dämonen, die mich schickten, stelle, als hier noch weiter zu verweilen, womöglich die Stille zu brechen, oder von meinem eigenen und mir doch fremden Klan noch weiter ausgenutzt zu werden.“
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Ajax »

Ajax stieß einen leisen Pfeifton durch die Zähne aus als der Kappadozianer seine Ansprache beendet hatte. Ein schmunzeln war auf sein Gesicht getreten. Er verkannte den Ernst der Lage keineswegs, doch er schien genau zu wissen was er sagen wollte und es schien ihn noch mehr zu erheitern.

"Den Teufel werdet ihr tun werter Galeno und Genua sang und klanglos verlassen um euch in irgend einer Höhle in Selbstmitleid zu ertränken. Die unangenehmen Dinge zuerst. Ich werde diesen Vorfall ihrer Majestät und dem Mondsenat melden müssen. Vielleicht ist es auch möglich den Kastellan darüber zu informieren und dieser wiederrum überträgt die Information an den Mondsenat:" der Schalk lag in Ajax Augen.

"Ich werde außerdem in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Tatsache legen müssen, und vor allem dafür sorgen das dadurch die Stille nicht gebrochen wird. Ihr solltet also tunlichst genau vermeiden, dass euch eines der Sethskinder bei einem Anfall sieht und ihr es anfallt. Dann seid ihr tatsächlich verwirkt." er lachte, doch das Lachen klang makaber und abgehalftert.

"Was haben eure Visionen bisher wichtiges hervorgebracht werter Galeno, das die Klappergerüster so erregt hat, dass sie zum Totentanz aufgerufen haben? Fühlt ihr euch missbraucht, belogen und hintergangen? Was macht ihr wenn euch sowas widerfährt Galeno....was macht ihr?!" etwas forderndes lag in seiner Stimme.

Ein kurzer Blick streifte Seresa und sie konnte erahnen was ihr Bruder vorhatte.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Nubis »

Galeno legte den Kopf schief. In einer Höhle wollte er sich weiss Gott nicht verkriechen.
Generell machte ihm Ajax gerade wirklich etwas Sorge, denn er zeigte Reaktionen, ein Mimikspiel, welches Galeno schlecht dem zuordnen konnte, was er sagte oder meinen könnte.
Ausserdem wunderte es ihn, dass Ajax offensichtlich versuchte ihn....hier zu behalten? Wozu?

Der grüblerische, stark verwirrte Ausdruck fand kein Ende und wechselte stetig zwischen Ajax und Seresa hin und her, vor allem, wenn der Brujah seine Schwester im Blute ebenfalls an sah.

"Ich hätte nicht vor mich zu verstecken und in Selbstmitleid zu verfallen...Jegliche Form von Mitleid ist mir fremd..."
Erneut folgte ein leichtes Knurren, allerdings weniger kehlig, als das erste und eher seinen Unmut kund gebend.
"Ich hätte vor Genua zu verlassen, weil ich hier für jedermann eine Gefahr darstellen würde...über kurz oder lang..."
Er senkte den Blick zu Boden.
"Ich würde in meine Heimat zurück kehren und meine Strafe dort empfangen. Die Strafe für unerledigte, verweigerte Aufgaben fallen in Florenz auch nicht milde aus. Dafür wird schon alleine der sehr verehrte Senechall sorgen, denn er wird wohl kaum so etwas in seiner eigenen Blutlinie dulden."

Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und begann ein klein wenig im Raum herumzulaufen, keine grossen Schritte, eher Kreise ziehend. Er dachte nach.

"Was erwartet mich hier, wenn alle davon wissen? Kann ich mich dann nicht gleich pflocken und, oder mich irgendwo wegsperren lassen? Und der Mondsenat...nun, dann werde ich sicher erst gar nicht aufgenommen. Also werde ich ohnehin Genua verlassen müssen. Was nützt es dann, noch Fürsprecher zu haben?"

Er blieb stehen und blickte Ajax wieder ernst an.
"Wohlwerter Ajax, was bitte wollt ihr von mir? Zum einen sagt ihr zu mir, ich soll nicht offen schlecht reden, ich soll aufpassen, da ich Mächte verärgern könnte, mit denen ich nicht fertig werden würde.
Und nun fragt ihr mich, was ich tun würde?

Ich bin zu jung und zu schwach, um etwas zu unternehmen...ich könnte nur auf etwas hinarbeiten, aber das geht wiederum nicht, wenn ich nichts hier erreichen kann, wenn ich meine Aufgabe hier nicht erfüllen kann, wenn ich keine Verbündeten für eine bestimmte Sache finden kann. Und das wird alles nichts, wenn ich abgewiesen werde....und danach sieht es doch nun aus."


Er schüttelte mit dem Kopf, wurde leiser, aber nicht weniger energisch und wütend klingend. Die Lautstärke war so angepasst, dass man hoffentlich nur im Raum selbst die Worte des jungen Mönches vernehmen konnte, also schon beinahe ein Flüstern.
Er war ziemlich angefressen, aber auch sichtlich uneins mit sich und hatte gerade so gar nichts von dem sonst so demütigen Mönch, der so bescheiden war und freundlich, leicht naiv und vielleicht sogar unschuldig, sofern es das bei Kainiten überhaupt gab.
Er mochte sagen, dass er gerade mit seinem dunklen Kern eine Art gemeinsames Denken hatte.

"Ich würde es ihnen gern vergüten, dass sie mich hier her schickten und mir im Grunde das Liebste nehmen wollten oder dies vielleicht sogar schon getan haben. Ich wollte mir einen Mentor suchen, wenigstens einen, um ein besseres Gespür auch für Politik zu erlangen. Ich wollte Genua dienlich sein, weil es eine Stadt ist, in der ein Neuanfang möglich ist, in der ich vielleicht noch irgendwie selbst bestimmen kann, welche Rolle ich spielen könnte...vielleicht. Es würde womöglich eine Weile dauern, dass mich der Arm meiner Heimat greifen kann und ich könnte es geschickt angehen, sodass alles unter dem Deckmantel der mir ehemals gestellten Aufgabe liegen könnte. Ich müsste dafür vieles lernen und womöglich sogar meinen derzeitigen Pfad verlassen, aber ...."

Er blickte zum zerschmetterten Tisch.

"In letzter Zeit habe ich oftmals das Bedürfnis, ebenfalls einen Tisch gegen eine Wand zu schleudern, auch wenn dies ein Mönch nicht tun sollte. Nur sind meine Kräfte zu gering und ändern würde es auch nichts."

Er blickte wieder zu Ajax.
"Wenn ich eurer Meinung nach doch hier bleiben soll, dann bitte, ich würde gern mit dem Kastellan vorher über diese Dinge reden. Ich wollte mich ihm ohnehin demnächst vorstellen. Würdet ihr dies akzeptieren?"
Seine Augen musterten Ajax mit dieser vorsichtigen Frage in ihnen.

"Was die Visionen anbelangt, so sehe ich unser aller Ende. Immer wieder etwas anders, jedes Mal mit symbolischen Vorzeichen, Hinweisen, Orten und Personen oder Kreaturen. Und ich bin mir sicher, dass mit genug Zeit und Erfahrung, ich diese Visionen vielleicht wirklich deuten kann. Ich bin überzeugt, dass sie mir gegeben wurden, um dieses Schicksal von uns allen zu verhindern, sobald es eintrifft. Ist es nicht wert dies deuten zu lernen?"
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Seresa
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte den ersten Ausführungen des Kappadozianers ruhig zugehört, erst als er davon sprach zu gehen, war ihr Blick kurz auf Ajax gewandert, um dessen Reaktion auf die Worte Galenos aufzufangen und zu entscheiden, wie sie weiter darauf reagieren würde.

Ajaxs gezeigtes Verhalten sorgte dafür, dass Seresa noch einen Moment an Ort und Stelle verweilte, bevor sie lautlos wie ein Schatten ihrer selbst und ohne jegliche Eile wieder an ihre vorherige Position neben der Tür zurückschritt. Ganz die geübte, dezente und unauffällige Schreiberin, welche sie war und welche zwar da war, aber selbst in diesem Moment nicht von Bedeutung oder gar von Belang war und um diese Tatsache nur allzu gut wusste. Ajaxs Blick - als dieser geendet hatte - fing Seresa auf. Da jedoch auch Galeno auf sie blickte, erschien in ihrem Gesicht keine weitere Regung. Was Galeno jedoch auffiel war, dass sie insgesamt nachdenklich wirkte, Ajax Ansage jedoch durchaus genauso sah und sogar leicht nickte, als es um das Nichtweglaufen ging.

Der restlichen Erzählung von Galeno hörte sie schweigend und weiter nachdenklich zu, während sie ab und an auf Ajax blickte, bevor sie wieder schweigend zu dem Kappadozianer zurücksah.
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Ajax »

Minuten verstrichen in denen Ajax den Kopf hin und her wiegte. Seine Fangzähne waren ebenfalls nicht mehr zu sehen. Ein gutes Zeichen oder die Ruhe vor dem Sturm? Seine Aufmerksamkeit galt nun komplett Galeno.

Nur zwei Worte waren es mit denen Ajax das Schweigen bracht.
„Richtige Antwort.“ und damit überließ er den Kappadozianer ein weiteres mal sich selbst und seinen Gedanken. Die zweite Antwort würde jedoch nicht so kurz ausfallen.
Ich werde versuchen alle eure Fragen zu beantworten. Erstens. Verwechselt niemals die Fähigkeit seine eigene Unfähigkeit in einer Drucksituation , einem Geflecht von Verpflichtungen oder gegenüber Mächtigeren einzugestehen mit dem Fehlen eines Plans für den Zeitpunkt wenn man sich Selbst zu neuen Höhen aufgeschwungen hat.“ die alten vergaßen oft, dass die Zeit auch für die Jüngeren arbeitet.

Zweitens solltet ihr niemals einen Zustand akzeptieren der euch nicht zufriedenstellt. Ihr denkt also ihr wäret für Jedermann eine Gefahr? Und deswegen wollt ihr Genua verlassen? Ihr seht eure Strafe schon als gegeben an bevor sie euch überhaupt getroffen hat. Wäre es nicht viel besser etwas an der Grundsituation zu ändern? Wir haben schon festgestellt, dass ihr nichts an eurem Zustand ändern könnt, zumindest nichts was in unserer Macht stünde. Doch die äußeren Umstände sind änderbar. Trainiert eure Selbstbeherrschung und Willenskraft sodass ihr dem Beginn des Anfalls länger widerstehen könnt. Ich könnte euch Männer zur Seite stellen, die euch wenn ein Anfall bevorsteht in Sicherheit bringen. Weg von den Augen der Sterblichen, und weg von den gierigen Fangzähnen unserer Art. Das sind nur einige Ideen. Ihr müsst anfangen Möglichkeiten anstatt Hindernisse zu sehen!“ der Nachdruck seiner Worte war unverkennbar. Er war nicht unschlüssig, ohne Hast und mit aber mit Führung hatte dieser Kainit Potential. Er musste nur dafür Sorgen, dass er jetzt nicht die falsche Entscheidung traf.

„Ihr wollt es ihnen also vergüten? Dann sorgt in Gottes Namen gefälligst dafür, dass ihr in der Lage seit dies zu tun wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Eure Zerissenheit ist offensichtlich. Ihr hängt noch zu sehr an eurem alten Leben.An alten Traditionen und alten Regeln die euch andere auferlegt haben. Ist es nicht Zeit anzufangen nach euren eigenen Regeln zu leben und sei es zuerst nur in eurem Kopf. Die Art und Weise wie wir die Welt sehen wird bestimmt durch uns selbst. Glaube, Moral, Verbundenheiten aus eurem alten Leben machen euch klein. Sie sind die Schlingen mit denen sie euch von wahrer Größe abhalten. Der Gedanke sie könnten euch das Liebste genommen haben oder nehmen macht euch klein. Wisst ihr denn mit Sicherheit dass es für immer und ewig euer Liebstes sein wird?!“ kurz stockte der Brujah, irgendetwas schien ihn davon abzuhalten an dieser Stelle fortzufahren. Hatte er zu viel gesagt?

Auf seiner eigenen Ebene konnte Ajax Galeno verstehen. Doch erst seit kurzem. Seine eigenen Worte hatten ihm Angst gemacht. Er wollte nicht das es etwas wertloses, austauschbares war. Es kostete ihn wenige Sekundenbruchteile jedoch viel Willenskraft um wieder aus seinem Kopf zurück ins Gespräch zu finden.

„Warum sollte ein Mönch keine Tische schleudern dürfen? Hat der Herr persönlich diese Regel aufgestellt? Und muss er das überhaupt? Seht meine folgenden Worte als Inspiration. Wenn ihr in eine Birne beißt erwartet ihr auch nicht das diese nach einem Apfel oder einer Feige schmeckt oder? Statt eure Schwächen zu beklagen solltet ihr eure Stärken fördern. Und braucht man wirklich die Zeit selbst biegende Geschwindigkeit wenn einem Pest und der Tod Untertan ist? Ebenso verhält es sich mit euren Anfällen. Habt ihr schon einmal probiert aus eurer Not eine Tugend zu machen? Die Anfälle gewollt hervorzurufen und noch tiefer in die Visionen einzutauchen? Vielleicht sogar zu beeinflussen? Stellt euch vor Kainiten würden zu euch kommen um eine eurer Prophezeieungen wahrhaftig mitzuerleben. Bücher die euren Namen tragen in denen das Weltenende überliefert wird. Ihr wäret nicht mehr mit einem Makel versehen sondern mit einer Gabe...“ schlussendlich wurde er still, doch die Tür zur Interpretation stand sperrangelweit offen. Ajax lehnte sich wieder an die Wand nachdem sich für die Dauer seiner Antworten von ihr gelöst hatte.

„Was ist euch eure Zukunft und euer Leben hier Genua wert Kappadozianer? Ihr werdet den Wert meines Schweigens zu schätzen wissen und angemessen vergelten, so ich eines Nachts auf euch zu kommen werde. Ich werde diese Dankbarkeit nicht wie ein Schacherer verhökern und sie soll eurem Ziel nicht im Weg stehen. Das ist mein Angebot. Nehmt an und ich werde euch euer Gespräch mit dem Kastellan haben lassen. Ebenso kann ich noch ein bisschen warten bis überhaupt jemand davon erfahren muss. Ich habe gesagt ich muss es melden. Doch „unverzüglich“ ist für Unsere Art ein dehnbarer Begriff, außerdem wurden bisher ja noch keine Gesetze Kains gebrochen. Ihr habt die richtige Einstellung , etwas das man immer seltener trifft und dadurch bin ich gewillt in eurem Sinne einige Entscheidungen zu treffen, dennoch werdet ihr um ein Lehrgeld nicht herumkommen“ der Liktor zuckte mit den Schultern, wenn der Kappadozianer die Chance nicht wahrnahm war er es sowieso nicht wert.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Nubis »

Es wirkte so, als wenn des Brujahs Gemüt sich wieder stark zu beruhigen schien, jedoch war sich der junge Mönch nicht sicher, ob es wirklich an dem war. Kritisch beäugte er Ajax. Was wollte er von ihm? Was hatte ihn gerade beruhigt oder zumindest veranlasst ruhig zu wirken. Würde er ihn zappeln lassen und dann doppelt so stark zuschlagen? Hatte er von dem Brujah mehr, als nur den Tod zu erwarten? Doch warum beschäftigte sich der Krieger überhaupt noch mit ihm. Hatte er doch noch Interesse an ihm oder war es nur, weil er vielleicht doch den Kappadozianern irgendwie schaden wollte?

Doch Galenos Augen wurden größer, je mehr er von Ajax Worten vernahm. Er gab ihm da gerade Ansatzpunkte, Motivationen, versuchte ihn aufzubauen, Kraft zu geben. Dies auf seine Art...aber er tat es und Galeno verstand es, wollte es nur Anfangs nicht ganz glauben. Das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung wurde gerade in eine Richtung geschoben, in der Ajax, zumindest für diesen Moment viel gab, aber erst einmal nichts verlangte.

Er könnte diese Hinweise nehmen und dankend das Angebot ablehnen, welches ihm der Liktor da gerade unterbreitete. Er könnte sich andere suchen und die Ideen umsetzen, ohne dass er Ajax dafür danken müsste. Vielleicht würde ihn Ajax auch nicht gehen lassen mit alle dem, aber die Möglichkeit lag im Raum. Ihm wurde eine Wahl gelassen.

Es war alles klar und doch recht verwirrend.

So ging er in sich, dachte über die Worte weiter nach, versuchte abzuwägen, was nun genau seine Rolle sein würde, was ihm die Zukunft für Möglichkeiten bot und ob er wirklich jemandem irgendwann etwas heim zahlen könne.
Auch hatte er nie darüber nachgedacht, dass er die Prüfung als eine Gabe auch anderen als solche verkaufen könnte. Daran hatte ihn sein Denken für die Gemeinschaft bisher abgehalten, seine Demut, die er lebte. Es würde ihn stark in den Vordergrund spielen und das hatte er nie gewollt. Er hatte bis vor Kurzem diese Anfälle noch gefürchtet und nicht verstanden. Erst vor ein paar Jahren war es dazu gekommen, dass er sich mehr damit beschäftigte.

Während er so in Gedanken versunken war, starrte er Ajax ohne ein Blinzeln an, wirkte wie eine leblose Puppe im Raum, die Hand ans Kinn gelegt, die Brauen etwas enger zusammen gezogen.

Doch dann bewegten sich die Augen, schienen sich neu zu fokussieren, suchten direkt den Blick von Ajax. Er blieb ernst, doch in der sanften Stimme klang noch Dankbarkeit hervor.

"Ja, ich bin zerrissen, befinde mich gerade in einer Phase, in der ich wohl oder übel entscheiden muss, was ich möchte und bis eben hatte ich auch das Gefühl mit alle dem alleine da zu stehen. Es gab zwar schon den einen oder anderen, der mir einen guten Rat gab," Dabei blickte er auch zu Seresa, "Jedoch nie das Gefühl, dass es wirklich von Bedeutung ist. Aber ich hatte dies auch nicht erwartet... Schließlich ist sich bei den Kainiten jeder selbst der Nächste. Selbst meinen Geschwistern im Blute scheint es egal zu sein, ob ich da bin oder nicht...manches Mal wirkt es sogar so, als sein man eine Bedrohung des eignen Clans oder wird als solche empfunden. Sich dann noch gegen andere zu behaupten ist schwer und ich war mir unsicher, ob ich es überhaupt wert bin, hier bleiben zu können. Seit ich überlegt habe, was ich machen kann und was nicht...ist es so, als würden zwei von mir existieren. Derjenige, der etwas erreichen will und hier bleiben möchte und derjenige, der sich für ungeeignet hält und dies sich auch eingestehen will."

Er machte eine kurze Pause.

"Doch... doch nun bin ich hier und höre eure Worte... Und auch wenn es seltsam klingen mag, so scheint ihr wohl etwas in mir zu sehen, was in Zukunft wahrscheinlich genutzt werden kann. Eben nicht völlig unwichtig, sondern von Wert, dass man derlei Worte spricht und Gefälligkeiten in Aussicht stellt. Es gibt sicher einige, die es nicht schätzen würden, sich in derartige Abhängigkeiten zu begeben, die Angst davor hätten ausgenutzt zu werden...

... jedoch... es zeigt auch, dass ihr ein gewisses Interesse an mir hegt. Dass ihr mir Möglichkeiten gebt und weitere geben wollt, um mich in Genua zu halten...um etwa aus mir zu machen, was ich noch nicht bin, aber wahrscheinlich sein kann."


Er bewegte sich langsam, aber mit kräftigen Schritten auf Ajax zu, blieb vor ihm stehen, verneigte sich tief und bewies ihm damit seinen größten Respekt.

"Ich danke euch für die Worte. Diese Angebote, sowohl das Stillschweigen über meinen Anfall, wie auch diese, die ihr nicht unbedingt direkt als solche formuliert habt, ehren mich sehr. Ich wäre ein Tor, wenn ich diese ablehnen würde. Ich wäre einer...dies wegzuwerfen, was ihr in mir sehen mögt. Ich nehme eure Unterstützung gern an und zahle auch den nötigen Preis dafür."

Da gab es kein wenn und aber für ihn.

"Mein Clan wird dies nicht mit Wohlwollen sehen, doch wie ich euch schon sagte, so sehe ich mich trotzdem als jemanden, der seinen Weg gehen und nicht ohne nachzudenken blind dem des Clans folgen sollte. Am Ende dient es zur Stärkung meiner Position, also auch der meines Clans. Angreifbar bin ich keinem eine Hilfe.

Ich möchte gern auch meine Willenskraft und meine Beherrschungsfähigkeit steigern, um weniger für die Stille eine Gefahr darzustellen...gleichzeitig habe ich auch vor...auch wenn ich nie ein besonders guter Kämpfer werde, genau in diese Richtung ein Training zu absolvieren.

Ich kam zu euch wegen des Erlernen der griechischen Sprache...doch denke ich, dass dies Zeit haben wird. Wichtiger scheint mir erst einmal, dass ich mich hier besser behaupten kann. Denn auch meine Arbeit in Bezug zu meiner Aufgabe wird sicherlich dies erfordern.
Würdet ihr euch dazu bereit erklären und in dieser Richtung mein....Lehrer oder Mentor werden wollen?"

Als er diesen Wunsch äußerte, ging er in eine bittende, demütige Haltung über, wie er es auch vom Umgang mit seinen Lehrern gewohnt war. Kopf gesenkt, leicht den Körper vorwärts gekrümmt, sogar die Augen nur leicht geöffnet und den Boden fixierend.
Und so wartete er Ajax Entscheidung ab.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Gesperrt

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