[1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

[August '18]
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Avelina di Braida
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[1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Der Winter hatte Einzug gehalten in Genua, und in einer dieser kühlen Nächte traf Bruder Luciano, der freundliche Begleiter Galenos in der Villa di Fiori ein. Avelina saß am Schreibtisch, neben sich die junge Benite, die der Mönch bereits kennengelernt hatte. Sie war – im Gegensatz zu der Padrona - in eine Decke gewickelt und hatte eine dampfende Tasse vor sich.

„Ah, Bruder Luciano. Schön euch zu sehen. Ihr bringt Nachricht von Signore Fiore? Ihr könnt frei sprechen, Benita ist eingeweiht.“

„Nhtag, Bruder Luciano...“ meinte Benita ein wenig näselnd und führte sich gleich wieder die Tasse an die Lippen.

Und so lauschten sie der Nachricht...
Werte Avelina,

ich habe euch noch keine Liste mit Materialien zukommen lassen, da ich höchstselbst diese gesammelt habe und mitbringen werde.
Unsere erste Lektion wird vorerst Theorie mit Anschauungsmaterial beinhalten.

Falls möglich, um mit frischem Material lehren zu können, würde ich die Stunde gern an dem morgigen Abend oder dann in 2 Nächten durchführen. Falls dies nicht möglich ist, werden die Materialien anderweitig Verwendung finden.
Bitte gebt mir Bescheid, ob es euch passen wird, oder ob ihr eine andere Zeit bevorzugt.

Für eine der kommenden Lektionen hat sich übrigens eine gemeinsame Freundin dazu bereit erklärt, uns zu unterstützen. Mehr dazu dann aber bei unserem Treffen.

Ich freue mich auf das baldige Wiedersehen.
Mit besten Grüssen Galeno Fiore
Ein wenig verwirrt hatten sich die Brauen in die Höhe geschoben.
„Eine Freundin? Nun... ich würde euch ja fragen, doch offensichtlich wünscht Signore Fiore vorerst nicht näher darauf einzugehen. Richtet ihm doch bitte aus er kann gerne vorbei kommen. Ich halte mir die morgige Nacht frei und ich bin sehr gespannt auf jenes Anschauungsmaterial.“ sie tat der Höflichkeit genüge, wenngleich die Formulierung 'Anschauungsmaterial' ihr ein wenig Angst machte, wo sie doch wußte von wem sie kam. Es konnte so ziemlich alles beinhalten, von Kräutern, über ein Gefäß voller frischer Innereien, bis hin zu einer toten Katze oder gar einer verwundeten Sterblichen, da war sie recht sicher.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Luciano hatte kurz Benita gemustert. Sie schien ein wenig mehr vom Winter eingenommen und wohl an einer Erkältung zu leiden. Er lächelte ihr zu, während Avelina die mitgebrachte Nachricht las. Vielleicht sollte Galeno etwas mitbringen, was dagegen helfen konnte.

"Ja, mein Bruder wird da wohl selbst darauf eingehen, wenn er es denn möchte." antwortete ihr Luciano ruhig. "Ich richte es ihm aus. Ich denke, er wird sich freuen, dass ihr so früh schon Zeit finden konntet."

Er verabschiedete sich sogleich wieder, da auch ihn noch einige andere Pflichten auferlegt wurden. Unter anderem hatte er dann unter Anweisung Gelanos die Mitbringsel noch vorzubereiten.

Tatsächlich dauerte es den Rest der Nacht, um alles fertig zu packen, denn es sollte gut anschaulich präsentiert werden.

So traten in der Folgenacht wieder zwei Mönche vor die Tore der Villa und meldeten an, dass sie erwartet wurden. Dieses Mal hatte Luciano ein gut gepacktes Bündel dabei. Galeno trug nur ein kleineres mit Wachstafeln und Pergamenten, sowie einem separaten Beutelchen aus Leinen.
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Wachen an den Toren waren offenbar instruiert, und so wurden die beiden Mönche umgehend eingelassen. Die Tür wurde ihnen von Sophia geöffnet, die nach einer standesgemäßen Begrüßung auch sofort freundlich nachfragte, ob sie den Herren etwas abnehmen dürfe.

„Die Signora meinte ihr bräuchtet einen Platz zum arbeiten und ich habe einen Raum dazu vorbereiten lassen. Folgt mir doch bitte.“
Die Mönche wurden durch einen Gang geleitet der an der Küche vorbei führte, und Luciano wehte sicher der ein oder andere verführerische Duft des gerade köchelnden Abendessens in die Nase. Kurz darauf kamen sie in eine Art Arbeitsraum. Mehrere Holztische boten genügend Ablagefläche, einer davon stand in der Mitte, von allen Seiten erreichbar. Auf jenen am Rande standen einige Gefäße die sich sicher zum einkochen einiger Kräuter eigneten, oder zum anrühren von Salben. Dazu hingen noch einige Besenstiele unter der Decke, an denen Haken angebracht waren, an die man Kräuter zum trocknen hängen konnte.
Die Fresken hier waren eher einfacher Natur, lediglich Verzierungen an den Wänden.

An einem der Tische saßen die Padrona und Benita – letztere wieder in eine Decke gewickelt, mit einer Tasse in der Hand und einer schrecklich roten Nase. Avelina hatte ein Buch in den Händen und las gerade laut eine Passage daraus vor.
„Wie ich es dir gesagt hatte. Kamille und Honig. Dabei ist relativ unerheblich ob du Kamille magst oder nicht, schließlich willst du gesund werden. Und vor allem solltest du in Zukunft mehr Orangen essen und dir etwas anziehen, wenn du....“ sie hielt erschrocken inne, als sie sich der Schatten in der Tür bewußt wurde. Sie lächelte verlegen und erhob sich schnell, den Kopf leicht neigend.
„Werter Signore Fiore, wie schön euch wieder zu sehen.“

Auch Benita quälte sich von ihrem Stuhl hoch und verneigte sich tief, etwas schwindelnd dreinblickend, als sie sich wieder aufrichtete. Avelina packte unterstützend ihren Arm und wendete sich etwas leiser an sie.
„Setz dich, das ist in Ordnung.“
Die hübsche, schwarzhaarige junge Frau tat wie geheißen, und die Padrona wendete sich wieder dem Mönch zu.
„Ich hoffe dieser Raum genügt euren Ansprüchen? Natürlich können wir noch etwas ändern, falls das nötig ist.“
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Luciano und Galeno traten ein, grüssten beide Sophia, die direkt einmal etwas sagte und verneinten aber ihr Angebot, ihnen etwas abnehmen zu können.
Galeno kam nicht umhin, sich noch einmal die Fresken anzusehen, an denen sie vorbei kamen und staunte nicht schlecht, als er den Raum sah, den Avelina da für sie vorbereitet hatte. Da mangelte es ja an fast nichts.
Sowohl seiner, wie auch der Mund Lucianos, stand erst einmal offen. Sie waren wirklich überrascht. Da meinte es jemand ernst.

Als Galeno dann Benita sah, die sich aufmühte, schüttelte er mit dem Kopf.
"Werte Signora Avelina di Braida, es freut mich ebenso. Wie ich sehe, haben wir auch gleich ein Versuchsobjekt." Er sagte dies völlig entspannt und frei heraus und nickte Benita zu.
"Und ja, dieser Raum ist...fabelhaft. Ihr habt euch gut darüber informiert, was es braucht. Ich bin beeindruckt."

Dann aber wendete er sich Benita zu, holte aus dem Leinenbeutel ein kleines Kästchen, welches in etwa in zwei aneinander gehaltene Hände passte. Es war aus Holz, völlig schmucklos und besass einen Deckel, den man mit einer Holznadel verschliessen und sichern konnte.

"Ich hörte, dass du dich krank fühlst. Ich habe eine Mischung vorbereitet, die sicherlich Linderung bringen wird. Brühe einen kleinen Löffel davon in heissem Wasser auf und trinke es als Tee mit etwas Honig beigemischt. Mindestens vier Mal am Tag oder mehr solltest du davon trinken. Du kannst ausserdem einen stärkeren Aufguss davon einatmen. Dazu das Ganze etwas in eine Schüssel geben, heisses Wasser hinein und den Kopf drüber hängen, am besten noch ein Tuch darüber, damit die Dämpfe sich nicht im Raum, sondern nur unter dem Tuch verteilen. Gut ein und aus atmen, am besten natürlich das Ganze durch die Nase versuchen. Beides sollte deinen Körper wieder ins Gleichgewicht rücken."
Dann kam er mit seiner Hand etwas näher. "Darf ich deine Stirn berühren? Es wird etwas kalt sein. Allerdings möchte ich sehen, ob du dich hitzig fühlst und wie sehr."

Er sagte dies sehr ruhig und bestimmt, freundlich und doch war seine Stimme das, was Gefühl vermittelte, weniger sein Gefühl an sich. Sie war für ihn einzig eine Patientin. Seine zarte Stimme übertünchte die eigentlich berechnende und eher kalte Betonung etwas.

An Avelina gerichtet meinte er nur: "Die Mischung besteht aus Thymian, Hollunder, Salbei, Kamille, Fenchel, Spitzwegerich und Malve. Einiges davon ist schwerer zu bekommen, als anderes. Das Meiste hatte ich selbst schon gesammelt, was schwer zu bekommen ist, habe ich für meine Forschung ausgeliehen..." Er lächelte leicht. "Oh, und ihr solltet Myrrhe ein wenig räuchern, sofern ihr es besorgen könnt. Auch das wird helfen. Am besten, wenn sie schläft."

Luciano fing derweil an, verschiedene Kräuter auszupacken und an die Haken zu hängen. Er sortierte sie auch nach irgendeinem Muster. Galeno hatte sie vorsichtshalber nicht angefasst, da er nicht riskieren wollte, diese in verrottetem Zustand hier her zu bringen.
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie beobachtete die Reaktion der beiden auf den ausgestatteten Raum mit einem sachten schmunzeln. Wenn sie etwas tat, dann richtig. Dann allerdings verging ihr das Schmunzeln für einen Moment. Auf die Betitelung 'Versuchsobjekt' in Zusammenhang mit ihrer Geliebten, schien sie ein wenig empfindlich zu reagieren, doch sie schwieg vorerst und beobachtete Galeno im Umgang mit Benita, die geradezu ängstlich zu ihr sah, als er fragte ob er ihre Stirn berühren dürfe. Die Hand der Viscontessa wanderte unauffällig zu Benitas Rücken, und streichelte sie aufmunternd, beruhigend. Sie nickte sacht.

Doch dann wandte sie sich vorerst an Galeno.
„Nun, zunächst einmal: die Ausstattung habt ihr Sophia zu verdanken. Sie kümmerte sich seinerzeit stets um meine Verletzungen und hat wohl ein wenig Einblick in medizinische Angelegenheiten. Von ihr weiß ich auch das wenige das ich bereits darüber weiß. Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr etwas mitgebracht habt, das Benita helfen kann.“ sie hielt mit einem sachten Lächeln inne und betonte noch einmal, „Benita ist ihr Name. Sie gehört zur Familie. Sie hat sich wohl eine Erkältung geholt.“

Vorsichtig schaute auch Benita auf und neigte schließlich den Kopf noch einmal. Dann begann sie näselnd zu sprechen.
„Natürlich dürft ihr, Herr. Mir ist... ich friere zwischendurch, dann ist mir wieder sehr warm. Und mir tut alles weh. Aber ich kann auch nicht den ganzen Tag im Bett liegen, auch wenn ich mich ziemlich schwach fühle.“
Während das Mädchen sprach, wanderte Avelinas Hand offenbar Gedankenverloren zu ihrem Haar, und streichelte dort weiter. Der Umgang wirkte recht vertraut, so als würde die Viscontessa dies gar nicht bewußt tun. Und kaum war das letzte Wort über Benitas Lippen, lehnte diese den Kopf erschöpft an die Hüfte ihrer Padrona.

Avelinas Blick hatte unterdessen etwas zweifelndes bekommen. Die Augen richteten sich auf Galenos Hand. Sie hatte noch sehr gut in Erinnerung, was mit den Pflanzen, mit dem Gras auf dem er stand passiert ist. Hatte seine Berührung ähnliche Auswirkungen auf Menschen? Das bereitete ihr durchaus Sorge. Es ging nicht um irgendwen, es ging um Benita. Sie war weder Versuchsobjekt, noch austauschbar. Andererseits hörten sich Galenos Ausführungen sehr fachmännisch an. Als wüsste er, was er tat.

„Hm, nun, bis auf Malve und Spitzwegerich denke ich, ich kann diese Kräuter gar erkennen und auseinanderhalten. So weit ich weiß ist Kamille gut gegen Entzündungen, Fenchel aber gegen Bauchschmerzen? Hat er noch andere heilende Eigenschaften? Und sagt, was bewirkt die Myrrhe? Es wird sich einrichten lassen welche zu besorgen.“
Und während sie sprach, stand der Mönch wohl unter genauer Beobachtung, sobald sich seine Hand ihrer Geliebten nähern würde.
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er bemerkte, dass Avelina sich entweder sehr um ihr Mitglied der Herde kümmerte, oder dass die zwei einfach so sehr innig miteinander um gingen. Er schüttelte leicht mit dem Kopf. Nein, sicher nicht.
Er hatte auch gesehen, dass sie die Mine verzogen hatte, als er Benita als Versuchsobjekt bezeichnet hatte.
„Das war ein Scherz, wobei sie es nun ja ein klein wenig sogar ist. Zumindest könnt ihr die Wirkung der Kräuter an ihr sehen.“

Kurz nachdem Benita ihm gestattete, dass er sie berühren durfte, meinte er: „Es wird kalt werden, nicht erschrecken...“ Und dann berührte der Rücken seiner Hand ihre Stirn. Die eisige Kälte kämpfte sofort mit der heisen Stirn, kühlte sie herunter.
Galeno schloss die Augen sachte für einen Moment und seufzte dann.

„Benita, du brauchst mehr, als nur Tee.“ umd er blickte sie ernst an.
„Du benötigst Ruhe, schlafe viel im Bett, keine körperlichen Ertüchtigungen, keine Arbeit. Dein Körper muss mit sich ins Reine kommen und alles andere lenkt zu sehr ab.
Ausserdem solltest du auf deine Ernährung noch achten, damit alles wieder ins Gleichgewicht rückt. Kein Wein, kein trocknes Fleisch, wenn Fleisch, dann von Huhn oder Meeresfisch. Orangen, wenn es zu bekommen ist, getrocknete Berberitzen, Ruccola und Kresse. Zum Würzen der Suppen und anderer warmer Speisen Pfeffer, Knoblauch, Zwiebeln und Meerrettich. Ausserdem empfehle ich den Verzehr vieler Kohlgerichte. Es hat mir auch oft geholfen schnell wieder am Klosterleben teil haben zu können.“


Dann blickte er zu Avelina. „Warnt mich bitte vor, wenn sie Knoblauch gegessen hat und haltet sie dann fern.“
Ja Knoblauch. Es war eine Wunderpflanze, aber er verabscheute sie, seit er ein Vampir war. Die Rezepte mit Knoblauch musste seither stets sein Bruder herstellen, jedoch liess sich das oft vermeiden, war nicht nötig.

„Fenchel stärkt auch den Leib, was bei einer Erkältung notwendig ist. Er ist aber nur zu kleinen Teilen vorhanden, um auch die Stärkung der Kräuterwirkung zu verbessern. Manche Kräuter wirken besser, wenn sie mit anderen ähnlicher oder gleicher Eigenschaften und Heilwirkungen zusammen gebraucht werden. Deswegen helfen Kräutermischungen oft besser, als ein einzelnes Kraut. Natürlich nur, wenn sie auch richtig gemischt werden.“
Er setzte kurz ab.
„Der Rauch von Myrrhe vertreibt zum einem das Schlechte aus dem Raum, sodass sie besser schlafen kann, auch Baldriantee kann da noch sehr gut mitwirken. Zum anderen trocknet es überflüssigen Schleim und lässt ihn aus der Nase bröseln, sodass die Atemwege wieder frei werden.“
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

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Benita sah zwar einen Moment skeptisch und ängstlich drein, als sich Galenos Hand ihrer Stirn näherte, doch als sie die kühlen Finger an ihrer Stirn spürte, schloss sie die Augen und ihr Ausdruck nahm etwas genießendes an. Die Abkühlung schien ihr gut zu tun.

Auf Avelinas Zügen hingegen zeichnete sich wachsende Sorge ab, bei seinen Worten.
„Die Mädchen sind injeh nicht für Arbeiten eingeteilt.“ meinte sie leise und blickte dann zum Gang, auf dem noch immer Sophia stand, „Du hast es gehört, achte bitte beim Kochen auf das, was der werte Signore Fiore sagt. Und... ja, lass den Knoblauch weg. Morgen gehst du bitte umgehend los und besorgst Myrrhe... und alles andere was fehlt.“
Es war ihr anzumerken, dass der Zustand Benitas ihr große Sorge bereitete, umso mehr nachdem Galeno klang, als wäre es durchaus ernster. Ihr Blick ging wieder zu dem jungen Mönch.
„Ihr meint es ist ernster, als eine schlichte Erkältung? Aber sie wird wieder auf die Beine kommen, nicht wahr?“

Benitas Kopf lehnte sich wieder an die Hüfte ihrer Padrona und sie nuschelte leise.
„Keine Sorge, wird schon wieder...“
„Nun, Thymian, Kamille, Spitzwegerich, Fenchel, Salbei, Hollunder und... Malve?“ sie nahm die Hand von Benitas Schulter, und griff nach einem Wachstäfelchen, das auf einem der Tische lag und begann sich Notizen zu machen. Sie schien im Gegensatz zu Benita sehr erpicht darauf sie schnell wieder auf die Beine zu bringen, und den Anweisungen Galenos Folge zu leisten.
„Zu welchen Teilen jeweils? Und ihr sagtet mindestens vier mal Tee, und wie oft soll sie die Dämpfe einatmen? Oh, und... ich sollte sie... Sophia sollte sie wohl gleich ins Bett bringen. Sophia? Bring sie in meine Gemächer, ja? Und mach ihr einen solchen Aufguss für die Dämpfe. Bring ein paar Decken mehr aufs Zimmer... und bleib bei ihr.“

„Immer langsam, mir geht es schon ganz gut...“ nuschelte Benita mit glasigen Augen, „Du machst dir viel zu viele Sorgen.“ womöglich war es der Krankheit geschuldet? Der Etikette entsprach es sicher nicht, dass sie ihre Padrona duzte, doch Avelina schien dies nicht mal zu bemerken. Auch, dass das Mädchen nun die Arme um ihre Oberschenkel schlang und sich anschmiegte schien sie nicht zu bekümmern oder in irgendeiner Form zu irritieren.
„Ja, das sehe ich.“ meinte sie nur trocken.

„Werter Signore Fiore, müsst ihr sie noch weiter untersuchen, oder kann Sophia ihr ins Bett helfen?“ wandte sie sich wieder an den Mönch.
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Aber auch das Trinken von ihr würde es verschlimmern." meinte Galeno ergänzent, auch wenn er sich sicher war, dass Aveline dies wusste, so sollte es vor allem auch Benita hören. Schliesslich hatte er ähnliches schon einmal tun müssen. Die Kleine war recht kindlich und quirlig. Viel schlimmer, als es Amalia war.
Er seufzte und räusperte sich dann im Anschluss sogleich.

"Es ist keine schlichte Erkältung, etwas ernster, ja. Aber kurierbar, wenn sie sich daran hält. Ihr Körper muss gestärkt werden, damit die Heilkräfte sonst auch ihre Wirkung vollends entfalten können. Und die Ruhe wird da ebenfalls Wunder wirken."

Er überlegte.

"Wenn ihr es einrichten könnt, würde auch ein heisses Bad oder Schwitzbäder, beziehungsweise ein wirklich warmes Bett mit vielen Schaffellen oder so helfen die Krankheit durch die Poren zu schwitzen. Allerdings muss dann darauf geachtet werden, dass sie viel trinkt, sehr viel und dass sie nicht zu heiss auf der Stirn wird. Dies also nur unter beobachtung. Sollte sie dahindämmern, schnell für Abkühlung sorgen, also raus aus dem Waseer und die Decken entfernen."

Er nannte ihr anschliessend die genaue Zusammensetzung der Mischung, die aber variieren konnte, jenachdem welchen Zweck sie erfüllen sollte. Er nannte ihr somit zwei Varianten. Die eine mit mehr Thymian und Kamille, die andere mit mehr vom Salbei und Malve. Die eine war eher, um dem Rachen mit gutes zu tun, die andere eher, um generll den Schleim austreten zu lassen.

"Wenn ihr etwas überstürzt, wird sie dadurch nicht gesünder. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich kann auch noch sehen, sollte es sich nicht bessern, ein paar der teuren Öle und Essenzen mitzubringen, die wirklich wirken. Nicht das günstige, meist gepanschte Zeug, was oftmals Händler als Wundermittel anbieten. Aber vorerst solltet ihr es mit meinen Ratschlägen versuchen. Wie gesagt, ich war auch oftmals recht krank als Kind und mir hat es geholfen."

Er ging von Benita weg und schüttelte mit dem Kopf. "Ich denke, ich bin vorerst fertig. Wir sehen, was es bringen wird. Bringt sie ruhig auf ihr Zimmer, ich laufe nicht weg und die Nacht fasst noch ein paar Stunden."
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina nickte zu seinen Worten.
„Natürlich, ich würde nicht auf die Idee kommen von ihr zu trinken, bevor sie nicht wieder völlig wohlauf und genesen ist.“
Sie war allerdings durchaus froh, dass er es trotzdem erwähnte. Benita war so furchtbar stur und uneinsichtig, wenn es um solche Dinge ging.
Sie lauschte weiter den Ratschlägen und Anweisungen und nickte verstehend.
„Ich werde dafür sorgen, sobald ich Zeit habe. An Fellen sollte es im Haus nicht mangeln, und falls doch so lassen sich weitere besorgen. Hauptsache sie kommt wieder auf die Beine.“

Sie zögerte einen Moment, als er vorschlug, dass sie Benita auf ihr Zimmer brachte. Sicher wäre es merkwürdig, wenn die Padrona des Hauses dies nicht ihrer Dienerin überließ. Aber auf der anderen Seite saß dort ihre leidende Geliebte, und es versetzte ihr einen Stich im Herzen, wenn sie sie anblickte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe und nickte dann schließlich sacht.
„Dann entschuldigt mich einen Moment.“
Sie half Benita auf, stützte sie, und führte sie langsam aus dem Raum – allerdings unter genuscheltem Protest der Kranken.
„Ich hätte noch ein wenig hier sitzen können, es geht mir gut... Es ist so langweilig alleine im Bett...“
„Du hast gehört was Signore Fiore gesagt hat. Sieh lieber, dass du schnell wieder gesund wirst.“
Avelinas Stimme schien ruhig, besonnen. Sie konnte für die junge Frau offenbar gerade eine wahrliche Engelsgeduld aufbringen.

Kaum war sie aus der Tür und außer Sichtweite, hob sie ihre Geliebte hoch, und trug sie den restlichen Weg. Sie mochte nicht sonderlich stark sein, aber Benita war für eine Kainitin ein reinstes Fliegengewicht.
„Huh... was... machst du da? Warum...?“ Benita war überrascht, schlang aber dennoch die Arme um Avelinas Hals.
„Nh, du sollst dich nicht anstrengen, und ich sehe doch wie schwer dir das laufen fällt. Du solltest versuchen ein wenig zu schlafen. Sophia kann bei dir bleiben und dir Geschichten erzählen, wenn du magst. Sieh nur einfach zu, dass du deinen Tee trinkst und diese Dämpfe einatmest.“
Inzwischen hatten sie die Gemächer erreicht, und Avelina legte sie sanft auf das Bett, deckte sie zu und streichelte ihr nocheinmal übers Haar.
„Er wird nicht ewig bleiben. Ich komme nachher zu dir, und dann schauen wir mal, ob wir das mit dem heißen Bad hinbekommen.“
Sie bemerkte, dass Benita trotz ihres Zustandes ein schelmisches Grinsen versuchte und irgendetwas sicher nicht anständiges erwidern wollte, und so legte sie ihr die Finger auf die Lippen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Versuch jetzt ein wenig zu schlafen. Sophia wird gleich da sein.“

Und so kam die Viscontessa wenig später zurück, erteilte Sophia ein paar Anweisungen, und wandte sich dann wieder an den Mönch.
„Ich danke euch, dass ihr gleich etwas mitgebracht habt. Natürlich werde ich euch die benötigten Kräuter ersetzen. Ich nehme an das war nicht ganz das, was ihr für die erste Lehrstunde geplant hattet, aber es ist... sehr interessant und sicher hilfreich. Sagt... ihr meintet die Myrrhe sorge dafür, dass der überflüssige Schleim aus der Nase.... bröselt? Das heißt es trocknet ihn aus?“
Sie ging zu den Kräutern die Luciano am Besenstiel befestigt hatte, und betrachtete diese Aufmerksam während sie sprach, sich offenbar einprägend wie sie aussahen, und testend, ob sie das ein oder andere davon benennen konnte.
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Galeno nickte nur, hatte er doch den Vorschlag gemacht. Er hatte erkannt, dass sie sich grosse Sorgen um ihren Schützling zu machen schien und da war dies nun das Naheliegenste gewesen, ihr zu empfehlen, sie auch auf ihr Zimmer zu begleiten. Benita hing wie eine Klette an ihrer Herrin.
Wieder musste Galeno ein klein wenig schnunzeln, als er dabei unweigerlich an Amalia dachte. Ach ja, Amalia. Das war auch noch ein Thema, welches er ansprechen musste.

Er bereitete weiter zusammen mit Luciano vor und legte auch einige Schriftstücke bereit, die er angefertigt hatte. diese lagen nun auf einem Tisch, noch zusammengeroll. Sie waren aus Pergament.

Als sie wieder kam, nickte er ihr zu und vernahm wohlwollend den Dank für das mitgebrachte Kleinod.
"Das war nicht viel," meinte Galeno, "nicht der Rede wert. Ihr braucht nichts zu ersetzen. Es war ein kleines Geschenk. Zudem müsst ihr euch eher bei Bruder Luciano bedanken. Von ihm kam die Idee, von mir lediglich die Ausführung. Er hat ein gutes Herz und hilft gern, wo er kann und manches Mal schafft er es, mich auch vom Nutzen zu überzeugen."

Er lächelte.

"Manches Mal glaube ich, er wäre besser bedient mit einem Herrn, der mehr Wert auf die Menschlichkeit legt und mehr Mitgefühl für andere hegt. In diesem Fall kann ich wohl kaum zulassen, dass ein Mitglied eurer.... Familie... nicht meine Hilfe erhält, seid ihr doch Gastgeberin, Schülerin und Lehrerin zugleich. Ich denke, das wäre sicher auch im Sinne der Etikette, oder?"

Dann setzte er ab und beobachtet, wie sie die Pflanzen begutachtete.
Bevor er mit seiner Lehrstunde forfuhr, oder eigentlich erst begann, klärte er noch das mit der Myrrhe.
"Sie unterbricht den Fluss des Schleims, wie bei Schlamm, wenn nichts nachfliesst, trocknet der vorhandene Rest Schlamm ebenfalls aus. Es braucht natürlich eine Weile. Man merkt es beim Schlafen meist nur am Kitzeln der Nase und dass man eben besser Atmen kann. Die längere Erklärung bedürfte ein bisschen mehr Kenntnisse in der Medizin und der Viersäftelehre. Aber ich denke, dies ist auch nicht all zu wichtig für euch. Ich denke, die Wirkung an sich reicht erst einmal, um es anwenden zu können. Ihr wollt daraus ja sicher keine anderen Heilmittel mischen oder erfinden."

Dann aber begann er das eigentliche Thema endlich aufzugreifen.

"Wir Benediktiner nutzen seit jeher die Pflanzen als wichtigste Heilmittel. Tierische Stoffe werden zwar auch genutzt, nicht aber der Heilung wegen, sondern um die Heilwirkung an Ort und Stelle zu halten, oder die Tinkturen und Mittelchen mit anderen Eigenschaften zu versehen. Zum Beispiel sie dickflüssiger werden zu lassen. Salben bedienen sich beispielsweise solch eines tierischen Hilfsmittel.
Da ich die Pflanzen nicht berühren kann, kann ich euch nur mündlich wiedergeben, was ich meine, aber Bruder Luciano kann es euch notfalls auch zeigen, falls ihr es selbst nicht seht. Wichtig ist, dass ihr euch einprägt, wie die Pflanzen aussehen. Manch Pflanze ist neckig und verbirgt sich hinter dem Kleid einer anderen Pflanze. Wobei oftmals Heilpflanze und Giftpflanze kaum voneinander unterscheidbar sind. Doch solche haben wir heute nicht mitgebracht. Erst einmal die einfachen, später die schwereren."


Er ging zu der ersten Pflanzenreihe, die Galeno aufgehangen hatte.
"Von diesen Pflanzen wird hauptsächlich die Blüte und der Stengel verwendet. Die Reihe dahinter eher die Wurzeln, eine weiter nur die Früchte..."
Er zählte die Klassifizierung auf, nach der sie diese aufgehangen hatten.

"Die erste dürfte euch sehr bekannt vorkommen. Sie blüht in einem saftigen Lila auf den Felden unseres Landes in Hülle und Fülle und das zur wunderbarsten Mittagssonne. Dann sollte man sie auch am besten ernten und gleich in kühleren, nicht zu feuchten Räumen zwischenlagern, ehe man sie verarbeitet. Ein wohldurftendes Heilkraut mit vielen Eigenschaften, vielen Heilwirkungen und unterschiedlichsten Darreichungsformen. Was meint ihr, was es ist?"
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