[1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

[August '18]
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

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Auf Galenos Worte hin, wanderte ihr Blick zu dem großen Begleiter des schmächtigen Mönches. Sie warf ihm ein warmes Lächeln zu.
„Nun, dann danke ich euch vielmals, Bruder Luciano. Es freut mich zu hören, dass euch die Menschlichkeit am Herzen liegt. Es scheint als haben wir in dieser Hinsicht etwas gemein. Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich einst mit dem Gedanken spielte euer Blut zu kosten.“ sie schmunzelte sacht als sie an den doch recht peinlichen Abend dachte, an dem sie die beiden kennenlernte. Dann fügte sie leise und mit einem fast verführerischen Schmunzeln hinzu, „Wenngleich ich stets recht sanft zu den edlen Spendern bin, und sich noch niemand beschwerte meinen Kuss nicht genossen zu haben.“
Ein bezauberndes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, sie scherzte offenbar. Dann allerdings wurde ihr Gesichtsausdruck ernster, nachdenklicher. Es war nicht sicher, ob sie die folgenden Worte an Luciano, an Galeno oder an beide richtete.
„Benita ist ein gutes Mädchen, auch wenn sie manchmal etwas stürmisch und ungezogen erscheint. Sie hat... viele schlimme Dinge erlebt, und keinen Platz außer diesem. Ihr Wohlergehen liegt mir äußerst am Herzen. Sie hat es verdient, dass es ihr gut geht.“

Dann wandte sie sich gänzlich an Galeno.
„Die Etikette hat wenig mit Menschlichkeit zu tun, doch es ist sicher hilfreich eine gewisse Empathie für sein Gegenüber an den Tag zu legen. Dies stimmt die meisten Leute gewogen. Man unterscheidet gerne zwischen Umgangsformen und Etikette, auch wenn beides oft miteinander einher geht.“
Sie senkte kurz den Blick.
„Nun, wir sollten unsere beiden Lehrgebiete wohl nicht durcheinander bringen. Allerdings will ich eure Frage beantworten. Die Etikette folgt gewissen Regeln. Da geht es um Begrüßungsfloskeln, Gesten, Körperhaltungen und dergleichen, die von euch erwartet werden. Eine korrekte Begrüßung eines anderen Kainiten, den man das erste mal sieht zum beispiel. Ihr müsst wissen welche Worte ihr nutzen müsst, wie ihr euch verbeugt, derartige Dinge. Umgangsformen hingegen... nun, da geht es um euer Benehmen, eure Manieren. Wie ihr euch verhaltet. In diesem Falle hat sich Luciano zum Beispiel äußerst vorbildlich benommen, indem er ein dringend benötigtes Gastgeschenk mitbrachte. So etwas kann äußerst hilfreich sein um eventuelle Etikette-Fehler in den Hintergrund zu drängen.“
Wieder ein Lächeln und ein Blick richtung Boden.

„Doch vorerst genug davon.“ meinte sie leise, und wendete sich wieder den Kräutern zu, während er erklärte. Aufmerksam betrachtete sie die kleinen Sträußchen, hob das ein oder andere vorsichtig an, und reckte ihren Kopf, sich dabei auf die Zehenspitzen stellend, um an ihnen zu schnuppern.
Als Galeno am anderen Ende des Zimmers zu den Pflanzen ging, löste sie sich von jenen, die sie betrachtete, und trat an seine Seite.
„Hhh... der Stengel? Das überrascht mich.“
Dann stellte er seine Frage und ein Leuchten schlich sich in ihre Augen. Fragen waren wie Rätsel, und Rätsel regten ihren Geist an. Sie wußte sie sehr zu schätzen. Sie wog den Kopf und roch an den
Blüten, die in jenem getrockneten Zustand schon ein wenig anders aussahen. Doch sie war in Sachen Pflanzen nicht ganz ungebildet, sie liebte Düfte und Räucherungen. Und auch jene verlangten nach derartigen Blüten.
„Lavendel.“ meinte sie mit einem sachten Lächeln, „Ich wußte nicht, dass er derart vielseitig ist. Was ist das Hauptanwendungsgebiet?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Bruder Luciano, der bisher still geblieben war, nickte bestätigend, lächelnd und mit leicht rosigen Wangen der Viscontessa zu.
"Habt Dank. Ich helfe gern, wo ich kann. Aber die Hauptarbeit hat trotzdem Bruder Galeno ..."

Galeno musterte seinen Ghul und schüttelte mit dem Kopf.
"Nimm es an, Luciano. Du bekommst sonst selten ein Lob oder Dank von unsresgleichen."
So nickte Luciano wieder, dieses Mal aber zu seinem kleinen Mönchsbrudre hin, ehe er sich dann der Dame des Hauses zuwandt.
"Ich freue mich, euch damit eine Freude gemacht zu haben und hoffe, dass es ihr bald besser gehen wird."
Auf das andere ging er lieber nicht ein. Die Vorstellung alleine war schon verwirrend genug, da wollte er dieses Thema auch nicht weiter ausführen.

"Es ist sehr interessant und sicherlich auch sehr selten, dass ein solches Mädchen bei einer Kainitin Unterschlupf findet, Erziehung und ... Liebe?"
Galeno sah nun Avelina etwas prüfend an und unterbrach dafür sogar seine Lehrstunde.
"Es ist zumindest recht ungewöhnlich und sicherlich wird dies bei anderen Kainiten sauer aufstossen. Ich denke dabei nur zum Beispiel an unseren Herold."
Er schüttelte sachte mit dem Kopf. Man konnte erkennen, dass er in diesem Bezug keine gute Meinung vom Herold hatte.

Er sah zu den Kräutern, von denen einige Amalia geholfen hatte, diese zu sammeln. Wieder seufzte er. Warum hatte sie das nur erzählen müssen.
"Mit liegt übrigens auch etwas...am Herzen. Wobei das sicherlich ein wenig der falsche Ausdruck ist. Mir ist etwas sehr wichtig."
Er wirkte nun ernst. "Und ich weiss, dass ihr es wisst. Noch möchte ich nicht, dass es nach Aussen tritt. Ich war schon leicht erbost, als ich erfahren habe, dass ihr davon wisst, da es zur Zeit ein sehr brisantes Thema ist. Insbesondere im Bezug auf meinen Clan. Eigentlich hätte es nicht nach Aussen dringen dürfen, so gar nicht..."

Er versuchte noch ein wenig das Thema nicht beim Namen zu nennen, aber er war sich ziemlich sicher, dass es Avelina sofort benennen könnte. Sein Blick fiel wieder auf den Lavendel, der trocken so herunter hing und seine beste Zeit schon lange hinter sich gehabt hatte. So taugte er nur noch als Tee etwas.

"Und ja, es ist Lavendel. Man kann noch leicht das Lila der Blüten sehen. Hauptsächlich werden die Blüten für die heilenden Essenzen und Öle verwendet und zwar in rauen Mengen, aber manchmal auch Blüte und Stengel zusammen. Wir verwenden es hauptsächlich als Salbe für die Wundheilung und als Öle für die beruhigende und entspannende Wirkung. In einem unserer Bücher las ich auch, dass Schwangeren bei zu grossen Schmerzen Lavendel auf den Bauch gelegt wird, der Stengel mit der Blüte, am besten in voller Blüte mit den meisten Wirkstoffen darin. Einen Tee davon kann man aber auch bei Magenbeschwerden trinken. Lähmungen und Krämpfe können dadurch gelindert werden und als Badezusatz dürfte es auch bei euren Problemfällen eine lindernde, wenn nicht sogar heilende Wirkung entfalten."

Die kleine Stunde in Etikette hatte er nur dankbar angenommen gehabt, aber nichts dazu gesagt, denn Avelina hatte recht. Dies war später an der Reihe.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie nickte noch einmal sacht zu Luciano, ein wenig aufmunternd, bei den Worten Galenos. Sie war vom Clan der Rose, für sie war es unverständlich, warum die meisten Kainiten ihre eigenen und fremde Ghule, sowie Sterbliche wie Luft behandelten. Erstere waren die loyalsten Diener die man sich wünschen konnte, und zweitere ihre Lebensgrundlage.
„Das hoffe ich ebenfalls sehr, Bruder Luciano.“
Meinte sie lächelnd, griff dann noch einmal nach ihrem Wachstäfelchen und notierte etwas. Ihre Hand hielt jedoch einen Moment inne, bei Galenos folgenden Worten, vor allem als der Begriff Liebe fiel. Sie wollte es sich offenbar nicht anmerken lassen, aber womöglich wäre sie rot geworden, wenn es möglich gewesen wäre. So ließ sie ihn zunächst ausreden, und auch die Lehrstunde über Lavendel beenden – sie versuchte aufmerksam zu sein, und sich alles zu merken, wenngleich ihre Gedanken für den Moment woanders waren.
Schließlich räusperte sie sich leise und blickte auf.

„Der wohlwerte Herold beherbergt ebenfalls ein junges Mädchen bei sich. Allerdings... ich denke ich weiß was ihr meint.“ sie zögerte, „Martha war ihr Name, wie ich mich zu erinnern glaube. Um ehrlich zu sein will ich mir nicht einmal ausmalen, welche Schrecken dieses Mädchen erlebt haben muss. Doch sie scheint auf seltsame Art glücklich damit ein lebendes 'Kunstwerk' zu sein. Es mag am Blutsband liegen. Sie hält sich für nahezu perfekt... sie hat seine Vorstellungen des Perfektionismus als die ihren angenommen. Dennoch scheint stets die Unsicherheit in ihr mitzuschwingen, ob sie tatsächlich perfekt ist.“
Sie seufzte leise, versuchte den Gedanken dann allerdings abzuschütteln. Die Worte die folgten waren vorsichtig gewählt.
„Ich weiß nicht, was daran ungewöhnlich sein sollte, dass ich Benita bei mir aufgenommen habe. Ich habe sie in einer dunklen Gasse gefunden, Blutüberströmt und lediglich in eine Decke gewickelt. Ihre Eltern waren... sie wurden ermordert und auf ziemlich bizarre Weise zur Schau gestellt. Vermutlich ein Anblick den der Herold womöglich genossen hätte... Benita für ihren Teil wird ihn nie vergessen.“ den letzten Satz fügte sie mit einer gewissen Bitterkeit hinzu.
„Sie hatte kein Zuhause und keinen Ort an den sie gehen konnte, niemanden der sie vermisste. Sie war hübsch und hielt mich für ihre Retterin. Es war eine logische Entscheidung, sie zum Mitglied meiner Herde zu machen. Und... nun, ihr wisst ja bereits, dass ich dem Weg der Menschlichkeit folge. Es war keine Option sie zurück zu lassen.“ sie hob sacht die Schultern, wich aber noch immer seinem Blick aus.

Erst bei seinen nächsten Worten blickte sie wieder auf, und sah ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. Leichte Verwunderung schlich sich in ihre Miene. Hatte Amalia tatsächlich geplaudert?
Sie trat etwas näher und legte ihm die Hand auf die Schulter – was sie etwas überwindung kostete, nach allem was sie über seine kühle Ausstrahlung wußte.
„Werter Galeno?“ begann sie leise, „Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Bei mir ist euer Geheimnis sicher. Womöglich sicherer als bei ihr, wenn ich es mir so recht überlege.“ meinte sie mit einem sachten und entschuldigendem Lächeln, „Sie wollte es euch nicht sagen. Also... dass ich es weiß. Aber wie gesagt, ich nenne Amalia eine Freundin. Und ich halte derartiges in Ehren, es ist selten genug unter den Unsrigen. Sorgt euch also nicht deswegen. Nicht wegen mir. Ich hoffe zudem auf eine gute Zusammenarbeit. Und um ehrlich zu sein... bin ich recht froh, dass ihr... anders zu sein scheint, als die meisten geistlichen die ich kenne. Und über euern Clan weiß ich so gut wie nichts, sehe also die Verbindung gar nicht.“
Eine kurze Pause folgte, dann hakte sie doch noch einmal vorsichtig nach.
„Hat sie... auch etwas über mich gesagt?“
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Über den wohlwerten Herold und Martha sprachen wir bereits einmal. Ich bin noch immer der Ansicht, dass er sie gebrochen hat und sie deswegen so wurde. Seine Herde habe ich nicht gesehen, anders als eure..und nunja, Bruder Luciano hat wohl noch ein paar mehr kennengelernt, als er hier einmal warten musste."

Er schmunzelte.

"Ich bin trotzdem der Meinung, dass ihr und sicherlich auch andere Kainiten mit dem Wille zur Menschlichkeit anders mit ihrem...ich wollte Besitz sagen, aber ihr werdet es nicht als solchen sehen...Anders mit ihrer Familie umgehen, als Kainiten, die der Menschlichkeit vollkommen entsagt haben. Somit ist es etwas besonderes, was ich sicher selten erleben werde. Ich halte dies übrigens nicht für etwas Schlechtes...aber durchaus auch für etwas Gefährliches. Geht man einfach nur von Besitz aus, dann geht nur etwas zu Bruch, wie ein Krug aus Ton und man ersetzt es wieder. Hat man Familie und Gefühle, ist dies nicht so einfach."

Er sah zu Bruder Luciano. Dieser wusste, wie sein Meister zu solchen Dingen stand. Sein Meister würde für ihn nicht ins Feuer srpingen, um ihn zu retten.

Dann wartete Galeno ab, bis Avelina ausgesprochen hatte.
"Sie sagte mir, dass ihr es für euch behalten würdet und da ich euch nun etwas besser kenne, glaube ich dies auch. Ich habe mit ihr ernste Worte wechseln müssen, da sie doch sehr viel erzählt, wenn die Nacht lang ist. Hinderlich wäre dies, wenn es an des wohlwerten Titus Ohren gelangen würde, denn er folgt der Via Caeli und ich bin mir nicht sicher, wie er sie auslegt. Zumal ich durchaus als Ketzer bestraft werden könnte, habe ich doch eines der Gelübde gebrochen, die mich als Mensch zumindest an den Benediktinerorden banden. All das kann, je nach Betrachtungsweise anders gewertet werden und da ich noch nicht das Gastrecht habe und noch nicht genau weiss, wie mein Bruder im Blute genau dazu stehen könnte, will ich da Vorsicht walten lassen. Wenn, will ich es ihm so schonend, wie möglich beibringen. Ähnliches gilt auch für den Rest meines Clans."

Er seufzte.

"Ich werde wohl aus dem Kloster ausziehen, da dies nicht mehr passend erscheint, denn so oder so, aus meinem Orden bin ich eigentlich entlassen. Ich bin also in diesem Sinne auch kaum noch ein Geistlicher, eher ein gläubiger Forscher. Ich weiss auch nicht so recht. Es ist für mich doch recht verwirrend und ich denke, dass solche Situationen wohl auch nicht all zu häufig auftreten, auf dass man aus anderen Erfahrungswerten schöpfen könnte."

Dann stutzte er.

"Nur, dass ihr ein Geheimnis verraten habt, denn sonst hätte sie ihres nicht verraten und dass ihr eure Familie über die Massen schätzt und nicht wollt, dass ihnen ein Leid zugefügt wird. Sie wollte wohl eure Güte damit betonen."
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie presste bei seinen Worten die Lippen aufeinander.
„Nun, ihr verfolgt nicht den Weg der Menschlichkeit, von daher nehme ich an für euch wäre es Besitz.“ meinte sie vorsichtig, warf einen leicht bedauernden Blick zu Luciano, dann seufzte sie allerdings, „Mein Clan ist dafür bekannt, dass wir uns häufig unter den Sterblichen bewegen und enge Kontakte zu ihnen pflegen. Wenn man meine Via dazu rechnet, dürfte es für niemanden allzu schwer sein zu wissen, wo mein wunder Punkt ist. Von daher... es ist kein großes Geheimnis. Aber auch nichts, was man überall betonen sollte. Ich will allerdings auch mit niemandem Ärger und versuche die Möglichkeiten Zorn auf mich kommen zu lassen gering zu halten.“

Ihr Blick bekam etwas kaltes, berechnendes, entschlossenes. Etwas das einem durchaus einen Schauer über den Rücken jagen konnte.
„Was aber jedem klar sein sollte, ist dass ich jeden Versuch meiner Familie zu schaden nie vergessen werde. Jeder der es wagt Hand an sie anzulegen, macht sich mich zum Feind. Und man sollte besser daran glauben, dass es nicht wünschenswert ist mich zum Feind zu haben. Man mag uns Toreador belächeln, doch wir zählen nicht umsonst zu den hohen Clans. Zudem pflegen wir enge Bindungen auch untereinander, womit sich jeder der mir etwas will, auch meine Schöpferin zur Feindin macht, sowie eine unbestimmte Anzahl an weiteren meines Blutes. Ich mag in Genua recht alleine sein, mit Ausnahme von Lorenzo, doch dort draußen sind wir viele. Zudem habe ich alle Zeit der Welt jemandem das Unleben zur Hölle zu machen, sollte er es darauf anlegen. Und dies ist ein Versprechen. Die Rache kommt dann, wenn man es am wenigsten erwartet.“
Es schien in ihren Augen zu blitzen, dann glätteten sich ihre Züge wieder.

„Nun, ich schätze ich sollte noch einmal mit Amalia darüber sprechen, dass sie nicht überall meine Güte betonen sollte. Ich hoffe sie hat dies nur euch gegenüber geäußert. Sie hat eine hohe Meinung von euch, ich bislang auch. Wenngleich unser erstes Zusammentreffen etwas unglücklich war, und mir eure Via fremd ist, denke ich es gibt gewisse... gemeinsame Grundprinzipien, auf denen sich aufbauen lässt. Und es kann nicht schaden, wenn jene mit derartigen Grundprinzipien zusammenhalten, ich hoffe da gebt ihr mir Recht.“

Dann schmunzelte sie.
„Wer weiß, vielleicht gefällt euch das Leben außerhalb der Klostermauern. Und ich bin sicher euch stehen auch andere Gewänder, als die Mönchskutte. Und sollte euch jemand etwas wollen, so seid euch sicher, dass ich für meinen Teil betonen werde, dass ihr euch mir gegenüber äußerst höflich und korrekt verhalten habt. Scheut euch also nicht zu fragen, solltet ihr Hilfe brauchen.“

Sie blickte wieder zu den Kräutern.
„Doch wir sollten die Studien nicht vernachlässigen. Ich hätte noch eine Frage diesbezüglich. Ihr sagtet ich solle Benita unter Beaufsichtigung zum schwitzen bringen, richtig? Und wieder für Abkühlung sorgen, wenn es zu viel wird. Wie würdet ihr das anstellen?“ sie blickte zu seinen Händen, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, „Oder eher... wie würde jemand das anstellen, der nicht über eure... äh... natürliche Ausstrahlung verfügt? Ein weiteres Bad in kühlerem Wasser um das Fieber zu senken?“
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

„Nicht ganz Besitz, aber eben auch nicht Familie. Das wären andere in meinem Kloster gewesen, nicht Bruder Luciano. Erist ein kostbarer Gefährte, etwas wie ein Freund, wobei auch das nicht ganz. Die wahre Definition dafür zu finden, dürfte wohl schwer fallen. Ich schätze ihn sehr, würde aber meinen Weg oder mein Leben nicht für ihn her geben und er weiss dies auch.“

Sein Blick musterte sie, als sie so kalt und berechnend wurde und hob danach beschwichtigend die Hände.
„Mir braucht ihr das nicht zu sagen. Ich will von eurer Herde nicht das Geringste. Wenn es nach mir ginge, könnten wir alle friedlich nebenher existieren ohne einander drohen zu müssen und einander zu fürchten. Aber es geht stets um Politik und Macht...“

Er schüttelte mit dem Kopf. Er mochte beides nicht.

„Vielleicht gefällt es mit, vielleicht nicht. Ich werde es sehen. Es wird ungewohnt sein, aber vielleicht auch befreiend. Ich werde Amalia fragen, ob ich euch zu uns einladen darf. Ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, aber es ist ihr Haus und ich werde dort zur als Untermieter zugegen sein. Offiziell gesehen.“


Eine kurze Pause folgte. Stille.

„Aber ja. Die Studien sind wichtig. Ich danke euch. Aber auch das Gespräch war notwendig.
Nun, was die Abkühlung anbelangt, nehmt dazu am besten ein Tuch, getaucht in kaltes Wasser und die Quelle der Wärme entfernen. Direkt ein kaltes Bad danach könnte für den Körper nicht so gut sein, ihr könnt dies aber auch probieren. Darin habe ich keine Erfahrung, denn wir nutzten erstere Methode, da sie sicherer ist. Letztere Methode kenne ich bisher nur von einer Methode den gesunden Körper zu stählern.“
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lauschte seinen Worten und blickte dann etwas nachdenklich zu Luciano. Mit einem sachten Schmunzeln meinte sie zu dem großen Mönch: „Sollte er euch je vor die Tür setzen, dann scheut euch nicht vorbei zu kommen.“ sie zwinkerte ihm zu, und lächelte dann wieder zu Galeno.
„Nun, sein Leben hergeben... das würden wohl selbst viele Menschen nicht füreinander tun. Es sei denn sie sind verliebt.“

Sie nickte zu seinen bestätigenden Worten.
„Ja, leider eine Wunschvorstellung. Ich verstehe dieses ständige Gezanke auch nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass vielen das lange Leben nicht bekommt. Vermutlich vor allem jenen, die es als Fluch sehen. Etwas, das ich nie verstehen konnte. Ich sehe es als Segen. Zumindest war es bislang weitaus besser, als ein Großteil meiner Lebzeit.“ sie grinste schief.

Dann allerdings wurden ihre Augen größer. Sie sah überrascht aus.
„Amalia hat ein Haus? Das hat sie mir nie gesagt! Und ihr... zieht zusammen?“ sie blinzelte. Sie hätte sich ja vieles vorstellen können... wobei es schon wirklich schwierig war Amalia und Galeno überhaupt im Kopf irgendwie zusammen zu bringen. Dass sie allerdings so schnell das Experiment eingehen wollten miteinander zu leben... das war... nun, recht ungewöhnlich für Kainskinder.

„Ich... erm... Glückwunsch schätze ich. Nun... natürlich komme ich gerne vorbei, wenn sie nichts dagegen hat.“
Sie vermutete sogar, dass bald eine Einladung ins Haus flattern würde, so wie sie Amalia kannte. Immerhin scheute die Salubri auch nicht davor zurück ihr Überraschungsbesuche abzustatten. Dann allerdings wurde ihr Blick noch einmal skeptisch.
„Sie... das Haus ist in Quinto di Mare? Hat sich... die Lage dort beruhigt? Ich will ehrlich sein, ich schreckte bisher davor zurück sie zu besuchen. Ich meine... ihr habt bemerkt ich sorge mich um meine Herde. Und ich hörte von der schlimmen Seuche dort. Ich wollte sie nicht gefährden. Um was für eine Seuche handelt es sich da eigentlich?“

Zu der Erklärung der Abkühlung nickte sie.
„Ich werde es mit einem Tuch versuchen. Als ich klein war, hat mein Vater mir einmal nasse, kühle Tücher um die Beine gewickelt, als ich fiebrig war. Vielleicht ist dies auch eine Möglichkeit?“
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Luciano lächelte und schüttelte dann aber mit dem Kopf.
„Bruder Galeno ist anständig. Es gibt dafür keinerlei Notwendigkeit.“

Galeno blickte von ihr zu Luciano und dann wieder zurück.
Leicht belustigt meinte er dann: „Dann weiss ich ja, wo ich ihn hinbringen muss, wenn ich seiner überdrüssig werde...“
Luciano blickte nun Galeno tatsächlich etwas verwirrt an, fast als läge ein „Neeeeein“ auf seinen Lippen, doch dieser grinste und Luciano wurde klar, dass er in die Falle getappt war.
„Ihr werdet mit meinen Ghul nicht ausspannen können, werte Avelina.“

„Auch ich sehe dies eher als Segen an, die Politik und Ränkespielchen sind tatsächlich der Fluch dieses Daseins und man kann sich dem nur schwer entziehen. Das Unleben, ich geniesse es ein Leben lang forschen zu können und sehen zu können, wohin sich alles entwickelt, was wir alles herausfinden können...“


Als dann Amalias Haus zur Sprache kam und Quinto di Mare, räusperte er sich.
„Ihr altes Haus liegt dort. Aber auch ihr war bewusst, dass sie nicht ewig dort leben will. Allso hat sie sich nach etwas anderem umgesehen. Es ist näher an Burgus gelegen. In Quinto ist allerdings noch kein Ende in Aussicht. Ich habe mich darum bemüt, den Kranken dort helfen zu dürfen und habe zumindest von der Liktorin und von einer gewissen Livia , die leider auch unser Geheimnis kennt, die Erlaubnis bekommen. Ich werde forschen, was die Ursache ist und ob man etwas dagegen tun kann. Eure Herde sollte dort nicht hingehen, generell sollte es keiner. Ich muss noch sehen, ob es eine erhebliche Gefahr für Genua bedeuten kann, oder nicht.“

Auf ihre letzte Frage hin nickte er. „Wadenwickel, ja, eine gute Idee...“

Auch die nächste Pflanze würde Avelina kennen, es war Kamille. Und Galeno erzählte ihr, dass man bei dieser ein klein wenig Acht geben muss, denn es gäbe eine falsche Kamille, die zwar nicht schädlich, aber auch nicht heilend sei.
„Ihr erkennt die falsche daran, dass sie höher wächst, viel grössere Blüten ausbildet und wenn ihr die Blüte zerteilt, dann ist der Blütenkopf der falschen Kamille gefüllt. Der von der echten ist dagegen hohl.“
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Avelina di Braida
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Es schien ihr Freude zu bereiten, dass Galeno durchaus zu Scherzen zu bewegen war, zumindest seinem Ghul gegenüber. Sie machte ein trauriges Gesicht und einen leichten Schmollmund in Lucianos Richtung, als sie dieses 'Nein!' auf seinen Lippen förmlich lesen könnte.
„Nun, so schlimm ist es bei mir auch nicht. Ich bin sehr umgänglich.“ meinte sie leise und versuchte gekränkt zu wirken, dann blickte sie zu Galeno, „Oh, meine Vertrauten sind eigentlich recht pflegeleicht. Nur die Mädchen der Herde sind durchaus anstrengender.“ sie lächelte leicht.

„Hm... Nun, Entwicklungen sind sicher spannend, doch sie machen mir auch Angst. Im Moment macht es nicht den Anschein, als würden sich die Dinge verbessern, eher im Gegenteil. Aber wer weiß... vielleicht eines Tages. Ich hoffe so lange leben zu dürfen, um dies noch mitzubekommen.“
Sie verwarf das Thema schnell, bevor es sie betrüben konnte.

„Burgus sagt ihr? Das ist dann wohl ganz in der Nähe des Klosters, oder? Nun, Quinto ist auch recht weit entfernt, wenn mich nicht alles täuscht. Also umso besser. Burgus ist zwar auch nicht gerade vor der Tür, aber auf jeden Fall schneller zu erreichen. Und für euch sicher praktisch, so lange ihr noch keine Jagderlaubnis in der Stadt habt.“ Sie seufzte kurz beim Thema Jagderlaubnis, dann zogen sich die Brauen ein wenig zusammen.
„Das mit Quinto klingt unschön. Ich habe nicht vor meine Herde dorthin zu bringen, wahrlich nicht. Geschweigedenn will ich selbst dorthin. Ich könnte mir vorstellen, dass auch wir diese Krankheit mitbringen könnten, auch wenn wir nicht von den Leuten dort trinken. Auch in diesem Fall wäre die Herde womöglich gefährdet. Ihr wisst also nicht, um was es sich bei dieser Krankheit handelt? Welche Symptome zeigen die Menschen dort?“

Dann lächelte sie sacht.
„Und ja, ich kenne die werte Livia. Wie kommt es, dass ihr von Livia eine Erlaubnis brauchtet? Hat es mit ihrem Vasallenstatus zu tun?“ sie wirkte nicht wirklich neugierig, lediglich interessiert, „Es fällt mir manches mal noch immer schwer nachzuvollziehen, an wen man sich hier für was wenden muss. Livia hält sich immer sehr bescheiden zurück. Mir war nicht klar, dass sie... nun... scheinbar doch tiefer involviert ist.“

Sie lächelte sacht bei dem Lob bezüglich der Wadenwickel und nickte sacht. Bei der Erklärung zur Kamille wurden ihre Augen größer.
„Das ist interessant. Das wußte ich nicht. Mit was ist die falsche Kamille gefüllt? Pflanzensaft? Oder meint ihr damit, dass der Blütenkopf durchgängig ist?“
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Nubis
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Re: [1011] Kräuter und Knigge [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er kam relativ schnell zur Ernsthaftigkeit zurück, schliesslich waren manche Theman im Gespräch durchaus wichtiger und ernst zu nehmender, als ein paar kleine Neckereine und Spässe.

"Jenachdem wie schnell sie voran gehen. Ich mag es auch nicht, sonderlich überrascht zu werden. Aber wenn wir selbst dur Erkenntnisse Veränderungen herbeiführen könnten und dann sogar welche, die unser Unleben noch angenehmer gestelten könnten, dann wäre das doch etwas Gutes."

Doch sie schien dann schnell zu einem anderen Thema springen zu wollen und so gewährte er es ihr, würde nicht noch einmal etwas davon anreissen, wenn sie es nicht tat.

"Näher als Quinto di Mare ist es allemal. Quinto liegt quasi am anderen Ende der Domäne Genua und ja, da muss man die Nacht schon genau planen, um hin und zurück zu kommen und doch noch etwas erledigen zu können.
Die Jagderlaubnis ist da weniger meine Sorge, als die Sonne, die ungefragt auftaucht und einem auf der Haut brennen mag."


Das brannte bestimmt wie tausend kleine Feuer. Er schüttelte sich leicht bei der Vorstellung und kam zum eigentlichen thema zurück, der Seuche.

"Ich kann noch nicht genaueres sagen. Ich darf auch erst seit Kurzem mich wirklich darum kümmern und selbst da fürchte ich, ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Es ist auf jeden Fall keine einfache Krankheit und es scheint vor allem Sünder zu befallen, oder hat mit ihnen begonnen. Aber das hörte ich nur aus Erzählungen. ich will demnächste mit meinen richtigen Untersuchungen beginnen. Unter anderem auch, wie ansteckend diese Seuche tatsächlich ist. Auch muss ich die Leiden genauer untersuchen, welche Stadien es gibt und wann der blutige Ausfluss zu sehen ist. Aber die Details wollt ihr sicherlich nicht wissen."


Er zuckte dann mit der Schulter.
"Ich weiss nicht recht. Ihr liegen wohl auch die Menschen dort am Herzen und ... Amalia meinte, dass sie und Livia damit betraut sind, sich um das Dorf zu kümmern und es komisch wäre, würde ich dort nun einfach so Untersuchungen anstellen, also fragte ich sie...."

Ein Räuspern später und er wendete sich wieder der Lektion zu.
"Die unechte Kamille weisst weisse Fäden auf, die das ganze zugewachsen erscheinen lassen, die echte Kamille dagegen nicht. Da ist ein Hohlraum zu erkennen. ich denke, es ist wegen der Durftsoffe. Das, was duftet, muss schliesslich wo gelagert sein und die Kamille duftet, die unechte nicht. Denn in ihr ist kein Platz dafür vorhanden. An einer getrockneten Kamille ist es nur schwer zu erkennen."
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