[1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Intrigante
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[1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Il Intrigante »

Eines Tages wird im Alla Murra für Sousanna eine Botschaft abgegeben. Die Botschaft ist ein in Leder eingeschlagenes Wachstäfelchen. Die Depeche ist mit einem Band aus Hanfleinen geschnürt und mit Wachs versiegelt. Der Hinweise des Boten war, dass diese Botschaft nur für die Herrin Sousanna bestimmt ist. Sollte sie die Botschaft lesen, so ist in ihr folgendes zu lesen.
Werte Sousanna,
Neugeborene vom Blut der Ravnos,
Harpyie von Genua

Ich muss auf Grund einiger besorgniserregender Ereignisse betreffend der Sicherheit der Domäne mit Euch sprechen.
Bitte kommt am kommenden Neumond eine Stunde vor Mitternacht zur Martinsfeste, wo ich Euch auf den Stand der Dinge bringen werde.

Solltet Ihr verhindert sein, so wird eine Botschaft, die Ihr in der Martinsfeste abgeben lasst, mich erreichen.

Gottes Segen,

Titus,
Neugeborener vom Blut der Kappadozianer,
Geißel von Genua
Beim Spiel um Throne gewinnt man, oder man stirbt!
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Natürlich kam die Harpyie von Genua, wenn die Geißel sie rief.
So fand sie sich am kommenden Neumond eine Stunde vor Mitternacht vor der Martinsfeste. Eine schlanke Gestalt in einem schlichten, dunklen Mantel aus schlichtem Reisestoff.
Gelassen würde Sousanna um Einlass bitten. Der Herr Titus erwartete sie.
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Die dem lieben Griechenlande rann,
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Ein junger Mann Schritt auf Sousanna vor, der sich als Elio vorstellte und sich vor der Ravnos verbeugte. Er schien zumindest zu wissen, dass er einen gewissen Respekt zu zollen hatte. Er führte Sousanna in das Innere der Martinsfeste. Wachfeuer brannten hier und da, strategisch verteilt, um ein ungesehenes Eindringen in die Feste zu erschweren. Die Wehrgänge waren mit Wachen besetzt aber der Innenhof außer vereinzelten Wachen ruhig. Elio führte Sousanna zu dem größeren der beiden einzigen steinernen Gebäude der Feste, wo er ihr die Tür aufhielt und sie hinein bat.

Es war der Rittersaal, Banner mit dem Zeichen des Martinsorden hingen an den Wänden, ein schwerer Tisch stand in der Mitte, an dem Titus saß. Er schien zu grübeln und nachzudenken, denn in seine Stirn hatten sich tiefe Falten eingegraben. Ein weiterer Mann stand neben ihm, der ihm offenbar einen Bericht gemeldet hatte. Als Sousanna eintrat hob Titus den Blick und seine Hand, die den Mann augenblicklich dazu veranlasste zu verstummen. Einen Augenblick der Stille folgte, bevor Titus das Wort erhob.


"Lasst uns allein."

Der befehlsgewohnte Ton war von der Nachdenklichkeit seines Gemüts getragen und duldete keinen Widerspruch. Sowohl der Bote, als auch Elio verbeugten sich tief vor Titus und beide verließen den Raum, Elio schloss die Tür hinter sich und Sousanna und Titus waren allein. Ein Kerzenständer stand auf dem Tisch, in dem drei Kerzen brannten. An der hinteren Wand in einem Kamin prasselte ein kleines Feuer, das schon heruntergebrannt war. Somit war in dem ansonsten dunklen Raum ein wenig Licht, welches sich auf Titus leichenblasser Haut spiegelte. Er fixierte Sousanna und erhob sich dann schließlich schwerfällig von seinem Platz.

"Gott mit Euch, werte Sousanna, danke, dass Ihr es einrichten konntet, heute Nacht mein Gast zu sein."

Er wartete Ihre Antwort ab.
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Ein freundiches Lächeln war über die Lippen der jungen, schönen Frau gehuscht, da ihr Elio Respekt zollte. Auch sie hatte freundlich das Haupt geneigt und sich dann gelassen von ihm führen lassen. Sanft war ihr Blick über die Anlage gehuscht, die ihr vor Jahren zum Gefängnis geworden war und vor gar nicht allzu langer Zeit zu ihrer Folterkammer geworden war. Der wache Blick schien wohlwollend und interessiert alles in sich aufzusaugen.

Auch den Saal erkannte sie wieder und auch da die Tür geschlossen wurde, verließ das warme Lächeln ihre Züge nicht. "Und mit euch, wohlwerter Titus.", gab sie zurück und knickste tief vor der Geißel. Tiefer als es dessen augenblicklicher Status diktiert hätte. "Es ist mir Freude und Ehre, euch in euren Hallen besuchen würde. Und selbstverständlich, dass die Harpyie eilt, wenn die wohlwerte Geißel ruft."

Dann legte sich ihr Haupt leicht schief und in offener Besorgnis sah sie zu Titus empor. "Ihr spracht von dringlichen Dingen, die die Domäne in ihrer Sicherheit bedrohen. Was ist es, was ich für euch tun kann, um unsere Heimat an eurer Seite zu schützen?" Auch die warme, sanfte Stimme war von jener leisen Sorge durchdrungen. Eine Sorge, die eine Mutter umfing, wenn ihr liebstes Kind krank wurde. Eine ehrliche Sorge um Genua.
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus blickte für einen Augenblick in die flackerne Flamme einer der Kerzen auf dem Tisch und für einen Moment breitete sich eine gewisse Stille im Saal auf. Die Geißel schien nach den richtigen Worten zu suchen und schließlich fand er sie und richtete seinen Blick wieder auf Sousanna.

"Bitte setzt Euch doch."

Mit einer Hand bot er ihr den Stuhl, der auf ihrer Seite des Tisches wohl für sie vorbereitet war, er selbst ließ sich auf seinen Stuhl nieder, lehnte sich vor und legte die Unterarme auf dem Tisch ab.

"Ich benötige Euren wachen Geist, Eure Beobachtungsgabe und Eure...Verbindungen in die unteren Schichten Genuas..."

Titus schien das nicht wirklich zu gefallen, doch setzte er hier offenbar Prioritäten, die seine persönlichen Ansichten zurück stellten.

"Vor einiger Zeit habe ich das Grenzland der Domäne von einem fremden Kainiten vom Clan Gangrel befreiht. Dieser wollte sich weder durch Aufforderung vom werten Kastellan noch durch meine deutliche Warnung ihrer höchstverehrten Majestät unterwerfen...deshalb vernichtete ich ihn. Versehentlich...um ehrlich zu sein."

Offenbar dachte er über diese Tatsache schon eine ganze Weile nach.

"In der Tat wollte ich ihm einen Pflock durch das Herz jagen, um ihn vor meiner Herrin in den Staub zu werfen, doch der Pflock vernichtete ihn. Statt zu zerfallen, so wie wir das auf dem letzten Hoftag ein ums andere Mal beobachten durften...löste er sich anders auf. Er zerfiel in Haare, dunkelbraune bis schwarze Haare...und es stank...nach Schwefel. Und just in diesem Augenblick fiel ein Schwarm Krähen vom Himmel...sie waren tot...verbrannt."

Titus pausierte kurz, um die Reaktionen der Harpyie zu beobachten, bevor er schließlich weiter das Wort an sie richtete.

"Ihr erinnert Euch doch sicherlich an die Ostermesse, bei der Ferrucio unheilvolle Prophezeihungen ausgestoßen hat und vor den...Baali...gewarnt hatte. Ich konnte nur wenig über sie herrausfinden, doch die Baali scheinen ein Kult von Teufels- und Dämonenpaktierern zu sein und ich habe den Verdacht, dass Genua ein Ziel dieses Kultes werden könnte...oder schon ist."

Er atmete tief durch, bevor er Sousanne fest in den Blick nahm.

"Wenn es Mitglieder dieses Kultes in Genua bereits geben sollte, so liegt es nahe, sie in den Reihen zu vermuten, die sich dem Weg der Sünde verschrieben haben und ihr habt mehr Einblick, als ich. Daher brauche ich Euch, um Eure Augen und Ohren offen zu halten."

Titus endete zunächst und gab Sousanna die Gelegenheit zu dem Sachverhalt etwas zu sagen.
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem dankbaren Nicken hatte sie Platz genommen und die Beine in der Art einer Dame überschlagen. Dann hatte sie gelauscht.
Zunächst hatte sie der Geschichte noch mit milden Interesse zugehört, der einzige Kommentar dazu, dass er einen Sohn des Kain "Aus Versehen" ermordet hatte, war ein halbes Lächeln mit einem Schulterzucken. Beinahe als wolle sie sagen, so etwas könne durchaus einmal passieren und wäre kaum schlimmer als ein Wasserfleck auf einem schönen Kleid.
Dann aber kam Titus zu dem pikanten Teil und die Augen der Ravnos weiteten sich zusehends, während ihre Haltung immer steifer wurde. Am Ende schien sie gerade noch an der Kante des Stuhls zu sitzen.

Bei der Vermutung Genua könne bereits Ziel der Baali sein, murmelte sie etwas in leisem Griechisch und ein Kreuzzeichen besiegelte das gewisperte Gebet. "Herr im Himmel.", hauchte sie schließlich.

Einen Augenblick lang hing ihr Blick starr an den Flammen, dann schüttelte sie noch immer ungläubig den Kopf, ehe sich ihr Blick mit dem der Geißel kreuzte. "Ich hoffe sehr, dass ihr den einzigen dieser widerwärtigen Bastarde vernichtet habt.", brachte sie dann hervor und schloss noch einmal eindrucksvoll die Augen, ehe sie sehr bitter lächelte. "Aber ich fürchte eine solche Plage wird man nicht durch Hoffnung und gute Gedanken los."
Die Schönheit schien von Müdigkeit übermannt. Beinahe mochte man sogar dunkle Schatten unter ihren Augen erahnen. "Ihr könnt auf meine vollste Unterstützung zählen. So sich einer von diesen Dämonen in meiner Nähe befindet, werde ich ihn euch mit Handkuss liefern.", versprach sie schließlich und holte noch einmal tief Luft.

Schließlich blickte sie ihn noch einmal an, die Lippen nun nachdenklich gespitzt. "Und gibt es bereits Vermutungen, wo in meinen Reihen sich diese Unholde zu verstecken wagen?", fragte sie leise schien die Antwort doch ein wenig zu fürchten.
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hob leicht die Augenbrauen, als Sousanna von ihren Reihen sprach. Sein Blick wurde ein wenig finsterer, kaum zu glauben, dass dies noch möglich war.

"Ich möchte mich hier klar ausdrücken. Ihr wisst, was ich von dem Weg, den ihr und viele andere auch gehen, halte. Doch mache ich an dieser Stelle deutlich, dass Paktiererei mit Dämonen eine weit verdammenswertere Ketzerei ist und das ist mir klar. Und ich möchte sicherstellen, dass Euch und auch Eure Geistesgenossen dies klar ist. Vor allen Dingen auch, dass ein solcher Frevel nichts ist, was in irgendeiner Weise vorbildlich oder erstrebenswert im Sinne Eures Weges sein sollte. Denn das einzige Ziel dieses Kultes ist es ein Tor zur Hölle aufzureißen, überall wo sie Fuß fassen."

Er ließ diesen Worten ein wenig Raum, um zu wirken.

"Allerdings gibt es noch keine eindeutigen Hinweise auf Aktivitäten dieses Kultes in der Domäne, was unsere Wachsamkeit aber trotzdem erhöhen sollte. Sie werden Lügen, Täuschen und Tricksen, um unerkannt zu bleiben. Das wird es schwer machen, sie zu finden. Heilige Symbole könnten für sie ein Graus sein, da sie sich so weit von Gott und seinem Sohn entfernt haben. Daher vermute ich nicht, dass sie sich in Kirchen oder Klöstern niederlassen. Doch völlig ausschließen möchte ich es nicht...allein, weil all dies Vermutungen sind. Behaltet dies demnach also für Euch, so dass sie nicht gewarnt werden, falls sie doch schon hier sind. Die wichtigen Organe der Domäne wurden bereits informiert, oder werden es noch."
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Ein leises Fauchen. Sousanna blickte den Kappadozianer an und es schien Feuer aus ihren dunklen Augen zu lodern. Heiliges, wildes Feuer. "Nie", zischte sie. "Nie würde ich diese Frevel auf meinem Weg dulden. Sie bringen Leid und Trübsinn. Sinnlose Zerstörung ist nicht das, was einer der unseren schätzt."
Ihre Hand hatte sich auf dem hölzernen Tisch geballt während sie Titus Blick fing. "Ich kann nur für mich und den verehrten Caspar sprechen, doch die Baali sind verachtenswerte Mistkäfer, die wir niemals unter den unseren dulden würden. Meine Kreise werden nicht der Nährboden für eine solche Verschwendung von Blut sein und ich würde euch gerne weiterer Vermutungen in die Richtung meiner geistigen Heimat verbieten, doch" Hier würde die Rede eindeutig von bitterer Entschlossenheit erfüllt. "Stattdessen beschwöre ich euch, sie zu finden und der Auslöschung zuzuführen. Und ich sichere euch trotz meiner Ressentiments gegen eure Via meine vollste Unterstützung zu."

Ein wenig ruhiger, wollte sie wissen: "Wer genau wird informiert? In diesem Fall sollten jegliche Missverständnisse vermieden werden."
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hob beschwichtigend die Hand.

"Ich vermute nicht...ich warne..."

Dabei beließ er es. Sowohl er als auch Sousanna hatten ihr Standpunkte klar und deutlich gemacht, so dass alle weiteren Worte diesbezüglich unnötig waren.

"Der werte Ilario war bei diesem...Vorfall...anwesend. Den verehrten Blutvogt habe ich anschließend informiert und dieser ihre höchstverehrte Majestät. Ich werde in Kürze die Liktoren darüber informieren. Ich denke damit sind die wichtigsten Organe, die für die Sicherheit der Domäne Verantwortung tragen informiert."

Titus betrachtete Sousanna.

"Bei allem, was Ihr bereits über mich wisst, wird Euch klar sein, dass ich diese Dämonenpaktierer mit Feuer und Blut restlos ausmerzen werde."
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Sie nickte. Der Kappadozianer hatte Recht. Es gab nichts mehr dazu zu sagen.

"Ich verstehe.", verkündete sie schließlich und zupfte sich den dunklen Stoff ihres Rockes zurecht. Dann lächelte sie ein halbes Lächeln. Immer noch zum Sterben schön, doch bei weitem nicht so unbeschwert, wie es hätte sein können. "Von mir wird niemand anderes davon erfahren." Vielleicht tatsächlich eine Art Zugeständnis, wenn man bedachte, dass es ihre Aufgabe war, Gerüchte weiter zu verbreiten - und vor allem wenn man wusste, wie groß ihre Abneigung gegenüber der Geißel sein musste.

Ruhig ließ Sousanna sich betrachten. Beinahe mochte man meinen, sie lege es genau darauf an, in diesem Moment so unschuldig schön auszusehen wie bei ihrem ersten Treffen. "Etwas anderes würde mich erstaunen und daran zweifeln lassen, dass ihr ihr seid." Ein leises Zucken im Mundwinkel und ein Flackern in den Augen waren die Relikte eines verschwörerischen Grinsens, das wohl jeder andere zugeworfen bekommen hätte.

Dann aber neigte sie sich nach vorne. Über ihre verschränkten Finger hinweg blickte sie ihn an. Das Lauern einer Wüstenkatze umwaberte sie. "Ich frage mich nur, wie ihr gedenkt eine Hetzjagd und falsche Anschuldigungen zu vermeiden. Was wisst ihr bereits über die Baali, dass wir sie sicher erkennen können?"
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