[1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Blonde winkt ab. "Über Geschmack kann man trefflich streiten. Aber wenn wir ehrlich sind, dann hängen wir in unserem ästhetischen Empfinden noch immer sehr dem nach, was die Sterblichen als schön empfinden. Ebenjene Sterblichen, von denen wir uns doch längst losgesagt haben." Er lehnt sich zurück. "Was ich persönlich nicht als Widerspruch empfinde. Toma hingegen schon. Ich teile seine Position nicht, aber ich kann sie nachvollziehen. Und es liegt eine gewisse Faszination in dem, was er schafft. Unmenschlichkeit ist wie ein Spiegel, der uns vorgehalten wird."

Alain zuckt mit den Schultern. "Ich empfehle eine gewisse Toleranz. Und wenn du dir die Statuen im Elysium ansiehst, wirst du rasch feststellen, dass sie keine Hörner oder andere Wucherungen besitzen. Wenn es sich für ihn lohnt, kann er durchaus auch andere Dinge als Monstrositäten erschaffen."
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Sousanna »

Ein scharfer, kalter Blick streifte ihn. Der Samt ihres gewöhnlichen Auftretens war für einen Augenblick verschwunden. "Wäre ich nicht tolerant, wäre ich nicht hier.", erwiderte sie leise. Man mochte sogar ein leises Zischen in diesen Worten vernehmen. Beinahe als besäße sie doch Fänge, die sie nur nie jemals gezeigt hatte.

Sehr langsam erhob sich die Harpyie dann. "Verlang nicht von mir ihn auch noch für Dinge zu bewundern, die seine Aufgabe waren. Erwarte nicht, dass ich auch nur im Ansatz vergesse, was er getan hat und welche Kunde mich über seine privaten Traditionsbrüche erreicht. - Und vor allem vergiss nicht, dass ich durch mein Speichellecken in dieser Nacht dein Vorhaben erst zur Erfüllung gebracht habe, während dein Bruder nichts als Unverschämtheiten an diesen Tisch brachte." Hasserfüllte Feuer loderten in den dunklen Augen. Die Sanftheit eines Rehs mochte sonst darin liegen, doch gerade war es das Brennen der Hölle. "Es ist genug geschehen in dieser Nacht, als dass ich auch noch deine Belehrungen stumm lächelnd anhören müsste."

Ein leises Rascheln hinter ihnen kündete davon, dass in Sousannas Begleiter Bewegung gekommen war. Die Unruhe seiner Herrin hatte auch ihn ergriffen. Doch ein einziger Blick ließ den erfahrenen Krieger innehalten.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Die Hände erhoben, nickt Alain langsam. "Touché. Wobei ich vermute, dass man eher einen Nosferatu als Lustdiener anheuern würde, als Toma zum Diplomaten zu machen. Ich bin dir ausgesprochen dankbar für deine Anstrengung." Dann hebt er die Augenbraue und wirkt so interessiert wie jeder Klatschlieberhaber, der ein interessantes Gerücht wittert. "Private Traditionsbrüche?"
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos nickte würdevoll. Dann lächelte sie wieder etwas weniger giftig. "Der Nosferatu würde sich wenigstens im Ansatz Mühe geben.", erwiderte sie und stützte sich gelassen auf den Tisch.
Und wie eben jene Klatschtante, die eine Harpyie nun einmal sein musste, erwiderte sie seinen interessierten Blick, schüttelte dann aber künstlich geziert den Kopf. "Mein Lieber, ich will dir doch deinen teuren Bruder nicht zu Schanden reden.", begann sie ihr kleines Spiel. "Wie könnte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich werde dein Gewissen beruhigen, wenn ich ihm je begegne", versichert Alain der Ravnos. "Auch wenn ich vermute, dass dieser Tag niemals kommen wird. Und - nun ja - ich hoffe nach unserer heutigen Zusammenkuft ja, dass du in nächster Zeit ein wenig zurückhaltender bist, wenn es darum geht, Tomas schmutzige Wäsche zu waschen." Er grinst schief, aber durchaus hoffnungsvoll. "Daher ist jetzt wohl die beste Gelegenheit, mit mir als aufmerksamem Zuhörer noch einmal alles von der Seele zu reden."

Der Tzimisce schnaubt amüsiert. "Von der Seele reden. Ah, diese Sterblichen und ihre Redewendungen."
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Sousanna »

Sie lachte ehrlich amüsiert über seine Anmerkung zu ihrem Gewissen.
Während die zarten, geschickten Finger durch ihr Haar rannen, seufzte sie schwer, als seie diese Hoffnung eine schwere Last auf ihren schmalen Schultern. Beinahe als hätte er von ihr verlangt einen Monat lang im Kloster zu leben und Rattenblut zu trinken.
"Wer seine schmutzige Wäsche nicht selbst wäscht, braucht eine Unwürdige von schmutzigem Blut, die sich dafür nicht zu schade ist, was einem die Arroganz verbietet, findest du nicht?", grinste sie überraschend dreckig.

Dann aber neigte sie sich vor und die dunklen Funken in ihren Augen schienen beinahe greifbar zu sein. Tausend Lügen und Wahrheiten lagen darin, brodelten und drangen darauf hervorzubrechen. "Die Alten reden über ihn und seine Machenschaften. Die Sterblichen sind nicht so beschränkt, wie man meinen mag. Und die Gerüchte über ein Monstrum schwelen. Noch brechen sie nicht aus, aber wenn, dann wird seine Forschung uns ins Verderben reißen. Man bat mich ein Auge auf die Situation zu halten. Zu warnen bevor man eine Hetzjagd beginnt, um das Problem zu lösen."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Es wäre schlimmer, wenn das Monstrum ausreißen würde", sagt Alain leichtfertig. Dennoch, da ist ein Hauch von Besorgnis in seiner Stimme. "Ich bin zu höflich, um dich zu fragen, wie viele dieser Gerüchte von dir stammen... Aber du hast natürlich völlig recht. Sollten gewisse Details unter den Sterblichen bekannt werden, könnten diese höchst unerfreut reagieren." Den Kopf schiefgelegt, blickt er Sousanna an. "Diese Warnung - hast du sie ihm gegenüber zufällig einmal erwähnt?"
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Lachen war ehrlich und das Kopfschütteln besaß genau die richtige Dosis Spott ohne zu kränken.
"Ich würde mich gerne damit rühmen, der Herd eines solchen Feuers zu sein." Gelassen und in der Facon einer gelangweilten Dame lehnte sie sich zurück, musterte Alain noch einmal kritisch, als suche sie etwas in seinen Zügen. Dann schüttelte sie aber abwehrend den Kopf. "Aber sie sind zu plump für mich... Zu direkt." Sie seufzte. "Ich hätte ein Netz gewebt, in dem er sich schön selbst einspinnt." Ein Grinsen breitete sich auf ihren Zügen aus, das von so tieflegender Grausamkeit sprach, dass es einem Sterblichen eisige Schauer den Rücken hinab laufen ließ.

Dann aber winkte Sousanna ab. Die letzte Frage des Tzimiscen schien ihr kaum der Rede wert zu sein. "Ich sollte die Älteren warnen, nicht unseren lieben Freund. Außerdem, er würde den Rat einer kleinen, schmutzigen Ravnos aus der Gosse ohnehin nicht hören wollen." Einen Augenblick lang schweifte ihr Blick durch die Nacht, ehe sie bedauernd seufzte. "Stolz ist eine seltsame Sache, wenn er uns eine ehrlich warnende Stimme überhören lässt, findest du nicht?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich hoffe, diesen Fehler niemals zu begehen", sagt Alain mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. Dann lächelt auch er. "Und dennoch denke ich, dass man Toma eine solche Warnung zukommen lassen sollte. Wer sind diese Alten, die über ihn reden - und wer sind die Älteren, die du zu warnen gedenkst? Ich würde es im Anbetracht unserer heutigen Fortschritte - wie klein auch immer sie sein mögen - begrüßen, wenn du dennoch versuchst, ihn zu warnen. Persönlich, nicht über Dritte wie mich."

Der Bretone kneift die Augen zusammen. "Wenn er dich ignoriert, dann ist es sein eigenes Problem, wenn alles über ihm zusammenbricht. Und du kannst dich darauf berufen, ihn gewarnt zu haben."
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1012] Stimme der Vernunft [Toma, Sousanna, Alain]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos schnaubte. Ein so undamenhaftes Schnauben, wie man es von leichten Mädchen in den Gassen hörte, wenn sie jemandem bestätigen sollten, dass er der größte Held der ganzen Stadt sei.
"Er hat klar gemacht, dass unsere Zusammenarbeit auf rein amtlicher Basis passieren soll - und selbst meine bisherigen Versuche in diesem Feld erfüllt er nicht." Die Augenbrauen Sousannas vollführten ein Spiel zwischen Empörung und Amüsement, während um ihre Mundwinkel eine Spur ihrer Ahnen tanzte. "Wieso soll ich ihm nach dieser Nacht noch mehr entgegen kommen? Aus Nächstenliebe?"
Kopfschüttelnd ließ sie den Blick über den Strand schweifen. Fand diesen Gedanken offensichtlich absurd.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Gesperrt

Zurück zu „1012“