[1012] Wasserspiele [Ilario]

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Sousanna
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Sousanna »

Ein leises Lächeln huschte über das Gesicht der Schönen, in dem ein tiefes Wissen zu erahnen war. Man mochte meinen, sie hätte nur darauf gewartet, diese Frage einmal gefragt zu werden. Beinahe wie eine junge Frau, die nur darauf wartete, von ihrem Gespielen um die Hand angehalten zu werden.
"Ich habe Seehandel betrieben.", erwiderte und lehnte sich erneut auf die Rehling. Ihr Blick glitt über das dunkle Meer, als sehe sie darin geheime Zeichen. "Vor allem mit meiner Heimat - aber das wisst ihr vermutlich."

Ihr zarter Finger strich beinahe liebevoll über das dunkle Holz der schwimmenden Heiligen. "Ich hatte dort auch eigene Schiffe." Ein schweres Seufzen, als bedaure sie etwas in dieser Aussage. Doch ein sanftes Lächeln traf ihren alten Kriegsgefährten. Das lange, duftende Haar wehte zart in der warmen Brise. "Aber ihr wisst, dass ich zunächst eine Erlaubnis für eigene Anlegestellen am Hafen brauchte und als ich sicher genug war, das Projekt anzugehen, war da der Krieg..." Wieder ein Seufzen, gefolgt von einem beinahe vertraulichen Grinsen. "Nun aber steht dem nichts mehr entgegen. Gebt mir etwas Zeit und meine alte Flotte wird hier sein."
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Ilario
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Ilario »

“Hm…” Während er überlegte, sich Ilarios Stirn in nachdenklich falten legte, begann sich Dunkelheit aus seinem Schatten zu lösen und wie schwarzer Rauch aufzusteigen. Langsam und betont harmlos sammelten sich diese etwa einen Schritt von den beiden Kainiten entfernt. „Also seid ihr in Handelsdingen bereits sehr gut ausgestattet und habt sicher keinen Bedarf an einem Juniorpartner.“ Sagte der Lasombra mit leisem Lächeln in der Stimme. Die langsam wirbelnden Schatten verdichteten sich derweil zu einem etwa halbschrittlangem Rumpf, ein noch rudimentäres Schiff.
„Eure alte Flotte sagt ihr… existieren die Schiffe noch oder nur die Handelsverbindungen? Oder hat der Krieg, beziehungsweise ihr wisst schon wer, diese Schiffe alle versenkt?“ Zu gut erinnerte sich Ilario daran was damals Acacias Flotte geschehen war. Währenddessen wurde das Schattenschiff immer detaillierter, eine Galeere. Kein bauchiges Handelsschiff, sondern ein schnittiges Kriegsschiff. Sogar das Segel blähte sich in einem imaginären Wind und die Ruder tauchten in nicht vorhandene See. Und war da nicht sogar geschäftiges Treiben an Bord?
„Mir spukt seit längerer Zeit eine Idee im Kopf herum, inspiriert von meinem verblichenen Clansbruder, würde sie wohl eher eure zwielichtige Seite ansprechen als die der Händlerin. Ein gemeinsames Projekt, das bei Erfolg sicher ausbaufähig wäre… Sagt werte Sousanna wie steht ihr zum ehrbaren Handwerk der Freibeuterei?“

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Sousanna
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Sousanna »

Seine lockenden Worte schienen auf sie zu wirken wie die flüsternden Schmeicheleien eines Liebhabers. Unmerklich, merklich näherte sie sich dem Kastellan. Ihr unnötiger Atem schien sich zu beschleunigen. Leicht drehte sie ihr Haupt. Ihre Lippen bogen sich nach oben.
"Es kann nie genug Partner geben.", raunte sie. Ihre Stimme besaß etwas von jener Erzählung, die sie einst vor ihm und ihrem Vater im Blute zum Besten gegeben hatte. "Vor allem nicht, solch angenehme Partner voller Sinn für die Kunst und Intelligenz."

Sacht streckten sich die schlanken Finger zum rudernden Schiff. Sie schien nicht so verwundert darüber sein, dass dort ein Schiff in der Luft entstanden war. Der Meister der Schatten musste erahnen, dass auch sie solche Bilder bauen konnte.
"Ich bin schon lange nicht mehr in der Goldenen. Es würde gelten, sie zurück zu gewinnen.", erklärte sie und in die Verträumtheit der warmen Stimme hatte sich ein Hauch der Bitterkeit geschlichen.

Dann aber schüttelte sich der schöne Kopf und ihr Lächeln wurde eindeutig das einer Ravnos. "Ein ehrbares Gewerbe, das Können braucht und große Kunst sein kann.", raunte sie. Die dunklen Augen schienen beinahe zu glühen. "Es war nie mein Hauptgeschäft, aber Erfahrung habe ich darin. Und mit euch gemeinsam könnte man Fabrizios Geschäft wieder aufleben, ja noch vergolden lassen."
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Ilario
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Nun, wenn das so ist und solange alle Partner mit diesem Arrangement zufrieden sind, wäre ich für alles offen. Es ist ein Geben und Nehmen, das sollte es zumindest sein. Ein Vergnügen für alle Beteiligten, denn bleibt die Freude des einen Partners auf der Strecke zugunsten eines anderen entsteht allzu schnell Bitterkeit. Der Tod einer jeden Partnerschaft.“ Ein verschmitztes, gespielt entschuldigendes Lächeln untermalte seine Worte und verdeutlichte, dass er hier eher daran dachte einen neuen Aspekt ihrer Zusammenarbeit zu erschließen, keinen schon existierenden Partner zu verdrängen. Unnötig Feinde schaffen, in Sousannas Fall vermutlich recht eifersüchtige, war so ziemlich das Letzte was Ilario jetzt wollte.

„Die Alte Flotte zurückgewinnen, wie genau meint ihr das oder stellt es euch vor? Zu meinem Leidwesen musste ich jüngst erfahren, dass der Schiffbau eine höchst kostspielige Angelegenheit ist. Eine ganze Flotte aufzubauen wäre eine Aufgabe die sehr langwierig sein dürfte. Wobei hier mein Gedankenspiel mit der Piraterie mit hineinspielt. Vor allem da nun ein Krieg ins Haus steht, könnte man Schiffe der Feinde Genuas aufbringen. Sicherlich nicht ganz ohne Risiko, aber neben dem als Startkapital nutzbaren Gewinn an Geld, Blut und Informationen blieben auch die erbeuteten Schiffe. Diese könnten den Grundstock einer Handelsflotte bilden.“
Das Schiff aus Schatten bewegte seine Ruder und wich ganz knapp Sousannas Fingern aus. Sie wusste vermutlich wie flüchtig solche Trugbilder sein konnten. Ilario jedoch bot ihr seine Hand, fast als würde er die schöne Byzantinerin zum Tanzen auffordern und gleichsam den Beginn einer Handelsverbindung anbieten.
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Sousanna
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Sousanna »

Ein ruhiges Nicken zeigte, dass sie verstanden hatte, was er meinte. Das vertrauliche Funkeln ihrer dunklen Augen versprach Sorglosigkeit in diesem Fall. Ein Wesen wie sie wusste mit verschiedensten Freiern zu tanzen ohne den einen in Eifersucht vor dem anderen entbrennen zu lassen. Außer sie wollte es.
"Ich bin mir sicher es wird ein Vergnügen für alle."

In der Eleganz einer Tänzerin ergriff die Schöne seine Hand, neigte sacht das Haupt als nähme sie die Ehre des Tanzes mit einem so hohen Herren voll demütiger Freude entgegen und schien auf seine Führung zu warten während die zarte, warme Hand weich in der seinen lag.
"Man müsste sehen was noch übrig ist." Deutete ihr geschmeidiger Leib einen Tanz an oder waren es nur die Schatten, die das Mondlicht auf die Seide warf? Ihre Worte in jedem Fall schienen an ein altes Gedicht zu erinnern. Eine Weise, zu der man getanzt hatte. "Dann zurückkapern, was gekapert wurde. Die meinen in der Heimat werden nicht untätig gewesen sein - also wird sich zeigen, was man zurückgewinnen kann." Ihr Lächeln allein war ein Kunstwerk in diesem Moment.
Fest lagen die großen Rehaugen auf Ilario. "Wenn ihr es aber schneller angehen wolltet, so würde ein Schiff mit exzellenter Besatzung ausreichen.", hauchte sie und neigte sich vor. Während die Sünderin ihm ins Ohr flüsterte, würde ihr Duft, der alte Erinnerungen wachrief, in seine Nase steigen. "Es gibt eine Möglichkeit die kostspielige Angelegenheit eines Schiffes und der Mannschaft völlig legal zu umgehen, ohne Byzanz oder Geldaufwendungen, doch dafür bräuchte ich eure Hilfe... wenn ihr denn damit einverstanden wärt."
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ihre zarte Hand in der Seinen, die ihre warm und Ilarios kalt, vollführte er tatsächlich den Anfang einer Tanzbewegung nur um dann innezuhalten. Dieser Duft, er erinnerte Ilario an etwas lang zurückliegendes. Jedoch verdrängte er diese Erinnerung, schob sie beiseite und wiederholte Sousannas Worte. „Sehen was übrig ist… und zurück kapern. Hm… Ich bin sicher die Geier in eurer alten Heimat haben sich nicht lange damit aufgehalten zu kreisen und selbst die blanken Knochen eurer einstigen Flotte sind verteilt.“

Langsam vollführte Ilario eine weitere Tanzbewegung, ganz langsam kam er ihr dabei näher. Ein Spiel, ein Tanz der Sinne. „Ein Schiff hätte ich, in Bälde wohl auch eine professionelle Mannschaft. Doch sind diese, Schiff und Mannschaft, vorerst in einer anderen, dringlichen Sache gebunden. Sollten sie jedoch danach noch intakt sein, stünden sie zur Verfügung.“ Der nächste, langsam ausgeführte, Tanzsschritt folgte und er entfernte sich auf Armeslänge, hielt aber noch immer die Hand der byzantinischen Schönheit. „Aber lasst mich eure Idee hören. Was schwebt euch vor? Ohne Byzanz, ohne Geldaufwendungen, mit meiner Hilfe…“ Ein erwartungsvolles, freudiges Funkeln lag in seinen meergrauen Augen. Auch wenn Ilario ihre Gestalt, den körperlich gewordenen byzantinischen Traum, zu würdigen wusste, so war es doch Sousannas verschlagener Geist den er bewunderte.
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Sousanna
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Sousanna »

Hier wurde offenkundig, dass die Schönheit der Wanderin nicht nur in ihrem Leib lag. Nein, sie wurde noch untermalt, nein noch vergrößert durch ihre Bewegungen. Weich wie Seide waren sie, stark wie das Wasser. Sie musste das Tanzen einmal gelernt haben. Nicht nur im gewöhnlichen Maß, wie es die meisten Frauen aus hohem Hause beherrschten, sondern mit sehr viel mehr Kunstfertigkeit, mehr Raffinesse.
Und doch war ihr Lächeln bitter. "Ihr habt Recht." Ein Eingeständnis, das sie wohl vor den wenigsten Kindern der Nacht gemacht hätte. "Es wäre schwierig, tollkühn und aufwendig. Doch wenn es nicht anders geht, werde ich die Mühsal für den Lohn auf mich nehmen."

Ein weiterer Schritt. Auch sie entfernte sich, deutete einen Knicks in purer Perfektion an, während die Rehaugen noch immer auf denen des Herrn der Schatten lagen.
"Dann ist es wichtig, dass die Unternehmung glückt." Eine langsame Drehung wie ein Schnörkel zu seiner Führung. "So ihr eine helfende Hand dafür benötigt, stehe ich euch zur Verfügung."
Wie von langsamer Hand geschoben, kam Sousanna erneut näher. Nun glommen die dunklen Augen wie die Feuer der Wüsten. So eindringlich war der Blick, dass man ihn abwenden mochte und es doch nicht konnte.
"Im Blut der Wanderer liegt eine tiefe Macht.", begann sie leise. Über dem Säuseln des Windes war das Hauchen kaum zu vernehmen. "Ein Schiff kann ich nicht zur Wirklichkeit werden lassen. Aber Gold, Material und alles, was es braucht, den Bau zu beschleunigen. Alles, was ich dafür brauche, ist ein reger Fluss Blut."
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein schmerzlich-schiefes Lächeln zeichnete sich ab als Sousanna ihre Hilfe anbot bei seiner Unternehmung. Sacht schüttelte Ilario sein Haupt. „Euer Angebot muss ich leider dankend ablehnen. In eine derartige Gefahr möchte ich euch nicht bringen. Eventuell werde ich aber darauf zurückkommen, falls sich aus dieser Unternehmung weitere ergeben sollten.“ Er blickte kurz an ihnen beiden herab. „Ihr tanzt wirklich meisterlich, falls ich einmal in die Verlegenheit komme genug Zeit zu haben… könntet ihr mir vielleicht das Eine oder Andere beibringen. Tanzen ist nun leider wirklich keine große Begabung meinerseits.Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, seine klerikale Erziehung und auch Galbas Schule hatten Tänze nun wirklich nicht beinhaltet.

Tiefe Macht… so wie das was ihr einst im Krieg erschuft? Das Abbild dieses Schreibens an Maximinianus? So etwas wäre allerdings eine Option, wenn sie auch sicher ihre Nachteile hätte. Wenn zum Beispiel die Opfer sich bewusst werden was wirklich ist und was nicht. Was allerdings handzuhaben wäre, man bräuchte dann einen Sündenbock. Jemanden der die Konsequenzen zu tragen hätte, weil das wollen wir beide sicherlich nicht. Ein steter Nachschub an Blut wäre eventuell machbar, aber sicherlich auch schwierig zu organisieren. Am ehesten über eine Menge Sklaven. Möglicherweise hätte ich einen entsprechenden= Kontakt. Es gälte dann abzuwägen, ob die finanziellen Einsparungen die dann geschuldeten Gefallen wett machen würden."
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Sousanna
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Sousanna »

Ernst nickte sie. Es gab nun wirklich Dinge, die sie lieber getan hätte, als ein potentiell desaströses Wagnis auf sich zu nehmen, bei dem ihr die Seiten nicht bekannt waren und vermutlich auch nie eröffnet werden würden. Doch allein das Angebot von einer Tochter jenes Blutes, das man für seine Treulosigkeit verachtete, zeigte ihre hohe Achtung vor dem Kastellan.
"Wie gesagt, ruft so ihr mich braucht. Für meine Verbündeten werde ich kommen." Damit schien für sie die Angelegenheit erledigt.

Statt des Ernstes rief seine Bitte oder besser sein Geständnis ein sonniges Lächeln auf die so ebenmäßigen Züge der Ravnos. Als hätte sie auf eine solche Gelegenheit gewartet, nahm sie seine Hände sacht in die ihren und brachte sie an die richtigen Stellen.
"Wisst ihr, es ist leicht, wenn man das Wagnis einmal angenommen hat.", flüsterte sie und löste den Blick nicht von dem seien, während sie zart wie eine Feder begann die richtigen Schritte zur richtigen Zeit zu finden. So er sich ihrer Führung ergab würde so auf dem Deck der sündigen Heiligen ein langsamer Tanz entstehen, wie man ihn auf italienischen Bällen tanzte. Noch langsamer zwar als sonst, doch so, dass er trotz seiner Einfachheit schlicht spektakulär aussähe. Leise schien Musik das Deck zu füllen. So dezent, dass sie ebenso ein Hirngespinst eines überhitzten Geistes sein konnte.
"Es ist als brächte man ein Gespräch, eine Begegnung in Körperlichkeit." Tiefe Liebe sprach aus ihren Worten. "Der Tanz vermag die Sinnlichkeit von der Sünde zur Kunst werden zu lassen."

Seine Vermutung dann aber ließ Sousanna lächeln. "Es ist ähnlich, wie das Kunststück, dass ich im Krieg zeigte.", erklärte sie mit zartem Amüsement in der Stimme. "Aber, lieber Freund, ich wäre eine schlechte Gauklerin, beherrschte ich nur das eine."
Die Grübchen um ihren Mund vertieften sich noch, zeichneten List und Hinterhalt in ihre Miene. "Wenn ich möchte, dass meine Kunst ewig ist, so bleibt sie das. Gold wird aus dem Nichts entstehen und ungefälscht bestehen bleiben. Eine Pflanze wird leben. Baumaterial ungeahnte Stärke erreichen. Feuer aus meinem Geist wird flammen und verbrennen, so ich es wünsche. Und es wird wahr, so es mein Wunsch ist." Sprach sie im Wahn oder beschrieben diese Worte voll düsterer Begeisterung tatsächlich die Wahrheit?
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Re: [1012] Wasserspiele [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Er ließ Sousanna gewähren, überließ ihr seine Hände. „Das Wagnis ist gehe ich gern ein…“ Es war als hörte Ilario die Klänge der Musik, wenn auch langsam so gab er sich ihrer Führung hin und ließ sie ihre Magie weben. „Ein Gespräch der Körper, ein Begegnung.“ Wiederholte er, und so tanzten sie. Der meist so kühl wirkende Kastellan fand Gefallen daran wie es schien. „Wir sollten dies öfter tun, auf dass ich diese Kunst erlerne… Womöglich wäre ein solcher Tanz nicht nur etwas für die Höfe der Sterblichen.“ Die Harpye würde wissen in welche Richtung seine Gedanken drifteten, vielleicht hegte sie gar ähnlich Pläne für die kainitische Gesellschaft.

Als Sousanna lächelnd und voller Verschlagenheit um ihre Kunst berichtete, erwiderte Ilario dieses Lächeln.
„Wahrhaft erstaunlich, als erschüfet ihr Wirklichkeit… lasst das nur keinen der frommen Glaubensbrüder hören. Manche könnten urteilen solches sei nur Gott allein vorbehalten. Doch was mich viel mehr fasziniert ist die Frage wo die Grenze ist? Wo fangen Träume an Wirklichkeit zu werden?“ Hier sprach nicht mehr nur der Politiker aus ihm, sondern vielmehr der Mystiker.
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