Ein junger Bote, welcher offen - jedoch ohne Lichtquelle - den Hügel zur Martinsfeste aus Richtung Genua heraufgekommen war, war auf die Männer ganz ohne Scheu zugetreten. Mit nur wenigen kurzen Worten hatte er ihnen ein in Leinen geschlagenes Wachstäfelchen gereicht. Eine Botschaft einzig für die Augen des Herrn der Festung Titus bestimmt.
Ohne auf eine Antwort zu warten hatte sich der Bote erneut aufgemacht, schien er zu erahnen, dass der Empfänger der Nachricht nicht zu zugegen sein würde. Etwas mochte die Wachen dabei verwundert haben. Es mochte die Wortkargkeit des Botens gewesen sein. Oder auch die Tatsache, dass er ohne Licht des Nächtens wanderte. Oder, dass er scheinbar den Herrn der Festung nicht anwesend erwartete. Oder auch die weit entfernte und verblasste Erinnerung an ein Gesicht, welches sie bereits einmal verwirrt hatte: Ein junger Knabe, welcher wirkte wie ein Mädchen und doch eindeutig die Kleidung eines Botenjungen getragen hatte.
Für weitere Fragen blieb keine Zeit, denn der Bote verschwand ins Dunkel der Nacht, so schnell wie er gekommen war. Zurück blieb einzig eine sauber eingeritzte Nachricht an Titus.
An
Titus,
Neugeborener vom Clan des Todes,
Geißel Genuas
Es sind viele Jahre ins Land gezogen seit unserer letzten Begegnung und es ist mein Wunsch Euch in einer der kommenden Nächte aufsuchen zu dürfen.
Sofern es Euch Euer Amt erlaubt in Genua oder seinem näheren Umfeld zu verweilen, würde es mir zu Ehre gereichen, so Ihr Zeit für ein Gespräch auf dem Weg entbehren könntet.
Auf meiner Seele liegt etwas, worüber ich mit Euch sprechen möchte und es würde mich freuen, so Ihr mir die Gelegenheit hierzu gewähren würdet.
Seresa,
Neugeborene vom Clan der Gelehrten,
Kind von Fabrizio Piccolomini, Ancilla vom Clan der Gelehrten