[1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie runzelte die Stirn, „Politischer Einfluss? Ich bin neu in Genua, davon würde ich also nicht sprechen. Aber ja, ich bin daran interessiert den Frauen zu helfen. Ich tue es bislang im kleinen Rahmen, die Mädchen die bei mir sind hatten keinen anderen Ort zu dem sie gehen konnten. Allerdings ist mein Haus sehr familiär. Es ist keine Schule. Oh und... wenn du es nicht förmlich willst, dann bleibe ruhig auch beim Du.“

Benita saß unterdessen mit ihrer Lyra auf dem Schoß neben Avelina und schien zu grübeln, schließlich siegte ihr Mundwerk, „Was ist denn falsch daran, dass sie von uns trinkt? Ich mag es, wenn sie das tut. Sie könnte das gerne öfter tun, will sie aber nicht.“
Sie schaute das jüngere Mädchen ein wenig verständnislos an, während Avelina ihr die Hand auf den Arm legte und den Kopf schüttelte, „Benita, lass gut sein.“
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

Angelique lächelte. "Ja, das glaube ich gern, das dir das gefällt", sagte sie mit einer traurigen Weisheit, als sei sie ein Medicus, der einer Sterbenden zuredete, die nicht wusste, dass das Fieber und die Euphorie die Vorstufe des Todes war.

Zu Avelina meinte sie: "Danke für das Du. Ich hatte einst versucht, bei den Juden, die ja ihre Söhne generell zur Schule schicken, etwas vergleichbares für Mädchen angestrebt und auch für mittellose Christinnen und Christen, damit die Völker des Buches einander wieder näher kommen, anstatt sich weiter zu entfremden. Aber als Roger die Schutzmacht über die Juden durch eine Intrige entzogen wurde und die Mächte, die sind, Pogrom und widerrechtliche Besteuerung anstelle der Zusammenarbeit setzten, schmolz mein Plan wie Butter in der Sonne dahin. Ich bin nur eine einfache, närrische Frau mit einem einfachen, närrischen Plan von Versöhnung und Bildung für alle.
Du hast von Geburt im Adel und Wiedergeburt in einem Adelsklan her einen viel größeren Einfluß, ohne etwas dafür tun zu müssen. Du könntest etwas ändern. Bei dir denken sie nicht: Welch irrer Plan steckt hinter der Fassade? Welch Chaos soll daraus erwachsen? Etwa Demokratie gar oder ähnlich Teuflisches?"
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Benita verengte die Augen und der pure Trotz lag auf ihren Zügen. Tatsächlich wirkte sie energetischer, als das die meisten Herdenmitglieder das wohl taten, womöglich wurde sie besonders geschont?

Avelina verfolgte Angeliques Worte unterdessen mit einem leichten Runzeln der Stirn. Dann allerdings nickte sie leicht.
„Ich verstehe. Nun, mir geht es dabei nicht um Religionen, sondern um das Wohl der Frauen im Allgemeinen. Und du hast Recht, ich mag von Adel sein, das brachte mir zu Lebzeiten keinerlei Vorteil, eher im Gegenteil, da ich offenbar mit dem vermeintlich falschen Geschlecht zur Welt kam. Und jetzt mag ich dem hohen Blut angehören, doch in Genua habe ich bislang keinerlei Einfluss. Ich warte gerade auf die Anerkennung des Gastrechts.“

Sie hielt einen Moment inne und blickte Angelique nachdenklich an.
„Ich lerne derzeit die Grundbegriffe der Medizin um die Mädchen hier im Haus direkt versorgen zu können. Es scheint, als missbilligst du den Handel zwischen uns. Aber wir alle müssen uns nähren. Ich achte darauf, dass es ihnen gut geht und sie nicht zu oft und zu viel Blut geben. Dafür haben sie ein Dach über dem Kopf, einen vollen Magen, medizinische Versorgung, die Chance etwas zu lernen, und... eine Familie. Wie nährst du dich? Sicher nicht von Luft und Liebe?“
Aufmerksam sah sie Angelique an. Sie schien durchaus interessiert, wie sie sich nährte.
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"Oh, ich habe diverse Arten mich zu nähren. Aber am liebsten bestrafe die Sünder durch meinen Kuß. Das bedarf langer Beobachtung und Bewertung, wenn ich mich entscheide, es final zu tun. Und dann nicht leichten Herzens und nur um den Rest der Menschen vor ihnen zu schützen. Tote können sich nicht bessern und bereuen.

Manchmal muss ich auch Ratten oder die widerlichen Katzen der Hafenslums austrinken. Aber zumeist ist es leicht, Sünder zu finden. Wer meinem gelben Schleifchen folgt, hat Strafe verdient, und tut die nächsten Tage keinem gelb tragendem Mädchen mehr etwas."
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihre Augen wurden größer bei Angeliques Worten, und sie starrte sie verwundert an, „Du... tötest sie? Ich meine... du trinkst bis sie...“

Nach einem Moment schien sie sich wieder zu fangen.
„Aber... nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass du weniger brauchst, nur weil du in jüngeren Jahren gewandelt wurdest. Seit ich in Genua bin muss ich jede Nacht zusätzlich auf die Jagd gehen, um irgendwie zu überleben.“

Benitas Finger hatten sich um die Lyra geschlossen und sie sah Angelique jetzt tatsächlich ein wenig ängstlich und aus großen Augen an. Die ungewohnte Stille der jungen Frau ließ Avelina zur Seite blicken, und sie rutschte ein wenig näher, ihr beruhigend die Hand auf den Arm legend.

„Nun, wenn ein Mädchen wirklich dringend Hilfe brauchen sollte, kannst du es natürlich gerne vorbei bringen. Langfristig muss sich dann eben eine andere Lösung finden. Allerdings muss auch klar sein, dass dieses Haus nicht nur für Christen offen ist. Mir geht es nicht um die Religion, mir geht es um das Wohl der Frauen und Mädchen.“
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"Ja, langfristig braucht es eine Schule für Mädchen, die nicht in den reilgiösen Wegen unterwiesen werden, sondern lernen, das Haus und die Geschäfte des Mannes zu führen, den sie heiraten werden. Und Kinderhuren, Waisen und Bettlermädchen könnten so auch ohne Mitgift eine gute Partie für gutgestellte Männer werden."

Sie lachte hell wegen des Tötens. "Ach, das klingt schlimmer, als es ist. Die meisten leben bis an ihr vorbestimmtes Ende. Nur wenigen Auserwählten schickt GOtt seinen Todesengel Angelique."
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihr Blick wurde kühl. Zorn sprach aus ihren Zügen, nicht die heiße, brennende Wut des Tieres, sondern eisige Kälte. Es war kein Zorn auf Angelique, er schien eine andere Ursache zu haben, aber es war zu sehen, dass sie es ernst meinte. Doch wie immer blieb sie höflich... und ruhig. Fast schon zu ruhig.

„Ich will dir sicher nicht zu nahe treten. Aber vermutlich bist du zu jung gewandelt worden, um zu begreifen, dass es manchen Mädchen vermutlich besser geht, wenn sie keine Bildung erhalten, als mit Bildung und Verstand in die Welt dort draußen geworfen zu werden, die sie eh nicht ändern können. Nicht jeder Mann dort draußen ist ein Prinz auf weißem Ross, der die holden Signoras auf Armen trägt. Und nicht jeder Frau gefällt es für einen verschwitzen Affen mit Mundgeruch und groben Händen die Beine breit zu machen. Vielleicht solltest du bedenken, dass viele Männer die christliche Nächstenliebe dann aufhört zu scheren, wenn es um das geht, was sie zwischen den Beinen haben. Die Mädchen denen du Bildung schenken willst, werden vermutlich zu Mägden, die irgendwelche höheren Herren auf die perversesten Arten bespaßen dürfen, oder von ihnen vergewaltigt werden, weil ihnen ihr eigenes Weib zu hässlich oder zu langweilig ist, und sie nach Außen hin den Schein wahren wollen. Dann werden sie schwanger und zur Engelsmacherin geschickt, oder aus dem Haus gejagt, weil sich ein Bastard im eigenen Heim nicht gut macht. So oder so steht ihr Leben dann auf der Kippe. Und du willst ihnen die Bildung geben darüber nachzudenken? Oh, die eine oder andere mag Glück haben und an einen guten Mann geraten. Der Rest ist verloren. Da wäre es gnädiger sie direkt ins Kloster zu schicken. Du willst ihnen also Bildung schenken, damit sie sich im vollsten darüber bewusst sind, was mit ihnen geschieht? Du bist grausamer, als ich dachte.“
Ihr Blick wanderte an Angelique entlang. Es war ein wenig als würde sie das Mädchen mit anderen Augen betrachten, das Ausmaß ihrer Grausamkeit einschätzen.

Benita blieb still wie ein Mäuschen. Es war offensichtlich, dass sie ihre Padrona noch nie so erlebt hatte, und sie blickte ängstlich zwischen den beiden Kainitinnen hin und her, die Finger fester um die Lyra schließend, als gäbe ihr diese eine Art Sicherheit.
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

Angelique war wie vom Donner gerührt, als die Beleidigungen auf sie einprasselten wie Hagelschlag auf ein undichtes Oberstübchen.

Noch während die Toreador eine giftige Klinge nach der nächsten in ihren Geist trieb, herumdrehte und abbrach, kochte der innere Dämon in der kleinen Vampirin hoch. Sie hatte arglos eingelullt ihre Maske abgenommen und so konnte man ihren inneren Widerstreit deutlich sehen. Auch wie sie ihre Fänge knirschte und Kains mörderisches Erbe in ihren Augen aufflammte.

Für ein Kind Malkavs war es nur um so schlimmer, da nun auch die Stimmen in ihrem Kopf die Bestie anstachelten.
Eine immense Anstregung an Selbstbeherrschung, ein Kampf der bestimmt eine Minute dauerte, ließ Angelique erbeben.

Schließlich, blutigen Scvhweiß auf der Stirn und keuchend, beruhigte sie sich, lächelte ein gequältes Lächeln, das so echt wie Narrengold war, und setzte ihre Teufelsmaske auf.

"Es ist schon spät geworden, wohlwerte Dame", sagte sie höflich, "es wird Zeit für mich zu gehen. Bemüht Euch nicht, ich finde den Weg hinaus. Vielleicht sieht man sich ja beim nächsten Hoftag."

Würfelorgie von 13.38 Uhr bis 13.42 Uhr am 19.11. Irgendwann genug Erfolge.
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie sah das Mienenspiel der Malkavianerin, doch vielleicht mochte das Mädchen auch ihres sehen. Ganz eindeutig war dieser Frau zu Lebzeiten etwas widerfahren, was sie zu ihren harten Aussagen brachte. Da war mehr als Anklage, da war Verletztheit und tiefsitzender Schmerz. Eine andere Sicht auf die Dinge, sicher. Aus anderer Perspektive, die in diesem Falle sehr persönlich schien.

Sie schloss kurz die Augen und versuchte jene Erinnerungen von sich abprallen zu lassen, dann öffnete sie sie um in die Teufelsfratze zu blicken, die abermals das Gesicht des Mädchens verdeckte.

Sie erhob sich bei ihrer Verabschiedung, und es konnte den Anschein machen, als würde es ihr leid tun, dass sie die Contenance verloren hatte, zumindest wirkte sie betrübt und sicher ein paar Jahre älter. Sie neigte den Kopf.
„Verzeih, ich hätte mich besser unter Kontrolle halten sollen.“

Sie bedauerte, dass dieser Kontakt um den jungen Frauen Genuas zu helfen vermutlich beendet war, bevor er angefangen hatte, das sagte alleine ihr Zurückfallen in die 'ihr'-Form. Doch unterm Strich... dieses Mädchen war nicht nur ein Mädchen. Und vor manchen Wahrheiten konnte man nicht ewig davon laufen... oder doch?

„Ich wünsche dennoch eine angenehme Nacht. Und ich bin froh zu wissen, dass es noch andere gibt, die sich um das Wohl der jungen Frauen und Mädchen Genuas sorgen. Möge die Nacht ihren Schleier schützend über dich halten.“

Bild

Zusammenfassung:
Avelina läd Angelique in ihr Haus ein, und die junge Malkavianerin kommt überraschenderweise sofort mit, statt eine Nachricht zurück zu senden. Man unterhält sich vorsichtig über religiöse Themen, über die Wege der Kainiten, und entdeckt schließlich eine Gemeinsamkeit... doch die unterschiedlichen Perspektiven setzen dem Gespräch ein jähes und vorzeitiges Ende.
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