[1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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[1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Es war Herbst geworden in Genua als im Elysium ein Schreiben für Alain abgegeben worden war. Das Wachstäfelchen - auf welchem die Nachricht stand - war nicht weiter versiegelt. Einzig ein blankes Stück Holz bedeckte - und schützte somit - den Aufschrieb. Die Absenderin war Seresa und offenkundig störte sich die Brujah nicht weiter daran, dass die Hüterin oder Personen, welche mit ihr in Kontakt standen, möglicherweise davon erfuhren, dass sie den Drachen zu einem Gespräch eingeladen hatte. Der Ort des Treffens war kryptisch ausgedrückt, stand dort einzig als Angabe, der Ort, an welchem sie sich zuletzt verabschiedet hatten. Der genannte Zeitpunkt war der übernächste Vollmond um Mitternacht.

In jener Nacht hatte sich der Nebel, welcher vom Meer her über das Land gekrochen war, wie ein milchiger Schleier über die Umgebung des Olivenhains gelegt. Nahe der Stelle, an welcher die beiden Kainiten gewürfelt hatten, lag die Gelehrte entspannt auf einem dicken Ast eines älteren Baums. Die immergrünen Blätter boten einen Sichtschutz, während der schmale Körper sich dabei unbewusst fast so natürlich an das Holz anschmiegte, dass er mit ihm gänzlich zu verschmelzen schien.*

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Alain le Beau
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Alain le Beau »

Es dauert eine Weile, aber dann hört die Naturfreundin das Rascheln von Blättern, das Knacken von Ästen und all die anderen kleinen Geräusche, welche die Ankunft eines Stadtbewohners in der Wildnis ankündigen. Ein kleiner Lichtschein ist zwischen den Bäumen zu sehen. Irgendjemand flucht. Wenn sie nicht alles täuscht, sind dort mindestens drei Personen im Nebel unterwegs. "...hier irgendwo", hört sie dann eine Stimme, die dank ihres melodischen Akzents leicht als Alains Stimme zu identifizieren ist. "...hier warten...bald...".

Es dauert nicht lange, dann tastet sich unter ihr ein blonder Schopf auf die Lichtung. Wendet sich von links nach rechts, dann wieder nach links, noch einmal nach rechts - und seufzt leise. Alain legt die Hände hinter den Rücken und lehnt sich an den Stamm des Baums. Nach einer Weile beginnt er, ein Liedchen zu pfeifen. Aber irgendwie scheint er nicht so recht in Stimmung. Vielleicht wegen des Nebels.
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Seresa
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Für einen Moment war Seresa versucht sich durch den Nebel zu den fremden Stimmen zu schleichen, doch der Drache versperrte ihr wenig später den Abgang und so blickte sie mit einem amüsierten Schmunzeln auf den pfeifenden und am Stamm lehnenden Alain hinab.

Entgegen ihrer ersten Begegnung trug Seresa in dieser Nacht die schlichte Kleidung eines Botenjungen, während ihre kinnlangen, braunen Haare ungebändigt an ihrem Kopf herunterhingen. Schräg seitlich über dem Drachen raschelten leise junge Zweige und einige Blätter fanden neben Alain ungehindert ihren Weg in Richtung Boden. Sofern der Tzimiscen nach oben geblickt hätte, hätte er gesehen, dass sich über ihm die Gelehrte befand, an deren Lippen ein kleines, amüsiertes Lächeln zu sehen war, während sie sich mit ihrer Hand an einem der jüngeren Äste anscheinend festhielt.

„Seid gegrüßt, werter Alain.“

Sie nickte dem Drachen höflich zu.

„Es ist mir eine aufrichtige Freude Euch wiederzusehen und dass Ihr trotz des Nebels hierher gefunden hattet.“
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Alain le Beau
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Alain le Beau »

Als neben ihm die Blätter zu Boden fallen, dreht sich Alain instinktiv um - und stößt einen leisen Schrei aus, als er Seresa sieht. Die Hand auf die Brust gelegt, schaut er sie mit weit aufgerissenen Augen an, bevor er langsam zu grinsen beginnt. "Werte Seresa!" Er wischt sich über die Stirn. "Du liebe Güte. Ich dachte schon es wäre eine tollwütige Wildkatze. Oder, noch schlimmer, eine irre Salubri."

Er neigt den Kopf mit Grazie, aber Seresa kann sehen, dass seine Hand noch immer leicht zittert.
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Seresa
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Wildkatze?!“

Seresas Kopf legte sich leicht schräg, als sie fragend auf den Tzimiscen hinabblickte. Dann zuckte sie mit den Schultern, hockte sich auf, umgriff den Ast mit ihren Fingern und ließ sich an ihm herunterhängen, bevor sie schließlich in einer gehockten, leicht knieenden Haltung auf dem Boden landete. Für einen Moment war der rötliche, fingerdicke Strich im Nacken der Brujah deutlich zu sehen, bevor sie sich erhob und sich die Hände gelassen an der Kleidung abklopfte. Ihre Bewegungen waren übernatürlich geschmeidig und so man es nicht besser wissen würde, könnte man in ihr das Erbe einer Wildkatze vermuten. Seresa schüttelte leicht den Kopf, als sie schließlich aufrecht in einem gewissen Abstand vor dem Tzimiscen stand.

„Nein, ich denke eher nicht. Zumal ich zuversichtlich bin, sie würde ein derart naives Vorgehen überaus schnell bereuen.“

Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Gelehrten. Es war unklar, ob sie mit ihren Worten die Wildkatze oder die Salubri gemeint hatte, doch fuhr die Schreiberin eindeutig mit zweiterer fort.

„Doch weshalb nehmt Ihr an Amalia könnte Euch hier erwarten, werter Alain?“
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Alain le Beau
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Alain le Beau »

"Weil sie gedroht hat, mich zu jagen", sagt Alain und zuckt mit den Schultern. "Seitdem werfe ich nächtlich einen Blick über meine Schulter. Wenn ich eines Tages plötzlich verschwunden bin, dann wisst ihr, wer dafür verantwortlich ist." Er winkt ab. "Was soll's. Ein Grund mehr, sich zu betrinken. Nicht, dass ich dafür Gründe bräuchte."

Der Tzimisce faltet die Hände. "Also, warum sind wir hier? Ein weiteres Würfelspiel? Sprachlektionen? Nackttänze im Nebel?"
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Seresa
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresas Blick war nachdenklich geworden bei Alains Worten. Erst als er von dem Grund des Treffens gesprochen hatte, heiterte sich ihr Gesicht auf und auf ihren Lippen erschien erneut ein immer breiter werdendes Lächeln.

„Dies wären allesamt wahrlich überaus erfreuliche Gründe für ein Treffen mit Euch, werter Alain...“

Ihre braunen Augen wanderten für einen Moment nachdenklich auf seine gefalteten Hände. Dann riss sie sich aus den Gedanken darüber heraus, wie ihr Tier es wohl empfinden würde, so diese auf ihrem Körper liegen würden. Stattdessen schüttelte sie leicht den Kopf.

„Doch wollte ich Euch wiedersehen, da ich mehr über die Via auf welcher ihr wandelt und Eure Art damit zu leben erfahren wollte.“

Für einen Moment sah sie in die Richtung, aus welcher zuvor die Stimmen erklungen waren, bevor sie zurück auf den Tzimiscen blickte. Einzig ihre Hand deutete noch immer in diese Richtung.

„Sofern Ihr Euch sicherer fühlen würdet, holt Eure Wachen in Sicht oder näher, so sie eingeweiht sind. Ich störe mich wahrlich nicht an ihrer Gegenwart. Doch sagt, werter Alain, womit habt Ihr die Salubri wissentlich oder unwissentlich verärgert?“

Seresa hatte hierbei ihre gänzlich eigenen Ideen, was der Tzimisce angestellt haben könnte. Es reichte vom Infragestellen der Befähigung Amalias im Kampf, da ihr Körper von Narben übersäht war, über das Beglücken einer der Witwen, welcher Amalia Schutz zugesichert hatte, bis hin zu der Tatsache, dass Alain dem etruskischen Bund angehören könnte.
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Alain le Beau
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Tzimisce seufzt. "Das alle immer die ganze Geschichte hören wollen. Nun, ich tanzte mit der wunderbaren Sousanna im Hafen, als Amalia mir höchst unhöflich und direkt ihre Fratze ins Gesicht schob." Er schnaubt. "Ich kannte sie nicht. Und wer neigt dazu, einem seine Widerlichkeit direkt ins Gesicht zu schieben? Bettler natürlich. Also gab ich ihr einige Münzen." Die Erinnerung zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht. "Kurz darauf landete ich im Hafenbecken. Soweit, so harmlos."

Dann verschränkt er die Arme. "Aber dann bat sie mich ins Elysium, zur gegenseitigen Entschuldigung. Ich habe mich auch brav entschuldigt für das Missverständnis. Und sie? Begann mit einer Entschuldigung, brachte sie nicht zuende und drohte mir dann aufs Übelste. Und vor allem..." Er senkt die Stimme "...hat sie ihr Amt missbraucht! Eine Liktorin, die Neuankömmlingen erzählt, dass sie die Stadt nicht betreten dürfen! Ha! Zum Glück hatte mein Clansbruder Toma mich bereits über die tatsächlichen Regeln aufgeklärt. Ich habe sie konfrontiert." Ein schiefes Grinsen. "Vielleicht ein Fehler."

Er schaut den Baum hinauf. "Wie ein wildes Tier in der Enge drohte sie mir mit Jagd, Schmerz und Vernichtung. Ich wollte mir das nicht länger anhören und habe diese Wahnsinnige allein im Elysium gelassen. Aber nun höre ich, dass sie allenthalben gegen mich hetzt und wettert. Die Jagd auf Rothaarige? Wahrscheinlich ihre Idee, denn wer wäre sonst so dumm." Seine Finger fahren demonstrativ durch das blonde Haar. Ob er es gefärbt hat? "Und nun erzählt sie herum, ich würde den Teufel anbeten und ähnliche Narrheiten. Da seht ihr, wie brennend ihr Wahnwitz ist."

Etwas leiser fügt er hinzu: "Ich hörte, dass höchste Mailändische Kreise die Harpye bestochen haben, damit diese Geschichte nicht an die Öffentlichkeit gelangt."
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Seresa
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa sog die kalte und nebelverhangene Nachtluft ein, während ein leises aber schweres Seufzen von der jungen Brujah erklang.

„Das Amt und ihre Vasallität hat sie fürwahr verändert.“

Ihr Blick wanderte für einen Moment in die Richtung, in welcher die Martinsfeste liegen mochte, bevor sie den Kopf schüttelte und ihre braunen Augen zurück zu Alain fanden.

„Durch die Vasallität von Genua gegenüber Mailand besitzt Amalia derzeit weitestgehende Narrenfreiheit. Sofern Ihr Beweise hättet, dass die Jagd auf Rothaarige von ihr stammt, würde der Clan der Kappadozianer womöglich alles andere als erfreut sein, sind die Haare von ihrer Schwester im Blute Seinfreda feuerrot. Zumal Amalia ebenfalls mitunter der Grund dafür war, weshalb Titus aus seinem Amt als Liktor enthoben wurde.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern.

„Jemand wie Livia dürfte ebenfalls über derartige Dinge wohl wenig erbaut sein.“

Die Schreiberin schüttelte leicht den Kopf und ihre Stimme war als sie weitersprach ebenfalls gedämpfter.

„Dennoch frage ich mich, wer in Mailand wohl die Hand über Amalia halten mag, ist mir nicht bekannt, dass sie in den vergangenen zehn Jahren überhaupt etwas für ihren Lehnsherrn getan hätte.“

Dann zuckte sie erneut mit den Schultern und schüttelte ihr Haupt. Offenkundig sah sie die Pflichten eines Vasallen gegenüber dem Lehnsherrn anders als die Salubri.

„Verleugnungen indes halten sich in Genua bedauerlicherweise sehr hartnäckig. Die Wenigsten unserer Art sind wahrlich dazu bereit die hingehaltenen Karotten zu hinterfragen. Stattdessen fressen sie sie genüsslich wie dumme Esel und lassen sich bereitwillig vor den Karren spannen, welcher ein Anderer lenkt. Da Ihr Kontakt zu Sousanna haltet, solltet Ihr mit ihr sprechen. Als Harpyie der Domäne kann sie derartigen Dingen ohne Zweifel ein Stückweit entgegenwirken. Es wäre bedauerlich, so Euer Ruf dauerhaft leiden würde einzig auf Grund der Tatsache, dass Ihr offen Eure Gedanken sprecht und wisst wie Ihr Euren Verstand zu nutzen habt.“

Dann wanderten ihre Augen abschätzend über den Drachen.

„Zumal Ihr keine Teufel oder Dämonen anbetet. Oder?“
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Alain le Beau
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Re: [1012] Ein unmoralisches Angebot [Alain, Seresa]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ha!" Alain muss laut lachen, aber es ist ein freudloses Lachen. "Ich bin doch kein Narr? Warum sollte ich den Herrgott gegen einen anderen Herren eintauschen? Ich bete zu niemandem. In dieser Welt ist man auf sich allein gestellt. Wenn ich etwas verehre, dann ist es die Ekstase. Und der Herrgott kann mir gestohlen bleiben - mit allen seinen Dienern!"

Dann denkt er einen Moment nach. "In der Tat... Livia hat auch rote Haare. Aber die Gerüchte sprachen von einem rothaarigen Mann, einem leibhaftigen Teufel, solch Dinge eben. Es klang schon sehr nach mir." Abwinkend fährt er fort: "Es wäre wohl eine Verschwendung von Sousannas Zeit, wenn ich sie mit solchen Bagatellen belästigte. Und außerdem ist es recht interessant, dem Mob zuzuschauen, wie er das rothaarige Volk durch die Straßen hetzt. Man kann davon viel lernen, sollte einmal der Tag kommen, an dem man selbst zu seinem Ziel wird."

Der Tzimisce gähnt. "Das Ganze hat außerdem vor Jahren begonnen. Ich bezweifle, dass man irgendjemandem irgendetwas nachweisen kann. Außer natürlich unter der peinlichen Befragung, unter Zuhilfenahme der Kräfte des Blutes."
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