[1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte mit ihren Augen ein kurzes verlegenes Nicken angedeutet, als Ilario davon gesprochen hatte, dass er bereits zuvor bei Aurore gebeichtet hatte. Als er dann davon sprach, dass Aurore womöglich gezwungen gewesen wäre Maßnahmen zu ergreifen ungeachtet möglicher Konsequenzen, hatte Seresa erneut genickt. Dieses Mal jedoch eine verstehende und länger andauernde Bewegung mit dem Kopf, welcher einer gewissen Art und Weise der einer Ehrbezeugung glich.

Die Brujah wusste sicherlich nicht von all den Sünden, welche wohl auf dem Lasombra liegen mussten oder denen er sich als Wissenssucher gewahr war. Doch sie verstand seine Entscheidung zu gut, weshalb er bei Hofe geschwiegen hatte und zum ersten Mal seit acht Jahren hatte sie das Gefühl, dass es gut gewesen war, die Beichte beim Hof selbst nicht wahrzunehmen. ´Eine Domäne wohlgemerkt in der man guten Gewissens dreiviertel der Kainiten hinrichten lassen könnte. Ihre Milde wird nur noch durch ihre Klugheit übertroffen.´ Ilarios Worte über Aurore hallten in ihrem Kopf nach. ´Es hätte Asche geregnet.´ Ja, das hätte es, dessen war sich Seresa sicher, auch wenn sie nur einen Bruchteil der Sünden ihrer Art in der Domäne gesehen hatte oder erahnen konnte.

Die kryptischen Worte des Kastellans sorgten dafür, dass Seresa nachdenklich auf die Wasserkante blickte. Die Wellen, welche neuen Sand anspülten und abtrugen. Was war ihr eigenes wahres Wesen?! Auf die Worte des Magisters hin darüber, dass sie es vielleicht auch nicht mehr wissen würde, schlossen sich ihre Augen. Sie hörte ihm weiter zu, darauf deuteten ihre Finger hin, welche unruhig über einander strichen. Anscheinend versucht sich selbst Liebe zu geben. Nähe und Halt. Als der Lasombra dann schwieg, senkte sich Seresas Kopf und sie nahm einen falschen, tiefen Atemzug, bevor sie ihr Haupt aufrichtete und starr auf die Wasserkante blickte, bevor sie mit dem Kopf schüttelte.

„Nein.“

Ihr Wort war eindeutig, klar und überzeugt, doch sie waren gesenkt und kaum mehr als ein Flüstern und würden als sie weitersprach nicht lauter werden.

„Ich bin hier.“

Ihr Blick wanderte zu dem Sandkorn in der Ferne. Den kleinen und größeren Steinen. Den ausgewaschenen Felsen.

„Ich bin ich.“

Dann blickte sie ernst zurück zu Ilario. Der Schatten mochte sich des kämpferischen - fast bedrohlich wirkenden - Funkelns in den Augen der Brujah gewahr werden. Es lag in ihnen eine tiefe Überzeugung, welche ihm selbst in anderer Form nur zu vertraut war. Integrität und Autorität. Die Leidenschaftlichkeit und die Willensstärke eines zwar noch jungen Kainiten, doch einem, welcher sich diesen dunklen Gaben offenkundig niemals freiwillig gebeugt hätte. Entsprechend ernst klangen ihre Worte, während ihre braunen Augen den Schatten fixierten.

„So man mir die Erinnerung raubte, so geschah dies gegen meinen Willen.“

Noch einen Moment hielt sie den Blick, bevor sie langsam und versöhnlich den Kopf schüttelte. Sie wussten Beide zu gut wo und wie sie standen. Entsprechen wurde ihre Stimme milder und erklärender als sie fortfuhr.

„Wer auch immer dieser er ist, den Ihr sucht und warum auch immer er und sein Dasein für Euch von Bedeutung ist, so denke ich habe ich ihn nicht wissentlich gesehen.“

Sie pausierte für einen kurzen Augenblick, bevor sie mit einem verärgerten, fast wütenden Unterton in ihrer Stimme noch leiser weiter sprach und Ilario konnte das Gefühl bekommen, dass gerade ihre Fangzähne ausgefahren waren, denn in ihrer Stimme klang ein bekanntes Lispeln auf Grund von im Weg stehenden Zähne mit.

„Auch wenn ich mir niemals gänzlich sicher sein kann, dass meine Erinnerungen die Meinigen sind und sein werden.“

In Seresas Gesicht spiegelte sich unbändiger Zorn wieder. Sie genoss die Gespräche mit dem Wandler auf der Via Regalis, doch zwangen sie sie immer dazu, mehr zu sehen und mehr zu hinterfragen. Das blütenreine, weiße Tuch weiter zu lüften. Was sie sah oder meinte zu sehen, war für einen Vampir aus einem derart leidenschaftlichen Blut wie dem Ihrigen etwas, was sie nicht ungerührt ertragen oder hinter einer Maske der Teilnahmslosigkeit verbergen konnte. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt.

„Ich werde die Wahrheit herausfinden.“

Ihre Worte klangen wie ein folgenschweres, dunkles Versprechen an den Wandler auf der Via Regalis. Eines, welches den Schatten an seinen eigenen Aufbruch erinnern mochte, um die Täuschung, welcher er womöglich erlag, überwinden zu versuchen.

In manchen Punkten waren die beiden Kainiten, welche hier Seite an Seite an einem Strand abseits der Welt saßen, sich womöglich wohl zu ähnlich. Womöglich würde Seresa Ilarios Angebot eines Nachts annehmen und seinem Weg der Nacht nachfolgen. Doch noch besaß sie zu wenig Wissen oder die Befähigung wenigstens den Anschein wahren zu können dieses zu besitzen, um auf seiner gefährlichen Via Halt finden zu können.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Minutenlang schwieg Ilario auf ihre Worte hin, lauschte Wind und Wellen, und in sich hinein. „Welche?“ Er blickte Seresa an, mit einer seltsamen Mischung aus Anerkennung und Bedauern. „Welche Wahrheit meint ihr werte Seresa? Es gibt derer so viele…“ Der Lasombra zwang sich zu einem bitteren Lächeln, er ahnte was in ihr vorging. Dennoch musste er versuchen Seresa zu bremsen, sie vor sich selbst zu schützen. „Welche Wahrheiten ihr auch sucht, sucht weder zu tief in den Schatten meines Blutes noch in den Schlössern der Ventrue… und vor allem nicht in den umnachteten Geistern vom Clan des Mondes. Die Ventrue hassen euch für euer Blut, zumindest einige und ich selbst weiß um Wahrheiten meines Clans, für deren Kenntnis die Schatten euch vernichten würden. Und sich zu sehr für die Geheimnisse der Alten vom Blute Malkavs zu interessieren, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken… Nun in jenem Fall wäre euer Schicksal besiegelt und ein düsteres.“ Hoffend, dass sie verstand und den Ausweg aus ihren Worten fand blickte Ilario Seresa durchdringend an.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Während Ilario geschwiegen hatte, hatte Seresas Körper sich langsam aber sicher wieder entspannt und es zeigte sich erneut, weshalb sie die Gesellschaft des Lasombra so sehr schätzte. Die Art und Weise seiner geduldigen und sanften Führung, welche es einem zu einfach machte ihm leichtsinnig gänzlich zu vertrauen und sich in seiner Gegenwart wohlzufühlen.

Seresas Gesicht verzog sich verbissen unter den warnenden Worten Ilarios und es schien ihr alles andere als zu gefallen. Dann stieß sie einen fauchenden Laut aus, bevor sie den Blick von dem Schatten abwandte und ihren Kopf seitlich wegzog. Seresa presste ihre Kiefer aufeinander, während ihre braunen Augen die Wasserkante anblickten, ganz so als würde sie sie im nächsten Moment anfallen und einfach zerfetzen, weil sie es konnte. Sie hasste Ilario für seine Worte, aber sie wusste nur zu gut, dass er vollkommen recht mit seiner Warnung hatte. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme ruhig. Zu ruhig, bedachte man die aufgezeigten Konsequenzen.

„Ich weiß.“

Schweigend sah sie auf die nächste dunkle Welle, welche auf die Landmasse hereingeschwappt war und wie ein dunkles Schicksal die losen Sandkörner hinwegspülte. Dann wanderte ihr Blick zu Ilario zurück und ihre braunen Augen suchten seine gänzlich schwarzen.

„Ich will nicht mehr als den Erkenntnisgewinn über mich selbst. Ich will wissen, ob ich möglicherweise belogen und betrogen wurde. Ob von anderen wissentlich und willentlich meine Handlungen gegen die Domäne Genua und somit ihrer höchst verehrten Majestät Aurore gelenkt oder geführt wurden. Ob ich ihr unbewusst schadete durch mein Handeln oder durch das Unterlassen dessen.“

Die Brujah pausierte für einen kurzen Moment und ihre Stimme klang ernst als sie weitersprach.

„Ich will Gewissheit über die Auswirkungen und Folgen meines eigenen Tuns haben. Nicht, weil sich dadurch die Vergangenheit verändern würde, sondern weil ich künftig die richtigen Entscheidungen zum Wohle Genuas und ihrer Majestät Aurore treffen will. Dies kann ich nur, so ich weiß, wo und an welchem Punkt ich womöglich - für mein eigenes Verständnis - Fehler begangen haben könnte.“

Sie hielt noch immer den Blick in die so sonderbaren und befremdlichen Augen des Lasombra.

„Nicht mehr und auch nicht weniger will ich. Ihr sagtet einst, man hat immer eine Wahl, es sind lediglich die Konsequenzen, mit denen man leben muss. Manchmal sind sie klein und unbedeutend oder scheinen zumindest so und manchmal fordern sie das größte Opfer.“

Stumm blickte sie ihn einige Momente an.

„Ich danke Euch für Eure offenen Worte der Warnung in der heutigen Nacht, wohlwerter Ilario. Ich verstehe nur zu gut was Ihr meint und werde mein Handeln danach ausrichten. Doch sagt mir, so ich Euch fragen würde, welches Opfer für Euch zu groß wäre, wenn es darum ginge die Wahrheit zu erfahren über etwas, was Euch wichtig ist, woran Ihr glaubt und wofür ihr kämpft… Was wäre dann Eure Antwort in der heutigen Nacht? Wäre Euer eigener Rat an Euch selbst noch immer derselbe, den Ihr mir gerade eben gegeben hattet?“

In ihrer Stimme war keinerlei Herausforderung zu hören. Stattdessen war sie geprägt durch offenkundige Neugierde darüber, wie wohl ein Wandler auf der Via Regalis - und Wissenssucher wie er - mit einem derartigen Dilemma umgehen würde.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

„Erkenntnisgewinn über euch selbst… euer Selbst. Wenig könnte höher sein.“ Wiederholte und ergänzte Ilario. An solchem Wissen konnte man zerbrechen oder wachsen, Ersteres hatte er knapp umschifft, Letzteres wollte er von sich hoffen. „Wenn ihr mich fragt welches Opfer zu groß wäre, so käme es natürlich auf das Wissen an. Wie schwer wiegt es? Wie sehr vermag sein Gewicht die Waagschale zu neigen? Letztlich würde ich zwei Dinge anführen: Mein Eid der mich bindet und das eigene Unleben. Wer vernichtet wird kann nicht mehr nach Wissen streben.“

Wieder blickte er schweigend aufs Meer hinaus.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Wer vernichtet wird kann nicht mehr nach Wissen streben.“

Seresa wiederholte Ilarios Worte leise und nachdenklich, bevor ihr Blick dem seinigen auf das Meer folgte, welches sie mehrere Momente schweigend betrachtete.

Was würde sie tun, so sie die Wahrheit wüsste?! Was würden Andere tun, so sie wüssten, dass sie die Wahrheit kannte?! Was würde es verändern?! Würde es überhaupt etwas verändern?! War es das Opfer wert?! Half es oder war sie einzig selbstsüchtig?! Was sagte es über sie aus, wenn sie dennoch weiter nach der Wahrheit suchen würde?! Was, so sie dem Lasombra vertraute, folgte und aufgab?!

Seresa kniff die Augen zusammen, als würde sie versuchen in der feinen Linie zwischen Himmel und Erde die Antwort zu erkennen. Schließlich nahm sie einen sanften Atemzug, der in ein aufgebendes Seufzen überging.

„Ihr habt wohl recht, wohlwerter Ilario, das kann man nicht.“

Sie schloss die Augen und nickte ein stummes Nicken. Ohne zu ihm zu blicken, sprach sie zum Meer gewandt.

„Doch woran erkennt man - ohne einen wohlwollenden und großzügigen Hinweis gleich jenem, welchen ich in der heutigen Nacht von Euch erhalten habe - wie schwer das Wissen wahrlich wiegen mag, bevor man die Wahrheit hinter dem Schleier erblickt hatte? Woher vermag man zu beurteilen, in welche Richtung sich die Waagschale neigen würde, so man weder das Wissen noch das Gewicht dessen kennt? Birgt nicht ohnehin jedes Wissen als Bruchstück eines gesamten Bildes die Gefahr den Unmut von Jemandem auf sich zu ziehen, welcher bevorzugt, dass dieses Bild unvollständig oder zerschlagen bleiben würde?“
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Lange blickte der Schatten hinaus auf die wogende See. Schwieg und sah in weite Ferne. Dann entfuhr ihm ein tiefer Seufzer. „Man kann es nie wissen, nur erahnen wie schwer Wissen wiegen mag. Selbst wenn wir dann dieses Wissen besitzen, bleibt unklar von welcher Tragweite es womöglich sei mag. In welche Richtung sich die Waage neigen mag… Alles was wir tun können ist es zu versuchen, versuchen zu ermessen welche Folgen unser Wissen haben mag. Dafür braucht es Erfahrung, einen wachen Verstand und ein gutes Maß an Intuition. Eigenschaften die ich euch durchaus zuschreibe werte Seresa.“ Wieder Schweigen, die dann folgenden Worte mochten an die junge Gelehrte gerichtet sein, oder auch an ihn selbst. „Wissen birgt immer Gefahren, auch das Nichtwissen. Wie wir mit der Gefahr umgehen, wie wir mit jenen umgehen die die einzelnen Teile des Mosaiks nicht zusammengesetzt haben möchten… entscheidet ob wir über unseren Status als Neugeborene jemals hinauswachsen.“
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Schweigend auf das Meer blickend war Seresa neben Ilario gesessen. Eine Weile nachdem seine Stimme verklungen war, sprach sie nachdenklich vor sich hin.

„Ihr sagtet einst - an diesem Strand - sollte meine Überlegung, meine Suche, mich zu der Erkenntnis bringen an jenen Punkt zurückzukehren an welchen ich nie wieder wollte und ich einen neuen Pfad, einen Weg durch die ewige Nacht beschreiten wolle, dann solle ich mich an Euch wenden, so mir weder die Hingabe an Gott noch an unsere innere Bestie das geben könne, was ich brauche. Ihr sagtet, Ihr würdet nicht bekehren, doch Ihr wärt dem wahrhaft Suchenden gerne mit Rat und Tat behilflich und Ihr sagtet ebenso, Ihr könntet mich auf ihn führen. Auf den Weg der Ehre, des Dienens und des Herrschens.“

Seresa pausierte für einen kurzen Moment.

„Und darüber hinaus.“

Langsam wandte ihr Kopf und ihr Oberkörper sich erneut Ilario zu.

„Was war es, wodurch Ihr einst erkanntet, dass der Weg, auf welchem Ihr schreitet, der für Euch Richtige ist, trotz all der damit verbundenen Gefahr für Euch, wohlwerter Ilario?“
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Und darüber hinaus." Bestätigte er ihre Worte, wiederholte sie leise. "Die Via Regalis, genauer die Via Consuasor, lehrte mich mein höchstverehrter Erzeuger. Ich hatte keine echte Wahl, dennoch beschritt ich den Weg ohne Zögern und in der Gewissheit das Richtige zu tun. Er formte mein Selbst... und mir war bewusst, dass ein Verbleib, ein Beharren auf meinen Idealen als Sterblicher Mensch, unvereinbar gewesen wäre mit meinen Studien. Die Weichen dafür hatte der höchstverehrte Lucius Valerius Galba schon gestellt als ich noch atmete. Als ich starb, oder eher eine Weile darauf erkannte ich, dass sich die Welt in jene teilt die herrschen und jene die dienen. Die meisten tun beides. Und ich erkannte, dass wir Kainiten mehr sind als schlichte Menschen. Wir sind ausersehen sie zu lenken, wir sind bestimmt dazu zu herrschen. Natürlich lernte ich auch, dass ein guter Herrscher zunächst einmal lernen muss zu dienen."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Das sollte er.“

Seresa senkte in einer langsamen, zustimmend nickenden Bewegung das Haupt und hob es erneut.

„Doch gilt dies einzig für einen guten Herrscher? Und worin begründet es sich für Euch ein guter Herrscher zu sein?“

Fragend blickte sie auf den Wandler der Via Regalis.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Ilario
Lasombra
Beiträge: 3190
Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1012] Woran wir glauben [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Nein, es sollte für jeden Herrscher gelten. Und natürlich sollte nur eine gute Herrschaft von Dauer sein." Er hielt kurz inne, sinnierend. Bereits das zweite Mal innerhalb weniger Jahre wurde er exakt mit derselben Frage konfrontiert. EInmal von einer jungen Brujah und einmal von einem Ahnen. Zufall...?
"Eine gute Herrschaft, ist geordnet, lässt aber gleichsam Freiraum. Direkt und stark oder auch die Gemeinschaft sacht lenkend, aus dem Hintergrund. Sie ist schützend, bewahrend aber auch beherrschend. Die Via Regalis führt den Herrschaftsanspruch der Kainiten auch auf Gottes Wort zurück, als Bestimmung durch den Kainsfluch gleichermaßen auferlegte Bürde wie Pflicht.
Ebenso sehe ich die Fürsorge für die Untertanen als integralen Bestandteil einer guten Herrschaft. Insbesondere modernere Formen der Herrschaft tragen zum Wohl aller Untergebene, kainitisch wie sterblich, bei. Die grausame Herrschaft der Barabarenfürsten ist ein Relikt alter Tage, aber eine Herrschaft gegründet in den Errungenschaften der Zivilisation, befeuert durch Wohlstand, Bildung und eherne Eide... am Hier und Jetzt orientiert und nicht am jenseitigen Wohl, das sehe ich als gute Herrschaft."
Obwohl Ilario dazu noch stundenlang hätte reden können schwieg er, dies sollte vorerst reichen, und gab Seresa Raum für Erwiderungen.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Gesperrt

Zurück zu „1012“