[1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda griff nach Livias hand und zog sie hinter sich hinaus in den kleinen Klostergarten.
"EIn Dolch?", wiederholte sie etwas misstrauisch "Wie meinst du das? Ich will diesen Bund gerne eingehen, doch verstehe ich nicht, was genau du willst...?
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Livia
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livia ließ sich hinausziehen, sie war gänzlich Feuer und Flamme für die Gedanken der Beiden.
Seinfredas Zögern nahm sie gar nicht recht wahr.

"Der Dolch, der uns schützt, wo es der Schutzmantel nicht kann.
Wir sind und bleiben Frauen - auch in der Anderswelt - keine von uns ist ein Krieger oder Kriegsführer.
Doch wir können uns gegen alle wehren, gemeinsam... Mit Schutzmantel und Dolch... und Weisheit." Sprach sie fast kryptisch verzückt.

"Lass uns unser Bündnis ausweiten und vollenden.
Deine Macht sehe ich, die Stärke deines Schutzes und deiner weisen Führung.
Dine Sehnsucht dich zurück zu ziehen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen erahne ich.
Meine Gabe, zu organisieren und am Laufen zu erhalten, ist stark.
Meine Verwundbarkeiten an diesem Ort kann ich stets erahnen.
Gemeinsam.. können wir viele Schwächen ausgleichen und wahrlich gemeinsam die großen Ziele verfolgen.
Für die Unsrigen, Uns, unsere Familia und Domäne."
Glühte sie.
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La Vedova
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Livia war getrieben von einer solche Begeisterung, war sie erleuchtet? Seinfreda betrachtete die Merkurianerin mit Bewunderung und dem Echo der Musik und der Verzückung, das sie noch immer in sich trug und hoffte, nicht mehr zu verlieren. Das Echo...es hatte eine Erinnerung in ihr geweckt. Die Musik hatte die daran erinnert, weshalb sie tatsächlich hier war. Weshalb sie überhaupt in diesen Nächten gefangen war. Ein Echo, das wieder Gesang werden wollte und eine Sünde, die begangen werden wollte. Wie konnte sie sich bloß vor Gott rechtfertigen ? Was war ihr Plan?

EIn Bündnis- hatten sie das nicht längst? Und weshalb sagte sie, dass sie, Seinfreda sich zurückziehen solle? Vielleicht hatte sie die Sehnsucht danach, doch im Augenblick wäre das nicht dienlich. Schon bald würde sich zeigen, ob sie einen Sitz im Mondsenat erringen konnte und wie es um die Gunst der Prinzessin stand. Schon bald würde sich hoffentlich herausstellen, was es mit Gaius verschwinden auf sich hatte und die Bewegungen in Quinto al Mare waren weiter zu beobachten...Nein, sie konnte sich nicht zurückziehen. Schon garnicht, wo es offenbar mehrere Figuren in diesem Spiel gab, die es auf die abgesehen hatten. Doch Livia wollte das Bündnis vertiefen und dies würde die Dinge sicherlich einfacher machen. So nickte sie Livia zu und griff ihre Hand fester.
"Livia, welche Verwundbarkeiten soll ich ausgleichen? Wobei brauchst du Hilfe? Und welches sind die Ziele, bei denen ich dich unterstützen soll? Ich möchte sie wissen, bevor ich all dem zustimme. Keine Sorge, deine Wünsche sind bei mir sicher. Ich werde sie nicht verraten, genauso wie ich darauf baue, dass du meine nicht verrätst..." Nicht dass sie auch nur im Geringsten vorhatte, Livia ihre Ziele zu verraten. Doch die Merkurianerin hatte Stärken, die sie gut ergänzte und sicherlich gänzlich andere Interessen, die ihren nicht in die Quere kamen. Und wenn sie wüsste, wie sehr Seinfreda ihr schon geholfen hatte, nun, dann wäre sie garnicht erst mit einer Bitte oder einem Angebot an sie herangetreten, sondern mit einem Dankspruch. Doch vielleicht würde sie es eines Tages herausfinden und Freude bei dem Gedanken empfinden, dass nicht jeder in diesen Nächten nur Tauschhandel betrieb. Sie war eine gute Investition...und eine Freundin. Beides etwas, das Seinfreda dringend brauchte.
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Livia
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

"Mein Linie ist klein und wenig bekannt in Italien.
Auch wenn wir seit über einem Jahrtausend aus angesehenen Kinder der italienischen Welt bestehen."
Seufzte sie leicht.
"Jeder von ihnen ist Teil einer Domäne gefunden, im Dienst eines Herren aufgegangen und zu Status, Macht und Amt gelangt...
Wir stellen die Ältesten unseres Clans der ganzen europäischen Welt.
Und ich, ich will diesen Weg auch gehen. Meinen Teil beitragen."

"Ich will Teil dieser Domäne sein, ein wahrer Teil, kein Außenseiter der hier geduldet wird...
Und dafür...
Dafür muss ich mich bewähren und zugleich gegen die missgünstigen Blicke verteidigen.
Und gegen diese missgünstigen Blicke schirmt uns nur Gemeinschaft...
Wenn wir wahrhaft etwas erreichen wollen...
Ich bin nicht einschüchternd und wenn ich es versuche, ruft es Zorn hervor.
Ich kann stärke nur durch Erfolg und durch starke Bünde vermitteln..."
Sie lächelte erschöpft.

"Ich..." Sie wurde langsam konkreter. "Ich habe die letzte Dekade an zwei Aufgaben ihrer höchst verehrten Majestät gearbeitet...
Dazu an der Aufgabe die sie mir höchst selbst übertrug...
Ich glaube wir zwei könnten hier exzellent zusammenarbeiten. Unsere beiden Aufgaben gemeinsam stärken.

Desweiteren...
Desweiteren möchte ich versuchen Amt und Würden zu erlangen. Kein zentrales Amt und auch nur einen der Senatssitze für die 'Dörfer'...
Aber dennoch will auch ich erreichen, dass man sieht, dass ich die letzte Dekade keine Nacht geruht habe, sondern unentwegt an den Pflichten und Aufgaben der weißen Prinzessin gearbeitet habe, mich für die Domäne und natürlich meine persönlichen Möglichkeiten eingesetzt habe.

Und du... du kannst mir dabei so sehr zur Seite stehen...
Genau wie ich dich ergänzen kann!
Und unser beider Macht durch Zusammenarbeit um ein vielfaches wächst."
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La Vedova
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

"Ich verstehe...", meinte Seinfreda leise während Livia berichtete. "Für mich bist du längst ein wichtiger Teil dieser Domäne, keine Außenseiterin. Gibt es für dich anlass zu glauben, du würdest hier nicht geduldet?"
Als Livia auf Amt und Würden zu sprechen kam,runzelte sie ein wenig die Stirn. "Was genau sind deine Beweggründe dafür? Ein Amt als Belohnung und Zeichen für Loyalität? EIn Amt bringt auch Verantwortung...es ist kein einfacher Schmuck? Gerne möchte ich dir bei deinen ambitionierten Plänen helfen, doch sehe ich bisher noch nicht, was dich dazu inspiriert? Bist du nicht Musikantin und Händlerin? War es nicht die Aufgabe der Principessa, Genua mit Musik und Gesang zu erfreuen?", hakte Seinfreda nach. "Du gehst all dies sehr klug an, das sehe ich. Dennoch ärgern dich marginale Dinge...Du bist nicht einschüchternd genug, meinst du? Weshalb möchtest du denn überhaupt einschüchernd sein? Und wäre es nicht besser, du würdest dich auf deine wahren Stärken besinnen? Dein Wunsch, Harpye zu werden und dein Ärger darüber, unterschätzt zu werden...all dies ist deine Wut nicht wert. Sieh doch die guten Seiten: Wenn sie dich unterschätzen, wählen sie sich dich nicht zum Feind und du hast mehr Zeit für die wichtigen und schönen Dinge...", sie deutete hinüber zur Kapelle. Das war wie sie es tat.
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Livia
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livia lächelte mild über die stärkenden Worte der Kappadozianerin, sie taten ihr wohl, auch wenn sie all ihre Planung der letzten Dekade in Frage stellten.
"Ja... nun...
Ich möchte meinen Teil beitragen, wirklich beitragen, nicht am Rande, nicht übersehen und... nicht mit einem Wimpernschlag wegwischbar.
Um meine Aufgabe für die Herrin zu erfüllen, tue ich dies. Natürlich kann ich immer wieder am Hafen stehen und Musik machen, ich könnte sogar noch ein paar Gaststätten übernehmen und etwas Freude stiften... aber das können die Sethskinder selbst.
Ich hingegen versuche die wahren Gründe ihrer Schmerzen, Angst und ihres Leides anzugehen... Armut, Not, Hilflosigkeit, grauenvolle Angstgeschichten über unsereins... und sie zu mildern, wo es möglich ist.
Dem Orden spendete ich stets so viel Nahrung, die er verteilen konnte, damit die Menschen zu essen hatten und sich der Musik überhaupt wieder erfreuen konnten.
Ich führe Infrastrukturprojekte durch, damit sie sich mit Handel und Reise selbst Freiheit und Glück erzeugen können, ihre prachtvollen Güter weitertragen und fremde Güter heranbekommen können.
Ich suche in Quinto Ordnung zu schaffen, den Ort nicht mehr zum Spielball streitender Männer werden zu lassen und diese verfluchte Krankheit zu bekämpfen, damit Wohlstand und Friede die Musik nicht in die Tavernen und Ohren, sondern in die Herzen und Leben zurück bringen kann...

Deswegen auch will ich im Amte dienen.
Ich will eine Region als Senatorin schützen, gegen die Raubgier unserer Art, gegen zu großen Durst oder Überjagung...
Ich will im Amte die Sethskinder davor schützen, auf dem Altar der Stille dahingeschalchtet werden zu müssen oder all ihr Leben lang in Angst vor Schreckgespenstern leben zu müssen... nicht, indem ich an den Geboten Kains zweifeln würde! Der Herr bewahre! Aber als Harpye oder auch als Liktora könnte man die Augen der Sethskinder von Gefahren ablenken... statt den Mord in der einen Gasse zu sehen, feiern sie lieber in der anderen Straße ein Fest! Man könnte Kainskinder, die all zu rücksichtslos und offensichtlich vorgehen abstrafen oder zur Besserung bewegen...
Ich sehe hier viele zentrale Punkte, welche meine Via antreiben...
Muss ihnen gerade zu nachgehen." Sie glühte in der Tat begeistert.

"Und ich glaube du teilst viele dieser Gedanken aus anderen Gründen...
Und ich glaube wir wären gemeinsam wahrlich stark...

Und... deine Nähe scheint mir wie der sichere Ruhepol, das Gegenteil, der Locus Amoenus...
Auch wenn du nicht jeden meiner Gedanken erkennst oder teilst, ich nicht deine, nun... es fällt nicht schwer dir zu trauen und du siehst an mir, dass ich bereit bin, mein Vertrauen in dich und meine Hilfsbereitschaft auch in... wahrlich lebensgefährlichen Momenten zu belegen."
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La Vedova
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda legte Livia freundlich eine Hand auf den Arm.
"Ich sehe, wie viel Gutes du in den vergangenen Jahren getan hast. Ohne deine Spenden und Mithilfe hätte ich die finanzielle last des Ordens beinahe alleine stemmen müssen. Das wäre nicht möglich gewesen, ohne meine anderen Baustellen zu vernachlässigen. Weder das Kloster noch Domus wären in dem Zustand, in dem sie nun sind. Auch ich sehe die Dringlichkeiten der Bevölkerung und ich bin froh, dich in Quinto zu sehen. Ich weiß, dass du für das Dorf am Besten geeignet bist...deshalb habe ich dich unterstützt und werde es weiterhin tun. Deine Gründe und Wünsche verstehe ich und sehe ich und ich würde natürlich lieber dich in einem Amt sehen als die Sünder in unseren Reihen. Du bist mir jederzeit Willkommen, genau wie deine Sethskinder mir willkommen sind."
Die Kappadozianerin griff nach beiden Händen Livias und drückte sie leicht. Vorsichtig und langsam beugte sie sich zu LIvia hinüber, kam ihr sehr nah, blickte ihr kurz in die Augen und deutete dann einen sanften Kuss auf ihre Stirn an, der nichts leidenschaftliches hatte und doch eine mütterliche Innigkeit und Zuneigung versprach.
"Gott segne dich und deine Taten. Er segne deine Wege und reinige deine Wünsche vor Habgier und Neid. Er mildere deine Ängste und helfe dir bei guten Taten. Wenn ich beitragen kann, so möchte ich es tun... lass mich bloß wissen wie!"
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Livia
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von Livia »

Livia lächelte sanft, sie regte sich nicht, nur die Augen folgten der Bewegung der führenden Kappadozianerin.
"Ich danke dir, Mutter.
Lass mich auch dich segnen, im Namen des auferstandenen Herren und seiner gnädigen Mutter, dass sie dich leiten und schützen und mit Liebe erfüllen, heute und in allen Tagen." Sprach sie leise und andächtig, selten sprach die Merkurianerin selbst einen Segen aus, selten war sie in der Position, vor allem Kainskindern gegenüber... aber mit Seinfreda gab es nun eine Ebene, eine Ebene auf der es möglich sein sollte.

Es dauerte nicht lange, da ging sie auf das Angebot der Kappadozianerin ein und berichtete ihr von Ideen.
Ideen die ihr zu Gute kommen würden, aber auch solche, die die Position der Witwe stärkten - denn auch dies schien Livia bedeutsam - sie sprach von Blut, von Truppen, von Ländereien, Kirchen und Klöstern, von einzelnen Gefolgsleuten und Ausbauten, von Adel und von Geheimnissen.
Von Vertrauen.
Vom Angebot das Bündnis zu siegeln, sich den anderen zum Stellvertreter auszuwählen und zu erheben, zur Sicherheit im Unleben. Wie mit der beiderseits geliebten Angelique, wohl ein wahrer Familienbund...
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La Vedova
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Re: [1013] Die Hymne der gefallenen Frauen (Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

"Im Namen der gnädigen Mutter.", wiederholte Seinfreda Livias Worte und nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. "Meine Liebe Livia, lass uns unser Band stärken. Lass mich von deinem Venenwein kosten und auch ich will dir den meinen geben. So wie mich und meine liebste Angelique familiäre Blutbande führen, so wäre es schön, unsere Verbindung zu begießen?"
Als Livia dem mit leuchtenden Augen zustimmte, führte Seinfreda die Merkurianerin zurück in die Kirche, wo inzwischen keine Nonnen mehr sangen oder beteten. Gemeinsam befüllten die beiden Frauen den Messkelch mit ihrer Vitae, sogen den Duft des Blutes ein und tranken dann abwechselnd Schluck für Schluck den Lebenssaft, während Seinfreda leise den ersten Korintherbrief zitierte.
"Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf. Sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf..."

Livia sucht die depressive Seinfreda in ihrem Kloster auf und möchte ihr ein Bündnisangebot unbreiten, zu dem sich die Kappadozianerin jedoch nicht bereit fühlt. Als Livia jedoch alte Gesänge von Seinfredas Erzeugerin in der Klosterkirche anstimmt, überkommt die anwesenden Frauen und Nonnen eine seelige Erregung und es gelingt Livia, Seinfreda aus ihren düsteren gedanken zu erwecken. Sie überzeugt die Kappadozianerin, sich wieder mehr in das Leben der Stadt einzubringen und in ihr und anderen eine Familie zu erkennen. Gemeinsam wollen die beiden einige Pläne zum Wohle der Herde und zur Heilung Quintos durchführen und auch ein Heiratsangebot steht im Raum.
Ihren Bund beschließen die beiden mit Blut.
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