[1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Sollte sie sich festhalten, sollte sie Wachs sein und sich formen lassen in der zarten Umarmung.

Mit der linken Hand strich er über den weichen Stoff ihrer Kleidung, die zarten Rundungen ihres Körpers bis hinunter zu ihren Hüfen. Seine rechte ruhte sachte auf ihrer Wange, während seine Lippen über ihren Hals wanderten, die duftende Haut liebkosten, sich nach oben arbeiteten, bis sie schließlich, wie schon so viele herrliche Male zuvor, kurz vor ihrem Mund Halt machten, um sie dann ebenso zu bedecken.

Simon nahm sich Zeit. Während Mund auf Mund lag, leicht geöffnet, nur damit die Zungen ihr zartes Spiel beginnen konnten, zog er sie näher an sich, strich mit der rechten Hand durch das seidene Haar, während die linke ihre Wanderung über Sousannas Körper fortsetzte mit dem einzigen Ziel, jene Augenblicke zu Ewigkeiten auszudehnen. Er genoss den sanften Hauch ihres Duftes, das leise Rascheln ihrer Kleidung, die er langsam abzustreifen begann, und den Klang ihrer Stimme, als die Wanderin (nicht die Harpyie) ihr leidenschaftliches Seufzen mit ihm teile.

Kurz löste er die Lippen von ihr, betrachtete ihr Gesicht, und sein Lächeln sagte, dass er ihren Gram vergessen machen wollte - und sei es auch nur für diesen Moment, der ganz allein ihnen beiden gehörte.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Das Seufzen der Wanderin war süß und bitter zugleich. Wie das Harz einer Kiefer. In einer anmutigen Aufwallung neigte sich ihr Hals nach hinten, bot sie sich ihm vollends dar.
Zart strichen ihre Finger durch sein Haar, rannen prickelnd ihren Nacken hinab und fanden weitere Pfade mit mehr Freuden.

Da sie seinem Blick begegnete und das Lächeln erwiderte, war es beinah als wäre das tiefe Verständnis zwischen ihnen, dass kein Rang, kein Name Bedeutung hatte, wenn sie sich trafen, greifbar geworden.
Dunkel und doch ohne jede Drohung loderten die großen Augen ihm entgegen und das Lächeln vermochte Wunden ebenso zu heilen, wie zu schlagen.
"Simon", hauchte sie und es klang wie das Gebet eines Sterbenden voller Hoffnung. "Beantwortest du mir eine einzige Frage?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, schien Simon in seiner Suche innezuhalten. Er blickte ihr in die hellen, lodernden Augen, ohne dass sein Lächeln schwand. Er legte die linke Hand auf ihre zarten Finger in seinem Nacken, als wollte er, dass sie niemals wieder losließ, während seine rechte erneut über ihre warme, weiche Wange strich.

Ihre Gesichter schwebten so nahe beieinander, dass ihr süßer Duft ihn einhüllte wie ein Kokon.

Er nickte. "Frage nur."
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sacht schienen die zarten Finger unter den seinen noch immer über seine kühle Haut zu streichen. Beinahe als wolle Sousanna ihre Worte versüßen.
"Da wo du herkommst", hauchte sie und legte das hübsche Haupt schief, schien Neugier nicht heucheln zu müssen. "Dahin kannst du nicht mehr zurück, oder? Hast du dahin noch irgendeine Brücke?" Mit Bedacht waren die Worte gewählt, um ja nicht zu kränken. Viel eher spiegelte sich das unschuldige Interesse einer jungen Frau darin, die alles über ihren Geliebten zu wissen suchte.
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Simons Lächeln verblasste nun doch ein wenig, aber er hielt den Blick weiterhin auf ihre Augen gerichtet. Die Fältchen in seinem Gesicht sprachen eine deutliche Sprache, während er zunächst keinen Ton herausbrachte.

Als er schließlich den Mund öffnete, sagte er schlicht: "Es gibt nichts mehr, was mich an Verona bindet. Alle Brücken, wie du dich so schön ausdrückst, sind hinter mit abgerissen. Ich habe meine Freiheit." Leicht senkte er den Kopf, ließ es eine Weile zu, das Sousanna seinen Nacken mit den Fingern liebkoste, bevor er den Blick erneut hob.

Er umfasste ihre Hand mit seiner, führte sie zu seinen Lippen und küsste sanft und kühl ihre Handfläche, bevor er sie mit den Fingern beider Hände umfasst wie zu einem gemeinsamen Gebet. Er lächelte, und die Wärme dieses Lächelns erreichte seine Augen. "Möchtest du noch etwas wissen, meine Schöne?" Er legte den Kopf schief, und jegliche Sorge schien aus seinem Gesicht zu verschwinden.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ganz sacht strich die Ravnos über jede seiner Falten. Zärtlich schienen sich die Fingerkuppen seinen Gram aufzusaugen, durch ihre Sanftheit abzumildern.
Leicht nickte sie, schien ihn durch weitere Worte nicht noch mehr besorgen zu wollen. Stattdessen zeichnete sich ein besänftigendes Lächeln auf ihren Lippen ab.
"Dann ist es gut, dass du jetzt da bist.", flüsterte sie leise. Ihr unnützer Atem strich sacht über seinen Haut.

Dann aber sah sie ihn melancholisch an. "Ich bin auf dem Seeweg gekommen, weißt du?", seufzte sie beinahe bedauernd. "Ich weiß nicht viel über Italien. Als ich hier angekommen bin" Leise schmunzelte Sousanna. "Habe ich eure Sprache noch nicht einmal richtig beherrscht."
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Vor einiger Zeit hätte ihn diese Offenheit noch überrascht, doch jetzt, seitdem sie bereits so viel Zeit und so viele Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, betrachtete er Sousanna mit offenen, interessierten Augen, verfoglte jede Bewegung, jede Geste wie einer, der die Pausen in einem herrlichen Musikstück nachvollziehen mochte.

"Das kann nicht leicht gewesen sein", sagte er leise. "Aber bitte, erzähle. Was auch immer du sagst, es bleibt hier" - er tippte sich an die Stirn - "und hier." Dabei nahm er ihre Hand und legte sie auf seine Brust, genau über das nicht mehr schlagende Herz. Ermunternd blickte er sie an.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ihr leises Schmunzeln war so schön wie die Sonne und weich wie der Mond.
"So höre die Geschichte des Weberin in den Nächten", begann sie und legte sich zurück auf die Kissen. Hingegossen wie ein Gemälde lag sie dort zwischen Samt und Seide, während das sanfte Licht über ihren engelsgleichen Leib strich und ihn liebkoste. "Einst war sie in der Goldenen geboren. Ein Kind der Sterne. Gesegnet. Doch Stolz trübte ihr Glück. Im letzten Augenblick wurde sie gerettet von einem hohen Herren und ihre Reise begann. Wunder sah sie. Erddrachen und flüssiges Gold. Rote Wölfe und Tänze in der Dämmerung. Erzengeln und Dämonen begegnete sie." Sousanna verstummte und eine Weile schien ihre warme Stimme nachzuklingen. Wie ein Lied, das eben noch erklungen war und dessen Ende der Geist selbst weiterführte.

"Und wieder brachte sie der Stolz zu Fall. Mit dem blutigen Kopf eines Geliebten kündigte sich eine große Reise an." Ihre Hand zog sich mit gespreizten Fingern durch die Luft und eine Karte erschien in der Luft. Eine, wie man sie in Klöstern fand.
"Eine lange und beschwerliche Reise war es. Piraten, Seeungeheuer und Wolflinge... Erschöpft kam die Weberin an. Und die Stadt verschlang sie. Zerrte sie an den Haaren durch den Schmutz. Gequält und gedemütigt wurde sie. Dünnblut wurde sie genannt. Jahrelang lag das Leid auf ihren Schultern, ehe ihr tiefquellendes Blut bewiesen wurde. Und da die Weberin zu ihrem Dienst in der Stadt bestellt wurde, waren ihre Netze gesponnen. Eine Fliege nach der anderen verfing sich darin. Und dann als die weiße Herrin ihren Thron erneut bestieg, wurde sie, die kleine, verachtete Wanderin mit der höchsten Ehre bedacht, die ihr Blut je unter Königen erlangen konnte."

Leicht neigte sie den Kopf und grinste Simon an. "Jede Geschichte findet einmal ein gutes Ende."
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Simon, mit den Augen ganz verzaubert, saß weiterhin da, den Kopf zur Seite geneigt, und lauschte der Geschichte, den seine Sofia fort sponn. Währenddessen glitten seine Augen über jenen Leib, der so viel erlebt, erduldet haben mochte, und doch so schön war wie der eines Engels nicht einmal im Ansatz aussehen mochte.

Aks die letzte Silber verklungen war, schloss er die Augen, formte ein Bild in seinem Verstand, öffnete einmal leicht den Mund wie zu einem Gebet. Dann, als die Augen wieder aufschlug und den Blick auf ihren Mund richtete, der dort so herrlich grinste, ließ er sich neben sie in die Kissen sinken, so dass Sousanna und er nebeneinander lagen, ihre beiden Gesichter kaum einen Zoll voneinander entfernt.

"Hoffen wir es", sagte der Suchende und legte eine Sanftheit in seine Stimme, die wohl nur für jene bestimmt war, die ihm so nahe waren. Es lag mehr als Hoffnung darin: ein Funke Menschlichkeit, der anderen Kainiten viel zu oft fehlte. "Solche Geschichten", sagte er auf Griechisch, "sind für keinen Hof bestimmt." Und dann lag noch etwas in seinen Augen, dass die Kälte des Untods selten zuließ: Dankbarkeit.

Simon ließ seine Hand in die von Sousanne gleiten, hielt sie sanft und blickte ihr in die Augen wie kein Zweiter, dem die Worte aus ihrem Munde so viel bedeuten mochte.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sie lächelte. Doch da war wenig Strahlen oder Genugtuung oder Freude. Es war das Lächeln eines Wesens, dass sich bewusst war, was es war. Dass es nie groß sein konnte. Dass man es stets verachten würde. Es war das Lächeln einer Wanderin.
"Ich gehöre nicht an einen Hof." Leicht hob und senkte sich die Brust von einem schweren Seufzen gezeichnet. Dann wandte sie den Blick ab. "Ich gehöre an Lagerfeuer, in Freudenhäuser und Gassen." Traurig schüttelte sie den Kopf. Noch immer schien Sousanna der Rose nicht ertragen zu können.
"Was ich war, werde ich nicht mehr sein. Und was ich bin bleibt eine Täuschung."
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Friedrich Hölderlin
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