[1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

[November '18]
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La Strega
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[1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von La Strega »

Die Nacht war kühl und frisch. Ein leichter Westwind wehte den Geruch des ersten Schnees, der in den Alpen gefallen war, in Richtung der Golfstadt und vermischte sich mit dem salzigen Geruch des Meeres. Hier, südlich der Alpen wurde es selten frostig, aber der nahende Winter schickte hin und wieder und besonders Nachts mit kalten Temperaturen erste unheilsbringende Vorboten nach Genua.

In einem der Olivenhaine in Ravecca striff La Strega umher, dick eingepackt in schmutzige Lumpen und das Haar unter einem Kopftuch versteckt, so dass nur ihr Gesicht zu sehen war. Sie hatte sich einen Beutel aus Stoffresten um den Bauch gebunden, in dem sie allerlei Kräuter, Pflanzen und anderes sammelte, was die meisten Leute wohl als Unkraut identifizieren würden. In einer Hand trug sie eine kleine Laterne, in der eine Kerze brannte. Jedesmal, wenn sie etwas fand, dass für sie von Interesse war, begutachtete sie es im Schein dieser Laterne. Hier ein Kraut, da ein Blatt, etwas Harz von den Bäumen. Begleitet wurde dies von einem leisen und ständigen Kichern, so als freute sie sich über das gefundene. In seltenen Fällen war auch ein etwas lauteres und überraschtes "Oh!" zu hören, wieder gefolgt von einem Kichern. Sie hatte eine dicke Schnecke gefunden, die sie erfreut in den Schein der der Lampe. Dann öffnete sie genüssliche den Mund und leckte mit ihrer pusteligen Zunge den Schneckenschleim von ihrem Fund und prüfte den Geschmack. Überlegend wog sie den Kopf hin und her und steckte die Schnecke, die sich dann auch in ihr Haus zurückgekrochen hatte, kurzum in ihren Beutel. Im Boden wühlte sie mit ihren bloßen Händen, die vom Dreck und Schlamm ganz verschmutzt waren. Sie förderte Würmer zu Tage und allerlei Käfer.

Sie schien völlig in ihre Arbeit vertieft zu sein und achtete scheinbar nicht auf die Umgebung.


[Wenn alles außer der Kopf bedeckt ist, dann Erscheinungsbild 1]
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Angelique
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von Angelique »

Ebenso in ihr Suchen vertieft, buddelte eine kleine Gestalt im Boden. Eine kleine Wünschelrute neben sich gelegt, suchte ein Kind in abgetragener Pilgerkluft wohl ebenfalls nach etwas. Merkwürdig war, dass es keine Öllampe oder Kerzenlaterne trug, sondern in kompletter Dunkelheit sein Werk verrichtete.

"Glücklich!", frohlockte es mit heller Stimme, als es eine kleine alte Münze in die Höhe hielt. Das Licht des Mondes schimmerte schwach silbern. Summend legte das Kind, das trotz der frostigen Temperaturen barfuß lief, den Fund in eine Ledertasche mit anderem alten Krimskrams.

Die andere Sucherin schien das Kind mit den lockigen Haaren und dem großen Schlapphut bisher noch nicht bemerkt zu haben.
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La Strega
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von La Strega »

Das was La Strega auf das kleine Mädchen aufmerksam machte war nicht etwa der frohlockende Ausruf, sondern ein unwillkürliches Flackern der Flamme ihrer Laterne. Abrupt verstummte ihr Gekicher und sie löschte die Laterne, so dass sie un ihre unmittelbare Umgebung in Dunkelheit getaucht wurden. Das Sternen- und das Mondlicht waren nun das einzige, was diesen Hain noch ein wenig erhellte, aber auch große Sschatten erschuf, gerade unter den Bäumen. Dann unwillkürlich drehte sich La Strega in Richtung des jungen Dings um und starrte es an, geduldig und dierig wie eine Spinne.
Das Jammern einer Katze bei Nacht durchbrach die Stille...so wie es Katzen manchmal in der Nacht tun, um an den Nerven der Schlafenden zu sägen. Etwas weiter entfernt wurde der Ruf beantwortet...langgezogen und irgenwie unheimlich.


[Tierhaftigkeit 2: 1 Erfolg]
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Angelique
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von Angelique »

Beim Jammern der Katzen schrak das Kind auf, schlang den Umhang mehrfach mit einer schnellen Bewegung um das Ärmchen, so als improvisiere es eine Paradewaffe, und zog eine sichelförmige Klinge. Wie konnte man nur auf das harmlose Rufen der Katzen so reagieren? Andererseits gab es Gruselgeschichten in Genua von Babies aus der Krippe stehlenden Teufelskatzen.

Die Augen der Kindes schienen Restlicht zu reflektieren, fast als wäre es selbst eine Katze. Allerdings war kein dämonisches Glühen zu erkennen. Das kleine dünne Ding schien in die Richtung der Suchenden zu starren, als wüsste es, wer oder was dort lauerte.
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La Strega
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von La Strega »

Aus dem Schatten eines der Olivenbäume kam La Strega auf das kleine Mädchen zu, schwer gebeugt und gestützt auf den Stock, der ihr als Stütze diente. Je näher sie kam, desto mehr Mondlicht fiel auf ihr von Alterflecken übersähte und mit tiefen knittrigen Falten durchfurchtes Gesicht. Leicht blitzte der Ringschmuck in ihrer Nase und den langezogenen Ohrläppchen. Sie behielt das Mädchen die ganze Zeit im Blick und auch wenn Angelique klein war, dadurch dass La Strega so gebeugt ging, befanden sie sich buchstäblich auf Augenhöhe. Ein wenig misstrauisch beäugte sie die Sichel in der Hand des Mädchens und das fiese, spitze Gekicher setzte wieder an, bevor sie schließlich zu Angelique sprach und ein paar Meter von ihr entfernd zum stehen kam.

"Ohoo...wen haben wir denn da? Mein Kind, was tust Du hier im Dunkeln und so ... allein?"

Dieser Augenblick könnte aus den schlimmsten Albträumen entspringen, die sterbliche Kinder schreiend aus dem Schlaf rissen.
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Angelique
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von Angelique »

Das kleine Mädchen schien nicht den entferntesten Anflug von Furcht oder Ekel zu empfinden. Eher sprach Neugier aus den wachen Augen. Das Messer sank zwar ein Stück, aber immer noch stand das Kind in der Position von erfahrenen Fechtern da, den schlanken Leib zur Seite gedreht, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, den mit Mantel geschützten Arm angewinkelt. Es sah niedlich aus, wie das Mädchen so tat, als sei es ein Junge mit Knappenausbildung.

Trotz der Abwehrbereitschaft lächelte das Kind freundlich und beantwortete artig die Frage: "Ich bin Angelique aus Arles. Und wer bist du? Und wer sagt, das ich alleine bin?"
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La Strega
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von La Strega »

La Strega grinste und präsentierte ihre schiefen und schmutzigen Zähne. Durch das Grinsen vertieften sich einige ihrer Falten noch mehr, als man es vorher für möglich gehalten hätte. Amüsiert gluckste sie weiterhin.

"Mein Kind ich sehe sonst niemanden." Die Stimme klang seltsam fürsorglich, wie die vor der Eltern ihre Kinder immer gewarnt hatten.

"Ich werde von allen La Strega genannt und ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt. Doch sag süßes Kind, was machst Du hier draußen in der Nacht, solltest Du nicht im Bett sein?" Dann striff ihr Blick wieder die Sichel. "Willst jemanden umbringen?"
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Angelique
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von Angelique »

"Das ist aber nicht nett, dich Hexe zu nennen. Kannst du denn wirklich zaubern?", wollte das Kind wissen. Immer noch keine Angst, aber ein leichtes Misstrauen schlich sich in die Stimme des Mädchen.

"Manche Dinge kann man nicht sehen; GOttes schützende Hand zum Beispiel", erklärte das Kind namens Angelique auf die Frage hin und fügte mit Blick auf das Messer hinzu: "Oh, ermorden will ich keinen in dieser Nacht. Aber ein Mädchen muß sich zu wehren wissen, bei all de Kriegsvolk und den GOttlosen Verbrechern, die des Nächtens ihr Unwesen treiben."
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La Strega
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von La Strega »

Ein seltsames Flackern huschte über die schwarzen Augen der La Strega, als das Kind sie fragte, ob sie zaubern könne. Sie kicherte vergnügt und das Flackern war verschwunden.

"Ich weiß viel, über Kräuter, Beeren und anderes. Und wenn man tun kann, was andere nicht tun können und nicht verstehen...dann nennen diese Anderen das Zauberei. Ich nenne das Wissen und Weisheit."

Maunzend kam eine Katze aus dem Schatten auf La Strega zugesprungen und schmiegte sich schnurrend um ihre krummen Beine. Die alte Frau beugte sich ein wenig mehr vor um sie zu streicheln. "Da bist Du ja endlich..." Sprach sie offenbar zu der Katze.

Die Katze war schwarz und eine der vielen Straßenkatzen in Genua, die es überall gab. Ein Ohr war zur Hälfte abgerissen...eine ältere Verletzung. Misstrauisch beäugte das Tier das kleine Mädchen und fauchte sie an. La Strega blickte das Mädchen an.

"Du hast mir noch nicht gesagt, was Du hier tust?"
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Angelique
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Re: [1013] Eine Nacht in Ravecca [offen]

Beitrag von Angelique »

Das Mädchen schaute auf die Katze mit enigmatischem, starrem Blick wie ein kleines Käuzchen: putzig, aber dennoch wie ein Raubtier, das seine Beute fixiert.

Zur grotesken Frau, der die groteske Katze gehörte, sagte sie mit freundlicherem Gesicht. "Ich sammle Dinge, die ich mittels des Caduceus erspüre." Sie deutete auf die Wünschelrute. "Im Gegensatz zur Zauberei ist das eine alte, seriöse, GOttgefällige Wissenschaft, derer sich auch Moses bediente, um Wasser zu finden."
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