[1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Simon
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Simon »

"Entschuldigt, meine Erzeugerin war der Ansicht, es sei besser für mich, neben Italienisch auch Griechisch und Spanisch zu beherrschen." Simon neigte leicht den Kopf. "Ein Gott hat mancherlei Lieder mir in die Seele gepflanzt, wie einst Homer schrieb. Und es ist wahr, ich trage die Poesie vor, schreibe gelegentlich selbst und, wenn es die Zeit und das Publikum erlauben, singe ich auch. Letzteres allerdings", er zuckte mit den Schultern, "weit weniger, als es mir möglicherweise lieb ist."

Er überlegte. Etwas in seinem Gesicht veränderte sich, wirkte ruhiger, als würde er bekanntes Territorium betreten. "Was das Wort betrifft - αφέντης -, so hat es die gleiche Bedeutung wie in unseren Breiten padrone." Er lächelte leicht. "Selbstverständlich stimmen zwei Wörter aus zwei unterschiedlichen Sprachen nicht immer genau überein, aber ich hielt es für eine angemessene Anrede."

Simon verschränkte die Finger auf der Tischplatte. "Ich bin auch dankbar, dass Ihr eine Clansschwester erwähnt habt, Herold, es könnte interessant werden, eine Dame zu treffen, die ähnliche Künste pflegt. - Wie ich schon geschrieben habe, möchte ich Eure Zeit nicht über Gebühr beanspruchen und bedanke mich nochmals für Eure Gastfreundschaft und noch mehr für die Auskünfte. Ich werde nach besten Kräften meine Aufgabe erfüllen und sehen, wie eine kleine Seele wie die meine nach Genua passt, ohne anderen ins Gehege zu kommen." Er ließ ehrfürchtig den Kopf sinken, und hätte er noch geatmet, würde sich seine Brust ob eines Seufzers gehoben und gesenkt haben. "Sollte es nicht sein", fügte er hinzu, "so war die Straße doch lange Zeit mein Freund und wird mich auch ein weiteres Mal nicht verschmähen."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hörte dem Toreador zu, schloss für einen Moment die Augen, nur um ihn dann etwas müde wirkend wieder anzusehen.

„Eure dargebrachten Respektsbekundungen schwanken erstaunlich.“ Kommentierte er wenig begeistert und kurz zeigte sich ein deutliches Missfallen darüber in seinem Gesicht.

„Nun. Ich habe noch ein paar Fragen an euch. Besitzt ihr Merkmale, die euch von eurem menschlichen Leben noch anhaften? Keine Fänge, Essen zu können, eine schlechtere Wundheilung? Etwas in der Art?“

Näher beugte er sich nun zu Simon vor und musterte das Gesicht und den Körper der Rose, suchend nach jedem offensichtlichen Makel.
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Simon
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Simon »

Simon nahm den Kommentar hin, als wäre der Herold nicht der erste, der auf seine Art der Höflichkeit hinwies.

"Abgesehn von dem, was Ihr vermutlich in meinem Gesicht und meinen Haaren seht, gibt es nichts dergleichen. Allerdings" - er zog ein wenig die Mundwinkel nach unten - "muss ich mich dahingehend auf das Wort anderer Kainskinder verlassen. Ich selber kann mich nicht mehr in einer spiegelnden Oberfläche sehen." Er legte den Kopf schief und hob leicht die Augenbrauen.

"Dem Essen habe ich längst abgeschworen, und meine Fänge reichen aus für die Zwecke des Trinkens."

Tatsächlich öffnete er leicht den Mund, als wollte er etwas sagen, und die spitzen Zähne, weiß wie Perlmutt, zeigten sich in den Ecken seines Gebisses. Er schloss den Mund und legte einen Finger auf die Lippen, als würde er nachdenken.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als Simon dies so unvorbereitet zum Besten gab. Sich nicht mehr im Spiegel sehen zu können, wurden die Augen des Drachen unvermittelt größer und ein ganz neuer Blick lag auf der Rose. Voller Neugier. "Ihr könnt euer eigenes Spiegelbild nicht sehen? Können andere es?"
"Agatha! Bring einen Spiegel!" wies er seine Guhlin sogleich an und es war ihm egal ob dies nun unangemessen wäre.

Die spitzen Zähne nahm er derweil zufrieden zur Kenntnis und als Agatha aus einem angrenzenden Raum eine kleine polierte Metallplatte brachte, ließ er sie sie vor Simon halten und schaute selbst mit rein, wobei er dem Toreador sehr nahe kam. Sich selbst konnte er nun in dem behelfsmäßigen Spiegel sehen, aber Simon neben sich nicht.
Toma blickte zur Seite und wieder in den Spiegel und wieder zu Simon.
Das hatte er noch nie gesehen. Wie absonderlich und faszinierend! Wie war das möglich?

Plötzlich konnte Simon spüren wie sich Tomas Finger in seine Wange drückten, die im Spiegelbild dann aber in der Luft zu schweben schienen.
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Simon
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Simon »

Auch diese merkwürdige Anwandlung des Drachen nahm der Sänger kommentarlos hin. Er betrachtete den Mann aus den Augenwinkeln, während er dessen Finger auf seiner kalten Wange spürte.

"Der Anblick - besser gesagt, der Mangel daran - hat mich auch erst überrascht", sagte Simon schlicht. Der Ton sagte, dass er sich längst mit der Gegebenheit abgefunden hatte. "Eitelkeit", fuhr er mit gewisser Ironie fort, "gehört nicht zu meinen Sünden."

Wie musste es auf die Ghulin wirken, dass ihr Herr diesem Wildfremden ins Gesicht fasste? Oder war dieses Prozedere für andere Kainskinder ähnlich? Simon studierte den Gesichtsausdruck des - merkwürdig nahen - Gastgebers. Was mochte solch einen Mann überhaupt überraschen? Der Sänger selbst hatte seinen Zustand dahingehend betrachtet, dass es zu seinem Dasein als Kind der Nacht gehörte wie das Trinken von Blut und der Rötschreck.

Reaktionen auf diese Merkwürdigkeit gab es immer. Sie im Gesicht eines Mächtigen zu sehen, war auch für Simon neu.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Die Dienerin schien irgendwie durch beide durchzublicken und sie gar nicht wahrzunehmen. Sie war der Spiegelhalter, mehr ging sie nicht an und dass ihr Herr Leute anfasste war so normal, wie dass die Sonne auf und wieder unterging. Sie widmete dem gar keine Aufmerksamkeit mehr.

Tomas Gesichtsausdruck zeigte Faszination. Die eisblauen Augen huschten über Simons Gesicht und Körper, studierten sein sein Äußeres. Die Kleidung war ja ebenso nicht sichtbar stellte er fest. "Alles was ihr tragt ist auch nicht zu sehen...was passiert damit wenn ihr es auszieht?" Auffordernd blickte Toma Simon an.
"Würdet ihr euch eben mal entkleiden?"
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Simon
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Simon »

Simon hob eine Braue seiner braunen Augen, blickte kurz zu der Dienerin und zuckte die Achseln. Welch seltsame Faszination im Gesicht des Drachen stand! Man mochte meinen, dass jemand wie er, der ganz gewiss schon länger im untoten Zustand durch die Welt wandelte, bereits vielerlei Seltsamkeiten gesehen haben musste. Möglicherweise war es dieses Gefühl von Faszination, das ihn vorantrieb, ihm half, in dieser finsteren Welt nicht zu sehr vom gewählten Pfad abzukommen.

Derlei Gedanken waren jedoch müßig. Jeder hatte Gründe für sein Tun, auch Simon, und so stand er mit einem Nicken auf, schob den Stuhl, auf dem er gerade gesessen hatte, leicht an den Tisch heran und entledigte sich der wenigen Kleidung, die er trug. Abgesehen von dem Reisemantel, besaß er augenscheinlich nur ein paar einfache Schnürschuhe (die er säuberlich neben das Stuhlbein stellte), ein leichtes Wams mit bunten, wenn auch ausgewaschenen und dunklen Flicken (das er einmal faltete und auf die Lehne legte) sowei die Beinlinge, die als letzte fielen (und dem Wams folgten).

Er stand nur da, dem Herold zugewandt, und die einzige Farbe auf Simons Körper schien die seiner Augen und seiner Haare zu sein. Ein paar kleine Narben waren auf dem Oberkörper des Mannes zu erkennen, doch ansonsten zeigte das kalte Fleisch des Toreadors keinerlei Unterschiede zu anderen Vampiren. Auch Scham schien er wenig zu kennen, denn er stand nur da, ohne einen Fetzen Stoff am Leib, und die Arme hingen zu beiden Seiten herab. Sein Blick war allein auf seinen Gastgeber gerichtet: ein fragender Blick darüber, was der Herold wohl bei der nackten Gestalt denken mochte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich der Toreador weigern würde, wie so viele, wie Avelina, die es als unhöflich und anmaßend gesehen hatte. Aber mit Freude stellte er fest, dass Simon da nicht so schambehaftet war.

Während Simon sich entkleidete, hatte Toma abwechselnd zu ihm und in den Spiegel geblickt und festgestellt, dass jedes Kleidungsstück das Simons Körper, seine Hand, verließ plötzlich auf wundersame Weise auf dem Boden oder der Stuhllehne auftauchte. Nur Simons Bild blieb verschwunden.

Völlig erstaunt blickte der Drache ihn an, noch gar nicht seinen Körper im Detail wie er es sonst tat, sondern erst einmal nur Simon. Simon der kein Spiegelbild besaß.

Wie war das nur möglich? Er stand doch eindeutig hier. Doch andererseits wie zeigte ein Spiegel generell die Welt wieder?

„Erstaunlich.“ kommentierte der Drache und blickte hoch erfreut.

„Nun, das ist ein besonderer Umstand, der mir noch nie unterkam, aber euch eindeutig als Kainit oder zumindest unmenschliches Wesen auszeichnet.“

Unvermittelt konnte Simon wieder Tomas Hand in seinem Gesicht spüren. Und diesmal berührte er ihn nicht nur kurz, sondern strich über seine Wange und befühlte sein Kinn.
So er ihn nicht aufhielt, würde seine Hand auch immer weiter wandern. Über die Bestandteile seines Gesichtes, Augen, Nase, Mund...aber auch den Hals entlang.
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Simon
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Simon »

Unwillkürlich blinzelte Simon einmal, als er die Freude in der Stimme des Drachen hörte. Etwas in seinen Augen blitzte auf, als der Herold - nun wohl eher Physicus zu nennen, so wie er den Toreador betrachtete - das Wort "unmenschlich" sagte.

Wieder einmal ließ Simon die Prozedur über sich ergehen, ohne eine Regung zu zeigen. Er stand einfach da, als hätte man ihn gerade aus Stein gemeißelt und nur seinen Haaren und Augen Farbe verliehen. Er hob das Kinn, als die Finger seines Gegenüber über seinen Hals strichen. Simons Mund war halb geöffnet, als wollte er etwas sagen, doch kam kein Laut darüber. Die Augenlider waren ein kleines Stück heruntergefallen und verliehen dem Sänger noch mehr das Aussehen einer Statue. Jedoch hätte niemand sagen können, von welcher Hand sie geschaffen worden war.

Seine Haut war glatt, kalt, ebenso bleich wie bei anderen Kindern der Nacht (soweit er es ohne Spiegel beurteilen konnte), und gelegentlich zeigten sich kleine Falten im Gesicht des Wanderers, nur dass sie für einen Beobachter gelegentlich wirken mussten wie eine Täuschung des Lichts..

Das Schweigen, das entstand, erschien wie die Atempausen in einer Melodie, nur bis ins Unendliche gedehnt. Simon hörte Agatha atmen, warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf sie, wandte sich ohne große Interesse wieder ab und wartete, wie wissbegierig die Fragen des Drachen noch werden würden - von seinen Berührungen ganz zu schweigen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Der Höflichkeit geschuldet [Toma, Simon]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Simon hätte Toma nur schwer eine größere Freude machen können mit dem was er tat. Nämlich nichts. Er sagte nichts, er bewegte sich nicht oder kaum, er widersprach nicht, er wehrte sich nicht.
Und wer anders als der Meistersteinmetz Genuas wüsste seine ruhige statuengleiche Erscheinung mehr zu schätzen.

Einen Moment ließ Toma den Toreador aus den Augen, sah wieder zu Agatha und ließ sie den Spiegel wieder entfernen.
Dann widmete er sich wieder Simon. Ließ seine Hände über dessen Brust wandern, die Haut und Muskeln fühlen. Ihrer beider Haut hatte dieselbe Temperatur, die des Todes. Doch sie selbst spürten keinen Unterschied.

Vielleicht mochte ein unbedarfter Zuschauer die Situation als sinnlich interpretieren, sündig, dass es zwei scheinbare Männer waren. Doch in Wahrheit lag in Tomas Berührungen nur kalte Rationalität. Kein zärtliches Gefühl und erst recht keine Lust. Simon wurde abgetastet wie ein Tier auf dem Viehmarkt. Untersucht und nach Qualität beurteilt.
Und so Simon nichts einwand ließ der Tzimisce dabei auch nichts aus. Von den Schultern bis zu den Fingernägeln, den Hüften zu den Zehen...nichts ließ der Drache unberührt. So fanden sich seine Finger auch an Orten wo sie Simon vielleicht nicht erwartet oder gewollt hatte.
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