[1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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[1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es war eine kalte Nacht zum Ende des Jahres, auch wenn der Vampir nichts davon spürte. Ein starker Wind zog vom Meer her durch die Straßen und Gassen der Stadt und peitschte Haar und Kleidung um die Körper derer die sich bei dem Hundswetter vor die Tür begaben.

Auch wenn es den Tzimisce nicht kümmerte wie kalt es war, beeinflusste es jedoch die Jagd. Menschen trieben sich eher widerwillig nun noch draußen herum. Nur die armen verlorenen Seelen, die Wind und Wetter immer ausgesetzt waren, fielen der Unbarmherzigkeit des Drachen zum Opfer.

Nur ein schmächtiges hungerndes Männchen hatten sie eingesackt. Zum Glück war die Menge des Blutes nicht abhängig von der Masse des Fleisches. Wohl aber dessen Qualität.

Unzufrieden ging der Drache mit seinen Kreaturen die dreckigen Gassen entlang und es war lediglich Zufall dass sie dabei an San Donato vorbei kamen, dass sein Blick auf die hohen dunklen Mauern fiel aus dessen Fenstern schwaches Kerzenlicht hinter dünnem Wachspapier flackerte.

Er hatte keinen Grund das Elysium zu besuchen aber ihm kam bei dem Anblick der Gedanke, dass dies ein Haus Gottes war. Eines für die Menschen bestimmt eigentlich und doch auch gleichzeitig ein Versammlungsort für sie, die Herren der Nacht. Und zürnte dies Gott? Nein. Er musste sie also akzeptieren. Daran gab es keinen Zweifel.

Doch warum dann…warum lief alles so anders? Warum führte sein Weg an diesen Punkt?

Toma schickte seine Guhle mit der Beute nach Hause, dann betrat er das Elysium. Besah sich die Aushänge, an denen nichts Neues dazu gekommen war, außer sein Aushang und empfing eine Nachricht für ihn die da hinterlegt war.
Da er sie ohnehin nicht lesen konnte, ignorierte er sie fürs erste und wandte sich dem Altar zu.

Seine Augen wanderten über die Bronzetafeln, die ihre Gesetze verlauteten, nach oben zur Decke der Halle, über die Heiligendarstellungen, die im Schatten halb verborgen lagen.

Ist es Prüfung oder Strafe? Ein Hinweis sich umzuwenden? Neu auszurichten?

Herr…was wollt ihr?
Fragte er im Stillen und erwartete doch keine Antwort.
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Avelina di Braida
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Avelina di Braida »

Das Elysium war nicht leer in dieser Nacht. Ein wenig im Schatten verborgen saß eine Gestalt in Pelzgefüttertem Umhang, die Kapuze über den Kopf gezogen. Nachdenklich hatte sie den Blick auf ein Pergament gerichtet, einen Kohlestift in der blassen Rechten, sich Notizen machend.
Sie schien derart vertieft in das Studium dieses Pergaments, dass sie wohl nicht einmal bemerkt hatte wie der Herold eingetreten war und so auch nicht störend war, oder seine Privatsphäre verletzte als er sich sich dem Altar genähert hatte.

Vermutlich würde er sie entdecken, wenn er sich umsah und ja, vermutlich würde ihm nach einem kurzen Blick das schwarze, wellige Haar auffallen das aus der Kapuze herausfiel und sich auf den Umhang ergoss und verriet, dass es sich wohl nur um die Toreador handeln konnte.
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Nubis
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Nubis »

Die Nächte zogen manches Mal schnell vorüber und so war das Jahr auch bald wieder vorbei. Das Elysium war immer mal wieder ein Quell neuer Informationen, die jemand dort anbrachte und so hatte er sich dazu entschlossen, noch einmal vorbei zu schauen, um sich eventuell mit neuen Informationen zu versorgen. Ausserdem hatte er eine Antwort auf sein Schreiben erhalten und er wollte ein paar Ideen entwerfen, benötigte dafür aber genaue Masse, um alles gut vorbereiten zu können.

So öffnete er, stets natürlich begleitet von Bruder Luciano, die Pforte zum Elysium und trat ein. Luciano hatte ein paar Wachsplatten dabei und war als Mönch gekleidet, Galeno dagegen schien ein wenig eine Wandlung durchgemacht zu haben. Schon beim Treffen am Hafen hatte er andere Kleidung getragen und auch heute war er nicht in Mönchsrobe unterwegs, sondern in schlichter Tunika und Hose, einem Gürtel und einer Gugel, die er sich draussen übergezogen hatte, um sein fahles Gesicht nicht all zu öffentlich zu zeigen.

Er blickte sich um, es waren zwei Personen da, eine, die er nur knapp im Schatten ausmachen konnte und die er erst einmal nicht weiter erkennen konnte und .... der Herold, der sich zum Altar begeben hatte.
Galeno wies Luciano an, nahe der Tür zu warten, leise. Dann schritt auch er auf den Altar zu. Es war eine Kirche und er war noch immer im Herzen ein Diener Gottes. Zumindest auf seine Art und Weise und so wollte er auch dem Herrn den nötigen Respekt zollen und ihm danken.

Doch er bemühte sich auch, dem Herold nicht zu nah zu kommen und ihn zu stören. Gebete an Gott mussten nicht direkt vor dem Altar gehalten werden, sie mussten noch nicht einmal in einer Kirche statt finden. Also blieb er mit einem guten, respektvollen Abstand hinter dem Herold stehen, kniehte sich auf den Boden, bekreuzigte sich und sprach leise flüsternd ein leises, lateinisches Gebet. Er dankte Gott für die Unterstützung und die Kraft, die er ihm gab und entschuldigte sich für Sünden, die er begangen hatte, nannte dabei allerdings keine im Detail, sondern nur den Überbegriff. Selbst im Flüstern war seine reine, ruhige Stimme ein leichter Wohlklang, der durch das Elysium hallte, wie die Stimme eines Engels, der es zu besuchen schien.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Ilario
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Ilario »

Toma war wohl nicht der einzige der stille Einkehr suchte, der nach Antworten trachtete. Neben seiner mittlerweile fast lästigen Vertretungspflicht hatte es Ilario auch aus anderem Grund in die heiligen Hallen des Elysiums verschlagen. Die Bronzetafeln waren ihm ein Ort der Andacht mehr als es alles andere in der Kirche je sein könnte. Seine verhaltenen, fast schleppenden Schritte in diese Richtung wurden untermalt vom regelmäßigen „Tock, Tock“ des auf den steinernen Boden treffenden Gehstock auf den der Kastellan sich stützte.
Als Ilario der Anwesenheit des Herolds gewahr wurde steuerte er auf diesen zu und grüßte ihn mit respektvollem Nicken, welches auch den anderen anwesenden Kainiten zuteil wurde. Gleichsam einer Einladung sich hinzuzugesellen, welch illustre Runde im Elysium
...
Werter Toma, welch unerwartete Freude.“
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte die Gestalt im hinteren Teil der Kirche entweder tatsächlich nicht bemerkt oder schlicht ignoriert, wer wusste das schon. Er war zu einem anderen Zweck hier ehr gekommen, auch wenn er diesen nicht einmal bewusst gewählt hatte, bis vor ein paar Minuten.

Erst der heran nähernde Galeno, der sich in seinem Rücken aufhielt, ließ ihn die Aufmerksamkeit von dem Altar und hauptsächlich auch aus seinen eigenen Gedanken lösen.
Es war schon seltsam. Da rief er ihn an und schon tauchte ein Mönch hinter ihm auf. Sollte das eine Antwort sein?
Der Drache musste schmunzeln. Er drehte sich nicht zu Galeno um, aber warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Die Worte des Mönches hallten, wenn selbst leise gesprochen, in der sonst stillen Kirche wieder.
Sünden...was waren noch Sünden für sie? Fragte er sich und ging doch nicht dazu über den Mönch nun anzusprechen. Ließ ihn sein Gebet beenden.

Erst als dazu noch Ilario neben ihn trat, wandte er sich halb um. Nickte dem Kastellan grüßend zu und musterte dessen Gestalt und vor allem den Gehstock.
„Unerwartet, ja. In der Tat hätte ich heute Nacht nicht mit Gesellschaft gerechnet. Doch..es kommt meist anders als man es plant.“ Seine Worte klangen verbittert. Sein Blick glitt erneut über den Stock, auf den sich der Lasombra stützte.
„Aber vielleicht wurden wir ja aus einem bestimmten Grund hier zusammengeführt.“
„Werter Ilario. Glaubt ihr daran dass Gott für jeden von uns einen Plan hat? Einen festen Weg?“

Dabei warf er auch dem Mönch einen Blick zu, dass dessen Meinung ebenso nicht unerwünscht wäre, bei diesem Thema.
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Avelina di Braida
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie horchte auf, als sie die Glockenklare Stimme des jungen Mönches hörte, ein Lächeln auf den Lippen... das erstarb, als sie den Rücken des Herolds sah. Bislang hatte sie niemand bemerkt wie es schien, doch es war auch ein Elysium und nicht weiter verwunderlich, dass sich noch weitere Kainiten hier befanden, und das vielleicht nicht nur zum beten.

Sie wollte sich schon wieder ihrem Pergament widmen, als das Tocken des Gehstocks an der Tür ertönte. Es wurde recht schnell klar, wer sich näherte, und so griff sie nach ihren Unterlagen, erhob sich, und knickste, den Kopf leicht neigend, als der Kastellan näher trat.
Allerdings hielt sie sich weiterhin im Hintergrund, das aufkommende Gespräch der beiden Männer wohl nicht stören wollend.
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Nubis
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Nubis »

Galeno sah auf, als er das Tocken des Gehstockes hörte und als er leicht über die Schulter sah, erkannte er Ilario. Sein Gebet sollte ohnehin nicht ewig währen und so erhob er sich alsbald, also dann auch der Herold zu Ilario sprach und sich irgendwie mit der Frage auch an ihn wendete.
Er gesellte sich zu den Herren, nickte aus den Augenwinkeln heraus aber auch Avelina zu, die sich im Hintergrund zu halten schien, aber die er nun deutlich erkannte.

Die Gugel seines Gewandes warf er nach hinten, um sich deutlicher zu zeigen und zupfte sogar noch einmal die Tunika zurecht. Avelinas Lehrmethoden schienen Wirkung zu zeigen.
Er nickte tiefer erst dem Kastellan zu und dann erst Toma. Für ihn war die Stellung des Kastellan höher, als die des Herolds und zudem besass Ilario mehr Ansehen bei ihm, als es bei Toma der Fall war.

"Wohlwerter Kastellan, wohlwerter Herold, ich grüsse euch beide."

Die Frage war zwar irgendwie auch an ihn gerichtet, jedoch war der Kastellan direkt angesprochen worden. Also wollte er ihn auch zuerst antworten lassen. Es interessierte ihn sowieso, wie dies der Kastellan sah.
Er blieb also ruhig dort stehen, wartete ab und schwieg, wirkte jedoch sehr aufmerksam.
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Ilario
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Ilario »

Des Kastellans Bewegungen wirkten seltsam steif, fast verfroren. Der Gehstock schien ein notwendiges Übel um den Schmerz in seine Schranken zu verweisen. Ein kurzes Lächeln zuckte über seine Lippen als Galeno hinzutrat, dann wandte Ilario sich der Frage des Drachen zu. „Es gab eine Zeit da hätte ich eure Frage ohne zu zögern beantwortet. Nun jedoch… Ich denke es gibt einen solchen Plan, die Vorsehung. Allerdings denke ich auch, dass wir in unseren Handlungen frei sind auch die aus ihnen resultierenden Folgen an eine Art Schicksalsnotwendigkeit gebunden sind. Wären wir in unseren Handlungen, unseren Entscheidungen nicht frei… wäre durch die Vorsehung, durch Gott, vorherbestimmt ob wir dereinst ins Himmelreich aufsteigen oder in die Verdammnis der Hölle hinabfahren.“

Ein Blick lud Galeno ein seine Meinung beizutragen, immerhin war dieser einmal ein Mönch gewesen und damit Teil eines weit weniger weltlichen Kirchenumfelds als Ilario, der Bastardsohn eines venezianischen Bischofs.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Mit einem Nicken grüßte er den scheinbar ehemaligen Mönch zurück. Musterte dessen neue Kleidung.
Er konnte sich auch noch gut daran erinnern wie ihr letztes Treffen zu Ende gegangen war. Wie zornig der kleine Kappadozianer gewesen war. Doch das war nun erst einmal nebensächlich.

Nachdenklich legte der Drache den Kopf zur Seite.
"Mit letzterem mögt ihr recht haben. Wozu sich noch beweisen, aufsteigen, wenn es entschieden wäre. Aber ja, ich zweifel nicht daran dass wir unsere Handlungen selbst bestimmen. Ich meinte in der Tat mehr diese Vorsehung. Ein Ziel das uns vorbestimmt ist zu erreichen? Oder sind wir auch darin völlig frei? Wenn es keine gäbe...dann wäre ja alles nur chaos? Gott schaut nur zu? Das mag ich nicht glauben. Doch..wie sollen wir wissen was dieses Ziel ist? Wie können wir Gewissheit haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind?"

Die Stirn des Drachen legte sich stark in Falten, ein Moment des Schweigens bevor er noch dazu setzte:

"Ihr meintet es gab eine Zeit da hättet ihr sie ohne zu zögern beantwortet...entschiedener, überzeugter demnach? Was hat dies geändert? Und was hätter ihr mir damals gesagt?"

"Und was meintet ihr mit Schicksalsnotwendigkeit?"
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Nubis
Kappadozianer
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Re: [1013] Wohin unser Weg uns führt [offen]

Beitrag von Nubis »

Der kleine Mönch, der so gar nicht mehr wie ein Mönch wirkte, schwieg eine Weile, grüblerisch und dachte über die schon gesprochenen Worte nach. Ausgerechnet über solch ein Thema zu reden, war schwierig, noch dazu in einem Haus des Herrn. Zumal manch einer Gesagtes vielleicht missverstehen würde und dies dann auf Ohren treffen könnte, die zu schnell urteilen würden. Ketzerei würde dann gross geschriehen werden, wo eigentlich vielleicht gar keine war.

Und so brauchte es eine wirklich lange Weile, bis Galeno das Wort erklingen liess und seine angenehme Stimme den Raum zwischen den Herren füllte und seine Worte aber eben auch zu jener Person im Hintergund trug.

"Ich sehe es ähnlich wie der wohlwerte Kastellan."

Er blickte zwischen Toma und Ilario ein wenig hin und her, auch weil die Frage im Raum stand, warum der Kastellan nun nicht mehr so sicher antworten konnte.
Auch Galeno war durch einiges geprüft worden, das Vampirdasein, Genua und... Amalia. Und ja, gewisse Ansichten konnten sich ändern. Lehrmeister, so Galenos Meinung, konnten einem zwar etwas beibringen, aber die Erfahrung im Leben schrieb oftmals andere Geschichten.

"Meine Ansicht hat sich durchaus geändert, seit ich zum Vampir wurde oder seit ich meine Einsiedelei verliess, um die Pilgerreise anzutreten. Damals lehrte man mich, dass alles vorherbestimmt sei, wirklich alles. Doch ja, dann müsste auch die Hölle und das Himmelreich für jeden schon vorherbestimmt sein und man würde, egal was man tut, dieses Ziel erreichen. Was würde dann Beten und Busse tun für einen Sinn machen? Warum gibt es dann Ketzerei?
Und warum die Forschung nach neuem Wissen und warum gibt es da ein Scheitern und ein Vorankommen?"



Er schüttelte leicht mit dem Kopf.

"Dass ich die Unendlichkeit der Nacht geschenkt bekam, sehe ich als etwas, was vorherbestimmt wurde. Es wurde mir geschenkt, um meinen grossen Auftrag besser ausführen zu können. Als Diener Gottes, sei es nun am Tage oder in der Nacht, ist es Bestimmung Gott und seiner Schöpfung zu dienen. Doch dies kann ich auf vielfältige Weise tun und ich weiss, dass ich immer wieder geprüft werde. Ich weiss aber auch, dass ich Vertrauen in Gott habe und dass er mir mittels Zeichen ab und an den richtigen Weg dorthin zeigen wird. Doch ob ich diese Zeichen richtig deute und ob ich sie annehme, das ist und bleibt meine freie Entscheidung. Auch ob ich scheitere und der Versuchung erliege und ob ich danach doch wieder zu Gott finde, all das ist meine Entscheidung. Und manche Entscheidungen nehmen durchaus sonderbare Formen an...
Für mich liegt allerdings der grosse Pfad klar vor Augen, nur die kleinen Wege und Verästelungen müssen nach und nach noch aufgeeckt werden und ich vertraue darauf, dass meine Entscheidungen dies auch bewerkstelligen werden und ich vertraue darauf, dass die mir so klare Sicht nicht durch die Dunkelheit getrübt wurde."


Nun wanderten seine Augen zum Herold.
"Ihr solltet nicht zweifeln, sondern vertrauen und euch so eure Gewissheit sichern. Ihr könnt nicht ergründen, was das Ziel für euch sein wird. Ihr könnt es erahnen oder erhoffen, doch ihr werdet erst wissen, ob ihr es erreicht habt, wenn ihr es auch wirklich geschafft habt und euch die Erkenntnis darüber geschenkt wird."

Zweifel brachten einen nicht weiter und Zweifel waren auch stets der Grund für Verfehlungen, für das Eingreifen dunkler Mächte, die einen vom Weg abbringen wollten.
Galeno war durchaus erstaunt, dass der Herold, den er zugegebenermassen nicht sonderlich gut kannte, zu zweifeln schien.

Er wusste zudem, dass dies, was er hier sagte, in den Ohren mancher sicherlich seltsam klingen mochte. Auch musterte er die Viscontessa die Braida erneute und räusperte sich etwas. Ein Lächeln seinerseits lud sie ein, sich ebenfalls zu ihnen zu gesellen, auch wenn sie nicht gefragt war. Aber ein Gruss würde sicherlich nichts schaden und wer weiss, vielleicht hatte sie auch gewisse Ansichten zu diesem Thema über Vorherbestimmung und Selbstbestimmung. Galeno wusste zumindest, dass sie auch sehr alte Geschichten kannte und diese wiederrum voll einiger Weisheiten waren. Auch wenn sie nur Geschichten waren.
Aber es war noch immer ihre Entscheidung, ob sie sich dazu gesellen wollte, oder als einzelne Dame sich nicht in den Reigen aus Männern getraute.
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