[1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

[November '18]
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Alain le Beau
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[1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Mit einem beherzten Griff dringt Alains Hand tief in die Körperöffnung ein, die dort vor ihm lockt. Er tastet vorsichtig, bewegt seine Finger hin- und her, dann zeigt sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. "Ah! Das ist die richtige Stelle", flüstert er.

Dann zieht er die Hand wieder aus dem aufgeschnittenen Fisch heraus, ein kleines rundliches Organ in der Hand. "Ein weiteres Exemplar", teilt er Toma über die Schulter gewandt mit. "Diesmal leichte Verfärbungen. Könnte an der Art liegen. Ich glaube es ist ein..." Er legt den Kopf schief "...eine Sardine. Aber ich habe es etwa an derselben Stelle wie bei den anderen gefunden." Er greift ein Messer, das neben dem toten Tier auf dem Tisch liegt und beginnt, dieses zu zerlegen. Mit geübten Fingern trennt er die Gräten heraus, besieht sich die Organe, den Kopf, die Kiemen, die Flossen. Ab und an streichen seine Finger über das tote Fleisch, so, als wolle es dessen Textur spüren.

Die einzelnen Bestandteile werden sorgfältig sortiert nebeneinander gelegt, studiert, an Toma weitergereicht, kommentiert und schließlich in einer großen Tonne entsorgt. Über dem kleinen Raum hängt unverkennbar der Geruch der See. Oder, wie andere sagen würden, der Gestank toter Meerestiere. "Ich denke...", sagt Alain nachdenklich, während er mit einem Kescher einen weiteren Fisch aus einem Bottich hebt "...dass ich heute Abend kein Glück mehr bei der Verführung edler Damen haben werde. Aber vielleicht findet sich ja ein Fischersweib, die sich bei mir ganz wie zu Hause fühlt." Ohne eine Antwort von Toma zu erwarten, knüppelt er das Flossentier in eine bessere Welt.

Dann beginnt der junge Tzimisce erneut damit, zu schneiden, zu fühlen, zu reißen und zu begutachten.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma betrachtete derweil die Fische die sich noch in dem Bottich befanden, wie sie aufgeregt durcheinander schwammen, da sie spürten dass ihnen hier Gefahr drohte. Womit sie weitaus klüger waren als mancher Mensch. Jedoch wäre es wohl auch sehr unvorteilhaft, wenn Menschen direkt Panik bekommen würden in ihrer Nähe. Größere und kleinere Fische in verschiedenen Farben tummelten sich durcheinander.

Irgendwie war ihm in den letzten Monaten das Interesse an ihrem kleinen Projekt mehr und mehr verloren gegangen. Wenn er ehrlich war, war ihm eigentlich die Lust an allem vergangen. Zu sehr drückte ihn die Last seiner eigenen Empfindungen, seiner Überzeugung. So viele Zweifel, so viel zu hinterfragen. Hatte das alles einen Sinn?

Und nun er wieder. Mit seinen Witzen und Weibergeschichten.
Langsam erhob sich Toma aus der Hocke neben dem Bottich und trat neben Alain um zu begutachten was er da tat. Seine Sezierfähigkeiten bedurften noch einiger Finesse, aber immerhin zerstörte er die Organe nicht.
"Ich würde ja beweifeln dass ihr zu dieser Stunde überhaupt ein Weib findet, abgesehen von Huren, aber ihr wisst das ja besser." kommentierte Toma und nahm das kleine Organ zwischen die langen Finger um es näher zu untersuchen, dann sah er auf den toten Fisch.

"Wisst ihr was ich mich frage...wenn Gottes Schöpfungen so vielfältig sein können, so faszinierend simpel oder komplex...warum ist dann ausgerechnet der Mensch nach seinem Ebenbild gebaut? Das sagt man doch. Dass sie alle nach seinem Ebenbilde wären und dabei ist auch der Mensch nie derselbe. Verschieden in Aufbau und Details. Wie soll Gott dann also aussehen?"
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Alain le Beau
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Seid ihr krank, Bruder?" Alain sieht Toma besorgt an. "Ihr wart es doch, der mir erzählt hat, dass die Veränderung das höchste Ziel ist. Wie könnt ihr da solchen Märchen und Lügen auch nur die geringste Bedeutung schenken?" Er legt den Finger an die Lippe und schweigt für einen Moment. Scheint ernsthaft über die Frage nachzudenken. "Gott hat doch den Adam zuerst geschaffen..." sagt er dann langsam. Und nickt. "Da habt ihr eure Antwort. Adam sah wahrscheinlich aus wie Gott, aber seitdem niemand mehr. Sie erzählen es trotzdem, weil sie gerne wie Gott wären." Ein kleines, lüsternes Grinsen. "Wie schade, dass Adam nicht mehr unter uns weilt. Den Körper hätte ich ja zu gern einmal gesehen."

Er fasst in die Kiemen des Fisches vor ihm, wobei ein schmatzendes Geräusch hörbar wird. Alain beugt sich über den Kadaver und besieht sich die Struktur des Organs sehr genau. "Warum stellt ihr euch solche Fragen, Toma?" fragt er, wie nebenbei. Aber selbst der so sozial unbedarfte Toma kann einen misstrauischen Unterton vernehmen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als Alain ihn bezüglich der Veränderung ansprach, blickte er sichtlich niedergeschlagen und bedrückt drein, hielt den Blick aber auf den Tisch fixiert und sah Alain nicht an. Toma war nie besonders gut darin seine Emotionen zu verbergen, er hatte es mehr angestrebt überhaupt keine zu haben, aber alles hatte sich verändert.

„Veränderung ist vielfältig, werter Bruder. Was wenn der Weg den ich bisher gegangen bin der falsche war? Der falsche Weg zu wahrer Göttlichkeit?“
Er dreht den Kopf und sieht Alain an.
„Oh Veränderung sehe ich immer noch als den Schlüssel dazu. Das hat sich nicht geändert. Ich will nicht ewig in der selben Form festhängen, ewig im hier und jetzt und irgendwann zurück bleiben…“ Die Bitterheit in seiner Stimme war deutlich zu hören über diese Befürchtung.
„Aber was wenn es die falsche Form der Veränderung war? Versteht ihr…wenn Gott für jeden von uns ein Ziel hat und es nur an uns ist den Weg dorthin zu finden…dann hat dies auch Raum für Fehlschläge…wie jedes Experiment, jeder Versuch. Manchmal gewinnt man eine Erkenntnis und manchmal muss man Fehlschläge in Kauf nehmen. Aber es immer wieder versuchen.“


Er hatte viel darüber nachgedacht. Monate, Jahre, hatte er darunter gelitten, sich verdammt und andere und nun war da nur noch Leere und der Versuch diese wieder mit einem Sinn zu füllen.
Und dazu musste er endlich bereits ein sich selbst und alles woran er glaubte zu hinterfragen. Kritisch sein…nicht fanatisch.

„Adam“ wiederholte er und neigte den Kopf zur Seite so wie er es immer tat wenn er nachdachte.
„Das klingt in der Tat ganz schlüssig…Ein perfekter Mensch, der erste Mensch. Der einzige nach Gottes Ebenbild. Weshalb veränderte sich der Mensch dann aber? War es so gewollt oder der Einfluss des Teufels? Wie konnten so viele Menschen überhaupt entsehen aus einem Pärchen? Es liegt doch die Vermutung nahe, dass Adam vielleicht gar nicht so menschlich war, wie wir die heutigen Menschen sehen. Dass sie schwächer und weniger langlebig geworden sind. So wie wir auch immer etwas schwächer sind als unsere Erzeuger. Ein natürlicher Verfall.“ Sinnierte er und trat dabei unruhig im Raum umher.
„Um nun aufzusteigen müsste man diesen Lauf umkehren, wieder zurück zu Adam, Kain und Gott finden. Menschen können das nicht, sie haben die Zeit und die Möglichkeiten nicht, aber wir haben sie!...
oder nicht? Sind wir auf immer dazu verdammt zu bleiben wo wir sind? In ewiger Stasis?“


Was wenn es doch kein Ziel gab, kein Plan Gottes, wenn sie doch nur verfluchte Kreaturen waren…
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Alain le Beau
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, es war definitiv die falsche Form", sagt Alain im Brustton der Überzeugung. "Allein schon der Mangel an Geschlechtsorganen! Aber was redet ihr da von Gottes Plan? Wenn Gott sich für euch interessiert, dann nur insofern, als dass er seine Diener auf euch hetzen wird. Nein, Gottes Plan taugt nicht für unsereiner. Und was meint ihr mit Stasis? Wenn ihr jetzt ein wandelnder Kothaufen von einem Nosferatu wärt, auf ewig zur Hässlichkeit verdammt... aber ihr seid Tzimisce! Wer, wenn nicht wir, kann sich der Stasis so kunstvoll entgegenstellen? Nein, nein, Bruder. Stasis herrscht nur in eurem Kopf."

Er entfernt die Reste des Fisches von der Arbeitsfläche und nimmt erneut den Kescher zur Hand. "In jeder Nacht ein neues Vergnügen, ob Erkenntnis oder Besäufnis: So hält man sich trübsinnige Gedanken fern. Und natürlich gibt es Fehlschläge. Sonst wäre es doch langweilig!" Er schlendert zum Bottich mit den Fischen, besieht sich das panische Gezappel im Wasser mit innigem Vergnügen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Stasis im Kopf…war das so?
„Wenn mein Geist stehen geblieben wäre, würde ich mir dann solche Gedanken machen?“ fragte er Alain oder vielleicht auch nur sich selbst.

Als er sah wie sich Alain wieder den Fischen zuwandte, seufzte er.
„Ihr seid stets so sorglos.“ und klang beinahe etwas neidisch.
„Das Glück ist mit den Dummen...sagen das Menschen nicht so?“

„Nun dumm seid ihr natürlich nicht, aber ihr scheint alles einfach so zu nehmen wie es kommt, ohne zu hinterfragen.“ Toma schüttelte den Kopf. „Wir sind auch Gottes Schöpfungen...wenn er sich für die Menschen interessiert, dann erst recht für uns. Oder für niemanden, aber was für ein Gott sollte das sein? Warum uns erschaffen und uns vergessen. Nein, nein. Es muss einen Plan geben, aber...“ Toma seufzte. An dem jüngeren Tzimisce war jede Überlegung vergebens vorgetragen. „Ihr seid womöglich der falsche Gesprächspartner für eine solche Überlegung.“

Er winkte ab. „Mit den Fehlschlägen habt ihr durchaus recht, auch wenn ich sie mir dennoch nicht wünschen würde.“
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Alain le Beau
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Für einen Moment ist Toma irritiert. Alain reagiert weder auf die implizite Beleidigung noch auf sonst etwas. Als der ältere Tzimisce zu ihm hinüberblickt, kann er sehen, dass der Blonde noch immer vor dem Bottich steht. Ein Ausdruck der Konzentration liegt auf seinem Gesicht, während er auf die sich windende Masse der Fische starrt.

"Toma..." sagt er nach einem Moment der Stille. "Habt ihr das gehört?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Tatsächlich blickte Toma Alain sehr irritiert und auch leicht verärgert an, als dieser ihn scheinbar ignorierte, dann richtete dieser aber doch noch das Wort an ihn, als Toma gerade um den Bottich herum kam. Mit gerunzelter Stirn blickte er in das Wasser und dann in dem Raum umher. Er hatte nichts gehört, aber er war ja auch gerade mit Sprechen beschäftigt gewesen.
„Nein...was meint ihr denn gehört zu haben? Außer mir scheinbar nicht zu.“
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Alain le Beau
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Wieder wirkt Alain extrem konzentriert. Er hebt die Hand und lauscht angestrengt. Plötzlich zuckt der Blonde zusammen. "Da! Da war es wieder. Hört ihr das denn nicht?"

Er schaut Toma mit einem Ausdruck der Verzweiflung an, der beinahe komisch wirkt.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1013] Stumm wie ein Fisch [Toma, Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Nun machte sich Toma wirklich Sorgen. Angestrengt lauschte er doch konnte nichts weiter hören als der leichte wellenschlag der Fische im Wasser und das feine knirschen des Holzes der Wände. Als auch die Bewegungen von Martha im Nebenraum. Toma ging daraufhin nachsehen aber es hatte sich nichts verändert.
Irritiert und mit Sorgenvollen Blick kam Toma zurück zu Alain. "erlaubt ihr euch einen Spaß mit mir? Dann kann ich das wirklich nicht witzig finden" sagte er schon leicht gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust. Entweder das oder sein Gehör war schlechter als es sein sollte. Oder sein Bruder irre geworden. Keine der Möglichkeiten fand er angenehm.

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