[1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ilario
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[1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Vor über einem Jahrzehnt, noch vor jener schicksalshaften Nacht nach Kreuzdorf, waren der damals noch frisch in Genua eingetroffene Schatten und der schon sesshafte Baumeister der Verborgenen aufeinandergetroffen. Damals hatte Vergonzo einige Stellen als tote Briefkästen genannt, manche davon waren sicher schon dem Zahn der Zeit oder den Verwüstungen des Krieges zum Opfer gefallen, doch einige hatten sicher überdauert. In einem davon würde der geneigte Finder ein in Wachstuch eingeschlagenes Pergament finden. In gestochen scharfen, aber schmuck- und schnörkellosen Lettern, versehen mit dem Siegel der Contarini welches um einen römisch anmutenden Adler ergänzt worden war, stand dort geschrieben:

„Werter Vergonzo Faro, erster Baumeister Genuas,

es ist lange her, dass wir gepflegt miteinander sprechen konnten. Das Versäumte würde ich gern nachholen und vielleicht mit dem einen oder anderen Geheimnis garnieren welches man austauschen könnte. Überdies möchte ich eure Meinung als Baumeister einholen ob der Möglichkeit eines speziellen Projekts. Eine Herausforderung womöglich der Machbarkeit, eventuell ein Auftrag. In diesem Sinne wäre es mir eine Freude euch am letzten Vollmond vor dem Jahreswechsel in der Villa des Konsuls zu Mascharana willkommen heißen zu dürfen. Falls euch dies nicht genehm ist, so sendet mir gern einen Boten zwecks einer Alternative.

Mögen die Schatten euch geleiten,

Ilario Contarini, Kastellan Genuas, Neugeborener im Blut der Schatten,
Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn der Schatten
Kind des Eremiten, Ahn der Schatten“
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Vergonzo Faro
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Bucklige hatte die Nachricht erhalten und konnte sie mit etwas Hilfe auch lesen.
Dies war eine überraschende Nachricht, nicht was den Inhalt anging, aber von wem sie kam. Dennoch schien er erfreut darüber.
Seine Antwort an Ilario war, das er da sein würde.

Und so kam es, das der verborgene Baumeister in der Villa des Konsuls erschien.
Er sah sich um, wusste nicht genau wo er hin sollte oder musste, also sah er sich die Villa genauer an.
Hier gab es einige wenige die auf waren und einer Arbeit nach gingen. So zog er die Kaputze tief in sein Gesicht und erschien ungesehen in einer dunklen Ecke.
Dann begab er sich zu einem der Diener hier und kündigte sich an, das der Herr Ilario Contarini ihn erwatete.

Ohne viele Umwege wurde er direkt in ein Zimmer geführt in dem er alleine war. Dort schaute er sich die Einrichtung an und ging einige Schritte umher, denn einfach und billig war dies hier keines Falls.
Er war gespannt was die Nacht für ihn bringen würde.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Ilario
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Vergonzo war in eine Schreibstube geführt worden, es gab sogar einen eichenen Tisch samt zwei Stühlen und kleine Öllampen an der Wand, weit entfernt von jedem Pergament. Diese waren in einer Art Regal an der Seite des Raumes verstaut, während auf dem Tisch eine Karte des Mittelmeerraumes lag.

Es dauerte gar nicht lange, da öffnete eine junge Frau, benannt nach einem kindlichen, verblichenen Vampir, die Tür und Ilario trat ein. Die Türe schloss sich wieder, Alerio würde davor warten falls der die Herren Kainiten etwas bräuchten. Ilario bewegte sich recht steif wie dem Nosferatu auffallen mochte und stützte sich auf einen Gehstock. Seine Linke zierten mittlerweile langsam verheilende Brandwunden, zwar nur an der Hand sichtbar, doch großflächig genug für die Annahme, dass zumindest der ganze Arm Kontakt zu ihrer aller altem Feind, dem Feuer, gehabt hatte. Der Lasombra nickte Vergonzo respektvoll zu und deutete zu den Stühlen.
„Werter Baumeister Faro, schön dass ihr es einrichten konntet. Setzen wir uns doch.“
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Vergonzo Faro
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Bucklige hatte grade neugierig die Karte auf dem Eichentisch beschaut, als die Tür aufging.
Vergonzo wandte sich um und verneigte sich als Ilario eintrat und blieb in der Verneigung, bis die Tür geschlossen war.
Erst dann erhob er sich wieder und grinste.

Er nahm Platz als Ilario saß, hatte in der Zeit genauer beobachtet, in welchen Zustand sich Ilarios Körper befand.

"Wohlwerter Ilario Contarini, Kastellan Genuas, Vasall unserer Princeps. Vielen Dank für eure Nachricht und die Einladung in euer Heim. Ich war überrascht und doch erfreut als ich eure Nachricht las. Um so sorgenvoller sehe ich das euer Körper euch ein wenig mit Leid plagt. Ich wäre nicht von meinem Blute, wenn ich nicht fragen wollen würde was geschehen ist."
sprach er neugierig und doch besorgt.
Er saß aufrecht und mit wachem Blick auf dem vornehmen Stuhl und betrachtete Ilario eingehend.
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Ilario
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein schwaches Lächeln erschien auf Ilarios Gesicht. Neugier war ihm nicht fremd, und der Wissensdurst der Verborgenen war bekannt. „Oh, das… ich habe einen sehr feindseligen Ort besucht. Die Grenze zwischen unserer Welt und den Schattenlanden war dort sehr dünn.“ Er schwieg, mehr würde Ilario nicht darüber berichten. Er war froh, dieser Todesfalle entkommen zu sein, jeder Hinweis auf ihre Lage würde nur zu einem weiteren Kainiten führen der dort bis in alle Ewigkeit liegen würde. „Doch genug davon, darf ich euch etwas zu trinken anbieten? Dann können wir bei einem Kelch gutem Roten über die Möglichkeit eines Bauprojekts reden… welches womöglich eine besondere Herausforderung darstellt. Eines Meisterarchitekten würdig.“
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Vergonzo Faro
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Bucklige ahnte Dinge, hatte mal von etwas gehört und mal gesehen, puzzelte sich Ilarios Aussagen zu einer Antwort im Kopf zusammen. Man sah wie er dabei die Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger knetete.
Als sein Gastgeber dann auf den Grund für dieses Treffen kam, unterbrach er seine Gedanken und richtete sich im Stuhl auf.

"Sehr gerne, vielen Dank. Besondere Herausforderung sagt ihr? Oh, das erfreut mein kaltes Herz. Ich bin sehr gespannt worum es sich dabei handeln könnte."

Dann musterte er Ilario ein wenig und warf ein Blick auf die Karte auf dem Tisch. War dort bereits etwas vermerkt oder eingezeichnet?
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Die Karte hatte wohl wenig mit dem Auftrag zu tun, zeigte sie doch das Mare Nostrum samt angrenzender Länder und phantastischen Tierwesen.
Ilario nahm ein Glöckchen aus dem Regal und klingelte. Nur wenige Minuten später kam ein junger Mann und brachte zwei Kelche, gefüllt mit noch warmem Lebenssaft. Dem Geruch und Geschmack nach menschliches Blut. Der Lasombra hob seinen Kelch und nickte Vergonzo zu, dann trank er. Schloss die Augen und genoss das gestohlene Leben.


"Ganz grob gesagt geht es darum ein paar Kellergewölbe zu errichten, unter einem bestehenden Bauwerk. Die große Herausforderung besteht darin, dass die kompletten Arbeiten ohne Licht stattfinden müssten und auch davor und danach kein Lichtstrahl diese Räume erreichen oder berühren darf. Weshalb ich mich an euch wende, mein eigener Architekt dürfte damit so seine Schwierigkeiten haben... "
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Vergonzo Faro
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Auch der Bucklige prostete Ilario zu und trank dann aus dem Kelch, bemüht die Etikette einzuhalten.
Als Vergonzo dann erfuhr worum es sich dabei handelte, entstand eine lange Pause in der der Baumeister Ilario ansah.
Immer wieder kurz zuckten seine hellblauen Augen, was scheinbar daran lag, dass er das Gehörte bereits bewertete, sich geistig ansah und Lösungen fand.

"Ich verstehe das Problem was euer Baumeister mit diesem Projekt haben wird. Das Wissen Räume unter der Erde zu bauen ist seid den Römern verschollen gegangen. Doch ich hatte bereits Projekte mit so genannten Kellern, daher bin ich zumindest was das angeht guter Dinge."
Das alte Wissen über Kellerräume ist ein Thema das sich seid seiner Ankunft hier in Genua wie ein roter Faden durch die Zeit gezogen hat.
Es gab keine Kellerbauten, und keiner wollte sie, daher kann es keiner. Glücklich war der, der ein altes Haus aus der Römerzeit besaß, zu dieser Zeit waren Keller gebaut worden. Doch wie die Römer, ging auch das Wissen darüber verloren,...beinahe.
Doch seid er hier ankam, war die Nachfrage nach Räumen in der Erde stetig aktuell, scheinbar sollten diese Räume wieder in Mode kommen.

"Ein Gewölbe unter ein bestehendes Gebäude zu errichten ist ... sagen wir aufwendig,.." er schluckte kurz,"sehr aufwendig. Neben einem eifrigen Architekten und Baumeister wie ich es bin, bedarf es hier wikrlich nur die besten Arbeiter um so etwas zu bewerkstelligen.
Damit nicht alles einbricht, wird es nur möglich sein, Etappenweise zu bauen.
Was genau meintet ihr mit Licht, wenn ich fragen darf. Möchtet ihr das alles in tiefster Schwärze erbaut wird? Ihr werdet sicher verstehen, das man schon etwas sehen muss bei der Arbeit. Also würde ich es erstmal so verstehen, das ihr Sonnenlicht meint und somit Kerzen und Lampen zulässig sind. Aber bitte korrigiert meine Gedanken notfalls."
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ein feines Lächeln zierte des Lasombras Züge, leicht schüttelte er sein Haupt. "Nein werter Vergonzo, ich meinte es so wie ich es sagte: Kein Licht. Weder Sonne noch Flamme darf das Gewölbe erhellen. Weder zu Beginn, noch während oder nach dem Bau. Ihr versteht sicher weshalb ich mich an euch wende, mein eigener Architekt ist ein betagter Meister seines Fachs, noch dazu aus dem Orient... doch bedarf es für diese Aufgabe wohl jemanden der mehr als ein Menschenleben Zeit hatte sein Handwerk zu perfektionieren." Eine einladende Geste folgte, er wollte die Meinung des Nosferatu hören. Dachte Ilario sich doch, dass dies eine ganz besondere Herausforderung wäre. Eine die sich auch einem Vergonzo Faro nicht alle Nächte stellte und vielleicht dessen Ehrgeiz zu wecken vermochte. "Neben meinem blinden Architekten habe ich auch schon eine handvoll Handwerker erstanden. Männer die für das eine oder andere Vergehen geblendet wurden. Nicht von mir, ich beschloss lediglich ihrer Existenz einen Sinn zu geben, abseits des Schicksals eines Blinden."
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Vergonzo Faro
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Re: [1013] Verborgene Schatten [Vergonzo, Ilario]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo grinste.
Scheinbar hatte Ilario ihn direkt am Schopf des Ehrgeiz und Stolzes gepackt.
"Bitte, sehr verehrter Ilario, versteht folgende Worte nicht falsch." kurz machte er eine bedeutsame Pause.

"Bisher kam noch niemand auf die wahnwitzige Idee, ein Kellergewölbe unter ein bestehendes Gebäude bauen zu wollen, und das von Beginn an bis in alle Ewigkeit, ohne auch nur ein hauch von sanft rotem Glühen als Lichtquelle,....aus offensichtlichen Gründen. Ich würde für ein Projekt bürgen, dessen Ausarbeitung ich nie zu Gesicht bekommen werde."
Erneut machte er eine Pause, schien Ilarios Reaktion zu beobachten, ehe er weiter sprach.

"Und auch wenn vielleicht ein anderer diese Aufgabe argwöhnisch als Falle betrachten würde, so versichere ich euch, dass ich das ganz und gar nicht so empfinde. Einerseits habe ich keinen Grund euch zu misstrauen oder unbedachte Unterstellungen vorzuwerfen, aber vor allem.....weil ich diese Aufgabe annehme und bewältigen werde.Und zwar mit großer Freude."

Kurz rutschte er unruhig auf dem Stuhl hin und her.
"Doch ich gebe folgendes zu bedenken:
- um Licht auszuschließen, muss man einen Tunnel zum Ort des Geschehens errichten, was zusätzlich Zeit und Aufwand bedeutet
- selbst mit Lichtquelle, kann man Bauten unter ein Gebäude nur realisieren, indem man sich in Kleinarbeit Stück für Stück vor arbeitet, was die Bauzeit sehr strecken wird
- damit einer der Blinden meine Augen sein kann, muss ich mit ihm zuvor zusammen arbeiten um eine gewisse Verbindung untereinander aufzubauen, damit er mir mit seinen Händen als Augen beschreiben kann, was ich nicht sehe, um ihm dann die nötigen Arbeiten oder Korrekturen auftragen zu können
- das das Kellergewölbe die Last eines bestehenden Gebäudes von nicht zu unterschätzenden Lasten beansprucht wird, werden viele Stützen oder Säulen errichtet werden müssen
- sollte auch nur eine Stütze schrägt oder außermittig gebaut worden sein, besteht Lebensgefahr und Einsturz
- aus diesem Grund sollten die Stützen breiter und massiver geplant und gebaut werden, so dass sie trotz einer gewissen Deplazierung immer noch halten.
Ich möchte euch damit verdeutlichen das dieses Projekt mehr Zeit und mehr Geld kosten wird, als es vielleicht im Vorfeld den Anschein hatte."

Damit hatte er geendet und legte ausatmend die Hände in den Schoß.
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