[1013] Wahre Schönheit kommt von innen [Alain, La Strega, offen]

[Alain le Beau]

Wieder einmal lümmelt sich Alain auf einer der Kirchenbänke im Elysium San Donato. Er reibt sich die Stirn und seufzt sorgenschwer. Ab und an gleitet sein Blick über die wunderbaren Statuen, die sein Clansbruder geschaffen hat und dann hellt sich seine Miene für einen Augenblick auf. Aber im nächsten Moment ist er schon wieder in Trübsinn versunken. Die langen, schlanken Finger an seinem Kopf, das goldlockende Haar und die dramatische Pose seines Körpers geben seiner Gestalt etwas Feminines und zugleich lässt seine leichte Bekleidung keinen Zweifel daran, dass er ganz und gar männlich ist.

Es fehlt nur noch ein Publikum, um dieser Zurschaustellung von Elend beizuwohnen. Nach ewigem Schmachten - für Normalsterbliche ist etwa eine Viertelstunde vergangen - steht Alain plötzlich ruckartig auf. Tritt zu den Aushängen. Schüttelt den Kopf. Wandert durch den Raum. Nur, um dann frustriert wieder auf die Bank zu sinken. Wahrlich, die Welt ist ein elendiger Ort!

[La Strega]

Die unregelmäßigen Schritte und das Geräusch des Krückstockes auf dem steinernen Bodens mochten die Stille vertreiben. Die Wachen des Elysiums mochten noch so veruschen sich nichts anmerken zu lassen, doch sie spannten sich unwillkürlich an, als die alte Hexe an ihnen vorrüber ging. Uralter Aberglaube mochte man nicht so schnell aus dem Bewusstsein tilgen wie anderes.

Die alte Frau war fast vollständig in alte und schmutzige Lumpen gehüllt nur ihr hässliches Gesicht war der Welt enthüllt und verbreitete ein unangenehmes Gefühl. Da es in den letzten Tagen kaum geregnet hatte, brachte sie keinen Dreck mit in das Elysium, abgesehen von dem, was von ihren Lumpen auf den Boden fiel. Als die alte Hexe das Unwohlsein der Wachen bemerkte, begann sie leise und ständig vor sich hin zu kichern. Spitze gehässige Laute, die in der hallenden Akustik der Kirche das ein oder andere mal widerhallten.

Humpelnd und watschelnd bahnte sich ihr Weg in Richtung der Statuen, die sie fast augenblicklich angesteuert und in Augenschein genommen hatte. Das Kichern wich einem erbärmlichen Husten und man mochte sich nicht vorstellen, was da aus den tiefen verschrumpelten Eingeweiden ihres Körpers den Weg in ihre Mundhöhle suchte, doch anstatt es auszuspucken begann die alte Frau vergnügt darauf herum zu kauen, wärend sie schließlich vor den Statuen zum stehen kam und diese betrachtete.

Den lümmelnden Schönling schien sie nicht bemerkt zu haben.

[Alain le Beau]

Alain fläzt sich noch demonstrativer, als die seltsame Alte hereinwackelt. Als sie ihn aber völlig ignoriert, schiebt er frustriert die Unterlippe vor. Dann erhebt er sich geschmeidig und schlendert in ihre Richtung. Er bleibt einige Meter von ihr entfernt stehen und wartet darauf, dass sie ihn ihrerseits zur Kenntnis nimmt. Währenddessen fährt sein Blick über das abscheuliche Antlitz und er verzieht das Gesicht. Kratzt sich am Hinterkopf, offenbar unschlüssig, was er jetzt tun soll. Am Ende bleibt er bei seiner Warterei, nur ein leises Räuspern ist zu hören.

Es ist ein interessanter Kontrast: Der junge Schönling und die alte Hexe, wie sie da im Elysium beieinander stehen. Während Alains rosige Wangen ihn wie das pure Leben wirken lassen, bringt die seltsame Besucherin die Ahnung des Todes mit sich.

[La Strega]

Träge, so als wäre es mehr eine zufällige Bewegung, drehte die alte Hexe ihren hässlichen Kopf in Richtung des Schönlings und ihr Blick fiel auf Alain. Sie unterbrach das Kauen auf dem...Auswurf...und ihre leicht schielenden Augen weiteten sich. Mit hoher, krächzender Stimme begann sie zu sprechen.

"Ohooo...prächtig, prächtig..."

Brachte sie offenbar ihre Überraschung zum Ausdruck, wobei unklar war ob sie Alains Erscheinung prächtig fand oder den Umstand, dass sie nicht alleine war. Sie begann wieder zu kichern. Der ekelhaft lüsterne Blick inspizierte den Körper des Schönlings Zoll für Zoll.

"Seid gegrüßt...es ist überaus erfreulich, dass die alte Strega heute Nacht so hübsche Gesellschaft hat. Wie ist Euer Name?"

Die Stimme klang wie ein Eisenhaken, den man über eine Schiefertafel zog. Sie hatte den Auswurf heruntergeschluckt und grinste Alain an...offenbarte schiefe schmutzige Zähne in ihrem Mund.

[Alain le Beau]

"Alain, werte Dame, Alain vom Blute des Drachen, Kind des Konrad von Wolmar und Neugeborener." Er verneigt sich schwungvoll, was in diesem Fall wohl mehr als Schmeichelei zu verstehen ist, denn als exakte Befolgung des Protokolls. "Ich hätte nicht gedacht, um diese Zeit noch einer so... außergewöhnlichen Blume der Nacht zu begegnen." Er schenkt der Nosferatu sein strahlendstes Lächeln - und einen neugierigen Blick.

[La Strega]

Die alte Frau kicherte geschmeichelt und winkte ab.

"Ihr Schmeichler..."

Sie verneigte siche ebenfalls, wobei man für einen kurzen Augenblick Angst haben musste, dass sie dabei das Gleichgewicht verlor und vorne über kippte. Doch sie fing sich dank ihres Krückstockes.

"La Strega werde ich genannt...und ich bin Nosferatu...Neugeborene, wenn man das so sagen kann, wobei sich diese alten Knochen alles andere als neugeboren anfühlen."

Sie gluckste vergnügt über ihren eigenen Scherz. Dann blickte sie ihn eine Weile an, als kramte sie in ihrem Gedächtnis.

"Ihr habt ein außerordentlich hübsches Gesicht."

Der Ton bei diesem Kompliment war ein klein wenig merkwürdig...war sie neidisch? Kein Wunder bei ihrer Hässlichkeit.

[Alain le Beau]

"Werte Strega, es ist mir ein Vergnügen", schnurrt Alain in seinem melodischen Akzent. "Ich habe euch noch nicht hier gesehen - aber man nennt euren Clan ja nicht umsonst 'die Verborgenen'. Allerdings verbindet mich vieles mit eurem Clansbruder, dem werten Vergonzo Faro. Eine Schande, dass er euch nie erwähnt hat!"

Er reibt sich das Kinn und nickt, offenbar geschmeichelt. "Reine Handarbeit", sagt er nicht ohne Stolz. "Ich hoffe, es eines Tages noch weiter verfeinern zu können. Obgleich ich schon immer gesegnet war."

[La Strega]

"Werte Strega..."

Sie kicherte amüsiert.

"So hat man mich ja noch nie genannt...aber Ihr habt Recht, mein Clansbruder hat mich auch erst vor kurzem kennen gelernt. Auch ein recht hübscher Bursche und kräftig ist er...ja ja."

Dann blickte sie ihn mit einer Mischung aus Faszination und Neugier an.

"Handarbeit? Ihr meint, Ihr habt Euch selbst dieses Aussehen gegeben?...wie das?"

[Alain le Beau]

"Und talentiert ist der werte Vergonzo obendrein! Eine Zierde für eure Familie, fürwahr. Eine unter vielen." Er neigt das Haupt leicht, um das Kompliment zu unterstreichen.

Dann lacht der Tzimisce leise. "Das ist mein Geheimnis - ich bin ein Gestaltwandler, werte Strega. Wisst ihr denn nicht von den Gerüchten?"

[La Strega]

Sie grinste und präsentierte einmal mehr ihre schiefen und schmutzigen Zähne.

"Gerüchte...jaja die gibt es, aber Geheimnisse liebe ich natürlich mehr. Aber verstehe es, wenn Ihr Eure Geheimnisse für Euch behalten wollt. Aber vielleicht versuchen wir es ersteinmal mit Kleinigkeiten, was meint Ihr?"

Die Hexe beobachtete Alain ein wenig neugierig.

"Darf ich fragen, warum ihr in diese Domäne gekommen seid?"