[1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von La Vedova »

Da fiel Seinfreda noch etwas ein: "Ehe ich es vergesse. Wenn Ihr das westliche Mascharana beherrscht, so werden wir ja beinahe so etwas wie Nachbarn. Wie Ihr sicherlich wisst, stehen die Thermen unter meinem EInfluss. Natürlich seid Ihr und die Euren herzlich eingeladen, sie zu Euren Vergnügungen zu besuchen. Doch sagt, glaubt Ihr, es könnte zu Streitereien mit jenen kommen, die den südlichen Teil von Platea Longa beherrschen? Ich möchte solche Konflikte auf jeden Fall vermeiden und dachte mir, dass Ihr Euch sicherlich besser an dieser Grenzregion auskennt als ich?", fragte sie mit einem etwas besorgten Unterton. "Ich habe es mir zum Ziel gemacht, Badehäuser in allen Vierteln der Stadt zu errichten, um die Hygiene der Herde zu gewährleisten und Krankheiten vorzubeugen. Deshalb ist mir die Sicherheit der Thermen ein großes Anliegen."

Fasziniert lauschte sie Ilarios Erklärungen, strich sich nachdenklich über den Habit. "Das klingt nicht wie ein Ort, an den man gerne oder freiwillig gehen würde?", hauchte sie. "Wenn das alles stimmt, habt Ihr Euch großer Gefahr ausgesetzt? Der Abyss...ein Zugang zur Unterwelt?"
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Ilario
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Die Thermen, eigentlich wunderte Ilario sich ja, dass es da noch keine Anstrengungen anderer Kainiten gegeben hatte. „Hm, nunja solange sich in den Thermen niemand außerhalb der Via Regalis nährt wird zumindest keine Tradition gebrochen. Soweit mir bewusst ist sind die zwei einflussreichsten Kainiten in Platealonga meine verehrte Älteste und der hochverehrte Godeoc. Während die verehrte Acacia viel auf Reisen ist und sich vermutlich nicht an euren Thermen stört, sonst hätte sie wohl längst etwas unternommen, mag der Prinz der Gosse dort für Ärger sorgen falls die Nosferatu euch wirklich nicht wohlgesonnen sind. Falls es soweit kommt, beispielsweise kriminelle Aktivitäten in unmittelbarer Umgebung der Thermen zunehmen, sollten wir darüber noch einmal sprechen. Ich hoffe jedoch, dass dies nicht nötig sein wird.“ Ilarios Leute hätten es von Mascharana aus nicht weit, sollte sich die Wache Platealongas im Wegschauen üben.
Düster nickte Ilario, es war gefährlich gewesen, dort an jenem Ort. Aber auch notwendig.
„Gewissermaßen sah ich mich gezwungen mich dieser Gefahr auszusetzen, die Alternative erschien mir wesentlich bedrohlicher… Ich ließ mich zu Annahmen verleiten, jemand wollte mich für seine Zwecke nutzen, doch letztlich wurde die Täuschung offenbar und meine Suche geht weiter…“ Antwortete der Lasombra kryptisch, ehe er knapp erläuterte: „Was genau der Abyss ist, wissen vermutlich nur sehr wenige und es gibt vermutlich so viele Theorien wie Gelehrte die sich damit beschäftigen. Tatsächlich glaube ich, dass der Abyss wenig mit dem zu tun hat was wir klassisch als Unterwelt bezeichen, dorthin gehen zumindest nicht die Seelen der Verstorbenen.“
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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La Vedova
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda nickte zustimmend. Sie schätzte die Situation ähnlich ein. "Das hoffe ich ebenfalls. Wohin ist Eure verehrte Älteste denn unterwegs? Geht sie ebenfalls solchen gefährlichen Forschungen nach oder handelt es sich mehr um Politik und Höflichkeit?"
Seinfreda hatte in ihrer Zeit hier in Genua noch nicht viel mit Acacia zu tun gehabt. Allerdings wunderte es sie, dass die Hüterin abwesend war. "Ich nehme an, sie hat die Verantwortung über das Elysium für die Zeit ihrer Abwesenheit an jemand anderen diligiert?", fragte sie deshalb nach "An Euch? und die Täuschung...Ihr habt sie durchblickt? Das ist gut. Oder war die Einflussnahme EInbildung?"
Die Kappadozianerin zweifelte nicht daran, dass sicherlich einige Interesse daran hatten, den Lasombra zu beeinflussen, auf welche Weise auch immer.

"Der Abyss..", wiederholte sie dann nach nachdenklich. "Irgendwoher kommt mir das bekannt vor, aber ich kann es nicht zuordnen. Davon abgesehen begegnete mir auch in der nordischen Mythologiedie Vorstellung einer Art Unterwelt...Helheim, wo die zweigesichtige Göttin Hel herrscht.", sie lächelte kurz "Unsere werte Liktorin Amalia erinnerte mich zu Beginn ihrer Zeit in Genua an diese alten Mythen und rief sie wieder in mir wach. Helheim ist nicht wie die Hölle der Christen oder der Hades der Griechen, sondern ein Reich im Verborgenen. Doch natürlich ist auch dies ein Ort für die Seelen jener, die nicht im Kampf fielen...Interessant, wie alle Völker die Vorstellung dieser Untwerwelt teilen, sogar die Heiden. Womit hat der Abyss Eurer Meinung zu tun, wenn es sich um keine der genannten Unterwelten handelt?"
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Ilario
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von Ilario »

„Die verehrte Acacia wird sich auf ihren Reisen wohl beidem widmen. Auch wenn Politik und Höflichkeiten sicherlich den größeren Anteil haben werden. In ihrer Abwesenheit hat sie mir, als Älteste meines Blutes in Genua, die Aufsicht über das Elysium gegeben. Ebenso dem verehrten Blutvogt und Ersten Wächter San Donatos. Daher finden sich, sofern die verehrte Hüterin gerade nicht in Genua weilt, sowohl meine Schatten als auch des Nordmanns Männer im Elysium.“ Ein Umstand den Acacia zwar als Ehre hatte verkaufen wollen, was es sicherlich irgendwie auch war, aber mittlerweile eher eine unliebsame Pflicht für Ilario schien.

Seinfredas Nachfrage bezüglich der Täuschung ließ ihn grimmig lächeln.
“Durchblickt? Zum Teil ja, gewissermaßen habe ich begonnen den ersten Schleier zu lüften. Die Ränke der Alten sind stets vielschichtig, aber ich hoffe in den kommenden Jahren mehr zu durchschauen.“

Innehaltend überlegte der Lasombra, wo hatte er diesen Begriff schon einmal gehört? Von Brimir? Die Neugier, das Interesse an Mythen und anderen Kulturen spiegelte sich förmlich in seinen meergrauen Augen.
„Helheim? Erzählt mir mehr davon… Was hingegen der Abyss ist, darüber streiten die Gelehrten meines Clans seit Jahrtausenden. In meinen Augen ist es das, was vor der Schöpfung war. Die lichtlose Finsternis.“
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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La Vedova
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von La Vedova »

"Das ist eine große Ehre", sagte Seinfreda mit aufmerksamem Blick. Sie beneidete keinen um das Amt des Hüters. Dass Brimirs Männer nun für diese Aufgabe angestellt worden waren, überraschte sie nicht besonders, gefiel ihr aber auch nicht. Es waren Nordmänner und sie befanden sich hier immernoch in einer christlichen Kirche. Brimir hatte seinem alten Glauben nie abgeschworen und Seinfreda fühlte sich in seinr Nähe stets an die alten Zeiten erinnert. So lange er seinen Riten im Wald nachging, hatte sie damit kein Problem, im Gegenteil. Seine heidnischen Hunde in San Donato zu stationieren hingegen...Sie runzelte etwas unzufrieden die Stirn.

Dann jedoch sprach er sie auf die Helheim an und ihre Miene lichtete sich wieder. Ihr Blick richtete sich nachdenklich nach oben, als erwarte sie an dem Kirchengewölbe die Edda in Futhark-Runen geschnitzt. EIn sanftes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, ein seltener Anblick. Ihre sonst angespannt gefalteten Hände fielen zur Seite, mit einer Hand strich sie das Tuch um ihrem Kopf zur Seite, als bräuchten ihre Gedanken Raum oder als fiele es ihr schwer in ihrer Nonnentracht die alten Lieder ihrer Ahnen im inneren Ohr zu vernehmen. Die sonst so oft verborgene rote Haarpracht kam zum Vorschein und ließ sie auf einmal viel weniger wie eine Nonne aussehen.

"Helheim...", wiederholte sie nachdenklich, auf einmal klang ihre Stimme dunkler und weicher mit rollenden Vokalen. Fremdländische Worte sprach sie mit anderer Betonung aus. "Meine modirwar eine bessere sagaskalda als ich. Sie war eine Völva und kannte die Gesänge der Skalden. So erzählte sie mir einst von der Helfahrt Brunhilds nach ihrem Tode und von Baldr, der versuchte aus Helheim zu fliehen. Aber auch Odin besuchte die zweigesichtige Göttin einmal ohne zu sterben.. Die Weissagung der Seherin berichtet von Ragnarök...", sie hielt kurz inne "Ragnarök ist nicht bloß das Ende, sondern auch ein Neuanfang...Eine neue Ordnung...Doch wovon Ihr sprecht...das Abyss...", sie schüttelte den Kopf "Das ist das gap ginnunga!"
Nun sah sie Ilario wieder an, ihre Augen beinahe aufgerissen, offenbar war ihr gerade etwas eingefallen.
"Das Ginnungagap...die Kluft der Klüfte, die Leere des Anfangs...Ár var alda þar er Ýmir bygði, vara sandr né sær né svalar unnir, jörð fannsk æva né upphiminn,gap var ginnunga, en gras hvergi..."
Eine ganze Weile stockte sie, dann begann sie langsam zu übersetzen und zu erklären. "Es war der Anfang der Zeit und dort war Ymir, der Riese...das erste Leben. Er hatte beide Geschlechter und war geboren aus Gletschereis und Feuer...Es gab damals weder Sand noch Meer noch Salzwogen, keine Erde und auch keinen Himmel, kein Gras...nur grundlose gähnende Leere, die Leere des Anfangs, die Kluft der Klüfte, Ginnungagap!"

Die Nordfrau griff sich an sie Stirn und blickte wieder angestrengt nach oben, um sich zu erinnern. "Die Elivagar kamen aus Nilfheim und aus Musoellsheim die Glut. Aus den Tropen entstand der Riese... dort wo Feuer und Wasser zusammentrafen. Auch Audhumbla entstand dort und nährte Ymir... Seine Söhne töteten ihn schließlich und legten ihn in die Kluft der Klüfte und aus ihm entstand die Welt..."

Seinfreda schüttelte sachte den Kopf "Aber das ist bloß, was die Sagas erzählen..."
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Ilario
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Re: [1013] Ein Brief im Mondschein [Ilario]

Beitrag von Ilario »

Eine Weile noch unterhielten sie sich über die finstersten Mythen des Nordens. Ilario empfand es als höchst interessant wie nah manche Legenden der vermuteten Wahrheit kamen, vor allem da die Heimat der Nordleute fernab von den Zentren seines Clans lag.
Nach einer Weile verabschiedete er sich und beide blickten zukünftigen Treffen entgegen.
Zusammenfassung:

Nachdem ihn ein Brief der Kappadozianerin erreicht hat treffen sich Seinfreda und Ilario im Elysium. Sie besprechen die Wahl eines gewissen Embriaci zum Senator in Domus und handeln ein Abkommen aus. Seinfreda lässt die Embriaci in Ruhe und Ilario ihre Senatoren, ebenso unterstützen sie die Wahl der jeweiligen Nachfolger ihrer Leute in Domus. Darüber hinaus schließen sie einen Handel darüber, dass Ilario ihre Bestrebungen in den Mondsenat zu kommen unterstützt und Seinfreda in ferner Zukunft seinen Anspruch des westlichen Mascharana als Domäne. Wenn es soweit ist. Weitere Themen sind Gaius, dessen Fall und die Bemühungen ihn auszulösen, die Gerüchte um Rothaarige sowie die Schattenlande. Zum Schluss fragt Seinfreda nach Möglichkeiten Ilarios ihr beim Schutz der Therme behilflich zu sein. Sie finden eine diskrete Einigung (Chat/Vermerk im Charakterforum)
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